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Aktuelle Themen Reduziert auf Äußerlichkeiten

mane
mane
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von mane
als Antwort auf Allegra vom 17.01.2019, 14:56:26
...
Du schreibst "Meiner Meinung nach, hat der erste Eindruck, den eine Person auf ihr Gegenüber macht, nicht nur mit der beurteilten Person zu tun, sondern in erster Linie mit der beurteilenden Person.
Aus welchen Lehrbuch hast du diese Weisheit? 
...

geschrieben von Camper
Dem muss ich widersprechen:
Das ist eine bekannte Tatsache, keine abskure "Weisheit".

Allegra
Liebe Allegra, lieber @schorsch, liebe @marina,

ich freue mich, dass Ihr meine Ansicht unterstützt.

Es geht darum, dass Menschen dazu neigen, sich mit Anderen zu vergleichen und sich besser fühlen, wenn sie (küchenpsychologisch formuliert) auf andere herabblicken können. Hierbei geht es um den "abwärts gerichteten Vergleich".
 
"......wobei viele dieser Prozesse unbewusst ablaufen, denn nur die wenigsten Menschen würden offen sagen, sich über das Leid anderer Menschen zu freuen. Es zeigt sich jedoch, dass Menschen, wenn sie die Chance haben, ihr Selbstwertgefühl durch einen Vergleich zu erhöhen, sie dazu neigen, diese Chance auch zu ergreifen. (Stangl, 2019)."

Theorie des Sozialen Vergleichs
Gruß Mane
ttrula
ttrula
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von ttrula
als Antwort auf mane vom 18.01.2019, 12:47:49

in meiner eigenen Familie gibt es eine von mir ansonsten sehr geliebte Person, die andere extrem nach dem Äußeren beurteilt.
Nicht an der Kleidung. Sondern an Körperbau, Mimik, Stimme, etc.

Mich nervt das kolossal und es bietet immer wieder Diskussionsstoff, weil ich es oft hinterfrage.

Kleine Aufzählung (Politiker):
- Hofreiter mit den Zottelhaaren
- Maas das Männchen
- Merkel mit den herabhängenden Mundwinkeln
(also ist das Phänomen parteiunabhängig).

Diese Angehörige ist vom Intelligenzquotienten her gesehen äußerst klug, sie ist gebildet und informiert. Trotzdem stützt sie ihr Urteil über die Ansichten eines Politikers oft mittels Aburteilung der Optik. Für mich immer ein Grund, in die Tischkante zu beißen.
Nun kann man sich in politischen Fragen in unterschiedlichen Lagern befinden, und sich trotzdem von Herzen mögen.

Problematisch ist es für mich, dass auch im privaten Bereich alle neuen Bekannten durch diesen Qualitätsfilter der Beurteilung des Äußerlichen laufen müssen. Und sie ist in der Lage, ihre Ablehnung hart und konsequent auszudrücken. Oft in verletzender Form für die Betroffenen.

Für mich hat das immer den Beigeschmack der Physiognomiekategorisierungen der Nazis. Wobei diese Angehörige zwar eher liberal-konservativ eingestellt ist, aber nicht braun.

olga64
olga64
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von olga64

Wenn man Menschen "neu" kennenlernt hat man keine andere Chance, sie zu beurteilen und einzuteilen in das persönliche Spektrum, als über Äusserlichkeiten. Jede(r), der nun versucht, hier anderes zu behaupten, gehört auch zu den Leuten, die dies tun, weil sie gar keine andere Chance haben.
Die sog. inneren Werte äussern sich nicht in der ersten kurzen Zeit des Treffens. Sofern sie überhaupt vorhanden sind, kann man der Sache ja eine weitere Chance geben und versuchen, dieses zu ergründen. Oder es auch sein lassen, wenn man für sich erkennt, dass da nicht viel ist, was zusammenpasst.
Ist in jedem Fall ehrlicher als unehrliches Rumgesäusel, was dann auch zu nichts führen wird.
Ich jedenfalls mochte es immer schon gerne, mit Freunden in Strassen-Cafés sitzen und über die Vorbeigehenden abzulästern, wohl wissend, dass alle anderen es mit mir nicht anders machen werden. Das ist doch auch eine Ausgewogenheit, oder? Olga


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ttrula
ttrula
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RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von ttrula

der erste Eindruck zählt nur, wenn man sich selbst nicht hinterfragen kann.

Und ich gebe mane recht, dass der erste Eindruck stark von der inneren Einstellung abhängig ist.

einer ist so gestrickt, dass er entscheidet "sieht doof aus", der andere befindet "sieht interessant aus" oder "sieht besonders aus".

An der eigenen Einstellung kann man, vorausgesetzt Motivation ist vorhanden, arbeiten. So war es früher "normales" Verhalten, beim Anblick eines Behinderten (z.B. Spastiker) zu konstatieren: "sieht doof aus und ist sicher doof". In aufgeklärten Kreisen hat sich inzwischen herumgesprochen, dass das ein vorurteilsbeladenes, selbstgerechtes Urteil ist.
Früher wurde beim Anblick rothaariger Frauen gerne auf den ersten Blick irgendwas zwischen "Hexe" und "leicht zu haben" konstatiert. Heutzutage sind rote Haare im Trend und Hexen aus der Mode. Auch  der Begriff "leicht zu haben" wird anders unterlegt.
Früher wurden Männer mit Undercut klar als Nazi befunden, heutzutage ist das ein modischer Trend (keine Ahnung, wer der Trendsetter war), man kann nicht automatisch auf Nazi schließen, außer man bekommt gar nichts mehr mit.

Letztendlich handelt es sich also um eine Summe aus Vorurteilen, Moden und dem Bedürfnis, mit der Schafherde zu blöken, in die man sich eingeordnet hat.

Es spricht nichts dagegen, dem ersten Eindruck eine zweite Chance zu geben, außer man zieht Selbstwertgefühl und Genuss aus der Abwertung anderer.
 

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ttrula vom 18.01.2019, 13:09:46

Für Manche ist die einzige Möglichkeit, sich selber zu erhöhen, indem sie Andere erniedrigen.

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.01.2019, 11:42:07

Lies bitte mein Votum von heute 13:09:46: " Für Manche ist die einzige Möglichkeit, sich selber zu erhöhen, indem sie Andere erniedrigen".


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pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von pschroed
als Antwort auf ttrula vom 18.01.2019, 13:09:46
i

Mich nervt das kolossal und es bietet immer wieder Diskussionsstoff, weil ich es oft hinterfrage.

Kleine Aufzählung (Politiker):
- Hofreiter mit den Zottelhaaren
- Maas das Männchen
- Merkel mit den herabhängenden Mundwinkeln
(also ist das Phänomen parteiunabhängig).

Diese Angehörige ist vom Intelligenzquotienten her gesehen äußerst klug, sie ist gebildet und informiert. Trotzdem stützt sie ihr Urteil über die Ansichten eines Politikers oft mittels Aburteilung der Optik. Für mich immer ein Grund, in die Tischkante zu beißen.
Es mag aber auch an einem geringen Selbstwertgefühl deiner Angehörigen liegen.
In meiner Berufszeit hatte ich sehr viel mit Menschen zu tun, das schlimmste was man meiner Meinung tun kann ist, ein Mensch nur nach seinem Äusseren einzuschätzen, das kann echt schief gehen.

Ich hatte immer mit grösseren Gruppen zu tun, wo zu mir rapportierten, wir mußten in dem US Konzern jede zwei Jahre die Abteilung wechseln was natürlich mit einem ersten Kennenlernen begann, es passierte mir einige male daß etwas dominante Mitarbeiter abwertent fragten, wer ist er denn?  trat ich doch immer sehr locker mit Jeans, einem ganz normalen Outfit auf. 

Es ist euer neuer Chef achsoooo, ich mußte oft herzlich lachen wie Menschen fast nur auf die Kleidung starren um einzustufen. Phil.
mane
mane
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von mane
als Antwort auf ttrula vom 18.01.2019, 15:21:37

Hallo Ttrula,

es heißt, dass dieser erste Eindruck den wir uns bilden, unbewusst abläuft, also wird darüber nicht nachgedacht und somit kann er auch nicht willentlich anders hervorgerufen werden. Wir können aber im Nachhinein, wenn wir um diesen Umstand wissen, diesen revidieren und dem Gegenüber eine zweite Chance geben – was jedoch nicht einfach ist, da Menschen, wie ich bereits schrieb, eher dazu neigen, die Personen durch die Brille der einmal gefassten Meinung zu sehen.
Ich kann mir vorstellen, dass  dich das Verhalten deiner Angehörigen, der du dich sehr verbunden fühlst,  belastet und Euer Verhältnis trübt.  
   
Dazu hole ich einen anderen Beitrag von dir hierhin:

Ttrula: "...nach meiner Ansicht liegt hier ein Kern des Problems: wieviel Selbsthass muss man haben, wenn man das Aussehen alter Menschen so abwertet? 

Ich sehe es auch so, dass mangelnde Selbstliebe zu einer Geringschätzung und Abwertung anderer Menschen führen kann.  Dann wird der Hass auf andere Personen projiziert – es ist der Hass in einem selbst, der erlebt wird und der einem vor Augen geführt wird.

„Wir erschrecken über unsere eigenen Sünden, wenn wir sie an anderen erblicken.“ 
Johannn Wolfgang von Goethe

Der gute, alte Goethe hatte wohl recht mit diesem Spruch. Manchmal sind wir dem anderen, den wir nicht mögen, ähnlicher als uns lieb ist.

Gruß Mane
 
mane
mane
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RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 18.01.2019, 14:52:45

Ich jedenfalls mochte es immer schon gerne, mit Freunden in Strassen-Cafés sitzen und über die Vorbeigehenden abzulästern, wohl wissend, dass alle anderen es mit mir nicht anders machen werden. Das ist doch auch eine Ausgewogenheit, oder? Olga

Hallo Olga,

ist das wirklich so, dass alle anderen auch gerne über  Vorbeigehende ablästern, wenn sie in Straßencafés sitzen? Ich halte das für eine Verallgemeinerung, da sie nicht für jede oder jeden gilt.
Mir ist dieses Verhalten ziemlich fremd, genau so wenig wie es mir keinen Spaß macht, z.B. über die Mitwirkenden verschiedener Fernsehformate herzuziehen. Jede und jeder hat so seine Macken  –  und ich sehen keinen Grund, mich über die der anderen lustig zu machen.

Gruß Mane
 
RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 08.01.2019, 13:39:29

"Das Äußere einer Frau ist ihr Schicksal" ist ein alter Hut.

Die Häme über Frau Merkel war am Anfang ja auch recht unverschämt und Herr Altmaier mit seiner Narbe und Körperfülle ist Solo. Ich denke bei ihm, vor lauter Hänseleien hat er schon lange aufgegeben. Er ist bekennender Single   ---  obwohl - erfolgreiche Männer sind für viele Frauen dennoch sexy. Bei Frauen habe ich das noch nie gehört.

 


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