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Geisteswissenschaft / Philosophie Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen

luchs35
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Mitglied

Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen
geschrieben von luchs35
als Antwort auf yankee vom 25.01.2008, 11:00:32

Könnte man dann auch fragen, ob das Nichts für etwas ein Begriff ist, dessen Existenz nicht klar ist?
Wunder, Gott, Zufall etc., wie du sagst Yankee, sind dann ja auch nur Begriffe oder Worte für etwas, das wir nicht erfassen können und uns trotzdem eine Vorstellung machen.

Aber so wie nun "Nichts" der Inhalt unserer Überlegungen oder Auslegungen geworden ist, hat es Gestalt angenommen und existiert nun.

Lach, ich sehe, diese Schraube kann weitergedreht werden... Ist das nichts?

luchsi35
yankee
yankee
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Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen
geschrieben von yankee
als Antwort auf luchs35 vom 25.01.2008, 16:48:42
Auch lach

Klar. Dat is was.
Wenn man die Frage nach der Existenz des Nichts stellt, muss man sich mangels Beweise die Tür zur einen und anderen Seite natürlich offen lassen, genauso wie bei Gott und Zufall und Co.
Die Frage war aber, ob man sich mit dem Nichts beschäftigen kann. Da wir das ja die ganze Zeit tun, muss die Antwort zwangsläufug Ja lauten.
--
yankee
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen
geschrieben von carlos1
als Antwort auf yankee vom 24.01.2008, 17:56:35
Das "Nichts" ein reiner Kunstbegriff, aber psychologisch notwendig? Der Begriff Kunst in Zusammenhang mit einem Substantiv bezeichnet u. a. das handwerkliche Fertigstellen eines Dinges, etwas, was als Ersatz für eine anderes Ding dient. Ich erinnere mich an die Zeit der Knappheit im Kriege. Honig gab es nicht, Zucker wenig, dafür "Kunst"honig. Natürlich "nichts" im Vergleich mit dem echten Honig. Nichts bedeutet hier, dass das Kunstprodukt nicht dem Wesen des echten Honig entsprach. "Nichts" ist der Genetiv von Mittelhochdeutsch niht, althochdeutsch ni wiht (= with = Wesen, Ding). Im absoluten logischen Sinn ist es die Verneinung von irgendwelchem Seienden. Es ist niemals das absolute Nichtvorhandensein eines Seienden damit gemeint. Seiendes ist immer das, was ist; das, von dem ausgesagt wird, dass es ist. Die Zahl "Null" aus lateinisch "nullum" bezeichnet ebenso wie das Wort "nichts" kein absolutes Vakuum sondern ein Nichtvorhandensein eines Dinges. Mit der naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise ändert sich das. Das Vakuum, der leere Raum tritt in Sichtweite. Doch wie leer ist wirklich das Vakuum? Wie leer muss es sein, um ein "Nichts" zu sein. Das Vorhandensein von Kraftfeldern (Gravitation, Magnetfeld der Erde) ist nicht "nichts". Selbstverständlich ist das Gegebensein des Raumes etwas, was "ist" und nicht "nichts".

Yankee weist auf die Bedeutung der Sprache für unsere Welterklärung hin. "Zufall" ein Produkt der Not sich die Welt zu erklären, in den Griff zu bekommen? Ja, wie so viele Metaphern, die besonders auch in die Sprache der Physik gebraucht werden. Sonst blieben nichts als Formeln übrig, die abstrakt sind. Dazu passt auch, dass die Bezeichnung "Null" erst als Operable in einem Positionssystem von Zahlen Wert gewinnt. Im Geldverkehr spielt die Zahl "Null" eine entscheidende Rolle. Wer den Derivatenhandel an der Börse verfolgt und das Auf und Ab der Fieberkurven der Kurse verfolgt, bei dem Billionenwerte innerhalb kurzer Zeit sich in "Nichts" auflösen, kommt ins Grübeln. Was war vorher an Werten da? War es real? Geld im Wert von 2 Billionen USD wandert Tag für Tag um den Globus. Rein virtuell oder reell oder real?

Das Nichts ist sehr be-ein-druckend.
c.

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luchs35
luchs35
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Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen
geschrieben von luchs35
als Antwort auf carlos1 vom 25.01.2008, 20:40:28

Nun fang ich auch noch an über das Nichts zu grübeln.
Versucht mal an nichts zu denken, wie es oft bei bestimmten
Meditationsübungen verlangt wird.Da wird das Nichts zu einem Kampf gegen das bewusste Denken!
Oder es gelingt nur für sehr kurze Zeit, das wirkliche Nichts zu erreichen, dann ist es aber doch vorhanden.

Fragt sich dann doch wieder: Was ist das Nichts? Ein unbenennbares und ungreifbares Volumen?

(ich glaube, jetzt werde ich "deppert") ))

--
luchsi35
adam
adam
Mitglied

Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 26.01.2008, 18:00:07
luchsi,

wir müssen uns bestimmt tagtäglich mit Bedeutungslosem beschäftigen, aber nicht mit dem "Nichts". Dieser Gedankenaustausch ist für mich sehr spannend, weil er mich an den Ursprung der "greifbaren" Wissenschaft führt. Und das ist die Philosophie.
Nicht, daß ich mich da besonders gut auskennen würde, aber Denken macht Spaß. Und wenn ich zurückdenke, an den Anbeginn des Universums, stelle ich fest, daß "alles" aus dem "Nichts" entstanden ist. Also ist das "Nichts" mit dem "Alles" gleichzusetzen.

--

adam
hafel
hafel
Mitglied

Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen
geschrieben von hafel
als Antwort auf arno vom 30.12.2007, 14:50:58
Ich denke, dass das "Nichts" eine philosophische Frage ist, womit sich bereits z.B. Platon, Hegel. Sartre usw. beschäftigt haben.

Es ist meiner Meinung unmöglich, sich mit dem "NICHTS" zu beschäftigen/befassen darüber zu sprechen, da in dem selben Moment, dessen "SEIN" wieder voraus setzt. Sein und Denken sind äquivalant. Über das NICHTS kann man, meiner bescheidenen Logik nach, nicht nachdenken.
--
hafel

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longtime
longtime
Mitglied

Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen
geschrieben von longtime
als Antwort auf hafel vom 27.01.2008, 01:23:37
Herr Je das Nichts
Von Hans Arp

I
Herr Je das Nichts ist bodenlos.
Frau Je das Nichts ist unmöbliert.
Da nützt euch auch kein Kreuzbesteck
mit dem ihr fleißig exerziert.

Herr Je Frau Je Frau Je Herr Je
gleich beißt das Nichts euch in den Bauch
verschluckt euch samt dem Kreuzbesteck
und speit euch aus als Ruß und Rauch.

2
Charybdis bybdis Zwiebelbiß
das Standbild geht im Kreis herum
das Heroldseuter in der Hand
und fällt von seinem Podium.

Die Schwindelschraube schraubt sich fest
und schraubt die Windsbraut an den Wind.
Es kracht der große Ehrenast
und tötet Jubelgreis und -kind

*
Wer über das Gedicht, das kein Nichts ist, nachdenken oder es interpretieren will, findet sprachliche Hilfe vor dem "Nichts".

--
longtime
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen
geschrieben von schorsch
als Antwort auf hafel vom 27.01.2008, 01:23:37
Zusatzbemerkung und Frage:

Was wäre unser Zahlensystem ohne die Null?!

--
schorsch
hafel
hafel
Mitglied

Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen
geschrieben von hafel
als Antwort auf schorsch vom 27.01.2008, 10:12:50
Der Begriff „Zahl“ ist in der Mathematik keineswegs eindeutig, wie man das erwarten könnte, so auch nicht die „Null“.
Den Indern, von denen unsere heute verwendeten arabischen Ziffern stammen (wurde hier bereits erwähnt, und soll nur zum weiteren Verständnis nochmals gegenüber gestellt werden), wird auch die Erfindung der Zahl NULL zugeschrieben. Sie ist Bestandteil aller STELLENWERT-Systeme. Nicht bekannt ist sie im Ziffernsystem ohne Stellenwert, wie z.B. dem römischen!!!! (es geht auch ohne Null!).
Wird die Null zu bzw. von einer Zahl addiert bzw. subtrahiert, so ändert sich die Zahl dabei nicht!!! Multipliziert man dagegen eine Zahl mit NULL, so ist das Ergebnis immer NULL. Aus diesem Grund ist auch eine Division durch NULL unzulässig (abgesehen von Grenzwertüberlegungen)! Denn 3 : 0 = a würde bedeuten, dass a x 0 = 3 ist. Für jede Zahl a ist aber a x 0 = 0; ...NIEMALS 3!
Auch dem Ausdruck 0 : 0 kann man kein eindeutiges Ergebnis zuschreiben, weil eben z.B.
0 : 0 = 5 ...... wegen 0 x 5 = 0, aber 0 : 0 = 4711 wegen 0 x 4711 = 0 möglich ist.

Mathematisch bedeutet das, dass 0 : 0 jeden Wert annehmen kann und somit nicht NICHTS sein kann.

--
hafel
yankee
yankee
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Re: Kann man sich mit dem 'Nichts' beschäftigen
geschrieben von yankee
als Antwort auf hafel vom 27.01.2008, 12:07:31
Habe längere Zeit nicht ins Forum geschaut und daher die letzten Beiträge zu diesem Thema "Nichts" erst jetzt gelesen. Ist wirklich eine interessante Sache, weil es so viele verschiedene Blickwinkel gibt, auch in dieser Diskussion.
Aus der Naturwissenschaft sagt das Energieerhaltungsgesetz, daß Energie nicht verloren gehen kann. Es gibt auch das Gesetz der Unschärfe, welches besagt, daß der Impuls und die Position eines Elektrons nicht gleichzeitig genau bestimmbar ist. Umso genauer der eine Wert bestimmt wird, umso ungenauer wird der andere.
Wenn Materie und Antimaterie zusammentreffen, neutralisieren Sie sich gegenseitig. Trotzdem bleibt Ihr Energiepotenzial erhalten, weil nichts verloren gehen kann. Die Gesamtsumme bleibt also immer gleich, egal was innen passiert. Zumindest habe ich dies so verstanden. Vielleicht gibt es da auch andere Erkenntnisse. Bezogen auf das "Nichts" kann es nach meinem beschränkten naturwissentschaftlichen Verständnis, nicht geben. Was anderes ist es , wenn über Geist, Parallelwelten u.ä. nachgedacht wird. Da wir davon so gut wie nichts wissen, kann man alles in diese Vorstellungen hinein interpretieren.
Wie sagte Sokrates: Ich weiss, daß ich nichts weiss. So gehts mir auch. Also gibt´s das Nichts doch )
--
yankee

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