Trost

---- Du sprichst mit jemandem, einem guten Freund zu Hause in deinem Wohnzimmer. Du sprichst mit jemandem, einem Unbekannten, in der Eisenbahn – über das Wetter, Fußball, den Politiker A und Filmdiva B.
---- Und plötzlich, ohne Übergang, sagt der andere: Ich habe Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium oder: Letzte Woche hat mich meine Frau verlassen, und da sitze ich nun allein mit unsern 3 Kindern,
---- Wie reagierst du? Tust du so, als hättest du nicht verstanden? Lenkst du ab auf irgendetwas, was sich vor dem Fenster abspielt? Sagst du: Ich sehe gerade, es ist schon 4 Uhr, und da muss ich …
---- Oder gehst du auf dein Gegenüber ein? Mein Freund hat mir neulich erzählt … Berichte doch mal genauer, ich bin zwar keine Fachmann, kann dir also keinen fachlichen Rat geben, aber ich kann dir zuhören.
---- Bist du schon in die Situation geraten, Trost spenden zu müssen? Hast du dich selbst anderen anvertraut in der Hoffnung, Trost zu finden?


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Kommentare (26)

Distel1fink7

Ich habe im Hospiz gelernt, dass man auch Trost geben kann,
wenn man nur zuhört, reden lassen
, zusammen schweigen dürfen.

Das ist jetzt schon lange vorbei, jetzt brauche ich auch Trost.
Den mir zu geben ist schwer. Ich bin m,it kleinen Gesten zu-
frieden. Kann nicht verlangen, dass man mir mehr geben kann,,
denn zu verstehen, wie man sich fühlt, wenn man sein 2.Kind 
verloren hat, ist nicht möglich.

Distel1fink7

taralenja1.11.

@Distel1fink7  


liebe Distel1fink7
ich kann deinen schmerz nicht nachfühlen, aber ich kann mich leise zu dir setzen und dir meine hand reichen. du kannst sie nehmen oder ich lege sie dir auf den arm. und dann bin ich einfach da.

💚lichst
liane von taralenja und familie


 

silesio

@Distel1fink7  
Das durchmachen zu müssen, gehört wohl mit zu dem Schlimmsten, was einer Frau passieren kann.
Als Mann sollte ich mich da von vorn herein zurückhalten - zunächst einmal. Aber ebenso sicher ist, dass gerade du Trost brauchst.
PS Übrigens könnte ich dir eine ähnlich traurige Geschichte von mir berichten
Christoph

taralenja1.11.

lieber christoph,
hier ist schon sehr viel zu deinen gedanken geschrieben worden , aber wir möchten etwas zu dem bild schreiben. es ist uns sofort aufgefallen, da haben wir deinen text noch gar nicht gelesen. wir schauten uns lange dieses bild an, weil es so etwas ganz beschützendes, geborgenes für uns vermittelt. dieses gefühl ist etwa ganz wertvolles. wir danken dir, dass du dieses bild uns zeigst.

💚lichst
taralenja und familie

silesio

@taralenja1.11
Du hast rechte, auch mir stach dieses Bild unter vielen anderen direkt ins Auge.
lles Gute wünscht aus GB
Silesio
.  

Lerge

Lieber Christoph,

bei diesem Thema fällt mir ein ur-altes Erlebnis ein:
Auf der Flucht 1945 irgendwo im Wald an der tschechischen Grenze tauchte eine Truppe sowjetischer Soldaten auf, die uns unser ärmliches Gepäck wegnahmen und anfingen, darin nach Waffen zu suchen. Hätten die was gefunden, wer weiß, wie es uns ergangen wäre.
Ich hatte so eine Angst, daß ich laut aufheulte .....
Da nahm einer dieser Soldaten mich auf den Arm, streichelte mich, wiegte mich hin und her, tröstete mich, und tat alles, um mir meine Angst zu nehmen. Als er mich wieder auf den Boden gestellt hatte, befahl er der Truppe, uns in Ruhe zu lassen. Das habe ich nie vergessen.

Me1945.jpg

Gruß, Lerge

silesio

@Lerge  
Ich bestreite nicht, dass es 1945 unter Polen und Russen auch hilfsbereite Personen gegeben hat, leider haben sich mir besonders die anderen eingeprägt, um nicht zu sagen, eingebrannt
 

Syrdal


Nur allzu oft werden solch persönlich schwerwiegende „Spontanmitteilungen“ geflissentlich „überhört“ oder mit nervös-nichtssagenden Floskeln beiseite gewischt. Ein wirklich Anteil nehmendes Zuhören (auch mit sparsam „passenden“ Nachfragen) ist nur selten der Fall. Doch sei hier ein gewichtiges Wort von Albert Schweitzer genannt: „Das Wenige, das du tun kannst, ist viel – wenn du nur irgendwo Schmerz und Weh und Angst von einem Wesen nimmst, sei es Mensch, sei es irgendeine Kreatur.“

Daran erinnert
Syrdal

chris33

@Syrdal 
❤️❤️❤️❤️❤️

silesio

@Syrdal
Wenn jemand Ahnung  von der Sache hatte, dann war es der Urwaldarzt A. Schweitzer,
Wenig kann hier sehr viel sein und außerdem vielleicht das einzig Mögliche.
Danke für deinen Hinweis
Christoph

Lerge

Ein langer und inzwischen recht alter Freund hat kürzlich seine geliebte Frau verloren.
Die Langzeit-Erinnerung dieses Freundes ist hervorragend, aber sein Kurzzeit-Gedächtnis funktioniert nicht. So verbringt er seine Tage damit, seine Frau zu suchen und sich große Sorgen um sie zu machen. 

Wir trafen uns öfter mit beiden in einem Café und stellten fest, daß sie gerne eine gewisse Gebäcksorte aßen. Deshalb machen wir jetzt öfter einen Besuch bei diesem Freund, der sein Haus nicht mehr verlassen kann, und nehmen dieses Gebäck mit. Sobald wir zusammensitzen, wundert er sich, warum seine Frau nicht erscheint und ruft laut nach ihr. "Habt ihr sie nicht gesehen", fragt er uns. Und dann trösten wir ihn mit der Antwort, daß er sich keine Sorgen mehr machen muß, weil sie ihm vorausgegangen ist... (er weiß, was wir meinen).

Und damit ist er sofort in seiner so lebendigen Erinnerungs-Welt, erzählt strahlend von früher, Eltern, Studium, Beruf, Reisen, und läßt damit auch seine liebe Frau immer wieder lebendig werden. Und weil er im Krieg ein Jahr lang mit seiner Mutter aus London nach Wales umgesiedelt wurde, singt er jedes Mal zum Abschied fröhlich die walisische Nationalhymne und winkt uns dann ein frohes Bye-Bye aus dem Küchenfenster.

Und damit bis zum nächsten Besuch........
 
Lerge

silesio

@Lerge
Auch ich glaube, dass so ein kleiner Trick erlaubt ist. Die Frage in dieser Situation bleibt ohnehin: Was ist, was war Wahrheit?
Schön das Bild von den beiden Booten, die bewegungslos auf dem Trockenen liegen, aber doch eines Tages ihre Aufgaben wieder erfüllen weren.
(wie es übrigens jetzt auch schon au dem wasserreichen Amazonas geschieht)
 
Silesio

Lerge

@silesio  
Die beiden Boote hatte ich entfernt, weil ich hier nicht am Thema vorbeireden wollte. Aber jetzt füge ich sie nochmal ein:

Tony picture.jpg

silesio

@Lerge
In der Tat finde ich sie jetzt nur noch hier.
Und da bekommen sie einen anderen Sinn: Ruhe bei Ebbe vor der regelmäßigen Flut
 

Globetrotter

Für mich kann ich das mit "Ja" beantworten, ich habe oft Trost gespendet. ich glaube von mir, zumindest auf Kinder den Eindruck zu machen, man könnte mir sein Herz ausschütten. Viele sehen mich als vertrauenswürdig an. Dann nehme ich mir auch die Zeit und höre zu. Rat kann ich nicht immer geben, aber eine Umarmung oder auch nur das leichte auflegen meiner Hand, auf Schulter oder Arm hilft dann schon manchmal.

silesio

@Globetrotter
Du tust, was du kannst.
Das merken die Unglücklichen offenbar, und das genügt
 

Winterbraut

Meine Erfahrung ist, dass ich am besten Trost spenden kann, wenn ich mir Zeit nehme und zuhöre. Wirklich zuhöre...nicht auf das Handy schiele oder an die Zubereitung des Essens denke.

                    ---------------------

Wenn ich mal down bin, tut es gut, jemanden zu wissen, den ich anrufen und/ oder schreiben ,sprechen kann, wenn ich Trost suche.

Liebe Grüße
Ingrid

silesio

@Winterbraut
Wer jemanden hat, mit dem er offen sprechen kann, auch wenn es hur via Telefon oder Internet geschieht, ist ohne Zweifel besser dran, ja, so wage ich einmal zu sagen, wird sich gar nicht so untröstlich fühlen.
Möge uns allen aber diese Situation erspart bleiben!
Christoph
 

Sommerzauber

Wie man jemanden tröstet, kann man nicht so pauschal sagen. Es kommt auf die Situation, die Personen an....
Vor kurzem haben zwei Freundinnen von mir geliebte Menschen verloren, eine ihren Mann, eine ihre Tochter. Da haben wir uns nur in den Arm genommen, was soll man bei diesem Leid auch sagen? Darüber hinaus zuhören, auch wenn vieles mehrfach erzählt wird, einfach da sein........
Katharina

silesio

@Sommerzauber
Anwesend sein, mit oder ohne Worte, ist der erste Schritt.
Intensive Gespräche können und sollten folgen. Den Partner zum Reden bringen, das erleichtert und befreit ihn
Christoph
 
 

ehemaliges Mitglied


Viele Menschen haben mir ihre Probleme, ihre Nöte, ihre Geschichten erzählten, besonders die ganz traurigen. Warum das so ist, weiß ich nicht.
Zuhören und ein paar Fragen stellen, war oft genug, damit sich die Perspektiven ein klein wenig verschieben und ein Fünkchen Hoffnung in Sicht kam.

Manchmal brauchte es auch gar nicht viele Worte, weil Tränendämme schon am bersten waren... 
Es kann tröstlich sein, wenn jemand bereit ist, Zeuge des seelischen Schmerzes zu werden und man einfach für eine Weile schwach sein darf.
Aber nichts Neues habe ich da geschrieben...


nachdenkliche Grüße
WurzelFluegel

 

silesio

@WurzelFluegel  
Nichts Neues vielleicht, dennoch wichtig, weil es auch hier im ST Mitglieder gibt, die es nicht glauben können, dass es hilft, sich anderen anzuvertrauen
Christoph

JuergenS

und ich lerne gerade dazu, weil ich kein Rezept hätte.

silesio

@JuergenS
Kurzantwort: Nah sein, Nähe ertragen, auf (schwache) Zeichen beim Gegenüber achten 

chris33

Mitgefühl und Trost, lieber Christoph koennen nicht nur für Familie und Freunde, sondern auch für unbekannte Menschen von großer Bedeutung sein, wer weiss das besser als du? 

Das Zeigen von Empathie und das Anbieten von Trost an Fremde in schwierigen Situationen zeigt ja auch, dass wir als Gesellschaft fähig sind, einander in Zeiten der Not zu helfen. 

Durch meine Jahrzehnte lange Arbeit in unterschiedlichen Krankenhäusern, ist das Anbieten von Trost  und Anbieten von Freundlichkeit (du wirst erstaunt sein) 😀fuer mich selbstverständlich, wenn gewünscht. 

Ich denke gerade an mein 18-jaehriges Katzenmaedchen:
Auch Tiere, insbesondere Haustiere reagieren auf Trost, wenn sie verängstigt sind oder Schmerzen haben. Liebevolle Worte und Fürsorge tragen bei Mensch und Tier dazu bei, eine positive Wirkung aufs Wohlbefinden zu haben

meint

Chris33 

silesio

@chris33
Ja, das Anbieten von Trost gibt es, in Kirchen, auch gegen Bezahlung und erfreulicherweise auch von vielen Privatpersonen. Die wichtigste Kunst (von können abgeleitet) ist wohl, ein Gefühl der Nähe zu erzeugen.
PS Zu Tieren kann ich aus Mangel an Erfahrung nichts sagen. Aber liebe volle Worte mögen auch da helfen
Silesio
 


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