Innenpolitik pleitegeier DDR

justus39
justus39
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Re: pleitegeier DDR
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.04.2015, 09:31:19

Das hier erwähnte und diskutierte Beispiel eines modernen Kinos in Zittau ist wohl eher ein Witz.

Nein es ist leider kein Witz.

Das Beispiel sollte auch nicht eine moderne DDR demonstrieren, aber es zeigt wie das wenige Erhaltenswerte in der DDR als erstes niedergemacht wurde und wie es jetzt der Privatinitiative überlassen bleibt, die Ruinen wieder aufzubauen.
Betriebe in die es sich zu investieren gelohnt hätte wurden als allererstes ausgeschlachtet und abgerissen.
Auch das erklärt die Missstimmung unter der Bevölkerung.

Nach der Wende herrschte eine Euphorie und Begeisterung unter den Menschen, die zu allen bereit waren um ihr Heimat zu modernisieren und aufzubauen. Stattdessen wurden sie auf die Strasse gesetzt und mussten zusehen wie ein erhaltenswertes Projekt nach dem anderen abgerissen wurde. Es ging den Investoren nicht darum, Arbeitsplätze zu schaffen und die Produktion zu modernisieren. Sie wollten Absatzmärkte sichern und eine mögliche Konkurrenz verhindern.
Dem vereinten Deutschland wären viele unnötige Ausgaben erspart geblieben wenn man nicht so einen Raubbau getrieben hätte.

justus
Re: pleitegeier DDR
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 11.04.2015, 11:22:08
"Betriebe in die es sich zu investieren gelohnt hätte wurden als allererstes ausgeschlachtet und abgerissen."


Was gab's denn an den Betrieben, in die man nicht investieren konnte, weil sie so marode und mit ungheuren Umweltschäden behaftet waren, auch noch AUSZUSCHLACHTEN?
Da ging es nicht so sehr um kleinerere Betriebe, die z.T. noch Maschinen aus den 20-igern und 30-igern des 20. Jahrhunderts zu laufen hatten ( ich habe die Hut- und Textilfabriken meiner Heimatstadt, die über 4000 Menschen beschäftigten, erlebt), sondern um Großbetriebe, wie Leuna, Chemiekombinat Bitterfeld, Synhesewerk Schwarzheide, die Kohleveredelungswerke im Lausitzer Braunkohlenrevier...
Auch letztere kenne ich durch Praktika während des Chemiestudiums.
Allein die Sanierung des Bodens im Bereich dieser Chemiebetriebe kostete nach der Wende 2-stellige Milliardenbeträge.
Da war nichts mehr Auszuschlachten, da war nur noch kostenspielig zu entsorgen, um die Umwelt ( Luft,Boden,Flüsse, Seen...) wieder auf normale Umweltwewrte zu bringen.

Dass während dieser Aktionen Fehler genmacht wurden, konnte schon wegen der notwendigen Eile der Aktionen nicht ausbleiben.
Dazu kam noch die Geldgier einiger Firmen, die sich hier gesund gestoßen haben.
circe
circe
Mitglied

Re: pleitegeier DDR
geschrieben von circe
als Antwort auf dutchweepee vom 11.04.2015, 01:37:26
ich habe ja in der Landwirtschaft gearbeitet und jeder hat gewußt wie wir uns selbst bei der monatlichen statistischen Meldung betrogen haben. Damit der Plan stimmt. Als Beispiel sei mal gesagt, das statt 500 gemeldeten Mastschweinen dann eben 600 gehalten wurden um das Fleisch abzuliefern! Das aber nur für 500 Schweine Kraftfutter vorhanden war und 600 Schweine viel mehr Arbeit machten wurde nebenher gelößt. Und so griff ein Minus in das Andere!

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justus39
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Re: pleitegeier DDR
geschrieben von justus39
als Antwort auf sittingbull vom 11.04.2015, 11:05:19
Die DDR war zwar weniger verschuldet als die Bundesrepublik aber eben größtenteils auf vielen Bereichen heruntergewirtschaftet.

Die BRD war hochmodern aber so verschuldet, dass schon die jährlichen Zinsen eine große Belastung darstellten und dass man es schon als Erfolg betrachtet, wenn in einem Jahr keine Neuverschuldung eintritt.

Wie schon oben gesagt, die Wiedervereinigung Deutschlands war den Preis wert, aber man hätte nicht noch soviel zusätzlichen Schaden anrichten und damit Missstimmung erzeugen müssen.

justus
ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
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Re: pleitegeier DDR
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf Karl vom 11.04.2015, 10:14:46
Wir waren von dem baulichen Zustand der meisten Wohnhäuser völlig entsetzt.
geschrieben von Karl


..es ist unbestritten, dass insbesondere die Wohnhäuser in einem total maroden Zustand gewesen sind, doch du musst dir schon auch die Mühe machen und hinterfragen, was zum Teil die Ursachen dafür waren.

Insbesondere die Häuser, welche um die Zeit 1870 erbaut wurden, waren im Privatbesitz.

Bis zur Gründung der DDR konnten die Eigentümer sehr gut damit und davon leben.

In der DDR waren die Mieten preiswert, sodass ein Eigentümer ohne zusätzliche Arbeit nicht mehr davon leben konnte.

Also, überließ man die maroden Häuser dem Staat, geschenkt, der kann sie ja wieder sanieren.

Nach der Wende erwarben die ehemaligen Eigentümer oder auch Erben durch zum Teil langwierige Prozesse die Grundstücke kostenlos oder für wenig Geld zurück.

Die waren nun zum Teil in einem noch schlimmeren Zustand.

Ergibt sich die Frage warum hatte und hat man wieder Interesse daran?

ein_lächeln_


ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
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Re: pleitegeier DDR
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.04.2015, 11:46:24


..ich nehme dich jetzt mal als "Aufhänger"

… wenn man, die ca. 2 Billionen Euro (1990-2014) Aufbauhilfe nur zum Teil dafür verwendet hätte, Erhaltenswertes zu erhalten, zu sanieren und auszubauen, wäre die Missstimmung nicht so enorm groß.

Stattdessen erhielten westliche Firmen zur Errichtung neuer Produktionsstätten Unsummen von Fördergeldern und Lohnkostenzuschüssen, damit sie zum Teil auch auf den „verseuchten“ Böden neue oder andere Produktionsstätten errichteten.

Der Gedanke war es, neue Arbeitsplätze zu schaffen, unter bestimmten Auflagen, in einem bestimmten Zeitraum.

Bemerkenswerter Weise haben nicht wenige Tochtergesellschaften, oder wie immer sie sich nannten; kurz vor Ablauf der Frist, Insolvenz (früher Konkurs) angemeldet.

Jeder weiß, dass man dies auch steuern kann.

Wirklich zur Verantwortung gezogen wurden sehr, sehr wenige, was politisch gewollt war.

Konkursverwalter werden durch das zuständige Amtsgericht bestellt und es ist die alleinige Entscheidung des zuständigen Richters, wem er als Verwalter bestellt.

Interessant dabei war, dass immer wieder die gleichen Verwalter bestellt wurden, die zuerst mit der Abwicklung der DDR Betriebe beauftragt wurden und dann mit den Firmen aus den westlichen Ländern.

Interessant dabei war außerdem, dass diese Konkursverwalter in nicht unerheblichem Maße die Immobilie mit Grund und Boden für die symbolische Deutsche Mark erworben haben.

Warum wohl?

Es steht nun mal zweifelsfrei fest, dass es wenig Interesse gab, die Wirtschaft in den neuen Bundesländern zu erhalten, zu fördern oder auszubauen.

Die Wirtschaft im Westteil Deutschlands hatte zu diesem Zeitpunkt selbst mit sich zu kämpfen, da kam die Finanzspitze unter dem Deckmantel Wiederaufbau gerade rechtens.

Etwaige Konkurrenz war nicht gefragt und nicht gewollt.

Durch den neuen Absatzmarkt und die finanzielle Unterstützung erholten sich die Unternehmen sehr schnell.

In der Konsumgüterproduktion wurden die Erzeugnisse zu gleichen Preisen Ost und West verkauft, der Lohn machte den Gewinn aus.

Es hat keinen Sinn, sich gegen die Propagierte Meinung durchzusetzen.

Die DDR Bürger konnten sich die Sonnenseite nicht aussuchen, doch die westliche Seite weiß noch heute, wie man es hätte besser machen können.

Zum Schluss nur noch ein Gedanke, den ich schon in anderen Threads auch niedergeschrieben habe.

War es Nächstenliebe oder nur der billige Absatzmarkt, dass viele Produkte aus der DDR in westlichen Warenhäusern verkauft wurden?

Alle zur BRD gehörigen Streitkräfte bezogen ihre Uniformstoffe (auch für Offiziere) bis 1990 aus der DDR.

Welch ein Zufall.

So, wie wir heute zu Recht die Textilherstellung in der 3. Welt anprangern so frage ich mich, war es egal, wie in der DDR produziert wurde?

Und warum?

Bei allem was positiv und negativ ist, es gibt die zwei Seiten und es gab auch die bewusste Fehlsteuerung.

ein_Lächeln_



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freddy-2015
freddy-2015
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Re: pleitegeier DDR
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf justus39 vom 11.04.2015, 13:21:01
Die DDR war zwar weniger verschuldet als die Bundesrepublik aber eben größtenteils auf vielen Bereichen heruntergewirtschaftet.

Die BRD war hochmodern aber so verschuldet, dass schon die jährlichen Zinsen eine große Belastung darstellten und dass man es schon als Erfolg betrachtet, wenn in einem Jahr keine Neuverschuldung eintritt.

Wie schon oben gesagt, die Wiedervereinigung Deutschlands war den Preis wert, aber man hätte nicht noch soviel zusätzlichen Schaden anrichten und damit Missstimmung erzeugen müssen.justus


Das war ja auch der Grund warum es die Linke da drüben so leicht hat.
Die Tankstellenkette der DDR. die Kohl und sein franz. Freund
verscherbelt hatte, war komischer weise doch zu sanieren, oder?
Das vieles im argen war, war auch den Bewohnern der DDR klar, aber rücksichtslos jede Konkurenz ausschalten um den eigenen Niedergang auf zu halten, der damals unserer BRD gedroht hatte, war das richtig? Erst die 400 Euro Jobs machten Deutschland West und Ost wieder richtig fit und das auf Kosten der Rentner die das ja später alles mitbezahlen müssen, weil die 450 Euro Jobber keine bis sehr wenig Rente bekommen werden.
Warscheinlich wäre es nicht zu finanzieren gewesen, Produktion in den ehemaligen DDR Gebieten und die ehemalige DDR sprich die Menschen wollten doch mit West-Mark bezahlt werden, oder?
Ein Trabi hätten die Menschen einige Jahre später auch wieder gekauft, wie es bei anderen Produkten war. Gewohnheit setzt sich in einigen Fällen durch.
Als Billig Auto wäre der Trabi gelaufen, aber wer wollte das?
VW ist bis heute nicht in der Lage ein Billig Auto zu bauen (neu in den Nachrichten gestern)
Re: pleitegeier DDR
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 11.04.2015, 13:21:01
"Wie schon oben gesagt, die Wiedervereinigung Deutschlands war den Preis wert, aber man hätte nicht noch soviel zusätzlichen Schaden anrichten und damit Missstimmung erzeugen müssen."


Da hast du Recht.
Berücksichtige aber, dass es eine solche friedliche "Wieder"vereinigung noch nie gab und der Zeitfaktor von den Bürgern vorgegeben wurde.
Es fehlten Erfahrungswerte und leider reagieren diejenigen besonders schnell, die aus solchen Situationen viel Knete erhoffen.
Re: pleitegeier DDR
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf freddy-2015 vom 11.04.2015, 14:57:54
"Ein Trabi hätten die Menschen einige Jahre später auch wieder gekauft, wie es bei anderen Produkten war."


Vergiss es!
wandersmann
wandersmann
Mitglied

Re: pleitegeier DDR
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.04.2015, 16:01:29
Man hätte die Vereinigung nicht einfach so dem freien Spiel der Kräfte des Marktes überlassen sollen. Hat man aber, und mit den Spätfolgen dieser verheerenden Treuhandpolitik wird man im Osten tagtäglich konfrontiert. Da hilft auch nicht der Verweis auf die historische Einmaligkeit dieses Prozesses oder gar die Argumentation mit dem angeblich so kleine historischen Zeitfenster, welches keine anderen Möglichkeiten zuließ. Es wurde aber gar nicht erst versucht, einen menschenwürdigen, vernünftigen Weg zu finden, der dieser sich bietenden Chance auch gerecht werden würde, nein es wurde die Brechstange namens Breuel herausgeholt.

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