Geisteswissenschaft / Philosophie Haben wir einen freien Willen?

gila
gila
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Re: Haben wir einen freien Willen?
geschrieben von gila
als Antwort auf Linta vom 08.10.2007, 22:08:23
oh doch,
wenn Du gelesen hättest, wüßtest Du, was ich meinte.
Menschen fügen Menschen Schreckliches zu - das ist ihr freier Wille - denn - sie müssen es ja nicht tun.

Auf dieser Welt würden weniger Arme leben. Zum Beispiel.
--
Denkt
gila
hafel
hafel
Mitglied

Re: Haben wir einen freien Willen?
geschrieben von hafel
als Antwort auf gila vom 08.10.2007, 22:17:02
@gila: genau
--
hafel
gila
gila
Mitglied

Re: Haben wir einen freien Willen?
geschrieben von gila
als Antwort auf hafel vom 08.10.2007, 21:58:35
hafel,

genau das muß der freie Willen tun, denn - sonst kannste ihn vergessen, denn - es ist dann kein freier Wille. Wer nicht über Gut und Böse entscheiden kann, hat seinen freien Willen verloren. Aufgegeben in dem Sumpf der sog. Menschlichkeit
--
gila

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Karl
Karl
Administrator

Es ist entschieden bevor wir "wollen"
geschrieben von Karl
als Antwort auf gila vom 08.10.2007, 20:45:02
In der wissenschaftlichen Diskussion dieser Frage geht es darum, ob der freie Wille mehr ist als eine subjektive Illusion und diese Frage berührt schon die Grundfesten unseres Weltverständnisses.

Beispielsweise gibt es neurowissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass es möglich ist, aus Gehirnströmen bereits die folgende Handlung zu einem Zeitpunkt vorherzusagen, bevor uns bewusst wird, was wir wollen (s. Linktipp).

Ich habe zwar meine eigene, eher abweichende Meinung dazu, aber man/frau sollte sich m. E. erst etwas kundig machen, bevor die freie Willensentscheidung erfolgt, den freien Willen zu diskutieren.
--
karl
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Haben wir einen freien Willen?
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf gila vom 08.10.2007, 22:17:02
...und da widerspreche ich Dir auf das heftigste! Gerad menschen, die andere foltern, quälen oder töten entscheiden NICHT frei, sondern folgen entweder ihrer triebhaften Aggression (und über Triebe, je nach Heftigkeit, können Menschen eben NICHT frei entscheiden) ODER aber einer "höheren Macht" (siehe weiter unten)

Vielleicht hast Du ja mal Konrad Lorenz, Freud oder Friedrich Hacker gelesen? Letzterer schreibt in seinem Buch "Aggressionen":

„Aggression ist eine Grundverhaltensform, die durch Schmerz, Angst, Wut, Provokation, Bedrohung der Stellung in der Rangordnung, Überfüllung und andere innere und äußere Reize ausgelöst, verstärkt oder vermindert und durch Lernerfahrung entscheidend beeinflusst werden kann.“ (Hacker 1971, S. 158)
geschrieben von Fruedrich Hacker


wo ist da noch freier Wille?

Hacker machte in den USA in den 70er Jahren eine interessante Studie quer durch die Bevölkerung: Die Aussage der Studie ist: jeder 3. Mensch ist bereit, einen anderen aus seinem Umfeld aus "Gehorsam" oder Hörigkeit einer wissenschaftlichen, ideologischen oder politischen Macht zu verraten, zu bestrafen, ja selbst Dich zu töten . Sie "glauben" an die "Wichtigkeit" und die "gute Sache" - und dahintr lassen sich verborgene Aggressionen wunderbar ausleben.

Mein Augenöffnerlehrbuch als noch sehr junge Frau war u.a. Arno Placks "Die Gesellschaft und das Böse" - solltest Du mal lesen ... es hat immer noch Gültigkeit
--
angelottchen
Re: Haben wir einen freien Willen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf gila vom 08.10.2007, 22:17:02
Gila hallo,
leider ist es nicht immer so.

Hat uns doch unsere jüngste Vergangenheit gezeigt.
Nur mal so am Rande,in der DDR der Schießbefehl.
Hätten Sie nicht geschossen,wären Sie selber bestraft worden und das nicht zu knapp.
Und im Krieg ist es doch ebenso.
Es kommt immer auf die Umstände an.

Das meint dazu,Astrid

PS.:Wir können uns einigermaßen frei entscheiden,
doch auch nicht mal im Beruf,da hat man doch immer
einen Vorgesetzten.

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rolfwalter
rolfwalter
Mitglied

Re: Haben wir einen freien Willen?
geschrieben von rolfwalter
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.10.2007, 11:13:23
Gila hallo,
leider ist es nicht immer so.

Hat uns doch unsere jüngste Vergangenheit gezeigt.
Nur mal so am Rande,in der DDR der Schießbefehl.
Hätten Sie nicht geschossen,wären Sie selber bestraft worden und das nicht zu knapp.
Und im Krieg ist es doch ebenso.
Es kommt immer auf die Umstände an.

Das meint dazu,Astrid

PS.:Wir können uns einigermaßen frei entscheiden,
doch auch nicht mal im Beruf,da hat man doch immer
einen Vorgesetzten.


--

Aber innerhalb des Rahmens der dir vorgegeben ist, kannst du schon frei entscheiden (man muss ja nicht treffen, um bei dem Beispiel zu bleiben)

Ich glaube jedoch dass im vorliegenden Thread eigentlich mehr die genetisch vorgegebene
'Entscheidungsfreiheit' gemeint war.
rolfwalter
Re: Haben wir einen freien Willen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf rolfwalter vom 11.10.2007, 18:00:15
Sicher wenn Du es so siehst.
--
astrid
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Haben wir einen freien Willen?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 02.10.2007, 22:52:50

"Ich möchte hier Kant widersprechen. Er macht leider den gleichen Kategorienfehler wie der Neurobiologe, wenn er glaubt den freien Willen nicht mit der Kausalität vereinbaren zu können." .

Lieber Karl, Kant ist sich sehr genau im Klaren darüber, dass der Kausalitätsnexus den freien Willen ausschließt. Nicht aber schließt bei Kant der Kausalitätsnexus aus, dass wir in einer kausaldeterminierten Welt von einem freien Willen reden und darüber nachdenken können. Das allein schon hat Folgen.

Kant unterscheidet in der Welt zwei Arten von Kausalität, eine die aus der Unendlichkeit kommt und eine, die auf einen Anfang zurückgeht. Gäbe es nur die von jeher zeitlos gültigen Kausalzusammenhänge, so könnte der Mensch kein sittliches Wesen sein und stünde genau so dá wie das Tier, das so reagieren muss, wie seine Konstitution und seine Art ihm vorschreiben. Deshalb geht Kant von dem Anfangspunkt der Kausalreihe aus. Gibt es aber überhaupt eine erste Ursache? In der Theorie wird diese Frage bejaht (Thesis). Ohne eine erste Ursache gäbe es keine zweite, dritte ...xte Ursache, wenn nicht die erste da gewesen wäre. Von hier aus nimmt Kant nicht nur eine Kausalität aus Naturgesetzen an, sondern auch eine Kaualität aus Freiheit. Eine Kausalität, die keine Ursachen mehr hinter sich hat. Das bedeutet ein "erstes Anheben einer Kausalreihe in der Zeit". Die Antithesis fragt dagegen: Wie kann es überhaupt eine erst Ursache geben? Wenn sie weiteres bewirken soll, dann trifft doch auf sie auch das Kausalitätsgesetz zu (keine Ursache, die nicht früher selbst Wirkung gewesen ist). Damit steht Kant vor der dritten von ihm formulierten Antinomie (Widerstreit zweier Sätze - Thesis und Antithesis - die gleichermaßen gelten).

Kant will den Gedanken, dass der Mensch überhaupt nicht zu sittlichem Handeln fähig sein soll, nicht akzeptieren. Deshalb löst er seine dritte Antinomie derart, dass er zwar keine Linie kausaler Bestimmungen abbrechen lässt (s.o.), wenn sie einmal im Zuge ist, dass der Kausalnexus aber keinesweg ein Hindernis ist, dass andere positive Determinanten oder Komponenten hinzutreten können. Für ihn ist der Kausalnexus offen für neu hinzutretende Bestimmungen. Der Mensch als Vernunftwesen ist auch zu sittlichem Handeln fähig, er kann sein Gewissen befragen. Kants Lösung der Kausalantinomie hat weitreichende weltanschauliche Bedeutung.

-------
c.

hafel
hafel
Mitglied

Re: Haben wir einen freien Willen?
geschrieben von hafel
als Antwort auf carlos1 vom 11.10.2007, 23:33:21
@ carlos1: dieses und ähnliches habe ich bereits am 02.10.07, 19:35h geschrieben. )))
--
hafel

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