Innenpolitik Soll ein 96-jähriger Nazitäter in Haft?
Der Verurteilte ist derweile 101 Jahre und wurde , nach 30 Verhandlungstagen, 16 Nebenklägern und 10 Zeugen vom Landgericht Neuruppin zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Ob er das jemals antreten wird....offen.
Laut Gericht habe der Verurteilte zur "Kerngruppe" der Lagerbesatzung gehört, diese Mannschaft habe das Rückgrat der Lagerbesatzung gebildet.
Die Notwendigkeit solches Verfahrens wegen des hohen Alters des Beklagten, wurde vom Gericht von Beginn bekräftigt. Es dürfe nicht sein, dass ungesühnte Schicksale in Vergessenheit geraten. Es war ein wichtiger Prozess, um vor allem den Nachkommen der Überlebenden zu zeigen, dass nichts vergessen wird, auch wenn Jahrzehnte vergangen sind.
Es wird wohl der letzte große Prozess gegen einen NS Verbrecher gewesen sein, das wissen wir alle.
Die Bundesrepublik Deutschland muss sich schon fragen lassen, wie kann es überhaupt sein, dass in den ganzen Jahren so wenige Täter verurteilt wurden...wie kann man das den nachkommenden Generationen erklären, gar begreiflich machen...rechtfertigen.
Ein Versagen sonders gleichen !
Kristine
Richtig wanderanerin, so eine Justiz kann man in die Tonne treten.
LG Hubert
Wenn dieser Alte ein Gewissen hat, dann wird er die ganzen vielen Jahre damit gelebt haben müssen, mit dieser Schuld.
Das ist dann auch ein Teil der Strafe, die ihm zuteil geworden ist, unabhängig davon, ob er in den Knast muß.
Richtig wanderanerin, so eine Justiz kann man in die Tonne treten.Nein, es gibt noch Angehörige der Opfer. Und für die sind solche Prozesse wichtig. Da spielt es keien Rolle, ob ein alter Mann noch in den Knast muss.
LG Hubert
Nick42
Nick, ich bin so ein Angehöriger. Wie ich schon erwähnte, es bring keinen zurück. Der Rest ist Rache.
LG Hubert
Wie man lesen kann, sind noch ca 6 Prozesse gegen Hochbetagte Nazis geplant (eine 97-jährige sitzt auch als frühere Nazi-Sekretärin sein Monaten vor Gericht). In diesem Alter kann immer nur stundenweise verhandelt werden - selbstverständlich wird in einem Rechtsstaat wie Deutschland vorher und während der Verhandlung immer von Ärzten geprüft, ob der Angeklagte verhandlungsfähig ist.
Die Notwendigkeit solches Verfahrens wegen des hohen Alters des Beklagten, wurde vom Gericht von Beginn bekräftigt. Es dürfe nicht sein, dass ungesühnte Schicksale in Vergessenheit geraten. Es war ein wichtiger Prozess, um vor allem den Nachkommen der Überlebenden zu zeigen, dass nichts vergessen wird, auch wenn Jahrzehnte vergangen sind.
Es wird wohl der letzte große Prozess gegen einen NS Verbrecher gewesen sein, das wissen wir alle.
Die Bundesrepublik Deutschland muss sich schon fragen lassen, wie kann es überhaupt sein, dass in den ganzen Jahren so wenige Täter verurteilt wurden...wie kann man das den nachkommenden Generationen erklären, gar begreiflich machen...rechtfertigen.
Ein Versagen sonders gleichen !
Kristine
Bevor jetzt wieder grosse Vorwürfe gegen "die Bundesrepublik Deutschland" gemacht werden, sollte man sich lieber mit den Details vertraut machen:
Erst seit einigen Jahren ist nicht mehr der Nachweis notwendig,dass ein solcher SS-Wachmann eines solchen Lagers persönlich jemanden getötet hat. Wer als Teil einer Vernichtungsmaschinerie arbeitete, deren Ziel der Tod von Millionen Menschen war, kann sich nicht mehr darauf herausreden, doch nur am Tor gestanden zu haben oder Tötungsabsichten in die Maschine getippt zu haben.
Hätten deutsche Gerichte dieses sehr richtige Prinzip schon in den ersen Jahrzehnten nach 1945 befolgt, wäre dieZahl angeklagter und verurteilter NS-Verbrecher sehr viel höher gewesen.
Aber in diesem speziellen Fall nützt auch ein Vorwurf "an die Bundesrepublik Deutschland" wenig, da dieser Mann schon in den 70er Jahren von der Stasi "in der antifaschistischen DDR" erkannt und auch ermittlungstechnisch behandelt wurde. Er hatte aber auch eine Tochter, die damals zu einem erfolgversprechenden Sportkader gehörte und man kann nur spekulieren, ob es der DDR wichtiger war, eine "lupenreine" DDR-Sportlerin zu befördern und einen solchen Nazi-Verbrecher ungeschoren davonkommen zu lassen. Hätte man es anders gemacht, wäre auch ein negativer Eindruck bei der Sportlerin entstanden.
Der Mann konnte also Jahrzehnte ein ungeschorenes Leben in der früheren DDR führen und später in der BRD; allerdings wurde er dann hier doch noch belangt als dies eine Gesetzesänderung (siehe oben) möglich machte.
Das Urteil geht jetzt in die nächste Instanz. Es wird dauern, bis ein Ergebnis vorliegt - in diesem biblischen Alter kann auch damit gerechnet werden, dass jemand das alles nicht mehr erlebt und wenn doch? Deutsche Knäste sind sicher nicht so unmenschlich wie es die Tötungsmaschinen der Nazis waren oder evtl. auch die Knäste in der früheren DDR, die man ja seit vielen Jahren besichtigen kann. Olga
Wenn dieser Alte ein Gewissen hat, dann wird er die ganzen vielen Jahre damit gelebt haben müssen, mit dieser Schuld.
Das ist dann auch ein Teil der Strafe, die ihm zuteil geworden ist, unabhängig davon, ob er in den Knast muß.Das sagt man so leicht - was ist ein Gewissen und wie äussert es sich. Es dürfte ähnich unsichtbar und ungreifbar sein wie die auch oft beschworene Seele, Psyche oder was auch immer, die gerne genommen werden, wenn man nicht mehr weiter weiss und sich etwas nicht erklären kann.
Dieser Mann hatte es in dem monatelangen Prozess und auch vor vielen betroffenen Zeugen (ebenfalls im biblischen Alter) oder deren Nachfahren nicht einmal für wichtig und richtig empfunden, um Verzeihung zu bitten oder Mitleid zu äussern. Schon in den 70er Jahren, als er von der Stasi in der früheren 'DDR vernommen wurde (denen übrigens die gleichen SS-Dokumente vorlagen, die jetzt beim Prozess vorhanden warn) stellten diese fest, dass es sich um einen sehr ichbezogenen, sturen, rechthaberischen Menschen mit sehr niedrigem Bildungsgrad handelt. Die DDR verfolgte die Angelegenheit nicht weiter, weil eine seiner Töchter Leistungssportlerin im Reisekader war und Medaillen für die DDR im Ausland holen sollte.
(Sehr interessante Ausführungen nachzulesen in der "Seite 3" "Das Schweigen des Josef S" in der heutigen SZ).
Olga
Ich möchte an diesem Ort und der Stelle auch die Verdienste des viel zu früh verstorbenen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer erwähnen.
Großen Respekt vor all denen, die die Ermittlungsarbeit nie aufgegeben haben und sie unter großen Erschwernissen fortsetzten.
Danke Lenova 46, dass Sie an meinen persönlichen Helden Fritz Bauer erinnern.
Mit seinem Mut und Namen verbinden sich die Jagd auf den Verbrecher Eichmann,der dann in Israel hingerichtet wurde, der Beginn und die Verfolgung der Auschwitzprozesse und das Aufdecken vieler Alt-Nazis, die nach dem Krieg dachten, durch persönliche Umorientierung könnten sie so weitermachen wie vorher.
Schade,dass Herr Bauer bereits 1968 verstorben ist; aber er war auch der grosse Motivator für uns sog. 68er,die wir insbesondere dafür sorgten, dass Nazitaten überhaupt aufgedeckt und verfolgt wurden - und machten auch nicht Halt davor, in den eigenen Familien dafür zu recherchieren und diesen oft schmerzlichen Weg zu gehen.
Olga
Ich denke es ist richtig, dass wir für Mord keine Verjährung in unserem Strafsystem vorgesehen haben! Logischerweise gilt dies dann auch für "Beihilfe zum Mord".
Das müsste ja nicht so sein, ist eine Entscheidung des Deutschen Rechtssystem! Mein Empfinden sagt mir aber, das ein Mensch, der mit 25 Jahren einen Mord begangen hat, auch ggf. noch mit 50 Jahren vor ein Gericht gestellt werden muss.
Jetzt haben wir es mit einem sehr, sehr alten Menschen zu tun! Ist er schuldig, ist er haftfähig? Das sind für mich die einzigen Fragen von Relevanz! Sein Alter ist da nicht entscheidend!
Werden diese Fragen von den Juristen, von den Medizinern, mit einem "JA" beantwortet, dann gehört der Mann ins Gefängnis!
MarkusXP