Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?

Innenpolitik Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?

RE: Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 12.09.2019, 18:23:26



was sie alles wissen...Smiley  
 
Edita
Edita
Mitglied

RE: Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.09.2019, 20:06:15

Möööönsch Dicker . 1989 kam auf 89 Bewohner 1 IM, was glaubst Du, bohrten die alle in ihren Kabäuschen in der Nase? So wurden die meisten IM pro Einwohner im Land Brandenburg geführt, die wenigsten in Sachsen. In den Städten gab es die größte Dichte in Cottbus, die geringste in Leipzig.

Edita

Edita
Edita
Mitglied

RE: Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
geschrieben von Edita
als Antwort auf Edita vom 13.09.2019, 07:20:40

Sogar 1300 Minderjährige wurden in die Stasidienste eingespannt, zumeist 16- oder 17-Jährige vor ihrer Rekrutierung zur Nationalen Volksarmee.
Bemerkenswert ist auch, daß es im "Innendienst", also innerhalb der DDR in der Mehrheit Männer waren, die spitzelten, 1977 waren "nur" 17% der IMs weiblich, während im "Außendienst", also in der BRD 28% weibliche IMs auf Opfer angesetzt waren, hier natürlich nicht auf Linientreue, sondern in der Mehrhait auf Bereiche aus Politik,  Wissenschaftler und Technik!
Übrigens - weil Julchen das von ihrer Verwandschaft erzählt hat, mein NVA-Onkel hatte auch am 17. Juni Geburtstag, er mußte ihn immer später feiern, weil er ausschließen wollte, daß jemand auf die Idee kommen könnte, daß er den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 feiert, damals wurde er am darauffolgenden Geburtstag festgenommen und verhört, obwohl er wohl ein ganz Linientreuer war, also das vermute ich aus seinen Erzählungen!

Edita


Anzeige

RE: Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 13.09.2019, 07:20:40

Nur so zur Info:
Es gibt ein Dorf an der Elbe, im Bereich ehemalige Grenze. Dort trieb das IM-Unwesen ganz besondere Blüten.

In einer Familie (8 Personen), alle unter einem Dach lebend, waren 3 Erwachsene und 2 Jugendliche IM. Jeder hatte seinen eigenen "Führungsoffizier" und die und die IM wußten von ein ander nicht, das sie sich gegenseitig bespitzelten. Das flog erst auf nach der Wende.

Übrigens ist die Familie heute noch zusammen. Sie hat geschafft was miteinander unbekannte anscheinend nicht schaffen - zueinander finden, trotz dem was da mal war.

Scheint wohl doch unmöglich zu sein....

wandersmann
wandersmann
Mitglied

RE: Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.09.2019, 20:06:15
Mööönsch dutch! Die haben doch nicht alle abgehört, Die Stasi hatte ja noch mehr zu tun. Neee, nur ganz bestimmte, aber die rund um die Uhr.

Proff. Havemann war so ein Kandidat.
Prof. Havemann selbst war bis zu seinem Ausschluss aus der SED für fast 2 Jahrzehnte als IM für den KGB und das MfS tätig.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.09.2019, 10:04:15

Hach was soll der Quatsch ...mein bester Freund beim Studium, hat sich nach dem meine Ehefrau ihre Akte eingesehen hat, als "mein IM" herausgestellt. Wir sind heute noch Freunde und ich finde es witzig, dass ich sooo wichtig war, einen IM zu bekommen. Heute kaufen sich die Leute Alexa.

p.s..: Ich habe also auch eine "Opferakte", aber sie ist mir egal. 1987 sollte ich im internationalen Studentensommer Betreuer für Gäste aus UK werden, aber die Stasi hat mich als "ideologisch unzuverlässig" abgelehnt. Ich weine heute noch, weil dies die einzige Stasie-Verfolgung war, durch die ich mishandelt wurde.

IMG_0036.jpg

EINDEUTIG IDEOLOGISCH UNZUVERLÄSSIG! (ich bin in der mitte)


Anzeige

RE: Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 13.09.2019, 10:53:52

...man sollte vor allem nicht denken, dass in der Bundesrepublik keine Akten über Privatpersonen angelegt wurden. Nicht über alle, aber viele. Besonders über die, die Kontakt in den "Osten" pflegten. Darüber wird nur nicht viel geredent und es wird gerne verharmlost. Meine Schwester hat auf jeden Fall sehr irritiert reaiert, als man ihre Bewerbung für einen Job in einer staatlichen Institution ablehnte, unter anderem mit der Begründung, dass sie die PRAVDA regelmässig erhielt und auffallen häufig in kommunistische Länder reisen würde. Dabei hatten damals so viele Studenten die kostenlose Pravda (UDSSR Tageszeitung) abonniert und sie fuhr einfach nur jedes Jahr min, 1 x zu Familienangehörigen nach Rumänien. Also war sie eben eine Kommunistin - woher wussten die das wohl alles?Nur ein unbedeutender Fall von vielen, die viel übler waren
 

Edita
Edita
Mitglied

RE: Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.09.2019, 11:37:40
...man sollte vor allem nicht denken, dass in der Bundesrepublik keine Akten über Privatpersonen angelegt wurden. Nicht über alle, aber viele. Besonders über die, die Kontakt in den "Osten" pflegten. Darüber wird nur nicht viel geredent und es wird gerne verharmlost.
 
Verharmlost und nicht viel geredet - das stimmt so nicht, denn man kann es überall nachlesen, und ich habe es als Kind in Dortmund auch erlebt, es gab einen sehr netten Nachbarn, der alle nasenlang im Kittchen landete, nur weil er Kommunist war ......

 "K. Adenauer nach einer Regierungserklärung, 19.09.1950, RIAS:
„Meine Damen und Herren, die Sowjetzonenregierung und die SED haben auf ihrem sogenannten Nationalkongreß in Berlin und auf ihrem Parteitag mit nackten und dürren Worten die Anhänger der KPD bei uns im Lande aufgefordert, Revolution zu machen.“

Wir hier in der Bundesrepublik Deutschland, die Bundesregierung und der Bundestag und, ich glaube, fast restlos die Bevölkerung, sind fest entschlossen, von allen uns zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln Gebrauch zu machen, um dieser Infiltration von Osten her entgegenzutreten.
Sie werden gleich einen Kabinettsbeschluß hören, den wir heute morgen gefasst haben und der zum Ziele hat, alle Anhänger des Kommunismus aus den Stellen der Bundesregierung – seien sie als Arbeiter, als Angestellte oder Beamte tätig – rücksichtslos zu entfernen. Sie werden auch hören, daß wir an die elf Länder das Ersuchen gerichtet haben, soweit sie das noch nicht getan haben sollten, den gleichen Schritt zu tun. Seien Sie überzeugt davon und mit Ihnen die deutsche Öffentlichkeit, dass wir diesen Kampf der Sowjetzone mit vollster Entschlossenheit aufnehmen, ihm zu begegnen werden wissen.“

Das KPD-Verbot

Edita

 
RE: Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 13.09.2019, 12:30:03

Ich schrieb nicht von damals sondern von heute , Edita. wenn Du es weisst, heisst das noch lange nicht, dass alle das wissen. Viele Westdeutsche wollen das heute noch nicht glauben, schon gar nicht die jungen Leute, die zum Thema Datenschutz ohnehin kaum noch eine Distanz haben. Du hast Deine Erfahrungen, ich meine - ok?

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Wie finden Deutsche einen Überwachungsstaat nach chinesischem Muster?
geschrieben von Tina1
als Antwort auf dutchweepee vom 12.09.2019, 17:36:38
...dann konnte die Staatssicherheit bei aufgelegtem Hörer Gespräche im Raum mithören.
...und jeder Fernseher konnte die Zuschauer auf dem Sofa filmen und hat die Bilder direkt an Mielke gefunkt.

Möööönsch dicker! Diese Telfonmithöraktion hätte das analoge Deutsche Telefonnetz, dass mehrheitlich aus den 30er Jahren stammte, gar nicht mitgemacht.
So ein Quatsch was du erzählst. Das Abhören ging sehr gut, dass haben dann die Stasiakten belegt. Aber das gefällt dir nicht u deshalb diese merkwürde Aussage von dir, die den Zweck hat, das was wirklich war, nichtig zu machen.  Du willst alles vertuschen, kleinreden und machst deinen Spaß draus. Ich kann über deine Späße nicht lachen, denn es war bitterernst.
Jedes Gespräch in den Westen, was man anmelden musste, wurde von der Stasi mitgehört, deshalb musste es auch angemeldet werden u das hat dann lange gedauert. Man brauchte ja Zeit zur Vorbereitung um abhören zu können. Man durfte nicht einfach in den Westen telefonieren. Und die meisten Pakete u Briefe aus dem Westen wurden geöffnet. Und das Erzählen heute damalige Telefon- u. Postbeamte, darüber gibt es Filmberichte..

Ich musste mich in meiner Firma vor den Parteibeauftragten schriftlich verpflichten, wenn ich mit westdeutschen in Ungarn in Kontakt komme, es zu melden. Möglichst die Adresse der Leute bekannt geben, damit man dann den Kontakt verfolgen kann. Welch ein Wahnsinn. Und man war damit in einer Zwickmühle, was man tun soll. Sage ich es o. sage ich es nicht. Wenn ich es nicht sage u sie es herausbekommen, dann geht es mir an den Kragen. Es wird politisch ausgelegt. Und wenn ich es sage, dann hat es Angst gemacht, wegen dem weiteren Kontakt, denn man wusste diese Briefe werden kontrolliert. Aber ich habe es trotzdem gewagt.
Tina


 

Anzeige