Innenpolitik Wie gespalten ist unsere Gesellschaft?

Man spricht ja jetzt oft darüber, dass die Gesellschaft gespalten ist.
In der Diskussion bei Phönix, die sehr interessant ist, versucht man die Gründe für diese Spaltung zu finden. Und sie sind sich bei den Gründen ziemlich einig. Einiges was von allen Gästen geäußert wird, empfinde ich auch so. Es hat sich m. E. einiges in der Diskussionskultur, im Stil, im Umgang miteinander in der letzten Zeit verändert. Was ist eure Meinung, zu dem was in der Diskussionsrunde diskutiert wird?

Unsere Diskussionsrunde: Polarisiert und unversöhnt: Wie gespalten ist unsere Gesellschaft?
 

Alfred Schier diskutiert mit:
- Wolfgang Kubicki (FDP, Bundestagsvizepräsident)
- Serap Güler (CDU, Staatssekretärin für Integration in NRW)
- Gregor Gysi (DIE LINKE)
- Svenja Flaßpöhler (Philosophin)
- Jan Fleischhauer (Kolumnist)

als Vorbemerkung,
es wird heute in einem Affenzahn diskutiert.
Ich habe ja nur halbwegs hingehört, die waren alle kluge Leute, engagiert, teilweise entstanden rote Köpfe.
Unsere Demokratie lässt völlig offene Diskussionen zu, gut so.
Spaltungen gibt es bei den verschiedensten Themen.
Eins davon ist corona, ein weiteres rechts-links-radikal.
Arm-reich auch.
Neid-Großmut auch.

Es gibt viele Teilungsgründe, die Republik steht aber gut da mit ihren Verhältnissen, finde ich.

So das wäre erst mal so ein bisschen was dazu.

Servus

Eine Spaltung in der Gesellschaft hat auch oft was damit zu tun, die Meinung andere als "falsch" anzusehen.
Jeder Mensch hat seine Meinung. Und das ist auch gut so. Manche Menschen sehen nur ihre eigene Meine als die "richtige überhaupt" an.
Natürlich spreche ich nicht von Meinungen die ins radikale gehen. Gewalt und Radikalismus bringt nur unruhe.
Wenn Menschen aufgeschlossener gegenüber anderen Meinung werden, wird die Spaltung vielleicht auch geringer.
Ein Versuch ist es wert 😊

Jetzt hätte ich fast geschrieben "Gespaltener denn je".
Aber ich denke, daß könnte lediglich subjektiv der Fall sein. In meinem unmittelbaren Umfeld gibt es keine Grundsatzdiskussionen/spaltungen.

Aber mein Umfeld ist ja auch überschaubar. Generell - insofern ich das mit meinen Lebensjahren so sagen kann - befinden wir uns in zerrissenen Zeiten. Und eine Spaltung ist vorhanden.
Renten, Pflege, Migration, Arbeit und vieles mehr polarisiert mehr denn je. Corona nicht zu vergessen.

Und dies werden Parteien, Verbände und Initiativen für sich zu nutzen wissen. 

Gutes Thema.

Eine Spaltung in der Gesellschaft hat auch oft was damit zu tun, die Meinung andere als "falsch" anzusehen.
Jeder Mensch hat seine Meinung. Und das ist auch gut so. Manche Menschen sehen nur ihre eigene Meine als die "richtige überhaupt" an.
 

So einfach ist das aber nicht. Der Punkt ist, daß "interessierte" Diskutanten keine Meinung äußern die andere als falsch ansehen, sondern sie behaupten einfach Falsches, und das ist eben keine Meinung, sondern eine falsche Tatsache, und darauf hat niemand ein "Recht!!
Z.B. d en Holocaust zu leugnen ist keine Meinung, sondern eine falsche Tatsachenbehauptung!
Zu behaupten es gäbe keine Pandemie oder wir lebten in einer Coronadiktatur ist keine Meinung sondern eine falsche Tatsachenbehauptung!
Und auf diesen Unterschied verzichten "interessierte" Menschen gerne und machen sich selber zum Opfer einer 
"Meinungsdiktatur", von wem auch immer, und böse und intolerant sind immer die, die diesen kleinen aber feinen Unterschied herausgehoben haben wollen!
Noch ein Beispiel, zu behaupten, der AfD-Stadtrat mußte sterben weil er andersdenkend war ist falsch, denn er mußte sterben weil er sich gröbst fahrlässig verhalten hat!
Haß und Hetze sind eben keine Meinung!

Edita
 

Guten Morgen, Edita.

Prinzipiell hast du Recht.

Bei polarisierenden Themen denke ich immer zwangsläufig an die Legitimität.
Thema Migration: Ist es legitim Zuwanderung NICHT zu wollen, wie sie bei uns ausgestaltet wird?
Thema Corona: Ist es legitim die Pandemiemassnahmen überzogen zu finden? Thema Mobilität: Ist es legitim batteriebetriebene KFZ zu schmähen?

usw.

Diese Themen spalten uns. Ich habe meine Sicht auf Tatsachen.
Und ich habe meine Meinung. Aber ziemlich schnell wird mir aus meinem Umfeld Hetze unterstellt. In allen Themenbereichen.

@Edita,

ich stimme Dir zu, dass die Akzeptanz anderer Meinungen nicht bedeuten darf, dass man akzeptieren sollte, wenn ein Lehrer z. B. den Schülern erzählen würde, die Erde sei eine Scheibe.

Toleranz gegenüber Meinungen darf nicht bedeuten, dass das Leugnen von Tatsachen toleriert werden darf. Andererseits ist es klar, dass sehr häufig, die gleichen Fakten unterschiedlich bewertet werden können. Vieles im Leben ist ein Abwägen z. B. zwischen Risiko oder Nutzen. Viele erleben dies derzeit im Familienkreis. Wir z. B. waren hin und her gerissen. Margits Schwester wollte meine Schwiegermutter, die bei uns lebt und 94 Jahre ist, besuchen und hat jetzt abgesagt. Das war eine Entscheidung, die ihr schwer gefallen ist und auf einem Abwägen beruht. M. E. war die Entscheidung richtig, aber ich hätte sie nicht verurteilt, wenn sie mit FFP2-Maske und Abstand einen Besuch gewagt hätte, sie hätte sich zuvor als Ärztin sogar einem Corona-Schnelltest unterzogen. Da sie auf der Intensivstation mit Covid-19 Patienten in Kontakt ist, weiß sie einerseits wie sie sich schützen kann, andererseits auch um das Risiko.

Ich will mit dem Beispiel eigentlich nur sagen, unterschiedliche Bewertungen von Fakten müssen möglich sein und sind m. E. sogar im gesellschaftlichen Diskurs oft das Salz in der Suppe und sehr wichtig.

Wissenschaftler können auch irren. Das Gute an der Wissenschaft ist nur, dass sie ein Denksystem entwickelt hat, das sich ständig selber hinterfragt und notfalls korrigiert. So entwickelt sich das Wissenssystem der Wissenschaft immer weiter und dehnt sich aus. Notwendig dafür ist aber gerade der Disput unter Wissenschaftlern und die Formulierung unterschiedlicher Hypothesen über die Erklärung von Fakten.

So wie das Thema hier gestellt ist, ist auch eine Stilfrage angesprochen. Wie trete ich Menschen mit anderer Meinung gegenüber? Hier sollten wir vielleicht alle miteinander uns an die eigene Nase fassen und uns prüfen, ob unterschiedliche Bewertungen von "Meinungen" mit persönlicher Bewertung des Meinungsträgers einhergehen muss. Ein Mensch ist nie nur "eine Meinung", in einem anderen Zusammenhang ziehen wir vielleicht sogar an einem Strang.

Karl

Diese Themen spalten erst, wenn angefangen wird, die
"Meinungen" mit falschen Tatsachen zu untermauern oder zu begründen, das geschieht nämlich regelmäßig und schon fängt's Theater an ......

Edita

Okay.
Bringt jemand Lügen oder falsche Infos ins Spiel, dann kann man das ja berichtigen.

Aber hier kommen viele Komponenten ins Spiel. Unter anderem auch Interessen. Mir kann jemand sachlich richtige Argumente für ein Thema bringen, aber wenn ich andere Interessen verfolge, oder mir vielleicht gewisse gesellschaftliche Prozesse nutzen dann sind wir auch gespalten.
Widerstrebende Interessen und - Deutungshoheit(!!) spielen eine große Rolle, finde ich.

Eine interessante Diskussion, denn es wurde präzisiert, dass bei Vorlage von Fakten eine Spaltung schwer zu begründen ist, bei Gewichtung von etwa vergleichbaren Alternativen durch die Auswahl einer davon eine Spaltung entstehen kann. Desweiteren kann eine unterschiedliche Gewichtung stark durch Interessenlagen entstehen und Spaltungsmöglichkeiten entscheiden.

So haben wir es mit ganz normalen Standard-Situationen zu tun, Spaltungen können ja zu harmlosen, zu bedeutenden oder katastrophalen Entwicklungen führen.