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Aktuelle Themen Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.

RE: Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 14.12.2019, 08:58:36

@Karl

Statistiken sind immer mehr oder weniger Zufallsergebnisse.

Es kommt darauf an, WER sie zusammenstellt ,welche Ursachenforschung zugrunde liegt und auch, welche Intentionen hatte der Hersteller.

Ich bin gar nicht wissenschafts-gläubig (wie Du?) und ich mag auch nicht,
wenn mein Verstand einer Statistik geopfert werden soll.
(nicht allzu ernst nehmen!).

Zur Ergänzung:
mir ging es gar nicht so sehr um das Bild von Gewalt allgemein, sondern mir ging es um die Messerstechereien heutzutags im Gegensatz zu eben früher in meiner Erinnerung.

Clematis


 

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.
geschrieben von dutchweepee
FRÜHER WAR ALLES BESSER ist ein subjektiver Irrglaube. Die aktuelle Wahrnehmung ist immer schärfer und frühere Missstände werden größtenteils ausgeblendet. Das Bildungsniveau ist heute allgemein höher als noch vor hundert oder gar zweihundert Jahren. 

Damals hatten Minderjährige gar keine Lobby. Die Magd wurde vom Bauern benutzt und gleich danach vom Knecht. Auch beim städtischen Proletariat war es nicht besser. Der Herr Kommerzienrat "besuchte" das Dienstmädchen und schickte sie dann rücksichtslos zur grausamen Abtreibung.

Vom damaligen Wortschatz ganz zu schweigen. Auch die sogenannten Eliten waren alles andere als vornehm im gewöhnlichen Umgangston und den Sitten. Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung. Schon durch die große Anzahl kriegserprobter Männer. Durch die Polizei wurde nahezu gar nicht ermittelt. Man griff sich den erstbesten armen Schlucker, gab ihm drei Flaschen Rum und hängte ihn auf.

Verfallt jetzt bitte nicht in die Gartenlauben-Groschenheft-Romantik, wenn Ihr von "Früher" schreibt.
pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.
geschrieben von pschroed
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.12.2019, 11:17:52


Ich denke, dass beides stimmt, wir müssen darüber reden, denn nur dadurch, dass Gewalt vermehrt ans Licht kam, hat sich die Gewalt an Frauen und Kindern stark verändert.

Die Beschäftigung mit Thema macht aber auch Angst, wie Karl schreibt
Ich behaupte mal, sie macht deshalb Angst, weil sie häufig plakativ und wenig differenziert betrachtet wird.

Außerdem haben Medien, bzw. Gruppen von Menschen großes Interesse daran mit unseren Gefühlen zu spielen. Ein sehr mächtiges Gefühl ist die Angst.

 
Hallo WurzelFlügel.
Auf jedenfall ist es ein Teil der Strategie der Rechten sowie den Populisten und diese haben einen sehr grossen Erfolg damit , fragt sich nur, warum funktioniert das so einfach, wird eine Lüge einigemale hintereinander wiederholt schon glaubt es eine grosse Anzahl der Bürger, man nehme nur Boris Johnson der seine Wahl fast nur mit Lügen gewonnen hat.
Oder der Frauenverachter Trump, kein Präsident hatte jemals die Frauen so wenig respektiert und trotzdem wird er von vielen Frauen gewählt.
Solche Führungs-Populisten  öffnen die Schleusen in Richtung Verrohung,
Phil,

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RE: Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pschroed vom 14.12.2019, 11:41:59

warum das funktioniert?
weil Menschen bereit sind "Autoritäten" zu glauben, auch Zeitungen und Fernsehen wird fast alles geglaubt...

ich persönlich denke, dass es die gekonnte Mischung von ein bisschen Wahrheit und viel Falschmeldung ist
das ist auch der Grund, warum es so mühsam ist diesen Populismus zu widerlegen, weil ein kleines Fünkchen Wahrheit noch dabei ist
WurzelFlügel

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.
geschrieben von werderanerin

Die Verrohung von Gesellschaften hat immer etwas damit zu tun, wie Menschen behandelt werden. Ich behaupte sogar, dass es so etwas schon immer im Zeitalter der Menschheit gab, vielleicht war dies im dunklen Mittelalter sogar noch abschreckender und bestialischer. Es ging ums blanke Überleben, Jeder war sich selbst erstmal am nächsten, Andere spielten kaum eine Rolle.

Heute ist die verbale Verrohung gewissermaßen "salonfähig" geworden, es ist tagtäglicher Alltag !

Ganz schlimm finde ich, dass ja selbst Gerichte Urteile fällen, die regelrecht dazu animieren, beleidigend zu sein (siehe Berliner Verwaltungsgericht im Kühnastfall). Kann ja nix passieren, frei nach dem Motto, weiter so, das muss ausgehalten werden.
Das anonyme Internet kommt hinzu, hier kann man sich verstecken und so richtig vom Leder ziehen. 

Eine gute Erziehung hilft da der weile wohl nur noch bedingt, denke ich, die Gruppendynamik fordert ja regelrecht dazu auf, mitzumachen, sonst ist man außen vor und der Depp.

Beleidigungen sind gesellschaftsfähig und werden kaum noch geahndet. Die Folgen derartiger Entwicklungen sehen wir eben heute tagtäglich.
Die Achtung vor einem Menschenleben ist nur noch gering, der Besitz von Waffen aller Art steigt besorgniserregend an. Menschen,  wie Trump, Putin, Erdogan, Orban befeuern alles nur noch mehr, alles heizt sich immer mehr auf und das weltweit !

Respekt, Achtung sind fast zu Fremdwörtern geworden. Man kann alles sagen, machen und tun...und das wird dann auch gemacht. Hemmschwelle = Null !

Das hat aber nichts oder fast nichts mit psychisch kranken Menschen zu tun, die ja nicht alle zu Tätern werden.  Wer das behauptet, weiß nichts von psychischen Krankheiten.

Die Verrohung wird weiter fortschreiten !

Kristine

RE: Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 14.12.2019, 11:36:21

@dutsch

das war jetzt aber ein Rundumschlag von Dir.

Völlig überflüssig, denn davon hat hier niemand geschrieben.
Hauptsache: mal wieder Wirbel verursacht.

Clematis
 


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RE: Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf werderanerin vom 14.12.2019, 12:02:24
Das hat aber nichts oder fast nichts mit psychisch kranken Menschen zu tun, die ja nicht alle zu Tätern werden.  Wer das behauptet, weiß nichts von psychischen Krankheiten.

Kristine
Kristine, ich stimme deinem Beitrag im Großen und Ganzen zu. Falls du aber mit dem letzten Satz mich gemeint haben solltest, möchte ich nur darauf hinweisen, dass ich das nie behauptet habe. Wenn du meine Beiträge dazu genau liest, stellst du das fest.
Gruß Marina
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.12.2019, 12:08:09
?
aixois
aixois
Mitglied

RE: Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.
geschrieben von aixois
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.12.2019, 11:17:52

Ich sehe auch in der Anonymität der sozialen Medien eine der Hauptursachen der Verrohung der Sprache. Es macht schon einen Unterschied ob ich z.B. einem Ortsbürgermeister einen Brief schreibe (der mich womöglich kennt) und ihn eine 'blöde Sau' nenne, oder dies in den sozialen Medien tue, ohne Namensnennung und ohne jegliche Folgen, bis auf die, dass unter den Mit-Lesern ein Gebrauch von Sprache 'salonfähig' wird, und diese Sprache allmählich in die  'reale' Welt überschwappt, wo der Gebrauch solcher "schmutzigen" Worte allgemein Tabu war, sich nicht 'gehörte'.

Die oft gehörte Auffassung, dass es früher ja auch nicht besser war und schon die alten Ritter sich heftigster Kraftausdrücke bedienten, das Faustrecht herrschte, Leute am Pranger bespuckt wurden und  oft mit vermeintlichen oder echten Delinquenten „kurzer Prozess“ gemacht wurde usw., verkennt, dass die Gesellschaft sich weiter entwickelt hat und eben sich  nicht mehr im Mittelalter befindet. Sowas kann man auch Zivilisation nennen, die es braucht um das Zusammenleben möglich zu machen und wo die Faust nicht ins Gesicht des Nachbarn geschlagen gehört, sondern höchstens auf den Tisch, wenn es etwas zu kritisieren gibt.
Zum verbalen ‚Aggressor‘ wird man aber nicht von heute auf morgen ebenso wenig, wie Kinder schon als „Gewalttäter“ auf die Welt kommen.
 Verbale und körperliche Aggressivität wird erlernt und dann auch praktiziert, wenn der (durchaus natürliche ) Umgang mit der selbsterhalterischen ‚mittelalterlichen‘ Rohheit  nicht beizeiten kanalisiert wird.

Getrud Ennulat, Pädagogin,  dazu:

„Kinder müssen den Umgang mit Aggressivität erst lernen. Die Folgen ihres Tuns können sie oft noch nicht bewusst einsehen und brauchen deshalb den Erwachsenen, der die Trennlinie zieht zwischen dem, was alltägliche Aggression ist, im Rahmen des Erlaubten liegt oder eben nicht erlaubt ist, weil die Grenze zur Gewalt überschritten ist. Kinder brauchen den Erwachsenen, der Position bezieht, sich nicht scheinbar tolerant und liberal zurückzieht und sagt: “Da mische ich mich nicht ein. Das ist eure Sache. Das müsst ihr ganz alleine unter euch regeln! Das könnt ihr doch.” Mit diesem Appell an das mündige Kind kaschieren manche Erwachsene ihre Gleichgültigkeit und verweigern ihre Stellungnahme. Sie lassen die Kinder im Regen stehen und machen sie in solchen Momenten zu emotional verlassenen Kindern.
Kinder brauchen den wertenden Erwachsenen, der Position bezieht. Das heißt nicht, dass dann alle kuschen und heile Welt spielen. Aber bei der Suche nach ihrer eigenen Einstellung im Umgang mit Aggression benötigen sie die bewertende und eingrenzende Haltung des Erwachsenen. Wenn die fehlt, kann das chaotische Auswirkungen haben.


 
RE: Die Verrohung der heutigen Gesellschaft.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf aixois vom 14.12.2019, 12:19:48

ja, die scheinbare Anonymität trägt einiges dazu bei
und das Kinder den konstruktiven Umgang mit Aggressionen lernen müssen auch, da gebe ich die vollkommen recht!
Sie brauchen Orientierung und warum bekommen sie diese oft nicht?
Weil die Erwachsenen häufig auch damit Schwierigkeiten haben und nicht recht wissen, wie damit umgehen. 
Kinder brauchen vor allem Vorbilder, besonders jüngere, weil sie aus der "Gesellschaft" ablesen, was fair und was unfair ist. Der Prozess ist eigentlich sehr einfach: Sie sagen oder tun etwas, das sie meistens irgendwo vorher beobachtet haben. Kommt keine Einspruch von anderen, besonders von Erwachsenen in ihrer Umgebung, dann lernen sie, dass ihr Verhalten okay ist.
Wenn die dann tun, was sie gelernt haben, werden sie dafür kritisiert oder bestraft.

WurzelFlügel
 


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