Innenpolitik Protest

Re: Protest
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 16.04.2013, 21:56:33
Luchs, es ist mir klar, dass deine Meinung zum Patriotismus sehr weit von den "Dumpfbacken" jeder Couleur entfernt ist, das wirst du auch meinem Beitrag entnommen haben.
Aber gerade Charlotte Knobloch ist nun wirklich für mich nicht maßgebend, vor allem, so lange sie uneingeschränkt die Politik Israels gegenüber den Palästinensern verteidigt, die ja nun durch und durch von einem Patriotismus oder sogar rechten Nationalismus geprägt ist, der alles andere als „gesund“, zu bezeichnen ist.
Die These, dass durch einen „neu und positiv besetzten Patriotismusbegriff den Neonazis Raum entzogen wird“, ist für mich, vor allem vor diesem Hintergund, sowieso nicht stichhaltig.

Nein, Luchs, ich brauche keine solchen Gewährsleute, ich kann selber denken.
Shenaya
Shenaya
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf luchs35 vom 16.04.2013, 21:56:33
Luchs, ich werde mich zum Thema Frau K. nicht aus dem Fenster lehnen hier - zumindest nicht, solange ich noch berufstätig bin, aber mir sind viele ihre "Verlautbarungen" im Münchner Raum bestens bekannt und ich wage zu behaupten, dass gerade ihre Positionierung zum Thema "Patriotismus" weitgehend ein Lippenbekenntnis darstellt. Alles Weitere bei Interesse gerne per PN. - LG - Shen
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von silhouette
als Antwort auf luchs35 vom 16.04.2013, 21:56:33
Tapfere Frau Knobloch!
Aber bei ihrer Ursachenforschung für die Schuldzuweisung hat sie eine gewichtige Komponente außen vor gelassen: die Lust an der Selbst-Schuldzuweisung und am Niedermachen dieses Staates, die sich nach '68 wie ein Selbstzweck, eine raison d'être, ihrer Protagonisten übers Land ausgebreitet hat, wie ein neuer Mief, der an die Stelle des "1000 Jahre alten Miefs unter den Talaren" getreten ist, der sorgsam kultiviert wird und zur unabdingbaren Grundlage des Denkens all jener geworden ist, die zu den "Linksliberalen" (das wollen ja alle sein), den "Toleranten", den "Anständigen", den "Gebildeten", den "Intellektuellen" und dergleichen gehören wollen.

Und sollte jemand nicht ganz sicher sein, wie er in einer bestimmten Frage zu denken hat, der Krake der genau so konditionierten Medien hat sich bereits darüber gelegt und wird es ihm in der Schnelligkeit des Internets schon mitteilen. Falls es nicht gleich zu einem ausgearbeiteten Text reicht, dann tun es auf die Schnelle ein paar manipulierende Fotos von sympathischen oder unsympathischen Gesichtsausdrücken oder Gesten.

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Karl
Karl
Administrator

Re: Protest
geschrieben von Karl
als Antwort auf Shenaya vom 16.04.2013, 17:07:14
Als ebenfalls Nachkriegsgeborene, konservativ/liberal erzogen und im schönen Schleswig-H. aufgewachsen, habe ich für mich selber entschieden, im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten ein gewisses Maß an Verantwortungsgefühl zu entwickeln, um jenen Vertretern national-extremistischer Parolen u n d Taten! (wie auch immer du oder andere sie nun bezeichnen mögen) entschlossen entgegenzutreten ...


Danke, das hast Du sehr gut ausgedrückt. So sehe ich das auch. Wir Nachkriegsgeborenen sind zwar nicht schuldig und keine Täter, aber wir können auch nicht so tun als gingen uns die Gräuel der Nazizeit gar nichts mehr an. Wir sollten die Verantwortung übernehmen, die aus Wissen erwächst. Wir würden wieder zu Tätern und Schuldigen werden, wenn wir heute weg schauen würden.

Karl
weserstern
weserstern
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von weserstern
als Antwort auf Karl vom 16.04.2013, 22:39:13

Danke, das hast Du sehr gut ausgedrückt. So sehe ich das auch. Wir Nachkriegsgeborenen sind zwar nicht schuldig und keine Täter, aber wir können auch nicht so tun als gingen uns die Gräuel der Nazizeit gar nichts mehr an. Wir sollten die Verantwortung übernehmen, die aus Wissen erwächst. Wir würden wieder zu Tätern und Schuldigen werden, wenn wir heute weg schauen würden.

Karl
geschrieben von karl


aber dürfen wir nicht einfach mal loslassen... und die Nation sein, die mit ihren Sportlern fiebert... als ganz einfache Fans...

Die Verantwortung ist uns stets bewusst, doch habe ich viele Jahre unseren Patriotismus bei sportlichen Veranstaltungen unserer Sportler vermisst...

der bei vielen anderen Ländern gang und gäbe war.

weserstern
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 16.04.2013, 22:39:13
[quote=Shenaya]Als ebenfalls Nachkriegsgeborene, konservativ/liberal erzogen und im schönen Schleswig-H. aufgewachsen, habe ich für mich selber entschieden, im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten ein gewisses Maß an Verantwortungsgefühl zu entwickeln, um jenen Vertretern national-extremistischer Parolen u n d Taten! (wie auch immer du oder andere sie nun bezeichnen mögen) entschlossen entgegenzutreten ...
geschrieben von karl


Shenaya, könntest Du mir das noch genauer erläutern, denn ich hoffe, dass ich Dich missverstanden habe.

[center]Danke, das hast Du sehr gut ausgedrückt. So sehe ich das auch. Wir Nachkriegsgeborenen sind zwar nicht schuldig und keine Täter, aber wir können auch nicht so tun als gingen uns die Gräuel der Nazizeit gar nichts mehr an. Wir sollten die Verantwortung übernehmen, die aus Wissen erwächst. Wir würden wieder zu Tätern und Schuldigen werden, wenn wir heute weg schauen würden.
geschrieben von Karl


Karl, was Du hier schreibst ist eine gar nicht angezweifelte Selbstverständlichkeit. Aber was hat das mit dem Gefühl für die eigene Heimat oder Patriotismus zu tun?

@ an alle
Und ganz nebenbei verwahre ich mich dagegen, in irgendeine Ecke geschoben zu werden, nur weil ich für meine Heimat noch Gefühle aufbringe, die extremes Gedankengut nach rechts und links!! absolut ausschließen. Man sollte prinzipiell nie auf einem Auge blind sein.

Luchs35


]

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weserstern
weserstern
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von weserstern
als Antwort auf Shenaya vom 16.04.2013, 17:07:14


Als ebenfalls Nachkriegsgeborene, konservativ/liberal erzogen und im schönen Schleswig-H. aufgewachsen, habe ich für mich selber entschieden, im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten ein gewisses Maß an Verantwortungsgefühl zu entwickeln, um jenen Vertretern national-extremistischer Parolen u n d Taten! (wie auch immer du oder andere sie nun bezeichnen mögen) entschlossen entgegenzutreten, heißt, in meinem kleinen, begrenzten Wirkungskreis Zivilcourage zu beweisen und mich auch nicht zu scheuen, zu sagen, ja, ich fühle mich in meiner eigenen Entwicklung und der dieses Landes gefühlsmäßig und inhaltlich den sogenannten "Linken" der heutigen politischen Szene mehr verbunden als der politischen "Mitte".

Shenaya


Ja das habe ich auch getan,

es war meine erste DEMO ... ich war noch in der 10. Klasse
und mein Vater schaute aus dem Bürofenster und sah seine Tochter mitten auf dem Marktplatz stehen und eine Rede halten zum Thema

Wir brauchen keine NPD......

das war mein kleiner, erster Beitrag...
daraus ist ein Mitwirken in der Politik entstanden... um dieser Entwicklung entgegenzutreten.

weserstern
adam
adam
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 16.04.2013, 21:56:33
Marina, ich denke Charlotte Knobloch ist Dir ein Begriff und bestimmt unverdächtig, was das Gefühl für Heimat und Patriotismis betrifft.

Solange aber die Deutschen ihre Nation nicht lieben, werden sich diese Grundwerte in der politisch-juristischen Abstraktion einer Verfassung erschöpfen. Sie können nie zu einem Identifikationspunkt auch für Migranten werden. Denn wie sollen diese Loyalität gegenüber einem Gemeinwesen entwickeln, von dem sich selbst die Deutschen distanzieren? Die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion fragen mich oft, warum die deutschen Bürger eigentlich ihr Land nicht lieben. Vermutlich liegt das an den Schuldzuweisungen, die gerade junge Menschen bei der Holocaust-Vermittlung erfahren haben. Ihnen muss verdeutlicht werden, dass sie keine Schuld an den Verbrechen ihrer Großväter haben. Stattdessen tragen sie aufgrund ihrer nationalen Geschichte Verantwortung für die Gegenwart. Man muss ihnen zeigen, dass es vieles gibt in diesem Land, worauf sie stolz sein dürfen. Vaterlandsliebe ist keine Exklusiv-Domäne der Rechtsextremisten.
Doch auf dem Nährboden eines verletzten Nationalbewusstseins gedeiht ihre Ideologie besonders gut. Wenn wir es schaffen, den Patriotismusbegriff neu und positiv zu besetzen, können wir den Neonazis Raum entziehen.


Nur mal zum besseren Verständnis meiner Meinung zum Patriotismus, der sehr weit von den "Dumpfbacken" jedes Couleurs entfernt ist.

Luchs35
geschrieben von Charlotte Knobloch


Luchs,

das Zitat von Charlotte Knobloch trifft den Nagel auf den Kopf, wenn es um das Selbstverständnis geht, ein Deutscher zu sein. Wie ich der Diskussion entnehme, können allerdings die Begriffe "Nationalbewußtsein" und "Patriotismus" ein falsches Bild zeichnen. Sie sind besetzt in Verbindung mit "Hurra" und rechtsnationaler Politik und das wollte ich auf keinen Fall ausdrücken als ich ebenfalls von gesundem Patriotismus schrieb. Dasselbe gilt für Dich, wenn ich mich nicht irre.

Es ist notwendig, den Beitrag von Silhouette mit einzubeziehen:

Aber bei ihrer Ursachenforschung für die Schuldzuweisung hat sie eine gewichtige Komponente außen vor gelassen: die Lust an der Selbst-Schuldzuweisung und am Niedermachen dieses Staates, die sich nach '68 wie ein Selbstzweck, eine raison d'être, ihrer Protagonisten übers Land ausgebreitet hat, wie ein neuer Mief, der an die Stelle des "1000 Jahre alten Miefs unter den Talaren" getreten ist, der sorgsam kultiviert wird und zur unabdingbaren Grundlage des Denkens all jener geworden ist, die zu den "Linksliberalen" (das wollen ja alle sein), den "Toleranten", den "Anständigen", den "Gebildeten", den "Intellektuellen" und dergleichen gehören wollen.


Was silhouette schreibt ist m.E zutreffend und sie spricht es zu recht an. Die Generation, denen die Vorwürfe der 68er galten, gibt es nicht mehr. In den 45 Jahren bis heute, waren diese Vorwürfe den folgenden Generationen gegenüber unberechtigt. Dieses ewige "nostra culpa", unsere Schuld, degenerierte zu einem Politmasochismus, der wiederum ganze Generationen Deutschautisten hervorbrachte, die nicht mehr wissen, was sie eigentlich sind.

Was wir benötigen ist natürlich kein Hurrapatriotismus und kein Kaiserreichnationalismus, aber ein neues Selbstvertrauen als Bürger der heutigen Bundesrepublik. Nur so können auch die folgenden Generationen der Verantwortung für die Vergangenkeit, die Karl ansprach, gerecht werden. Das gilt auch bei der Weiterentwicklung eines einigen Europas. Nur mit Selbstvertrauen in die eigene Staatsbürgerschaft und auch mit Emotionen für sein Land, kann der Patriotismus anderer Europäer nachvollzogen und verstanden werden. Wenn wir ein einiges Europa wirklich wollen, müssen wir Emotionen zulassen und lernen, sie positiv zu sehen. Das ist auch der Weg, den Rechtsnationalen entgegen zu treten.

Charlotte Knobloch sieht das richtig und ihre Gedanken sind übertragbar. Ein moderner, weltoffener Staat brauch positive Emotionen seiner Bürger, die auch andere einladen mitzumachen.

--

adam
Shenaya
Shenaya
Mitglied

Re: Protest
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf luchs35 vom 16.04.2013, 23:48:07
[quote=Shenaya]Als ebenfalls Nachkriegsgeborene, konservativ/liberal erzogen und im schönen Schleswig-H. aufgewachsen, habe ich für mich selber entschieden, im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten ein gewisses Maß an Verantwortungsgefühl zu entwickeln, um jenen Vertretern national-extremistischer Parolen u n d Taten! (wie auch immer du oder andere sie nun bezeichnen mögen) entschlossen entgegenzutreten ...


Shenaya, könntest Du mir das noch genauer erläutern, denn ich hoffe, dass ich Dich missverstanden habe.

[..]
Luchs35

geschrieben von karl


Moin Luchs, es ist häufig schwierig, etwas zu verstehen, wenn der Zusammenhang einer oder mehrerer Aussagen nicht mehr vollständig gewährleistet ist.
So interessant ich es finde, wie meine anfängliche Differenzierung zwischen "gesundem" Patriotismus und "ungesundem" Nationalismus aufgenommen wurde, so wenig sehe ich im Moment, was zu einem Missverständnis in dem obigen Zitat führen könnte.
Mein von dir zitierter Beitrag war an Nordstern gerichtet, der über Begriffe wie "Nazi" oder "braune Soße" stolperte, die, wie ich ihn verstand, seiner Ansicht nach im ST zu häufig zu schnell "appliziert" würden.

Diese, seine Wahrnehmung mag zutreffen, aber mir ging es hier um die "Definitionen Nazi - braune Soße" per se und zwar in deinem zitierten Teil meiner Ausführung nicht bezüglich irgendwelcher Mitglieder des ST-Forums, sondern im Zusammenhang mit der Entwicklung meines eigenen politschen Bewusstseins und des aktuellen Zeitgeschehens. ("Wie auch immer du oder andere sie, (die rechtsextremen ewig Gestrigen) nun bezeichnen mögen... ich werde ihnen entschlossen entgegen treten.")

Ich hoffe, ich konnte ein mögliches Missverständnis ausräumen und meine, dass auch Karl oder Westerstern meine Aussage doch im Zusammenhang mit dem vorangegangenen Beitrag Nordsterns richtig verstanden haben.

Nach erneutem Lesen und genauem Betrachten verstehe ich aber nun auch Nordsterns "Vorwurf" der zu häufigen "Applizierung" so, wie er wohl gemeint war - deine Nachfrage hat sich also auch für mich durchaus gelohnt. Danke.

Shenaya
Karl
Karl
Administrator

Re: Protest
geschrieben von Karl
als Antwort auf weserstern vom 16.04.2013, 23:20:39
aber dürfen wir nicht einfach mal loslassen... und die Nation sein, die mit ihren Sportlern fiebert... als ganz einfache Fans...

Die Verantwortung ist uns stets bewusst, doch habe ich viele Jahre unseren Patriotismus bei sportlichen Veranstaltungen unserer Sportler vermisst...
Das eine schließt das andere doch nicht aus! Ich habe immer begeistert die Fußballspiele der deutschen Nationalmannschaft angeschaut und bei jedem Tor gejubelt. Bei Olympiaden habe ich unseren Athleten die Daumen gedrückt.

Gerade weil ich mein Land liebe trage ich Verantwortung und nehme diese bewusst wahr.

Karl

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