Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik

Innenpolitik Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik

ehemaligesMitglied48
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf olga64 vom 15.09.2016, 15:20:40
Aber olga...du bist doch hier als Fachfrau wir alle Themen bekannt.Du siehst das schon richtig...hast auch schön die Kurve gekriegt...danke für deinen Beitrag.
lalelu
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von lalelu
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 15.09.2016, 07:47:50
@ Dion,
es freut mich, dass mein verlinkter Artikel dir Freude gemacht hat. Ich finde die Aussagen darin ebenfalls sehr hilfreich, wenn man sich mit der Thematik „beschönigende Notengebung“ befasst.

Wenn das Abitur blind als Eingangsvoraussetzung für das Studium verwendet wird, ist das ein Problem. So ein System bedarf einer strikten Vergleichbarkeit der Abiture über alle Schulen und alle 16 Länder hinweg. Und die ist nicht gegeben 1"

Dies sollten all die überdenken, die an diesem veralteten föderalem Schulsystem festhalten wollen.
geschrieben von Dion


Ich bin völlig deiner Meinung, glaube aber gleichzeitig nicht daran, dass sich die einzelnen Bundesländer noch zu unseren Lebzeiten auf einheitliche Bildungs-Standards einigen, geschweige denn, dass die 16 Kultusministerien sich selbst auflösen.

Ich wiederhole wörtlich, was ich schon früher schrieb: „Glaubst du, dass die dann überflüssigen Minister, Staatssekretäre usw. freiwillig ihre Posten räumen? Ich glaube das nicht. Lieber hangelt man sich von einem Reförmchen zum nächsten und ist sich über alle unterschiedlichen Auffassungen hinweg einig darin, dass man selbst unverzichtbar ist. Die Kinder und ihre Eltern müssen es ausbaden.“

Die Universitäten und Ausbildungsbetriebe helfen sich gezwungenermaßen, indem viele von ihnen Eignungstests eingeführt haben – denn abgesehen von unterschiedlichen Bildungsstandards in den Bundesländern sind die Qualitätsstandards auch innerhalb eines einzigen Bundeslandes weit davon entfernt, einheitlich zu sein.

Im hiesigen Raum ist es ein offenes Geheimnis, dass der Notendurchschnitt der Schüler sich in der Regel um 1 bis 2 Noten verbessert, wenn sie vom Gymnasium auf die 15 Kilometer entfernte Integrierte Gesamtschule wechseln. Falls sie dort ihr Abitur ablegen, sind sie natürlich im Vorteil, wenn sie sich um einen Studienplatz mit Numerus Clausus bewerben, wobei dieser meiner Meinung nach ebenfalls auf den Prüfstand gehört.

Dass der Einser-Abiturient zwangsläufig ein besserer Arzt wird als ein junger Mensch, der sein Abitur „nur“ mit einer Zwei vor dem Komma abgelegt hat – wenn er denn die Chance hätte, Medizin zu studieren – kann doch niemand ernsthaft glauben.

Frustrierend wird es für die jungen Leute, wenn sie erst auf der Uni merken, dass ihre guten Noten nicht besonders viel wert sind. Es sind leider nicht nur einzelne Studenten, die schon nach dem ersten Semester das Handtuch schmeißen, weil sie trotz einer 1 oder 2 auf dem Abiturzeugnis hoffnungslos überfordert sind. Bei meinem Sohn hatte sich bereits nach einem halben Jahr rund die Hälfte der Kommilitonen, die mit ihm begonnen hatten, dauerhaft vom Mathe-Studium verabschiedet. Mit einer realistischen Notengebung auf der Schule wäre garantiert vielen von ihnen dieser Umweg erspart geblieben.

Lalelu
ehemaligesMitglied48
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf lalelu vom 15.09.2016, 18:11:32
Ja lalelu....das in diesem Land keine wirklichen Reformen möglich sind haben ja nun alle lang genug erlebt..das ist schade, aber nur durch einen Systemwechsel zu ändern....glaube ich.
Tja, nicht mal einfache Dinge scheinen lösbar zu sein. Wie kann man aim Abi z.B. Biologie abwählen um einen besseren Durchschnitt zu bekommen um dann Biologie zu studieren...da schüttel ich nur fassungslos mit dem Kopf.
Aber so war es ja schon immer in der alten BRD...warum sollte man es ändern?

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Elmos
Elmos
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von Elmos
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 15.09.2016, 07:47:50
Ja, da kam grosse Freude auf:

"Und selbst jene Eltern, die das Gymnasium noch für eine Zusammenrottung von Eliten-Sprösslingen halten, müssen nicht verzichten. Indem die Politik seit Jahren Gemeinschafts- und Gesamtschulen fördert, die zum Abitur führen, baut sie gefühlte Hürden ab. " und dann gleich folgend:
"Ein sozialpolitischer Fortschritt. Die Abiturientenschaft war noch nie so bunt wie heute – das gilt auch für ihre Leistungsfähigkeit. "

Hey, Leute, habt ihr das überhaupt gesehen, wie in dem Artikel gespielt wird und womit?

Ich finde den Artikel ganz fürchterlich. Aber ich glaube, ich persönlich bin hier eh im falschen Thread.

Liebe Grüße
Andrea
Edita
Edita
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 15.09.2016, 19:06:00

Aber so war es ja schon immer in der alten BRD...warum sollte man es ändern?
geschrieben von dion


Nein - so war es eben nicht immer in der alten BRD!

In den 60-gern und 70-gern machten eben nur 10-15-% der Schüler Abitur- nämlich die Besten - und dann ging es auf Druck der Politik bergauf mit " den Besten " heute dürfen sich etwa 60-70% der jungen Leute zu "den Besten" zählen, und leider müssen sie dann auf den Unis 'erleiden' daß sie eben nicht "zu den Besten" gehören und müssen sich selber aussortieren!
Bildungspolitik wird seit zwei - drei Jahrzehnten nicht für heranwachsende Menschlein gemacht, sondern nur für gutaussehende und auszeichnungswürdige Statistiken, der internationale Bildungswettbewerb muntert dazu auf, gemacht, Hauptschulen wurden zu Restschulen degradiert und die Absolventen selbiger gleicherrmaßen zu Restmenschen, und ......bis zum Restmüll ist es dann auch nicht mehr weit!

Edita
lalelu
lalelu
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von lalelu
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 15.09.2016, 19:06:00
Ja lalelu....das in diesem Land keine wirklichen Reformen möglich sind haben ja nun alle lang genug erlebt..das ist schade, aber nur durch einen Systemwechsel zu ändern....glaube ich.

Aber so war es ja schon immer in der alten BRD...warum sollte man es ändern?
geschrieben von Dion


Hmm, Dion, ich bin mir nicht im Klaren darüber, was du mit „Systemwechsel“ meinst. Es entspricht auch meiner Meinung, dass das momentane Schulsystem dringend einer Überarbeitung bedarf.

Falls du jedoch damit ausdrücken möchtest, dass die alte DDR gegenüber der alten BRD das bessere System hatte, bekomme ich Bauchschmerzen. Diese beziehen sich nicht auf den Unterricht, weil ich den in der DDR nicht beurteilen kann.

Ich rede nur über ideologische Vorgaben, welche sogar ein Schüler erfüllen musste, um in der alten DDR überhaupt ein Gymnasium besuchen zu dürfen. Meinem Mann (Jahrgang 1943) wurde dort der Besuch des Gymnasiums verwehrt, weil sein Vater politisch nicht genehm war und mein Mann nicht bei den Jungpionieren angemeldet wurde.

An einem derartigen System kann ich überhaupt nichts Gutes finden – unabhängig davon, wie gut der Unterricht gewesen sein mag.... aber wie gesagt, ich weiß gar nicht, ob du darauf hinaus wolltest.

1955, im Alter von 12 Jahren, gelang meinem Mann übrigens mit seinen Eltern die Flucht nach Westberlin; von dort kam er in den hiesigen Raum, holte mittels Nachhilfe die fehlenden Fremdsprachenkenntnisse nach und konnte das Gymnasium besuchen – spät, aber nicht zu spät.

Auch wenn ich in diesem Thread überwiegend deiner Meinung bin, stimme ich deinem Satz: Aber so war es ja schon immer in der alten BRD...warum sollte man es ändern? ebenfalls nicht zu, sondern schließe mich Editas Ausführungen an.

Ergänzend möchte ich sagen, dass unser Systemwechsel darin bestehen müsste, dass wir statt auf Masse wieder mehr auf Klasse setzen: eine gute Mischung von erstklassigen Abiturienten und erstklassigen Handwerkern usw. wäre allemal besser als eine wachsende Flut von Abiturienten, die teilweise mit „Abitur Light“ die Schule verlassen und deren Hoffnungen auf einen adäquaten und gutbezahlten Arbeitsplatz sich zu oft nicht erfüllen. Das ist für die jungen Leute frustrierend und für unsere Volkswirtschaft alles andere als erstrebenswert.

Lalelu

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ehemaligesMitglied48
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf lalelu vom 16.09.2016, 11:20:32
Nein gerade das meinte ich nicht !
Ich meine in der Geschichte, egal ob es das Römische Reich oder die Vorherrschaft der Spanier in vergangenen Jahrhunderten war.Immer dann wenn ein System starr war und sich nicht erneuerte....verlor es an Einfluss und ging den Bach runter.
Und es ist ja nicht nur das Schulwesen, auch das Gesundheitswesen, die Bundeswehr, das Rentensystem oder......all diese werden praktisch unentwegt geschüttelt von Reförmchen die nix bewirken.
Dieses Land ist nicht reformfähig, weil alte Zausel und Mächte das Sagen haben die kein Interesse an einer konstruktiven Veränderung haben.
Überlege dir einfach mal ...die DDR ist ja "pleite" gegangen....wieviel Schulden hatte sie ?
Und dann überlege dir wieviele Schulden die BRD hat...und selbst in Zeiten von Niedrigzinsen und Konjunktur ist sie nicht in der Lage auch nur eine Milliarde zurück zu zahlen...Glaubst du im ernst, daß sowas ewig geht?
Wenn du in die Geschichte schaust dann wurden solche Dinge entweder mit nem Krieg oder einer "Währungsreform" gelöst....ich hoffe es gibt keinen Krieg.
lalelu
lalelu
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von lalelu
als Antwort auf ehemaligesMitglied48 vom 16.09.2016, 15:57:20
Danke für deine Erklärung, Dion!

Was du geschrieben hast, scheint unvermeidlich: Alle großen Hochkulturen erlebten nach einer grandiosen Blütezeit früher oder später ihren Untergang.

Auch wenn immer mehrere mehrere Faktoren dafür verantwortlich waren wie Umwelteinflüsse (beispielsweise extreme Dürreperioden), rasantes Bevölkerungswachstum und dadurch bedingte Plünderung der Ressourcen, Kriege usw. sind sich die Wissenschaftler weitgehend einig darin, dass die Menschen selbst zum Untergang ihrer jeweiligen Kultur beigetragen haben, weil sie bei auftretenden Problemen nicht flexibel genug reagierten, sondern in ihren starren Handlungsmustern verharrten. Damit hast du Recht.

Auch die Probleme unserer Zeit versucht man, mit Reförmchen zu lösen, anstatt mit Reformen, welche diesen Namen wirklich verdienen. Dabei erleichtert es die Sache nicht, wenn die Meinungen diametral auseinander gehen, was richtig ist.

Ist es aber für deine Hoffnung, dass es keinen Krieg gibt, nicht etwas zu spät? Irgendwie ist die Welt doch mittelbar oder unmittelbar schon mittendrin.

Meine Hoffnung, besonders für die junge Generation, gründet sich auf Schiller: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen“.

Lalelu
olga64
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von olga64
als Antwort auf Edita vom 16.09.2016, 09:43:17
Zu "meiner Zeit" gab es Empfehlungen der LehrerInnen für Kinder, ob diese auf die Oberstufe wechseln sollten. Die Lehrer beobachteten ihre Kinder in der Schule, wo deren Talente liegen und oft war es dann auch ein Kampf in den Elternhäusern, insbesondere bei Mädchen, wenn den meist Vätern abgerungen werden musste, dass diese die höhere Schule besuchen sollten.
Leichter hatten es Kinder aus grossbürgerlichen Akademiker-Haushalten, wo grosser Wert auf Bildung gelegt wurde, aber auch die Förderung im Elternhaus erfolgte. DAs hat sich bis heute nicht sehr geändert, nur dass es heute mehr Eltern gibt, die ihrerseits auch höhere Schulen besuchten plus Uni. Ausserdem gibt es heute "in diesen Milieus" meist keine Familien mit vielen Kindern mehr; da konzentrieren sich dann die Eltern auf ihr Einzelkind und wollen das Beste für dessen Zukunft, was ja grundsätzlich nicht nur legitim, sondern auch gut ist.
An den Universitäten sortiert sich dann der Kreis der Studenten und wenn dann die Examina folgen und die berufliche Laufbahn angegangen wird, nochmals. DAzu gehört dann, wie gut sich der Mensch beim Bewerbungsgespräch verkauft und wie gut er sich in Teams einfügen kann und - ganz wichtig- wie flexibel und mobil er ist. DAs schliesst auch mit ein, dass man begreifen muss, dass Lernen nicht mit SChulende abgeschlossen ist, sondern es sich hier um einen lebenslangen Prozess handelt, der erst mit dem Tode endet. DAs macht die Sache auch so spannend, wie ich finde. Olga
ehemaligesMitglied48
ehemaligesMitglied48
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Re: Beschönigende Notengebung auf massiven Druck seitens Eltern und Politik
geschrieben von ehemaligesMitglied48
als Antwort auf olga64 vom 19.09.2016, 16:24:37
Ein wirklich schöner Beitrag voller Allgemeinplätze...ist es denn nun gut, daß Schülern bessere Noten gegeben werden als sie verdient haben, nur damit sie das Abi gut bestehen und dann versagen?
Denn das war das eigentliche Thema.

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