Mein Busen-Freund.....


...mein Armin, den ich beruflich sehr mochte, auch als Freund für allgemeine Belange.
Armin hatte eine spezielle Art, er wirkte auf andere Weise etwas abgedreht - seine Überkorrektheit fiel in seinem Tun und Handeln auf.
Armin, ein hochbegabter Maler und Grafiker, der Zeichnungen stapelte und nie an die Öffentlichkeit brachte. Seine Familie damit nervte, seinen Beruf nachging und zu Hause keine Ordnung fand.
Irgendwann traf ich ihn beim Surfen an einem kleinen See, bei dem man nie vor 11 Uhr dasein mußte, denn da herrschte Flaute.
Es war an einem Sommertag - Ferien - ich auch in Urlaub und Armin saß am Strand und malte Bilder in den Sand.
Meine Söhne versuchten sich im Surfen und ich schlich mich an Armin ran.
Leise schaute ich ihm über die Schulter, sprach ihn an, ein freundliches offenes Hallo war sein Reflex.
Nachdem er Gemälde im Sand erstellte, war mein Gedankengang sofort gespitzt.
Ich arbeitete in einer Textildruckerei - wir suchten nach einem Grafiker - der auch von Papier auf Textil umstellen konnte.
Ich schleppte Armin zu meinem Chef. Das Ding war gebont.
Und Armin und ich wurden zu einem Team, was in Grafik und Umsetzung der Farben sowas von fantastisch war - wir zwei waren das Dream-Team in dieser Branche.
Er konnte zeichnen - ich die perfekten Farben dazu mischen und auch miteinander noch übereinander legen.
Wir ergänzten uns in wunderbarer Weise - bis Armin Multiple Sklerose bekam.
Es ging von gleich auf jetzt.
Der Stift in sener Hand fing an zu zittern - die Beine machten, was sie wollten
und liefen ihm davon.
Armin, komm, wir gehen surfen, Du bist zu sehr angespannt......
nein, das Urteil stand fest - er hatte MS.
Eines abends kam er zu mir nach Hause und schüttete seine Seele aus.....
ein furchtbarer Abend - seine eigene Frau und Sohn nahmen in nicht ernst. Sein Sohn schmiß ihn auch noch die Treppe runter, weil er verschwinden sollte, den Koffer auch noch hinterher und so stand Armin vor meiner Tür.
Die Couch wurde aufgeklappt, das Bettzeug hingelegt, doch mein Armin saß in meiner Küche und mußte reden.
Irgendwann entstand eine Pause und ich rief seine Frau an........hojaho, da war Musik am Telefon.
Armin, Du bleibst hier!
Am nächsten Tag ging ich zum Chef...laber,laber und noch mehr, doch Armin blieb vorerst bei mir.
Irgendwas mußte geschehen, denn so konnte man diesen Menschen nicht sitzen lassen.
Kurz entschlossen rief ich seine Mutter an, die im Schwarzwald wohnte, aber kein gutes Verhältnis mit ihm hatte. Ich beratschlagte mich noch mit meinem Chef und wir schritten zur Tat.
Armin wurde in den Schwarzwald verfrachtet, mit dem Auto unseres Chefs, Mutter hatte im gleichen Haus eine Wohnung angemietet und kümmerte sich nun um das Nervenbündel.
Das ging nicht lange gut - Hund und Katze wären ein Traumpaar gewesen.
Wir beide telefonierten nur.......und was ich hörte, zog mir das Herz zusammen.
Und an einem Ostertag hat er seinem Leben ein Ende gesetzt.......
er hat sich vergiftet und rief mich dabei an.
Per Telefon erlebte ich die letzten Stunden mit ihm mit und hörte ihn noch hauchen....liebes Moni, meine beste Freundin---jetzt ist nichts mehr zu reden--ich gehe....
mein Armin war verstorben und ich mit dem Telefonhörer in der Hand....

auch eine Ostergeschichte....
die ich nie vergessen werde.
Euer Oster-Finchen

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Kommentare (3)

christl1953 Du hast ihm aber so lange er lebte gezeigt,daß es Menschlichkeit und bedingungslose Freundschaft gibt.Das zu wissen hat ihn bis zum Tod am Leben gehalten!
Oft ist es ja so,daß Menschen zeit ihres Lebens nicht richtig in ihren Werten erkannt werden. Jeder ist einfach einmalig in seiner Art! Du hast so ein großes Herz lb.Finchen und deshalb wirst Du niemals alleine sein,
schon gar nicht,weil Du deinen Kindern das so vorgelebt hast!
inge43 finchen, das hast du so bildlich geschrieben, dass ich mir jede situation vorstellen konnte. die kälte mancher menschen ist erschreckend. ich verstehe ihn, dass das leben nicht mehr lebenswert war.
herzlichen gruß ingrid
Traute das ist ja entsetzlich, ein ganz naher Verwandter hat das gleichen Urteil bekommen.
Ach, gab es denn nichts, was diesen Sonderling hätte noch zum Bleiben bewegen können?
Sicher nicht. Solchen Genauigkeitsfanatiker kennen nur perfekt, auch wenn es um sie selber geht, schade.
Wir sollten uns uns und unsere Mitmenschen, mit ihren Eigenheiten mögen, was ist denn schon dabei, wenn alle ein bisschen anders schrullig sind?
Eine ergreifende Geschichte hast Du wieder geschrieben.
Mit österlichen Grüßen,
Traute

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