Innenpolitik Spiel ohne Grenzen

Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Spiel ohne Grenzen
geschrieben von Tina1
als Antwort auf wandersmann vom 24.07.2015, 19:48:27
Die 6,6 Millionen "Minijobber", die dieses System mittlerweile produziert hat, wird diese Diskussion eher wenig interessieren, ebenso die 1,5 Millionen Berufstätigen, die so wenig gezahlt bekommen, dass sie als sogenannte Aufstocker Hartz IV beantragen müssen, um wenigstens am Existenzminimum leben zu dürfen. Die alle hätten gern diese Luxusprobleme, ob nun 38 oder 40 oder wie zu DDR-Zeiten 43¾ Stunden in der Woche gearbeitet werden soll. 6,1 Millionen Bundesbürger beziehen mittlerweile H IV. In diesem Licht sind doch die Debatten über die Höhe von Wochenarbeitszeiten weit an den tatsächlichen Problemen vorbei.
Auf Dauer wird ohnehin kein Weg daran vorbeiführen, die immer knapper werdende Arbeit auf mehr Menschen zu verteilen. Fortschreitende Rationalisierung und effektivere Gestaltung der Produktionsprozesse erfordern natürlich auch immer weniger Personal. Man kann die überflüssig gewordenen Leute natürlich irgendwie "parken", sie mit irgendwelchen Sozialzahlungen am Leben erhalten, wie das jetzt bereits massenhaft geschieht, mit dem Risiko, dass diese sich das irgendwann nicht mehr gefallen lassen, und aufstehen. Wenn ich bspw. mitbekomme, dass sich in meiner Heimatstadt bei Stellenausschreibungen z.T. bis zu 800 Bewerber beteiligen, die nur um einen einzigen Arbeitsplatz kämpfen, dann bin ich mir sicher, dass irgendwas passieren wird.


Auch wenn ich oft anderer Meinung bin wie du, aber hier kann ich nur bestätigen, dass die Tatsache die du beschreibst so in Deutschland stattfindet. Ich erlebe das live in der Familie u. Umgebung, deshalb weiß ich von was ich rede. Ich finde es daher unerträglich wenn die Politik davon spricht, es gäbe genug Arbeit in Deutschland. Im Gegenteil, es fehlen Arbeitsplätze weil keine neuen Arbeitsplätze geschaffen wurden, weder in der privaten Wirtschaft, noch im öffentlichen Dienst, obwohl genug Arbeit da wäre. Man hat Arbeitsplätze vernichtet indem man die Abgänge nicht mehr besetzt hat. Im öffentlichen Dienst gibt es schon Jahrelang ein "Einstellungsstop" Man arbeitet mit Praktikanten die nichts kosten, was ich jeden Tag erlebe. Und die priv. Wirtschaft arbeitet mit Zeitverträgen, die man dann bei Bedarf wieder abstoßen kann.

Man redet davon, in 20 Jahren u. mehr würden durch die demografische Entwicklung Arbeitskräfte fehlen u. ruft nach tausenden Arbeitskräften. Die Frage ist doch aber, wie sieht denn die Arbeitswelt in 20 Jahren aus? Die Technik schreitet immer schneller voran und damit werden immer mehr Arbeitsplätze vernichtet, die Tatsache ignoriert man einfach. Also keiner weiß heute wieviel Arbeitskräfte in den nächsten Jahren wirklich gebraucht werden. Und damit produziert man für die nächsten Jahre noch mehr Arbeitslosigkeit und wie will der Staat das dann alles auffangen?

Es gäbe genug Potenzial wo man zugreifen könnte, all die Millionen Arbeitslosen u. Harz-4 Empfänger die man z. B. Umschulen könnte und damit könnten die Jobs, wo angeblich Arbeitskräfte fehlen, besetzt werden. Aber anscheinend existieren all die Menschen nicht mehr?

Man könnte auch das Thema "Studium" gezielter planen, indem man in die Richtungen wo es Bedarf gibt, die jungen Menschen hinführt. Aber das alles will man garnicht, denn in Wirklichkeit geht es nur darum, dass die Konzerne nach billigen Arbeitskräften suchen u. dabei werden sie von der Politik unterstützt. Kein Wunder, dass die sozialen Unruhen immer größer werden.
Tina
DonRWetter
DonRWetter
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Re: Spiel ohne Grenzen
geschrieben von DonRWetter
Um noch einmal zu verdeutlichen, um was es in der Diskussion überhaupt geht (letztendlich geht es um die Anpassung eines Gesetzestext in Form der Streichung der gesetzlichen Höchstarbeitszeit von 8 Stunden täglich, für die bereits jetzt so viele Ausnahmen möglich sind, daß diese Bestimmung in der Praxis schon heute keine Rolle mehr spielt, auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit) mal ein Link zu einer kurzen Abhandlung zum Thema

Kampf um den 8-Stunden-Tag

Vielleicht kommt man nach Lektüre dieses Artikels zu dem Schluss, daß weder die sozialen Errungenschaften der Gewerkschaften auf dem Spiel stehen noch neoliberale Kapitalisten menschenverachtende Arbeitszeitmodelle durchsetzen wollen.

Es geht um die Nachbildung der Realitäten auf dem Arbeitsmarkt. Den Beschäftigten kommt das zugute.
Palmenfreund
Palmenfreund
Mitglied

Re: Spiel ohne Grenzen
geschrieben von Palmenfreund
als Antwort auf Tina1 vom 24.07.2015, 22:54:28
Ich finde es daher unerträglich wenn die Politik davon spricht, es gäbe genug Arbeit in Deutschland
geschrieben von Tina

Under dem Begfiff Arbeit werden sowohl die anständige Vollzeitstellen wie auch verschiedenste Shit-Jobs aller möglichen Rechtsformen gemeint.

Die Sprache ist das Machtmittel. Die Politik meint "wir können jeden beschäftigen" und der Mensch meint "leck mich mit deinem 400€ Job". Die Statistiken folgen natürlich der Politik. Die wahre Statistik schaut anders aus: wir haben gute 50% Arbeitslosigkeit in den anständigen Vollzeitstellen und Vollbeschäftigung in den Shit-Jobs.

Ich habe volles Verständnis für diejenigen, die sich weigern auf dem 3. Welt Niveau zu arbeiten. Solidarität mit den Schmarotzern!

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Re: Spiel ohne Grenzen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Palmenfreund vom 25.07.2015, 00:47:27
Ich finde es fast belustigend wie wieder mal vom eigentlichen Thema abgewichen wird. Aber wirklich lachhaft finde ich Deine Bemerkung: "Wir haben 50% Arbeitslosigkeit". Eigentlich habe ich angenommen dass es in der DomRep deutlich mehr Arbeitslose gibt und ich bin auch davon ausgegangen dass die dort arbeitenden Menschen alle "Shit-Jobs" haben, nämlich die Touristen zu pampern und zwar für einen Hungerlohn. Zeigst Du Dich mit denen solidarisch?

@ Tina, es mag durchaus sein, dass in der Gegend in der Du lebst, auch in Deiner Familie gefühlte Ungerechtigkeiten stattfinden. Aber es ist genauso Fakt dass in anderen Gegenden Deutschlands qualifizierte Arbeitnehmer händeringend gesucht werden und zwar nicht zu Dumpinglöhnen.
Und ich glaube auch nicht daran, dass die Arbeit durch Automatisierung ausgeht, sie wird sich nur anders gestalten.
Und es wird auch andere Arbeitsplätze geben.
Bruny
DonRWetter
DonRWetter
Mitglied

Re: Spiel ohne Grenzen
geschrieben von DonRWetter
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.07.2015, 08:14:42
Ich finde es fast belustigend wie wieder mal vom eigentlichen Thema abgewichen wird.

......................................................


Moin.

Die Frage ist ja, in wie weit die anderen User diese "Diskussionskultur" mitmachen.
Ich jedenfalls empfehle die Eröffnung eines neuen Threads.

Der 8-Stunden-Tag, der heute im Arbeitsgesetz steht, gilt für "Werktage".
Die Woche hat 6 Werktage (einschl. Samstag), sodaß nach geltendem Recht 48 Wochenarbeitsstunden erlaubt sind.

Ich will über die vielen Ausnahmen, die auch 10-Stunden-Tage erlauben, nicht schreiben. Das würde hier zu weit führen.

Das alles wird auch kaum oder garnicht kontrolliert.

Es geht letztendlich darum, auch kreative Arbeitszeitmodelle, z.B. wenn längere Servicezeiten als 10 Stunden abgedeckt werden sollen, zu ermöglichen bzw. Rechtssicherheit bei der Umsetzung zu schaffen.
Eine Erhöhung der Summe der tatsächlichen Arbeitszeiten steht überhaupt nicht zur Debatte.

Abgesehen davon stellt die Gesetzeslage das absolute, nicht unterschreitbare Minimum dar. Hinzu kommen die geltenden Tarifverträge, die in fast allen Fällen gegenüber dem Gesetz Verbesserungen darstellen.

Das Threadthema ist ungeeignet zum Klassenkampf.
Re: Spiel ohne Grenzen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf wandersmann vom 24.07.2015, 19:48:27
"Die 6,6 Millionen "Minijobber", die dieses System mittlerweile produziert hat, wird diese Diskussion eher wenig interessieren, ebenso die 1,5 Millionen Berufstätigen, die so wenig gezahlt bekommen, dass sie als sogenannte Aufstocker Hartz IV beantragen müssen..."


Da von den 6,6 Mio Minijobbern 4,1 Mio zuverdienende Ehepartner sind, die mit dem Mini-Job -Geld nicht am Existenzminimum knabbern, sondern ihren Lebensstandard erhöhen wollen ( Hausbau, neues Auto o.ä. wirkliche Luxusprobleme), solltest du die schon mal aus deiner "Armutsstatistik" rausnehmen.

Eines der Hauprrobleme besteht dazu darin, dass es heute kaum noch Berufsgruppen gibt, in denen man ohne Schulabschluss und ohne Ausbildung einen ordentlich bezahlten Job bekommen kann.
Gleichzeitig gibt es mehrere hunderttausend freie A-Stellen und auch jede Menge freie Lehrstellen, die aber als Voraussetzung den ordentlichen Schulabschluss oder eben eine abgeschl. Ausbildung erfordern.

Es gibt aber immer mehr Schulabbrecher und massenweise ausbildungsunwillige Jugendliche.
Im Raum Berlin / Brandenburg sind es rund 10%, die die Schule ohne Abschluss verlassen und über 20% Lehrabbrüche. Steigende Tendenz.
So kommt es dazu, dass deutschlandweit 1,4 Millionen junge Menschen in der Altersgruppe von 20-29 keinen qualifizierten Berufsabschluss haben.
Die zu einer Ausbildung zu bringen ist ein wichtiges Ziel.
Aber wie?
Mit Zwangsmaßnahmen, wie z.B. zu DDR-Zeiten, ist heute kaum möglich.

Du machst es dir zu leicht, wenn du alle Probleme auf das sog. politische "System" schiebst und dabei auch noch Zahlenmaterial ohne genaue Differenzierung ganz einfach falsch als Propagandamaterial nutzt.

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pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Spiel ohne Grenzen
geschrieben von pschroed
Gibt es den 8 Stunden Tag überhaupt noch ?

Interessanter Artikel in der "WELT"
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Spiel ohne Grenzen
geschrieben von sittingbull
"Flexibilisierung" klingt offenbar zu schön , um hinter die fassaden blicken zu wollen . wer möchte schliesslich auch als unflexibel und dem "modernen" gegenüber nicht aufgeschlossen gelten .
das "Flexibilisierung" , genau wie "Reform" u.ä. , im neoliberalen neussprech ein kampfbegriff geworden ist , wird ausgeblendet oder eh nicht verstanden .

sämtliche "Flexibilisierungen" , ob bei der rente , dem gesundheitswesen
oder allgemein den sozialen sicherungssystemen , ob in der privatisierung
staatlicher infrastruktur oder der "Flexibilisierung" des arbeitsmarktes und des wohnungswesens ... nirgendwo hat die klasse der lohnabhängigen davon profitieren können .
im gegenteil : alles wurde teurer , bis hin zur unbezahlbarkeit ...
einhergehend mit einer tiefen verunsicherung und angst , die eigene lebensplanung betreffend .

@ Karl

das verlinken zu webseiten von "Unternehmensberatern" in diesem zusammenhang , ist schon erstaunlich naiv .
bei allen euphemistischem "Power-Point Events" , geht es natürlich um die
interessen der Unternehmer ... von denen werden sie bezahlt und denen haben sie konkret zu liefern ... und zwar konzepte zur optimierung der profitmaximierung .

ich erinnere mich nur zu gut , wie diese leute mit stoppuhren neben den pflegekräften standen und dafür gesorgt haben , die personaldichte auf ein minimum einzudampfen ... zu "optimieren" eben .

der "8 stunden tag" hat in sofern grosse bedeutung , als das er als symbol
für die errungenschaften der Arbeiterbewegung gesehen werden kann , die
endgültig gekippt werden sollen .

und da besteht seitens des Kapitals offenbar noch handlungsbedarf .

und augenscheinlich gibt es keine zumutung , die nicht ihre claqueure findet .

sitting bull
sittingbull
sittingbull
Mitglied

Re: Spiel ohne Grenzen
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf Karl vom 24.07.2015, 18:26:17
bevor Du wieder Deine Häme und Angriffe gegen die SPD fährst, die Dir wohl so verhasst ist, weil sie historisch dem Kommunismus in Deutschland das Wasser abgegraben hat.
geschrieben von karl


abgesehen davon , dass mir zu den stichworten : "SPD , Wasser und Kommunisten" eher etwas einfällt , dass der geschichte der SPD nicht zum ruhme gereicht ...

sehe ich vor allem eine "Sozialdemokratie" , die sich selbst das wasser abgräbt und damit den weg frei macht ... für demokratische , sozialistische alternativen , die diesen namen auch verdienen .

es wird mir für immer ein rätsel bleiben , warum aufrechte
Sozialdemokraten , zu denen ich dich zähle , nicht in der lage sind ... diesem absurden haufen abzuschwören .

na ja ... war jetzt etwas rhetorisch ... tatsächlich ist es für mich kein rätsel .

sitting bull
Tina1
Tina1
Mitglied

Re: OT
geschrieben von Tina1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.07.2015, 09:45:47
Obwohl ich öfter deiner Meinung bin muss ich dir bei dem Thema immer wieder widersprechen. Am "Existenzminimum knabbern", deine Worte: Du glaubst nicht, wie viele das wirklich erleben müssen, trotz Job.
Das kommt natürlich in deiner Realität nicht vor u. deshalb beruht deine Meinung auf das was du liest, lesen willst. Warum willst du das absprechen?

"Es gibt aber immer mehr Schulabbrecher und massenweise ausbildungsunwillige Jugendliche." deine Worte....

Du machst es dir sehr leicht wenn du solche Beispiele als Hauptgrund bringst, denn der größte Teil der jungen Leute ist sehr interessiert an einer guten Ausbildung. Der Trend geht aber in die Richtung, dass viele Eltern ihren Kindern, aus finanziellen Gründen, kein Studium mehr ermöglichen können.
Auf der anderen Seite gibt es die Richtung, dass man seinen Kindern teure Privatstudiums ermöglichen kann, die schon im Vorfeld einen Job sichern.
Heute trifft das eben nicht mehr zu, dass nur die die keine Ausbildung haben keinen Job finden. Sondern es betrifft alle. Gute Jobs gibt es zu wenig, der Beweis dafür ist, dass auf eine Stelle es hunderte Bewerber gibt.

" Da von den 6,6 Mio Minijobbern 4,1 Mio zuverdienende Ehepartner sind, die mit dem Mini-Job -Geld nicht am Existenzminimum knabbern, sondern ihren Lebensstandard erhöhen wollen ( Hausbau, neues Auto o.ä. wirkliche Luxusprobleme), solltest du die schon mal aus deiner "Armutsstatistik" rausnehmen."
dein Text.....

Sorry, in welcher Welt lebst du denn? Du bist ganz weit weg von der Realität vieler Betroffenen. Da geht es nicht um "Leben im Luxus", sondern ums reine überleben, was nichts anderes heißt wie seine Unkosten bezahlen zu können. In welchen "Gehaltshöhen" befindet du dich, wenn in deinen Augen der "Minijob" nur für den Luxusbedarf praktiziert wird? Die meisten Menschen verdienen nicht mehr den Lohn den du vielleicht mal verdient hast, was dir wahrscheinlich auch Eigentum ermöglicht hat.

Schon mal was von "Billiglohnsektor" gehört, davon, dass es schon lange keine Lohnerhöhungen mehr gibt? Und das hat nichts mit Ausbildung zu tun. Schon mal was von "Alleinstehenden" gehört? Mit einem Gehalt wird es heute bei den meisten Menschen ganz eng.

Das wirkliche Übel ist in meinen Augen, dass keine neuen Arbeitsplätze geschaffen wurden, weder im priv. Sektor noch im öffentlichen Dienst, obwohl es genug Arbeit gäbe. Der Überschuss der von den Konzernen erwirtschaftet wurde u. wird, wurde u. wird nicht in neue Arbeitsplätze investiert, so sollte es aber sein. Das Thema ist sehr aktuell u. wird gerade in Bezug auf die EU, auf Deutschland, von Ökonomen kritisiert. Und das alles unterstützt die Politik. Das hat alles nichts mit der DDR zu tun, also das Thema ist hier unpassend.

M. E. sollte man die Situation des heutigen Arbeitsmarktes nicht einfach schön reden, vorallem nicht darauf hören, was ein arbeitgebernahes Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) darstellt u. prophezeit. Meine Meinung, die niemand teilen muss.
Tina

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