Aktuelle Themen Fremdschämen

Karl
Karl
Administrator

Re: Fremdschämen
geschrieben von Karl
als Antwort auf kirk vom 13.01.2015, 23:05:47
Lieber Kirk,

an Goethe und Schiller darf man sich ausrichten, aber die Erinnerung an die Nazis dürfen wir niemals aufgeben, sonst kommen Sie wieder, deshalb demonstrieren sie ja auch gegen den "Erinnerungskult".

Karl
Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

Re: Fremdschämen
geschrieben von Monja_moin
Schämen oder Fremdschämen kann (muß nicht) auch dazu führen, daß man dazu neigt das Negative zu verdrängen.

Worüber man sich schämt, darüber reden die meisten auch nicht gerne.
Die Gefahr, daß dies dann in Vergessenheit gerät ist groß.

Ich schäme mich nicht für das was Generationen vor mir gemacht haben, ich will es aber auch nicht vergessen, sondern daraus lernen, die gleichen Fehler nicht selbst zu machen.

Ich will versuchen rechtzeitig zu erkennen was dazu führte und nicht abwarten bis es zu spät ist!

Viele waren damals auch "nur" Mitläufer, sie erkannten nicht rechtzeitig wohin es führen könnte.

Heute wissen wir es aus der Geschichte, die noch gar nicht allzulange Vergangenheit ist, so können wir nicht sagen,
"... wir haben es nicht gewußt ..."!

Monja.
fenna
fenna
Mitglied

Re: Fremdschämen
geschrieben von fenna
Im allgemeinen lehne ich es entschieden ab mich für Andere zu schämen.
Einmal ist es mir aber doch passiert als ein schwarzer Asylant in meiner Gegenwart angespuckt und als dreckiges Gesindel beschimpft wurde.
Ich ging zu dem Mann hin und sagte "wir sind nicht alle so".
Es gab aber Gott sei Dank auch noch Andere die genau so entsetzt waren wie ich und das auch sagten.

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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Fremdschämen
geschrieben von schorsch
als Antwort auf kirk vom 13.01.2015, 23:05:47
Du meinst, Angenehmes aus der Vergangenheit verklären und damit das Unangenehme überdecken?

Wer als Deutscher leugnet, dass er mit den Taten seiner Vorfahren noch etwas zu tun habe, darf auch nicht den Anspruch auf die positiv Grossen der Nation zu haben.

Übrigens: Ich habe das Glück, nicht das Unglück eines Nazi-Vorfahren zu haben. Darauf bilde ich mir aber nichts ein. Denn dass ich in der Schweiz geboren wurde ist nicht mein Verdienst.
olga64
olga64
Mitglied

Re: Fremdschämen
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.01.2015, 19:41:40
[quote=karin2]Fremdschämen müssten sich ganze nationen, die in den krieg verwickelt waren.
Nicht nur die deutschen.

geschrieben von karin2


Ah ja? Sie wissen aber schon, wer diesen mörderischen 2. WEltkrieg begonnen hat und auch ausserhalb von kriegerischen Taten industriell Millionen von Juden und Sintis und politisch nicht erwünschten Personen durchführte?
Shenaya
Shenaya
Mitglied

Re: Fremdschämen
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf schorsch vom 14.01.2015, 10:43:13
Du meinst, Angenehmes aus der Vergangenheit verklären und damit das Unangenehme überdecken?

[...]


Aber nein, Schorsch. Verstanden und verarbeitet sollte eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte werden - und nicht beschönigt, überdeckt oder entschuldet werden, womöglich noch durch Phrasen wie "es war ja nicht alles schlecht".

Wie ich gestern schon schrieb - Monja bestätigte meine Meinung - sollte aus unserer Vergangenheit gelernt und nicht die Fehler der letzten Generation(en) wiederholt werden. Nicht die Vergangenheit veranlasst mich also zum "Fremdschämen", sondern eher - und leider nicht selten - die Gegenwart.

Das bedeutet für mich u.a., dass ich nicht mit gesenktem Haupt und im symbolischen Büßergewand ins europäische oder außereuropäische Ausland reise, sondern dass ich mich bemühe, Menschen anderer Nationen - in gleichem Maße auch Angehörigen anderen Religionen, ob bei uns oder in ihrem Heimatland - Respekt und Achtung entgegenbringe und auf keinen Fall in das (leider immer noch häufig anzutreffende), typisch deutsche Überheblichkeitsgehabe verfalle.
Auch ggfs. mit der nötigen Vor- und Rücksicht auf das eigene Leben Zivilcourage zu beweisen - darin sehe ich meine Verantwortung.

Beste Grüße in die Schweiz
Shen

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olga64
olga64
Mitglied

Re: Fremdschämen
geschrieben von olga64
als Antwort auf Shenaya vom 14.01.2015, 15:32:26
DAnke für den vernünftigen Beitrag. Das Büssergewand ist nirgendwo mehr nötig, da zwischenzeitlich ja fast drei Generationen in die LÄnder gezogen sind, die die deutschen Grausamkeiten nur aus Geschichtsbüchern und Filmen kennen.
Es gibt aber LÄnder, die ich ein wenig davon ausnehme: eines ist Israel - dort leben ja noch Überlebende des Holocaust und auch die USA, wo ebenfalls Überlebendes des Holocaus leben. Man wird dort ja auch erkannt am deutschen Akzent - es entwickeln sich Gespräche, die meist sehr gut ablaufen (so meine Erfahrung), da auch diese Menschen wissen, dass man selbst damals noch nicht geboren oder ein Säugling war. Die nächste Frage lautet aber immer: und was taten Deine Eltern und Grosseltern? Wenn ich dann - wie so viele - antworten muss, darüber haben die nie gesprochen und auch die Aufklärung war zu unseren Schulzeiten mehr als dürftig, wird es nicht verstanden. Kein Wunder - ich verstehe es ja bis heute auch nicht.
Was aber gar nicht läuft ist die Eigen-ABsolution - verzeihen können nur die anderen - die Opfer(nationen) - und niemals die Täter(nation).
Und es bleibt an uns hängen: kürzlich hörte ich das Interview eines Muslimen in Deutschland, der lange bei uns lebt, anscheinend gut integriert ist, aber Angst hat, dass die Muslimen die "neuen Juden" in Deutschland sein werden und befürchtet, dass die Deutschen schon die KZ`s dafür bauen (ist natürlich Verschwörungstheorie - aber auch diese ist ja gerade uns Deutschen nicht fremd). Olga
Re: Fremdschämen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Shenaya vom 13.01.2015, 18:46:28
So fühle ich auch. Außerdem benötige ich keine anderen Menschen, die für mich denken wollen.
Mein Vater war Sozialkdemokrat, im Krieg Sanitäter, wurde in Russland verwundet und kam nach vierjähriger Kriegsgefangenschaft als gebrochner Mensch zurück.
Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

Re: Fremdschämen
geschrieben von Monja_moin
als Antwort auf Shenaya vom 14.01.2015, 15:32:26


................

Wie ich gestern schon schrieb - Monja bestätigte meine Meinung - sollte aus unserer Vergangenheit gelernt und nicht die Fehler der letzten Generation(en) wiederholt werden. Nicht die Vergangenheit veranlasst mich also zum "Fremdschämen", sondern eher - und leider nicht selten - die Gegenwart.

Das bedeutet für mich u.a., dass ich nicht mit gesenktem Haupt und im symbolischen Büßergewand ins europäische oder außereuropäische Ausland reise, sondern dass ich mich bemühe, Menschen anderer Nationen - in gleichem Maße auch Angehörigen anderen Religionen, ob bei uns oder in ihrem Heimatland - Respekt und Achtung entgegenbringe und auf keinen Fall in das (leider immer noch häufig anzutreffende), typisch deutsche Überheblichkeitsgehabe verfalle.
Auch ggfs. mit der nötigen Vor- und Rücksicht auf das eigene Leben Zivilcourage zu beweisen - darin sehe ich meine Verantwortung.

Beste Grüße in die Schweiz
Shen[/size][/font][/i]


Genau das sind meine Gedanken dazu, die Du noch etwas ausführlicher erläuterst!

Monja.
olga64
olga64
Mitglied

Re: Fremdschämen
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.01.2015, 15:49:42
Ja, das war tragisch, wenn einer Sozialdemokrat war (die Mehrheit war es natürlich nicht). ABer gerade die Sozialdemokraten hatten ja nach dem 1. Weltkrieg einiges dazu beigetragen, dass die Nazis ans Ruder kommen konnten. Darüber wird Ihr Vater sicher auch viel nachgedacht haben. Olga

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