Diskussion historischer Ereignisse Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
Re: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
...Es geht dabei um einen kleinen Anstoß ( im wahrsten Sinne des Wortes), nicht zu vergessen, was den Menschen angetan wurde...
wer das für sich selbst benötigt, für den ist das doch ok.
Für mich selbst ist es undenkbar, furchtbare Taten zu vergessen. Grausame Bilder aus Büchern der Schulzeit, sind im Gehirn für ewig gespeichert. Zynisch möchte ich sagen, wer Gefahr läuft das zu vergessen, der sollte sich eine entsprechende Tafel mit allem Furchtbaren unserer eigenen Vergangenheit und Gegenwart, vielleicht auch noch der ganzen Welt, auf den Frühstückstisch stellen.
Die Konsequenzen sind entscheidend. Wer als erwachsener Mensch andere als weniger wert betrachtet, wird nicht durch solche Steine geändert.
Du schreibst „..die Namen nicht zu vergessen“. Dann setze dich jetzt hin und schreibe 10 Namen von denen auf, deren Steine du gesehen hast. Ich schrieb es ja im vorhergehenden Beitrag, diejenigen die Steine setzen lassen, wollen die Ermordeten ehren und in Erinnerung behalten.
Doch ein Beitrag, wie Heigl schrieb, zur Stützung der Abwehr gegen Rassismus, ist aus meiner Sicht nicht gegeben.
Wie du auch meinem vorhergehenden Beitrag entnehmen kannst, habe ich nichts gegen das Setzen der Steine.
Ciao
Hobbyradler
So pragmatisch wie du seh ich das auch, natürlich sind die Steine keinesfalls eine "Kampfwaffe" gegen Rassismus, und auch Gedenktafeln, Stelen und Literatur sind weitere Möglichkeiten, dass Unfassbare nicht zu vergessen.
Es geht auch nicht nur um uns, die unmittelbar Nachgeborenen der Haupttäter-Generation, die Steine haben eine dicke Messingplatte, die einige Generationen überdauern könnte, "Laufzeit" fast wie bei Gräbern.
Auch in 30 Jahren soll noch jemand über die Steine "stolpern" können, wo ich zum Beispiel kaum mehr Erinnerung brauchen werde, irdische.
Es geht auch nicht nur um uns, die unmittelbar Nachgeborenen der Haupttäter-Generation, die Steine haben eine dicke Messingplatte, die einige Generationen überdauern könnte, "Laufzeit" fast wie bei Gräbern.
Auch in 30 Jahren soll noch jemand über die Steine "stolpern" können, wo ich zum Beispiel kaum mehr Erinnerung brauchen werde, irdische.
"Nachdem die Stolpersteine im Rest der Republik und in ganz Europa als gängige Form des Gedenkens akzeptiert sind, in München aber vor allem am Widerstand der Israelitischen Kultusgemeinde scheitern, beschloss man ..., eine eigene, städtische Alternative anzubieten und dafür einen Wettbewerb auszuschreiben."
SZ v. 3. September 2016
Künstler sollen in München Gedenkorte für NS-Opfer gestalten
SZ v. 3. September 2016
Künstler sollen in München Gedenkorte für NS-Opfer gestalten
"Nachdem die Stolpersteine im Rest der Republik und in ganz Europa als gängige Form des Gedenkens akzeptiert sind, in München aber vor allem am Widerstand der Israelitischen Kultusgemeinde scheitern, beschloss man ..., eine eigene, städtische Alternative anzubieten und ...
SZ v. 3. September 2016
Künstler sollen in München Gedenkorte für NS-Opfer gestalten
Das wundert mich angesichts folgender Veröffentlichung in der antifa Juli/August 2016 wenig.
Unter der Überschrift
Steine, die diskriminieren
Kritik an einer Stolperstein-Praxis, die Stigmatisierungen fortschreibt
ist u. a. folgendes zu lesen:
Stolpersteine sind überall bekannt. Sie sind aber auch umstritten - nicht nur in der Bundesrepublik. Nicht allein das privatisierte Gedenken erzeugt Unbehagen. Sondern vor allem die Abweichung vom ursprünglichen Konzept: Bislang beschränkte sich die Abbildung auf die Stammdaten der zu gedenkenden Person. Seit 2013 finden sich auf den Steinen Begriffe wie "Rassenschande", "Gewohnheitsverbrecher", "Volksschädling". Gründe für diese Neuschöpfungen wurden vom Künstler nicht genannt.
Die Steine sollen Instrumente des Erinnerns sein, und nicht der posthumen Stigmatisierung, Schmähung und Verunglimpfung. Immerhin geht es um den verantwortungsbewussten Umgang mit dem Ruf der Toten.
Als Arbeitskreis "Marginalisierte - gestern und heute!" befassen wir uns mit diesen Personenkreisen. Wir betrachten jeden Einzelfall konkret. Wir stellen immer wieder fest, dass diese Menschen keine Möglichkeit hatten, in der Zeit der Weimarer Republik und dem deutschen Faschismus anders zu leben als sie dann tatsächlich lebten.. Denn sie lebten unter dem Reichsstrafgesetzbuch (1871), der Reichsfürsorge-VO (1924), dem Erbgesundheitsgesetz (1933), den Maßregeln über Sicherung und Besserung (1933) sowie dem Gesetz zur vorbeugenden Verbrechensbekämpfung (1937). Im Kontext dieser Gesetze wurden die Stigmatisierungen aus der Weimarer Republik aggregiert, verfestigt und konzentriert zu Strafverfolgungsgründen gemacht.
...
Bis heute stehen auch die Kinder der damals so genannten Asozialen namentlich in den Akten des Hitlerregimes. Vernichtet sind diese Akten bis heute nicht. Der Forderung der Löschung der Namen der Kinder wird nicht nachgekommen. Elvira Manthey hatte die Namenslöschung ihrer Tochter verlangt. Elvira war vier Jahre alt, als sie als "asoziales" Kind in ein behördliches Kinderheim geriet und miterleben musste, dass ihre zweijährige kleine Schwester vergast wurde.
Nach 1945 wurden die aus sozialen und gesundheitlichen Gründen verfolgten Menschen nicht als "Opfer des Faschismus" anerkannt. Sie wurden weder rehabilitiert, noch in größerem Umfang für Deportation, Folter, Qualen, Gesundheitsschäden, Zwangssterilisationen, Zwangsarbeit oder Haft in KZ, Psychiatrien, Kinder- und Pflegeheimen, Arbeitskolonien usw. entschädigt.
Die Kinder dieser Verfolgten - die second generation - wird mit derartigen Inschriften aif Stolpersteinen ein weiteres Mal verletzt und geschädigt. Meist über die rechtsradikalen Entwicklungen entsetzt, sind sie genauso fassungslos, wenn ihre Angehörigen mit faschistischen (Schuld-)Zuschreibungen in der Öffentlichkeit stehen. Das ist jenseits jeglicher Pietät. Angehörige selbst werden in die Abwertungsprozesse ihrer Vorfahren einbezogen. Sie werden für das Tun der Toten haftbar gemacht. Es greift in ihr Leben ein, wenn auf dem Stolperstein steht, dass die Oma "Gewohnheitsverbrecherin" war. Es beschädigt ihren Ruf und ihre soziale Einbindung: Denn noch heute glaubt die Mehrzahl der Menschen, dass da "schon was dran gewesen sein muss", dass solches Verhalten "in den Genen liegt" und die "Schande" bleibt.
Als Antifaschistinnen stellen wir eine derartige Diskreditierung von Toten in Abrede.
Außerdem taucht die Frage auf, wieso denn, wie bei übrigen Opfergruppen, nicht nach Angehörigen geforscht wird. Denn eigentlich entscheiden die, ob sie überhaupt diese Art des Gedenkens wollen.
Warum passiert so etwas überhaupt? Weil die Geschehenisse über diese Personenkreise bis heute nicht hinreichend aufgearbeitet sind. ... Denn die sozialrassistische Stigmatisierung wird noch heute als Abschreckung benutzt und wirkt weiter. Sie rechtfertigt Einsparungen und Sanktionen für bedürftige Menschen, wie sie gerade wieder im Rechtsvereinfachungsgesetz für Arbeitslosengeld-II-Berechtigte geplant sind.
Zukünftig dürfen keine Stolpersteine mit stigmatisierenden Inhalten mehr verlegt werden. Bereits gelegte Steine müssen rückgebaut und verändert werden. Die Suche nach und die Verständigung mit Angehörigen sollte im Vordergrund stehen.
Anne Allex
Re: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
gibt es solche Stolpersteine auch in Eurer Stadt/Gemeinde? Bleibt Ihr auch stehen, um die Namen der Juden zu lesen und ihrer Ermordung zu gedenken?
Lese jetzt erst diesen Thread,
zu beiden Fragen ist meine Antwort : Ja.
Hier in meiner neuen Heimatstadt Saarbrücken liegen vier auf meinem alltäglichen Weg.
Es gibt in der Stadt aber noch mehr. Auch in anderen Städten des Saarlandes.
Dazu passend ist der Platz des Unsichtbaren Mahnmals hier vor demSchloss.
Wen es interessiert, kann es im Link nachlesen:
Platz des Unsichtbaren Mahnmals
roseluise
Ich möchte euch in diesem Zusammenhang auf die engagierte Gruppe in Facebook hinweisen, die sich dafür einsetzt, dass auch in München Stolpersteine eingesetzt werden dürfen, was der Stadtrat 2015 erneut verboten hat, soweit es von Angehörigen ausdrücklich gewünscht wird.
Natürlich gibt es hier einen Zwist unter Juden, aber ausschlaggebend ist der Münchner Stadtrat.
Ausdrücklich möchte ich auch darauf hinweisen, dass es um das friedliche Nebeneinander von Stelen, Gedenktafeln und Stolpersteinen geht, nicht um ein Verbieten aller Gedenkformen zugunsten von Stolpersteinen.
hier der Link:
Stolpersteine auch in München
Natürlich gibt es hier einen Zwist unter Juden, aber ausschlaggebend ist der Münchner Stadtrat.
Ausdrücklich möchte ich auch darauf hinweisen, dass es um das friedliche Nebeneinander von Stelen, Gedenktafeln und Stolpersteinen geht, nicht um ein Verbieten aller Gedenkformen zugunsten von Stolpersteinen.
hier der Link:
Stolpersteine auch in München
Moin,
es wäre sinnvoll, wenn in jeder deutschen Stadt alle Wege zu
einer Kirche mit Stolpersteinen gepflastert werden würden.
Die Kirchen und ihre meinungsbildenden Führer waren die geistigen
Brandstifter des Holocaustes.
Sie haben viele Jahrhunderte gegen die Juden als die Jesusmörder
gehetzt, wurden nie entnazifiziert und wegen ihrer vielen Verbrechen zur Verantwortung gezogen.
Gruß arno
es wäre sinnvoll, wenn in jeder deutschen Stadt alle Wege zu
einer Kirche mit Stolpersteinen gepflastert werden würden.
Die Kirchen und ihre meinungsbildenden Führer waren die geistigen
Brandstifter des Holocaustes.
Sie haben viele Jahrhunderte gegen die Juden als die Jesusmörder
gehetzt, wurden nie entnazifiziert und wegen ihrer vielen Verbrechen zur Verantwortung gezogen.
Gruß arno
Inzwischen hat der Künstler Demnig, der weltweit schon über 50 000 Steine persönlich eingesetzt hat, in München mehrere Steine verlegt, aber jetzt kommts:
NUR AUF PRIVATEN GRÜNDSTÜCKEN, einen davon 20 Meter neben dem Hauptbahnhof, wo zigtausend Menschen ihn täglich überschreiten.
Ich komme wieder.
Servus
NUR AUF PRIVATEN GRÜNDSTÜCKEN, einen davon 20 Meter neben dem Hauptbahnhof, wo zigtausend Menschen ihn täglich überschreiten.
Ich komme wieder.
Servus
Stolpersteine? Man sollte sich einmal vor Augen führen was da symbolisch passiert. Man blickt auf die Steine herunter und tritt sie mit Füßen. Wären Gedenktafeln nicht weitaus besser, zu denen man aufblicken muss. Haben die Opfer nicht Besseres verdient als dass man über ihre Namen buchstäblich hinweggeht? Außerdem glaube ich kaum dass sich Passanten die Mühe machen – vielleicht einige – und die eingravierten Namen lesen. Viele Mitbürger werden achtlos über diese Stolpersteine laufen. Und genau das stört mich ganz gewaltig!
Sirona
Sirona
Re: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Viele Mitbürger werden achtlos über diese Stolpersteine laufen.Das ist bei Gedenktafel sicher nicht anders, aber
wenn ein Stolperstein seinem Namen Ehre macht, wird auch noch darauf geschimpft, und das m.E. zu Recht. Ich stell mir da eine alte Frau vor, die drüber fällt und einen Oberschenkelhalsbruch erleidet.
Sind da eigentlich schon Fälle offiziell bekannt, oder wird so was unter den Teppich gekehrt?