Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?

Innenpolitik "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?

pschroed
pschroed
Mitglied

"Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?
geschrieben von pschroed
Für eine Brandschutzkontrolle auszuführen  muß die Polizei 350 Einsatzkräfte mobilisieren. 
Die Rigaer Straße sowie umliegende Kreuzungen waren am Donnerstagmorgen weiträumig abgesperrt. Die Polizei hat nach eigenen Angaben 350 Kräfte im Einsatz, damit der Brandschutzprüfer seiner Aufgabe nachkommen kann. Insgesamt sollen es etwa 1000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sein. 😊
Und das alles muß der DE Steuerzahler bezahlen, unglaublich. Phil.


QUELLE https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rigaer-94-mit-der-kettensaege-ins-besetzte-haus-17393591.html

Für die geplante Brandschutzprüfung in dem teilweise besetzten Gebäude „Rigaer 94“ in Berlin-Friedrichshain hat die Polizei die Tür zum Gebäude aufgebrochen. Polizeikräfte waren am Donnerstagmorgen mit Ramme, Trennschleifer und Kettensäge im Einsatz.

 
aixois
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RE: "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?
geschrieben von aixois
als Antwort auf pschroed vom 17.06.2021, 12:32:18

Phil,

die "Rigaer 94" und ein paar Häuser in der Liebigstr. -  Nr. 34 ?)  sind ja nicht erst seit "heute" (vor 30 Jahren besetzt) 'Symbole' für militante, 'linksradikale' Hausbesetzungen, wobei von allen Seiten Fehler gemacht wurden bzw.schon viel früher gehandelt hätte werden sollen i.S. einer nicht militanten Lösung.Die jetzigen Eigentümer (Immobilienspekulanten) haben gekauft in vollem Wissen um die Sachlage, d.h. die Besetzung.  Je länger es andauert, desto  schwieriger wird es. Es rücken immer neue Besetzer nach und die Zahl der Sympathisanten ist groß (sogar Schulklassen auf Berlinausflug schauen gerne mal vorbei in der Rigaer, ich auch schon mal)  - "hau druff" ist da nicht das Mittel der Wahl, sondern 'einfühlsame'  Deeskalation ist gefragt, um eine  Haltung wie "wir halten durch bis zum letzten Stein"  krümelweise abzubauen.

Ich kenne die Leute nicht, kann mir aber vorstellen, dass unter  den Besetzern kaum jemand ist, der obdachlös wäre ohne seine Schlafstatt in der Rigaer. Das ist eine politische Dauerdemonstration gegen die Immobilienspekulation udn Wohnungspolitik in Berlin (und nicht nur da).
Die Zeiten wo ich in Kreuzberg in ruhiger Wohnlage (Hinterhof 2, Mauernähe) 2,87 DM/m2 Miete bezahlt habe (ohne Dusche, 'WC' eine Treppe tiefer, Kachelofen) sind geschichtlich fast näher bei Zille und sein 'Milljöh'  also Geschichte , und bleiben es auch.

Die Stadt wollte kaufen, die Eigentümer bestanden aber auf einem nicht marktüblichen hohen Preis, der ihre Spekulationsgewinnerwartungen abdecken sollte, was die Stadt natürlich nicht mitmachte.

 Stürmung ist einfach gesagt würde aber viele Opfer bedeuten - im Sinne der Verhältnismäßigkeit stellt sich die Frage, wofür ? Ist es das (einen kleinen Bürgerkrieg) wert ? Wer wollte für die Opfer Verantwortung übernehmen ?
Und so kommt es dann zu Gerichtsurteilosen, deren Vollzug die Polizisten durchsetzen bzw. nachweisen müssen, es zumindest versucht zu haben.

Die Zahl der Polizeinsätze dürfte sich in den Tausenden bewegen, in den letzten 30 Jahren.

olga64
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RE: "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 17.06.2021, 16:30:32

Ich mache es ein wenig kürzer (und kenne und liebe auch Berlin seit vielen Jahrzehnten recht gut): "Dit is Berlin" - Olga


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pschroed
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RE: "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf aixois vom 17.06.2021, 16:30:32
Eine komplette verfahrene Situation seit Jahrzehnte. Phil.
olga64
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RE: "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 17.06.2021, 17:39:16

Man muss bei diesen grossen Metropolen wie auch anderswo auf der WElt immer sehen, dass es selten die Ureinwohner einer solchen Stadt selbst  sind, die für soviel Aufruhr sorgen.
Berlin ist seit vielen Jahrzehnten ein Sammelplatz für oft guterzogene Sprösslinge aus dem deutschen Bürgertum; aus allen Bundesländern strömen sie nach Berlin (sehr oft aus der deutschen Provinz), um dort zu studieren oder "was mit Medien zu machen" oder einfach RAndale lieben und sich austoben wollen. Bis sie dann auch irgendwann wieder zurückgehen in ihr wohlgesittetes Umfeld und noch ihren Enkeln erzählen, wie dufte Berlin war als man dort noch jung und aufregend leben konnte.

Interessant ist hier auch ,dass in Berlin ca 16% der Menschen Sozialhilfe (H 4) beziehen. Vergleich: in Baden Württemberg sind es 5%, in Bayern 4%).
Aktivitäten wie Randale usw. halten Menschen auch von der ARbeit ab, nehme ich an. Olga

RE: "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 17.06.2021, 17:45:39
Interessant ist hier auch ,dass in Berlin ca 16% der Menschen Sozialhilfe (H 4) beziehen.
 
Das heißt noch lange nicht, dass diese 16% alle keiner Arbeit nachgehen, denn der Bezug von "Hartz IV" bedeutet nicht unbedingt, dass der Leistungsbezieher/die Leistungsbezieherin keiner Arbeit nachgeht. Er/sie könnte nämlich "Hartz IV" mit dem Einkommen aus einer Nebentätigkeit aufstocken, oder er oder sie könnte ein Kind unter 15 Jahren sein. ALG-II-beziehende unter 15jährige müssen nicht arbeiten (sie können aber auch Abitur machen, nur die Jobcenter versuchen gerne die jungen Leute in eine Ausbildung zu drücken).

Im Übrigen meine ich, dass in diesen 16% auch Bezieher der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung enthalten sind. Dieser Personenkreis ist nicht zwingend aufs Nichtarbeiten angewiesen; vom möglicherweise erzielten Einkommen zieht das Sozialamt 70% ab.

In Berlin werden vergleichsweise niedrige Löhne gezahlt. Ich kann davon ein Lied singen: 2,5 Jahre bei einem Berliner IT-Dienstleister angestellt, Bruttogehalt bei 40 h = 1.800 €. Dann den Job innerhalb Berlins gewechselt, mit 2.400 € brutto bei einer 40 Woche plus unentgeltliche Überstunden und Wochenenddienste in einem Berliner IT-Unternehmen, das ganze auch 2 Jahre gemacht. Das war 2003-2008.

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wandersmann
wandersmann
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RE: "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf olga64 vom 17.06.2021, 17:45:39


Interessant ist hier auch ,dass in Berlin ca 16% der Menschen Sozialhilfe (H 4) beziehen. Vergleich: in Baden Württemberg sind es 5%, in Bayern 4%).
 
Ist das nicht wirklich beschämend, dass in einem so reichen Land, wie Bayern, 4% der Bürger von Hartz IV leben müssen? Das muss doch nicht sein.

Im übrigen - wenn sich die gleichen Leute auf Bäume zurückziehen, und Polizisten mit Steinen bewerfen, nennt man sie hierzulande AKTIVISTEN.
Bias
Bias
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RE: "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?
geschrieben von Bias
als Antwort auf wandersmann vom 17.06.2021, 21:11:54
 
Im übrigen - wenn sich die gleichen Leute auf Bäume zurückziehen, und Polizisten mit Steinen bewerfen, nennt man sie hierzulande AKTIVISTEN.
Wenn sein muss auch schon mal "erlebnisorientierte Jugendliche".
Werteorientierte Bigotterie als Staatsräson - irgendwie sexy, nicht?
werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf aixois vom 17.06.2021, 16:30:32
Dem Beitrag kann ich nur zustimmen und wenn mal in Berlin gelebt und gearbeitet hat, sieht man manches noch viel differenzierter.

Ich habe sogar im zuständigen Bezirksamt gearbeitet und kenne daher diese, leidige Geschichte über "Räumungen" bestens - nach der Wende zogen ja die "Besetzer" nach Friedrichshain und man erinnere sich nur mal an die "berühmte" Mainzerstrasse - da hausten die sogenannten alternativen Wohnprojekte..., deren Besetzung in mehreren Häusern im Jahr 1990 lange gehalten wurden, bis dann in einem Großeinsatz die Räumung erfolgte.
Was war damals für ein Drama, als "beräumt" wurde. Ich habe heute noch die Bilder vor Augen, es sah aus wie nach dem Krieg...furchtbar !

Danach wurde die "Mainzer" nach und nach saniert und heute kann man wieder schöne Häuser sehen. 

Die Rigaer Straße liegt in Sichtweite quer gegenüber der Mainzer und war ebenfalls schon immer im "Gespräch"...im Grunde ging es ja diesmal "nur" um die Kontrolle des Brandschutzes...

Das dabei so viele Polizisten mit Steinen u.a. Materialien beworfen und verletzt wurden zeigt, das diese besetzten Häuser immer noch (über 30 Jahre nach Wendezeit) ein riesen Problem darstellen und der Berliner Senat gemeinsam mit dem BA Friedrichshin-Kreuzberg keine , brauchbaren Lösungen finden.

Nun kann man sagen, ja das ist Berlin  - auch heute noch !


Kristine
freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: "Rigaer 94" Wie kann sowas heute noch möglich sein ?
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf werderanerin vom 18.06.2021, 10:23:01
Kristine, an dich als Fachfrau und Ortskennerin,
wer wohnt denn dort in diesem Haus, ansässige Berliner die kein Geld für Miete haben,
oder Zugereiste die kein Geld für Miete ausgeben wollen.???

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