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Aktuelle Themen Reduziert auf Äußerlichkeiten

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ttrula vom 25.01.2019, 16:24:46

nur weil jemand eine Person von gewissem öffentlichen Interesse und durch die Medien bekannt iszt, ist er kein Freiwild. Was Du hier machst unterscheidet sich kein bisschen von dem widerlichen Mobbing, dem wie auch immer gerartete Prominete sich tagtäglich aussetzen müssen.
Keine weitere Diskussion mehr mit mir, Ende.

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 25.01.2019, 13:23:38

Liebe Edita,
es kommt eben darauf an, wie gelacht wird. Man kann liebevoll oder auch hämisch oder einfach nur freundlich lachen, da gibt es zig Varianten. Und wenn Behinderte sich nicht ausgelacht fühlen, dann freuen sie sich doch über das Lachen der anderen, weil sie es als ein Erfolgerlebnis für ihre Wirkung verbuchen, da steht deine Tochter nicht allein. LächelnUnd das betrifft auch nicht nur Behinderte, sondern uns alle, meine ich. Lächeln

mane
mane
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.01.2019, 17:16:31

Raul Krauthausen, der die Glasknochenkrankheit hat, sagt dazu:

"Diese Frage kann man nicht einfach mit einem “Ja” oder einem “Nein” beantworten. Es macht nämlich einen Unterschied, ob man über jemanden oder mit jemandem lacht. Auch macht es manchmal einen Unterschied, wer den Witz macht. Ich kenne viele Menschen mit Behinderung, die sich untereinander leidenschaftlich gerne Behindertenwitze erzählen.
Über die Behinderung eines Menschen, den man nicht kennt und beispielsweise auf der Straße sieht, zu lachen, ist allerdings ein klares No-Go."

Leben mit Behinderung
 

Mane

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mane
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Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von mane
als Antwort auf val vom 25.01.2019, 15:28:27
Ich weiss - von mir - dass man mich in Bezug auf gewisse Dinge sehr treffen kann, das allerdings nur von Menschen, an denen mir liegt, d.h. die ich wirklich kenne.
Gruss Val
geschrieben von val

Liebe Val,
du hast Recht, es kommt auch darauf an, wer etwas zu uns sagt. Liegt mir etwas an einem Menschen und dieser wusste um diesen wunden Punkt, ist das besonders schmerzlich und es kann eine Freundschaft zerstören.

LG Mane
olga64
olga64
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 25.01.2019, 17:49:29

Ich bin seit Jahrzehnten mit einer behinderten Frau aus Berlin befreundet. Sie hatte im Kindesalter Kinderlähmung und kann ein Bein nur mit Orthese und mittlerweile Stock und auch Rollstuhl bewegen.
Kennengelernt haben wir uns Anfang der 80er Jahre auf der Fähre von Zypern nach Israel; damals war sie erst kurz vorher aus der DDR ausgereist und machte ihre erste grössere Reise.
Sie fiel mir auch aufgrund ihrer Behinderung auf, aber auch ,weil sie als Berlinerin recht frech und oft lachend auftrat und sehr neugierung auch uns sog. Normale war.
An einem Tanzabend wollte sie ursprünglich ein sog. normaler Mann auffordern, sah dann aber, als sie aufstand, dass sie behindert war. Er verschwand sofort, was uns alle am Tisch ziemlich aufregte.
Dann nahm sie ihren Hacklstock (diesen Ausdruck übernahm sie von mir als Bayerin) ging zu dem Kerl und fragte ihn, warum er dies getan hatte und ob sie als Behinderte wirklich so wenig wert sei.
Der Kerl war natürlich, weil wir alle auf ihn blickten, jetzt in einer dummen Situation. Er kam dann zu uns an den Tisch und erzählte uns auch von seiner Unsicherheit, die akzeptiert wurde. Er tanzte dann übrigens mit Doris (so heisst sie) und es wurde doch noch ein netter Abend.
Solche Erlebnisse hatte ich mit meiner Freundin öfters, die den guten Standpunkt vertritt, auch als Behnderte muss man sich wehren, wenn einem etwas nicht passt und nicht still in sich reinweinen, weil dies zu gar nichts führt.,
Ich war auch öfters mit ihr in den Berliner Behindertengruppen und habe auch erlebt, dass Berlin hier viel macht, um diese Menschen aus ihrer Isolation rauszubekommen. So durfte sie immer auf Flügen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln Begleitpersonen kostenlos mitnehmen. Auch ihr Taxiguthaben (monatlich freie Fahrten) nahmen wir oft in Anspruch ,wenn wir morgens um 4 Uhr aus der Kneipe nach Hause gebracht werden wollten.
Übrigens wurde mir oft erzählt ,dass Schäuble hier Zeichen gesetzt hat und wie dieser mi seiner Behinderung umgeht. Er öffnete vielen den Blickwinkel, dass mit einer Behinderung nicht alles vorbei sein muss und fast normales Leben möglich ist, wenn die Gesellschaft entsprechend darauf reagiert. Olga

Hr.Bert
Hr.Bert
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von Hr.Bert
als Antwort auf olga64 vom 25.01.2019, 19:05:40

So simpel dies sein mag, bei solchen Themen geht es häufig einfach darum, was "der Bauer kennt", wie offen man damit umgeht und wie sehr die Gesellschaft auch versucht, die Betroffenen zu integrieren. Die Humorfrage ist da natürlich noch viel subjektiver, da nicht jeder Betroffene quasi den Charakter dazu hat und die Lust, immer frech und forsch quasi die Unsicherheit Dritter zu zerbrechen und somit quasi Botschafter zu spielen. Was der Eine als entweder lustig oder doch zumindest integrierend finden kann, kann für den Nächsten eine Beleidigung darstellen. Ist für beide Seiten schwierig aber in dem Fall ist es eben auch wichtig, dass die eventuellen "Opfer" klarstellen können, wie sie so etwas sehen oder empfinden. Was viel Mut braucht, kein Zweifel.


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val
val
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von val
als Antwort auf olga64 vom 25.01.2019, 19:05:40

Liebe Olga, lieber Hr.Bert,

ich glaube ebenfalls, dass man behinderten Menschen oft hölzern und ungeschickt gegenübersteht - einfach schon desweegen, weil einen die Plötzlichkeit der Situation überrascht.

Bei einer Überfahrt zu einer Insel hatte sich ein kleines, geistig behindertes Mädchen in meine dicke, lange Glasperlenkette verkuckt und liess mich w¨hrend der ganzen Fahrt nicht mehr in Ruhe.
Die jungen Eltern schauten lächend zu uns hinüber und ich habe mich schlichtweg nicht getraut - wie ich es bei meinen und 'anderen' Kindern getan hätte - das Kind freundlich zurückzuweisen und zu sagen: So.. jetzt habe ich keine Lust mehr!  Denn so war es ja...

Als ich selber 'gehandicapt' war und nach einer Knie-Opé mit Krücken ging, haben sich zwei sehr liebe Menschen so intensiv um mich bemüht, dass sie mir aud die Nerven fielen und ich Mûhe hatte, gelassen zu sein und 'nett' zu bleiben.. dafür hab ich mich geschämt.
Gruss Val

 

mane
mane
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von mane
als Antwort auf val vom 26.01.2019, 13:35:47

Hallo Val,

ich kenne beide von dir geschilderten Situationen. Meine Enkelin liebt auch Ketten über alles und geht gezielt auf Frauen zu, die eine solche um den Hals tragen und fasst sie an. Manche Menschen sagen klipp und klar, dass sie das nicht mögen und andere schauen eher gequält die Eltern an. Diese haben ein besonderes Gespür in diesen Situationen - für beide -  und versuchen der Kleinen freundlich klarzumachen, dass nicht jeder dieses Verhalten mag. Da ich um die besondere Vorliebe der mittlerweile 13-jährigen weiß, ziehe ich mir häufig hübsche Ketten an, an denen sie spielen und meist auchbehalten darf.

Aufgrund meiner rheumatischen Erkrankung muss ich mich alle paar Jahre chirurgischen Eingriffen unterziehen, was auch dazu führt, dass ich dann u.a. auf  Krücken und Rollstuhl angewiesen bin. In der ersten Zeit nach den Operationen bin ich immer sehr dankbar, wenn ich Unterstützung bekomme. Doch bald will ich wieder alleine zurechtkommen, was meine Lieben häufig  nicht akzeptieren wollen. Ich weiß, sie meinen es nur gut – ich sage ihnen aber trotzdem, dass es mir wichtig ist, dass ich möglichst schnell wieder ohne Hilfe zurechtkomme. Nicht jede/r versteht das.
Gruß Mane
RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf val vom 26.01.2019, 13:35:47

Ja, es gibt schon heikle Situationen.
Vor Jahren nahm mich eine Bekannte in ein Heim mit, dort war ihre behinderte Tochter untergebracht, sie wollte sie besuchen und ich ging gerne mit.

Im großen Raum saßen wir am runden Tisch und Mutter und Tochter freuten sich. Da muss sich eine behinderte junge Frau in mich verliebt haben, sie kam auf mich zu, ich saß auf einem Stuhl, sie stülpte sich über mich mit ihren ganzen Körper und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hielt aus, aber mir ging es nicht gut.
Auf der Heimfahrt bat ich die Bekannte, in Zukunft doch achtsam sein, wenn sie jemand mitnimmt, der diese Situationen nicht kennt..
Ich hätte mich ohne weiteres wehren können und sanft ablenken, doch das wusste ich damals nicht und es wäre ihre Aufgabe gewesen.

Dann kaufte eine junge Familie das Haus, indem ich im oberen Stockwerk wohnte, mit einer kleinwüchsigen  Tochter, Sie war viel bei mir, was ich mochte, doch irgendwann hab ich, wenn ich nachhause kam, aufgepasst, erstmal kein Fenster zu öffnen, mich ruhig zu verhalten....
Da bin ich aufgewacht, ich musste das Kind einfach nach einer gewissen Zeit zu den Eltern schicken. Ich war von morgens 7 Uhr aus dem Haus und kam, manchmal mit Überstunden spät, heim. Da hatte ich das Recht dafür zu sorgen, dass es mir auch wohl war, wenn das Kind nach mir rief.

Es hat geklappt, man darf sich wehren. Nur beim erstenmal, als ich sagte, dass sie jetzt wieder zu den Eltern runter könne, sagte sie: "etzt bin i geleidigt!"
Na ja, das "Geleidigtsein" hat nicht lange gedauert, und oft denke ich an sie, was wohl aus ihr wurde, denn ich musste ausziehen. Die Leute wollten das obere Stockwerk für ihre "kleine Tochter" angenehm einrichten.

Wenn ich jetzt einem behinderten oder sehr alten (!) Menschen begegne, frag ich, ob ich behilflich sein könne. Dann bekomm ich die Antwort, die für beide gut ist.

Clematis


 

mane
mane
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 25.01.2019, 19:05:40

Hallo Olga,

es muss nicht alles vorbei sein, da haben Sie Recht. Menschen sind jedoch unterschiedlich gestrickt und lassen sich, besonders wenn es um Behinderungen geht, selten miteinander vergleichen. Es gehört Fingerspitzengefühl und Empathie dazu, herauszufinden, was dem einen gut tut und dem anderen eher schadet.

Nur wenige behinderte Menschen sind  in der Lage, sich zu wehren und sich bis 4 Uhr morgens in Kneipen zu vergnügen. Einige haben, neben ihren massiven körperlichen Einschränkungen, zusätzlich geistige Defizite. Auch wenn sie einen starken Willen haben, zeigt der Körper ihnen immer wieder Schranken auf. Ein fast normales Leben zu führen ist mit Unterstützung möglich, aber nur, wenn die Behinderungen nicht gravierend sind. Unsere Kleine wird ihr Leben nie selbst in die Hand nehmen können, hat aber ein Umfeld, welches sie unterstützt, wo sie Unterstützung braucht und, wenn notwendig, auch für sie kämpft.
Mane
 


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