Forum Wissenschaften Biowissenschaften 'alles schlechte und böse auf dieser welt haben leider wir menschen erfunden oder verursacht' Ist das so?

Biowissenschaften 'alles schlechte und böse auf dieser welt haben leider wir menschen erfunden oder verursacht' Ist das so?

yankee
yankee
Mitglied

Re: 'Gut' und 'Böse' sind nicht erst mit der Begriffsdefinition in die Welt gekommen
geschrieben von yankee
als Antwort auf adam vom 22.12.2008, 18:20:28
Hallo yankee

"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!" sagt Goethe und bringt für den Menschen das Göttliche ins Spiel. Nach dieser Überlegung braucht der Mensch das Böse nicht zu erfinden, sondern sich "nur" als Abbild Gottes sehen und sich als einziges irdisches Lebewesen aus dem, was er als böse ansieht, heraus zu heben. So stellt er sich über die Schöpfung, wobei er aber übersieht, daß vieles, was er als ethisch, also gut, empfindet, der Erhaltung seiner Art widerspricht.

Der Mensch brauchte das Böse nicht auf die Welt zu bringen, er hat es als das Gegenteil des Göttlichen definiert und wird nun mit dem Guten die Geister nicht mehr los, die er rief. Und jetzt versucht er die Quadratur des Kreises, indem er bestrebt ist, das Gute und das Überleben unter einen Hut zu bringen. Zur Zeit sieht alles danach aus, daß die Schöpfung den Menschen in ihre Reihen zurück zwingen und wieder selbst bestimmen wird, was gut und böse ist. Man darf bezweifeln, daß es wirklich der Baum der Erkenntnis war, von dem der Mensch genommen hat und vom Baum des Lebens hat Gott den Menschen ja fern gehalten.

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adam
geschrieben von adam


Hallo Adam,

Das sehe ich ja genauso. Ich konnte es nur nicht so formulieren. Ich schrieb ja auch, das erst ab einem gewissen Zeitpunkt in der Menschheitsgeschichte diese Begriffe entstanden sind. Gerade der religiöse Faktor spielt hier m.E. die grösste Rolle. Durch das Bewusstsein der Überlegenheit über andere Arten und die Vorstellung von höheren Mächten zu denen man näher steht als Tiere und Pflanzen (durch Kulthandlungen, Anbetung usw.), wurden die Begriffe so gebraucht, wie es gerade am besten passte. Was heute gut für die Wirtschaft ist, ist vielleicht schlecht für eine Tierart. Was gut für Deutschland ist, ist vielleicht schlecht für Afrika. Diese Begriffe werden also so gebraucht wie sie jeweils passen. Tiere haben diese Begriffe nicht in ihrem Reportoire und die Natur entscheidet nach Notwendigkeit. Vielleicht ist diese Darstellung sehr kurz gefasst, gibt aber letztlich die Antwort: Nach gut und böse zu Unterscheiden führt schon bei uns Menschen zu ganz unterschiedlicher Anwendung und Interpretation. Es ist immer eine Frage der Perspektive. Diese unvollkommenen Begriffe auf die Natur oder Tiere oder Pflanzen oder Pilze anzuwenden, macht also keinen Sinn.
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yankee
Karl
Karl
Administrator

Re: 'Gut' und 'Böse' sind nicht erst mit der Begriffsdefinition in die Welt gekommen
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 22.12.2008, 18:20:28
So stellt er (der Mensch) sich über die Schöpfung, wobei er aber übersieht, daß vieles, was er als ethisch, also gut, empfindet, der Erhaltung seiner Art widerspricht.
geschrieben von adam


Das wäre interessant, wenn dem so wäre. Kannst du Beispiele nennen, wo ethisch richtiges Verhalten dem Weiterleben der Menschheit widerspricht?

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karl

(Exkurs: Erhaltung der "Art" ist übrigens kein biologisches Prinzip, sondern dieser Begriff spiegelt eine Fehlinterpretation des Selektionsprinzips. Nicht die Art wird selektiert, sondern Merkmale. Das wäre aber ein eigenes Thema.)
adam
adam
Mitglied

Re: 'Gut' und 'Böse' sind nicht erst mit der Begriffsdefinition in die Welt gekommen
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 22.12.2008, 19:10:55
@karl,

Dein Exkurs, hin zur Selektion, macht mich darauf aufmerksam, daß ich gründlich mißverstanden werden könnte. Es gibt eben Themen über die man stundenlang reden kann, bei denen es aber schwierig ist, seine Gedanken in ein paar Zeilen zu packen. Ich will es mal versuchen, ohne mich in eine Ecke zu manövrieren, in der ich mich nicht sehen kann. Aber Kneifen gilt nicht.

Probleme bekommt man am besten in den Griff, indem man sie auf einen einfachsten Nenner bringt. Hatte im Mittelalter ein Kind einen Menschen getötet, machte man eine einfache Probe, um sein Verantwortungsbewußtsein zu prüfen. Man hielt dem Kind einen Apfel hin und eine Münze, die mehr wert war als der Apfel. Nahm das Kind den Apfel, war es nicht schuldig. Schuldig oder unschuldig, gut oder böse, diese Probe können wir Menschen, auch als Erwachsene, in unserer modernen Welt an uns selber nachvollziehen, indem wir uns einer Bewertung innerhalb der Natur stellen. Wir urteilen "guter Hund" und "böser Mensch" und müssen, aufgrund unseres ethischen Verständnisses, den bösen Menschen über den guten Hund stellen. Nicht nur für den Hundehalter bleibt ein ungutes Gefühl, ob diese Beurteilung richtig ist. Der Mensch vereinnahmt also das Gute zuerst einmal für sich, läßt alles andere als schlechter unter sich und unterteilt dann auf seiner höheren Ebene nocheinmal, was als besser oder schlechter zu bewerten ist. Edel sei der Mensch, hilfreich und gut, aber jetzt schon außerhalb der Natur, in der er eigentlich noch eingebunden sein sollte, denn sie weist ihm die Grenzen auf, die auch der Mensch, im geschlossenen System Erde, sehen muß, um zu überleben.

Statt dessen handelt der Mensch nach einer Ethik, die in den Perspektiven, die ihm die Natur bieten kann, nicht enthalten ist. Wir erleben es täglich. Arbeitsplätze gehen vor Umweltschutz, Medikamente werden entwickelt um Gewinn zu erzielen. Wer es sich leisten kann überlebt, wer nicht, bleibt auf der Strecke. Die Ethik des Menschen ist eine Beruhigungsethik, sie ist Lippenbekenntnis ohne Kraft und Durchsetzungsvermögen, weil sie entwurzelt ist. "Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß" oder "Alle denken nur an sich, ich bin der einzige, der an mich denkt". In diesen Sprüchen steckt mehr Wahrheit als wünschenswert wäre. Mit dieser Ethik, denke ich, kann die Menschheit nicht überleben.

So, nu` könn`ter über mich herfallen.

--

adam

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luchs35
luchs35
Mitglied

Re: 'Gut' und 'Böse' sind nicht erst mit der Begriffsdefinition in die Welt gekommen
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 23.12.2008, 10:44:32
Warum sollten wir über dich herfallen, adam, gegen diese sicht ist doch nichts einzuwenden.

Aber gehen wir nicht zu sehr von unserer denkweise aus, die anderswo ein völlig andere einsichten bietet?
Mir gingen diese forschungen mit tieren nicht aus dem kopf, auch der genetische zusamenhang, der zeigt, dass wir alle aus dem gleichen urschlamm stammen, nur verschiedene entwicklungsformen hatten. Da kamen mir die schilderungen von völkerkundlern, biologen und verhaltensforscher in den sinn, von deren vergleichen mit noch von der zivilisation völlig unberührten eingeborenenstämmen in südamerikanischen urwäldern in den sinn.

Sie fassten bei einer Diskussion - ich glaube es war im Schweizer TV - ihre ergebnisse und ansichten zusammen, die ich heute nicht mehr im detail widergeben kann. Aber unter anderem schilderten sie ihre begegnungen mit eingeboreren, die erstmals fremde und weisse menschen sahen, nicht wussten, dass sie überhaupt existierten. Einer der forscher lebte nahezu ein jahr bei ihnen und studierte ihr zusammenleben, das sozialer nicht sein konnte. verstiess einer gegen die lebensnotwendigen regeln, wurde er ausgestossen und die sache war erledigt. gut oder böse war in dieser gemeinschaft kein thema, jeder half dem andern, jeder fügte sich in die allgemeinheit ein. sie hatten ihre riten, ihre arbeit zum wohle aller, ihr gefüge war fest und ohne jede bösartigkeit.

Doch im gleichen, sehr grossen gebiet lebten weitere stämme, wovon einer sich durch besondere grausamkeiten hervortat. jeder, der nicht zu diesem stamm gehörte, konnte getötet werden, und das auf möglichst grausame weise.
einen hintergrund dafür gab es nicht, zumindest nicht ersichtlich. Die forscher dieses stammes vermuteten nun, dass es sich im laufe der zeit ein stamm der "ausgestossenen" gebildet hatte, die auf ihre weise rache nahmen.
was ich damit sagen will: "böse" sein hat eine ursache, die sowohl im eigenen innern ( ausgestossen wurde derjenige ja wegen eines vergehens gegen alle) , als auch im äussern (rache an jenen, die sein böses nicht akzeptieren) liegt.

Im weiteren können wir dieses verhalten auch auf unser leben übertragen.

man kann den faden noch weiterspinnen, wie es die forscher auch taten ,und sie landeten damals auf dem punkt des kanibalismus, der gerade in deutschland schlagzeilen machte und kamen auf eine noch nicht "ausgerottete" genübetragung aus urzeiten, die in der entwicklung dieses Mannes hängengebleiben ist.
Ist das wirklich unvorstellbar?
--
luchs35
Karl
Karl
Administrator

Re: 'Gut' und 'Böse' sind nicht erst mit der Begriffsdefinition in die Welt gekommen
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 23.12.2008, 10:44:32
So, nu` könn`ter über mich herfallen.
geschrieben von adam

Dazu besteht doch überhaupt kein Anlass. Was du schreibst, liest sich gut. Ich persönlich habe nur Schwierigkeiten zu verstehen, womit du mir konkret widersprechen möchtest. Du schreibst:
Statt dessen handelt der Mensch nach einer Ethik, die in den Perspektiven, die ihm die Natur bieten kann, nicht enthalten ist.
geschrieben von adam
Danach beschreibst du, wie kurzsichtig wir Menschen agieren und wie egoistisch. Warum dies unserer "Natur" widersprechen soll, verstehe ich nicht, ist es nicht eben Ausdruck dieser Tatsache, dass wir die "Natur" nicht überwunden haben?
Wahrscheinlich reden wir nur an einander vorbei und liegen in realiter gar nicht so weit auseinander.
--
karl
hafel
hafel
Mitglied

Re: 'Gut' und 'Böse' sind nicht erst mit der Begriffsdefinition in die Welt gekommen
geschrieben von hafel
als Antwort auf adam vom 23.12.2008, 10:44:32
@ Adam: "Nahm das Kind den Apfel, war es nicht schuldig. Schuldig oder unschuldig,...."


Hmmm, Adam, ich der Bibel wurde aber der Apfel zum Sündenfall.
--
hafel

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arno
arno
Mitglied

Re: 'Gut' und 'Böse' sind nicht erst mit der Begriffsdefinition in die Welt gekommen
geschrieben von arno
als Antwort auf hafel vom 23.12.2008, 12:17:10
Hallo, hafel,

schmeiß die Bibel in den Müll!

Viele Grüße
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arno

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