Forum Blog-Kommentare "Schläge im Namen des Herren" (Buchtitel)

Blog-Kommentare "Schläge im Namen des Herren" (Buchtitel)

Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

Schläge im Namen des Herrn
geschrieben von Drachenmutter
Ich habe mir diesen Film aus reinem Selbstschutz nicht angesehen, denn ich weiß, dass er mich dermaßen getriggert hätte, dass ich einen Heulkrampf bekommen hätte und nächtelang nicht schlafen könnte. Zu sehr hätte er mich an meine eigene, schlimme Kindheit erinnert. Das wäre für meinen Blutdruck gar nicht gut gewesen.
Es ist schrecklich, was Kindern, die auf Gedeih und Verderb auf die Erwachsenen angewiesen waren angetan wurde. Mein ganzes Mitgefühl gehört diesen geschundenen und seelisch zerstörten Menschen.
Das Thema regt mich auch so genug auf, ohne den Film gesehen zu haben. Es lässt mich wütend und verletzt zurück und auch sprachlos.

woelfin (ein von den eigenen Eltern seelisch zerstörter Mensch)
Ela48
Ela48
Mitglied

@Ingrid
geschrieben von Ela48
ich auch. Es geht mir persönlich (Dir sicherlich auch) nicht um das s.g. "outen", sondern um den Fakt, "was können Menschen für sich tun", nach solchen gelebten Tatsachen...
Ela
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe woelfin
geschrieben von Ela48
ich kann Dich verstehen, liebe woelfin!
Ich hoffe, Du kommst trotz allem, was Du erlebt hast, gut zurecht im Leben. Danke für Deinen Mut
Ela

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indeed
indeed
Mitglied

Natürlich Ela!
geschrieben von indeed
Geschehenes kann man nicht ungeschehen machen. Die Frage stellt sich, in wie weit ist diese Art der "Erziehung" noch aktuell! Es gibt ja auch häusliche Gewalt und Missbrauch. Es wird ja einiges getan, aber ist es genug?
Ich denke, man muss an die Wurzel des Übels heran und das heisst, dass in den Köpfen der Menschen, denen Kinder anvertraut sind (und nicht nur bei denen), so ein Denken und Handeln gar nicht erst aufkommen kann. Die Seelen der Menschen ist neben der physischen Gesundheit unser höchstes Gut.

@ Wölfin
Ich kann dich auch gut verstehen. Ich schließe mich Ela an und finde es super, dass du deine Sicht dargelegt hast, obwohl oder gerade weil du keine guten Erinnerungen an deine Kindheit hast. Das war schon eine Hürde, die du genommen hast.
indeed
Traute
Traute
Mitglied

An Ela,
geschrieben von Traute
Ich will mal eine andere Sicht auf diese beklagenswerten Zustände werfen. Ich war auch nach der Vertreibung in Waisenhäusern. Ich hätte mich nicht einmal darüber aufgeregt und mir wäre erst viel später klar geworden, das ein Kind überhaupt einen Wert hat, denn das hatte ich nach dem Hungertod meiner Mutter nie wieder feststellen können. Erst als ich selbstständig mein Leben in die Hand nehmen durfte, war einiges anders.Ich kannte in meiner ganzen Kindheit, auch später bei Vater und Stiefmutter, nur wer nicht pariert, kriegt Schläge. Da zu mussten wir die Stöcke dafür selbst holen, war er zu dünn wurde erst der zerschlagen und dann ein neuer Stock geholt. Die Taten die wir begangen hatten, waren etwas vom Essen zu nehmen, wenn wir Hunger hatten.Oder in der Schule eine schlechte Zensur. Ich hatte eine 4 in Mathe, nach der 5. Klasse, ich hab dreimal eine, bezw. eine halbe Klasse,Übersprungen und hatte so einiges nicht mitbekommen,so gab es zu jedem Zeugnis Schläge.Wir hatten den Haushalt völlig zu übernehmen, mit Wäsche Viehzeug und Stuben reinigen und Küchendienst mit Kochen.War etwas runtergefallen, oder vergessen gab es Schläge. Wir wurden entweder über den Stuhl gelegt mit dem Po nach oben Schlüpfer runter gezogen und dann gab es Prügel. Manches mal, wurden wir auch über das Knie gelegt, beim Vater und die Hosen runter und mit der Hand auf den Po geschlagen.
Das war keine Ohrfeige, es war ein Schlagen, dass manches mal die Blase auslief. Mein Vater war ein Typ Bud Spencer.
Niemand wagte auch nur mit der Wimper zu zucken wenn er in der Nähe war, in der Familie wie im Wohnumfeld.Man sah dann nur die mitleidigen Blicke der Nachbarn, dann sahen sie schnell weg.Sofort nach der Schule habe ich eine Lehre in Saßnitz auf der Insel Rügen angenommen und war so weit weg von zu Hause. Meine Halbgeschwister sind nicht so geschlagen worden, sagen sie, nur mal im vorbeigehen Ohrfeigen.
Ich schreibe das das erste mal in dieser Deutlichkeit. Damit der Vergleich zu den Heimen möglich ist. War das nun Erziehung oder wie mir im Rückblick und zwei anderen Vorkommnissen, sexuelle Übergriffe? Schlüpfer aus ziehen? Über die Knie legen?
Es kann gut möglich sein, das sich die so veranlagten Erzieher und Erzieherinnen in solche Bereiche schleichen, in denen sie ihre Abartigkeiten aus leben können. Aber wie man sieht, ist man zu Hause nicht immer besser aufgehoben..
Mit ganz freundlichen Grüßen,
Traute
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe Traute,
geschrieben von Ela48
ich kenne Dein Buch "Wolfskind Traute"..

Wolfskind Traute

und war und bin immer noch berührt von Deinem Tatsachenbericht über ein Leben, was man einem Kind nie zumuten dürfte. Aber es ist geschehen, leider..
Freude, Leid, Schmerz liegen so Nahe beieinander und jeder verarbeitet es auf seine Art und Weise, wenn überhaupt!

Hier im Forum beschäftige ich mich des öfteren mit sozial kritischen Themen. Es ist mir immer wieder ein Bedürfnis.
Es hat auch mit meinem eigenen Lebensweg zu tun. Meine Eltern, besonders meine Mutter, die mich und meinen Freiheitsgedanken nie verstanden hat. Ich, die kritische, besonders in den 60iger Jahren aufmüpfige junge Frau, die leidenschaftlich an den Studentenbewegungen in Göttingen teilgenommen hat. Mein erster Freund, ein zukünftiger Theologe, auch ein Freigeist durch und durch und ein Dorn im Auge meiner Eltern.
Vieles habe ich gesehen, erfahren und es wurde sehr prägend in meinem Leben.

Ach Traute, all das, was Du berichtet hast, jetzt und auch in Deinem Buch, habe ich nie erleben müssen. Darüber bin ich froh, obwohl es auch manche Wunden bei mir gegeben hat.

Warum haben meine Eltern so oder so gehandelt kommt peu a peu zum Vorschein. Ich kann es heutzutage akzeptieren.
Was ich aber nie akzeptieren kann ist SCHWEIGEN, was zwischen den Menschen manchmal herrscht, weil sie einander nicht weh tun wollen oder die Konfrontation scheuen.

Danke auch Dir für Dein Feedback, liebe Traute, Ela

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bukamary
bukamary
Mitglied

Liebe Ela
geschrieben von bukamary
Ich habe den Film und die anschließende Doku angeschaut. Obwohl mir das Thema alles andere als fremd ist und ich Anfang der 70iger Jahre im Rahmen meines Studiums ein Praktikum im Jugendamt gemacht habe, und somit zumindesst die "letzten" Auswüchse dieser Zeit hautnah miterlebt habe, ist mir der Film, mehr wie ich erwartet habe, unter die Haut gegangen.
Ich selbst habe auch noch Schläge im Elternhaus erlebt, Mit 19 habe ich noch eine ordentliche Ohrfeige von meinem Vater bekommen, meine Muttet hat mich mit Mißachtung bestraft, was fast noch schlimmer war. In der Schule wurde ich laufend in die Ecke gestellt. Dann hatte ich das Vergnügen 3 Jahre in einem katholischen Mädchen - Internat zu verbringen. Sexueller Mißbrauch war hier keine Seltenheit. Weil ich hierfür nicht zu haben war, wurde ich laufend schikaniert (Ausgangssperre, Isolation, Mißachtung durch die Anderen in der Gruppe).
Das hat bei mir sicherlich seine sehr deutlichen Spuren hinterlassen.

Verglichen mit dem, was der Film gezeigt hat, ist das was ich erlebt habe aber noch harmlos. Ich bin auch überzeugt, dass die Realität teilweise noch schlimmer war. Das läßt mich demütig werden.

bukamary
juna
juna
Mitglied

ela
geschrieben von juna
war zwar nicht im heim, hatte aber eine so "schöne kindheit", dass ich heute noch schweissnass wach werde und dann nächtelang nicht schlafen kann. ich muß regelmässig über und über blaue striemen gehabt haben. die haben aber niemand gestört haben. (schule, kindergarten)im gegenteil, selbst am führsorgeamt war ich die böse. nie hat jemand mit mir gesprochen, oder mich gefragt was los ist. als ich einmal wegen regelmässigem essensentzug nur noch an die 40 kg wog, sagte meine "liebe" mutter: die ist ja so heikel, die ißt ja das 100ste nicht, war die sache erledigt.
ich glaube, dass solche sachen noch immer geschehen und das läßt mich oft nicht schlafen.
also bitte an alle, nicht wegschauen!! auch wenn es unangenehm ist, melden!! lieber einmal zuviel, als einmal zu wenig!
ich habe meine kindheit überlebt, das schaffen aber nicht alle!
Traute
Traute
Mitglied

An Juna,
geschrieben von Traute
Ach wie ich mit Dir fühle. Du bist nicht allein, die meisten schweigen, ich auch bis vor einiger Zeit.
Es ist eine Zeit, wo man sich mit dem Anschein erwecken, zufrieden gibt. So tun als ob, nichts nach außen tragen.
Juna sei stark, lass es nicht zu dass es Dich heute noch plagt. Jag sie weg diese schamlosen "Erzieher mit der Knute" aus Deinem Gedächtnis. Sie sind so klein und jämmerlich, dass sie zu allen die Zuvorkommenheit in Person,zu sein vorgeben.
Schlepp sie nicht mehr klagend rum mit Dir, schüttel sie ab in dem Du darüber sprichst und Platz für bessere Gedanken schaffst.
Mit freundlichen mutmachenden Grüßen,
Traute
tilli
tilli
Mitglied

Endlich wird die Wahrheid
geschrieben von tilli
nicht mehr verschwiegen.Der Film hat viele Menschen erschüttert.Gut, dass du dieses Thema für ST geschrieben hast.
Es ist nicht einfach so einen Blog zu schreiben wenn man an die Kinder denkt, die misshandelt worden und noch immer werden. Die Menschheit ist manchmal so unbarmherzig.
Dort wo man Christlichkeit erwartet ist Bitterkeit und Schmerz.

Viele Grüße Tilli

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