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Aktuelle Themen Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt

dutchweepee
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RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von dutchweepee
berliner mauer.jpg
freddy-2015
freddy-2015
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RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf dutchweepee vom 16.08.2020, 18:28:47

Die Berliner Mauer ist weg.???

Als ich das letzte mal in Berlin war, im Osten sogar, stand sie noch.
Rauf auf den Fernsehturm und alles angeschaut dann nach 1 Stunde wieder runter. Das war Berlin für uns,
Fernsehturm und der Bau der Republik........

Michiko
Michiko
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RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Michiko
als Antwort auf freddy-2015 vom 17.08.2020, 09:24:57
Nein, sie ist noch da und beidseitig begehbar😆 ein Video entlang der East-Side-Gallery im Stadtbezirk Friedrichshain. Seit 1990 haben 118 Künstler aus 21 Ländern dieses längste erhaltene Mauerstück bemalt. Diese Open-Air-Gallery ist Touristenmagnet und Mahnmal zugleich. Stark verwitterte Teile wurden saniert und mit Repliken der einstigen Bilder versehen. Seit November 2018 ist die Stiftung Berliner Mauer der Eigentümer (zuvor das Land Berlin). Sie erhielt damit das Mandat für den baulichen Unterhalt des Denkmals East Side Gallery, die Pflege der zugehörigen öffentlichen Grünanlage sowie für die Vermittlung des historischen Erinnerungsortes.
Btw:  Der Palast der Republik ist weg, an der Stelle, dem Schlossplatz, wurde das alte Berliner Schloss wieder aufgebaut, das das Museum Humboldt Forum zukünftig beheimatet, Ende 2020 soll es eröffnet werden.

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Monja_moin
Monja_moin
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RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Monja_moin
Es gibt noch viele Mauerreste in Berlin, nicht nur die East Side Gallery, was schon keine Gedenkstätte mehr ist, sondern mehr Touristen Attraktion.

 2015-09-11 13-55-5101.jpg
So im Regierungsviertel im Gebäude des Bundeskanzleramtes (ich meine dort ist es) .
Zu sehen ist es nur durch die  Fensterglasscheibe.

2015-09-11 14-04-4101.jpg
Bekannt sind auch die Mauerreste am Potsdamer Platz.
Leider wurden sie nicht gepflegt. Erst als zu spät war, versuchte man zu reagieren.
Diese Mauerreste sind überwiegend von beiden Seiten (von wem auch immer) mit Kaugummi zugeklebt. Diese zu entfernen war nicht mehr möglich.

Bernauer St_00901.jpg
Bernauer St_00201.jpg
Bernauer St_00101.jpg
Bernauer St_00401.jpg
Bernauer St_00701.jpg
Bernauer St_00801.jpg

Besonders zu erwähnen wäre die Gedenkstätte an der  Bernauer Straße.
Dort sollte man auf jeden Fall hin gehen und in Ruhe mit viel Zeit schauen.

Domfriedhof ST Hedwig_0801.jpg
Auch auf dem alten Domfriedhof St. Hedwig sind Mauerreste zu sehen sowie interessante Gräber aus dieser Zeit. Die Mauer lief durch diesen Friedhof.
2015-09-11 15-57-0701.jpgDomfriedhof St. Hedwig
Domfriedhof ST Hedwig_0901.jpg
Auch außerhalb des Domfriedhofes entlang der Mauer zu laufen ist interessant.2015-09-11 16-41-5901.jpg
Domfriedhof ST Hedwig_1101.jpg
Dort sind noch viele ehemalige Fluchttunnel zu sehen.
Wenn man Glück hat, wir wir es hatten, trifft man einen Bewohner in der Straße, er freue sich über unser Interesse und kam auf uns zu.
So berichtete er, daß er dort schon damals wohnte und erzählte uns viel von seinem Leben an der Mauer und die Fluchtversuche die er aus seinen Fenster beobachten konnte.
Es war interessant, die auch von einem Betroffen zu hören und wie er es persönlich erlebte und in Erinnerung hatte.
Wir hörten aufmerksam zu, aber nach etwa 45 Minuten auf der Straße sehen und zuhören verabschiedeten wir uns höflich. Das wäre dann doch zu lange gewesen, wir wollten auch weiter.
Er hätte gerne noch länger weiter berichtet :-)

2015-09-Wachtum Schlesischer Busch-Puschkinallee 5501.jpg
Auch alte Wachtürme  sind noch viele als Mahnmal erhalten. Wie dieser "Schlesischer Busch" in der Puschkinallee 55.

Es gibt noch viel mehr dieser Zeitzeugen.

Ich hoffe, diese vielen Fotos sind nicht zu viel, welche ich eingestellt habe.

Monja.
werderanerin
werderanerin
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RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf Monja_moin vom 17.08.2020, 13:05:14

Es gibt sie noch..., diese Mauereste, dennoch werden sie nicht das wiederspiegeln können, was damit verbunden war. Die Berliner*Innen , die dort zu beiden Seiten lebten, werden manches anders sehen als hin und wieder dargestellt. Heute haben sie Symbolcharakter für Touris aber letztlich ist es gut.

Vor allem aber ist es lange her..., junge Generationen sind nachgewachsen...aber nachgefragt wird kaum oder garnicht mehr...sie leben zum Glück in Freiheit.

Wichtig ist, dass die Schulgeschichtsbücher das thematisieren..., da weiß ich aber , dass dies leider nur am Rande passiert. Reicht das aber aus...nein !

Kristine

Michiko
Michiko
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RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Michiko
Als geborene Berlinerin habe ich den Bau und den Fall der Mauer persönlich miterlebt. Mauerreste können nur zeigen, wie die Mauer aussah, widerspiegeln können sie gar nichts. Weder die Toten, die an der Mauer ums Leben kamen noch die Fluchtversuche. Dazu muss man hier gelebt haben und nicht nur aus den Medien die Dinge von ferne erfahren und vlt. erlesen haben.
Deine Besuchsreise Monja_moin hast Du interessant gestaltet, Bilder, die mir geläufig sind. Familiär hat der Mauerbau bei uns grausame Spuren hinterlassen, über die ich hier nie schreiben würde. Dafür an dieser Stelle ein Video über das ehemalige Untersuchungsgefängnis in Berlin-Hohenschönhausen, heute Gedenkstätte. Noch führen Zeitzeugen durch das Gelände, Menschen, die dort eingesessen haben wie Edda Schönherz (im Video) oder Mario Röllig oder Mike Fröhnel. Auch Bärbel Bohley war dort inhaftiert, ebenso Erich Mielke nach der Wende, der sich sofort über die miserable Unterbringung beschwerte, er wurde dann nach Moabit verlegt.
Ich stimme mit Dir überein @werderanerin, dass in den Schulen viel zu wenig Stoff über diese Zeit vermittelt wird. Vielleicht besuchen deshalb so viele Schulklassen diesen Ort.

Das Video muss über den Unterstrich YT angeklickt werden.

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Monja_moin
Monja_moin
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RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Monja_moin
als Antwort auf Michiko vom 17.08.2020, 13:58:27

Mein Mann und seine Familie waren seit vielen Generationen Berliner.
So haben sie den Mauerbau selbst direkt erlebt und auch wie die Familie dadurch getrennt wurde.

So habe ich viel aus erster Hand erfahren.

Leider sind fast alle inzwischen verstorben, so kann ich nicht mehr nachfragen.

Zeitzeugen werden immer weniger.

Monja.
 

Michiko
Michiko
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RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Monja_moin vom 17.08.2020, 14:07:13
Zeitzeugen gibt es noch jede Menge, jedenfalls in meinem Umfeld. Und auch Literatur, z.B. habe ich gerade im thread "Ich lese gerade" ein Buch vorgestellt:  "Spuren eines Lebens" von Walter Janka, eine Autobiografie, der Chef des Aufbau-Verlages Berlin und inhaftiert in Hohenschönhausen. Und auch von Stefan Heym wunderbar und sehr ausführlich geschrieben:  "Nachruf" seine Autobiografie und ständigen Querelen mit dem Staat, trotz eines gewissen Promi-Status. Oder von Ellen Thiemann:  "Stell  dich mit den Schergen gut" über ihren unfreiweilligen Aufenthalt im Frauengefängnis "Hoheneck".
Ein Besuch in Hohenschönhausen hinterläßt seine Spuren, auch als Berlinerin.

 
RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Die VideoClips sid schon recht grauenvoll.
Jedoch kann das Grauen wohl wirklich nur verstanden werden, wenn man die Erfahrung auch nur annähernd selbst gemacht hat. Sonst sieht alles nur 'spannend' aus.

Meine Jahrzehnte im 'Osten' waren mir immer bedenklich, bedrohlich, weil ich ständig einer vollkommenen Willkür irgendwelcher heimtückischer Apparatschiks total hilflos ausgeliefert war.
Wenn der Paß 'weg ist', dann biste auch weg. Schon beim Grenzübertritt biste vogelfrei.
Das Gefühl kann man nicht beschreiben, man 'muss' es selbst erlebt haben.

Es reicht schon, wenn man 'eingeladen' wird zu einem 'vertraulichen Gespräch', ob man nicht diese oder jene Information oder Sache beschaffen könne. Man würde sich auch großzügig zeigen.
Ein ganz fieses Gefühl: Wie kommste aus dieser Nummer dort jetzt wieder raus ohne einfach verschwunden zu sein. Welche Mauer, welches Loch wirst du uU kennen lernen?

Als die Berliner Mauer gebaut wurde, war ich bei der Bundeswehr an der manuellen BattalionsTelefonVermittlung. Das war gar nicht lustig; die Welt hat schon mit den Hufen gescharrt.
Bis heute frage ich mich, wieso die Verantwortlichen nicht sofort erst mal eingesperrt wurden. Ab nach Sibirien zufuss mit der Knarre im Genick. Ich hätte auch keine Renten oder 'Apanagen' bezahlt. Nein, Vergebung kann es da nicht geben, niemals. Das waren gezielt ausgetüftelte Vorgänge, und die verjähren auch nie.
Vergessen? Ja, auf uns folgende Generation(en) können das (sie werden es ja nie kennen lernen), aber die es erlebten, können es nicht vergessen.
Ob das Vergessen aber so von nutzen ist? Gerade in heutigen Zeiten? Wenn's uns angeblich ja sooo gut geht. Es wird zu schnell 'vergessen'; deswegen lernt die Menschheit ja 'nix'.

Menschen dort sind sehr nett, aber man weiss nie, wie 'nett' sie sind. Also immer mit Obacht den Tag rumbringen und die Klappe halten. Oft mit nutzlosem Warten, weil dort auch noch die Uhren ganz anders gehen.
Auf Dauer prägt das; aber man lernt auch Geduld.

Nagut, ich musste ja nicht dorthin, und eines schönen Tages (Mai 1984) wars auch so weit. Man sah mich dort nie wieder. Das waren etwa 15 Jahre, davon 3 in BolschoiMockba. Es gibt angenehmere Situationen.

Aber es war durchaus nicht alles 'Mist'; die guten, angenehmen Seiten überwiegen sehr.
Besonders die 5 Jahre nach der Wende in der ehem sog DDR waren wirklich nett. Aber das kann man nicht vergleichen; denn das war ja ein zwar recht vergammeltes, aber dennoch rechtssicheres Territorium. Ohne Paß und Visum -und ohne DamoklesFurcht- zu bereisen.

RE: Mauerfall vor 30 Jahren: Erinnerungswoche in Berlin beginnt
geschrieben von ehemaliges Mitglied

War zu schnell gesperrt, Änderung und Ergänzung nicht mehr möglich.
Deshalb hier kurzgefasst weiter.

Als die Mauer gefallen ist, war ich 1 Jahr in USA, bei einer Firma (ADDS) intelligente Monitore entwickeln.
Jemand kam ganz aufgelöst gerannt und sagte:  Du, hast' schon gehört, die Mauer in Berlin ist gefallen, Berlin ist offen.
Mein Antwort: Du spinnst total.
Weil das für mich aufgrund meiner Erfahrungen einfach nicht möglich war.
Und das frage ich mich bis heute immer noch.

Nicht allzulange danach konnte ich mich selbst davon überzeugen, ich kannte die Mauer ja von beiden Seiten. Und sieh da, ein 'Wunder' war geschehen.

Und im Jahre 2005 konnte ich Berlin 3/4 Jahr zufuss erkunden, von Charlottenburg bis Köpenick (und Karlshorst nochmal). Oh ja, es gibt dorten ne Menge zu sehen und zu erleben. Davon könnt' ich auch einige Passagen, die es gar nicht geben kann, schreiben.


Ausgleich:


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