Internationale Politik Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratuliert den Mullahs in Teheran zu 40 Jahren Diktatur???

@werner777,

das Mullahregime würde ich nicht mit der Nazidiktatur gleichsetzen. Das wäre dann doch eine arge Verharmlosung der Nazizeit.

Karl

 

Bundespräsident hat die Aufgabe, Deutschland zu repräsentieren. Das ist für einen Politiker vergleichsweise einfach. Schwieriger ist es, mutig zu sein, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Wenn er klug ist, macht er das eher im Verborgenen. Oft ist das  wirksamer. Soweit ich das mitbekomme, tut der aktuelle Bundespräsident das.

Ein besonders trauriges Beispiel, wo deutsche Politik versagt hat, ist für mich der Fall Elisabeth Käsemann. Die Tochter eines prominenten deutsche Hochschullehrers geriet 1976 in der Fänge der damaligen argentinischen Militärdiktatur. Man weiß heute, dass sie hätte gerettet werden können. Wie vergleichsweise andere Fälle westlicher Staaten. Aber die deutschen Diplomaten haben nichts getan. Im Gegenteil: Sie haben mit der Militärdiktatur sympathisiert und alles verhindert. So ist die junge deutsche Studentin brutal gefoltert und ermordet worden.

Und das betrifft jeden Bürger. Nicht nur Politiker. Sind wir wirklich mutig, wenn wir in der Situation sind? Wenn es auf uns ankommt?

Jeder ist gut beraten, darüber nachzudenken.

 

Gut,dass Sie das erwähnen. Bei diesem unrühmlichen, deutschen Fall mit Elisabeth Käsemann war übrigens der hochgelobte, sehr langjährige Herr Genscher Aussenminister. Damals gab es mW. auch Fussballweltmeisterschaft in Argentinien und zwar in unmittelbarer Umgebung zu dieser gepeinigten Frau Käsemann.
Diese schlichten Fussballer-Typen erklärten dann später, in diesem Argentinien würden wenigstens noch Zucht und Ordnung herrschen.
Ich weiss nicht, ob ein solches Stillhalten deutscher Diplomaten und hochrangiger Fussballer heute noch möglich wäre, denke aber, die Informationsübermittlung an jeden von uns wäre schneller und auch intensiver.
Ob das allerdings etwas helfen würde, bin ich mir sehr unsicher, weil es den meisten Menschen doch wieder nur um Sensationen und das Ausleben von Empörung ginge, aber selten um persönliches Engagement. DAss es eben nicht immer nur und ausschliesslich die von uns gewählten Politiker betrifft, sondern jeden von uns, ist auch heute nicht in vielen Menschen wirklich verankert. Olga

Dieser Nachsatz zu den Glückwünschen beschäftigt mich:

"Anlässlich dieses für die Islamische Republik Iran so wichtigen Feiertages möchte ich Sie dazu ermutigen, auch die kritischen Stimmen in Ihrem Land anzuhören und mit ihnen einen offenen Dialog zu ihren Anliegen und Sorgen zu führen."

Ein Minimum, das gut formuliert ist, ich frage mich dennoch, ob es ausgewogen ist.

Bisher fand ich Steinmeier als BPräs. gut, nun bin ich etwas irritiert, das liegt auch daran, dass ich kürzlich im TV eine Iran-Doku gesehen habe, die die üblichen Repressalien eines diktiernenden politischen System zeigte, nicht unähnlich dem in Saudi Arabien.

ich denke, dass muss man in die Sprache der Diplomatie einordnen. Und dafür ist es schon eine ziemlich direkte Kritik.

Nicht umsonst hat Söder gefeiert, dass man auf der Siko mal ohne die Formeln diplomatischer Sprache Interessen austauschen konnte. Denn diese ist der Alltag in der Diplomatie. 

Das Auswärtige Amt versteht offiziell gar nicht den Aufruhr, weil es sich um die üblichen Textbausteine solcher Anlass-Telegramme handelt.
Der von dir hier zitierte Absatz ist dies aber sicher nicht.
Offene Dialoge sind den Führern Irans so fern wie der Mars. Das weiß auch Steinmeier. Er kritisiert also in wohlgesetzten Worten die Repressalien an den Regimekritikern.

 

Nichts liegt mir ferner den Holocaust mit einem Ereignis zu vergleichen. Damit man sich ein Bild von mir machen kann: Ich arbeitete fast 35 Jahre in einer israelischen Firma in Deutschland bis zu meiner Rente, spreche und schreibe leidlich Ivrit. Bei meinem ersten Besuch in Israel, Anfang der 80er, wurde ich von einem Arbeitskollegen am Flughafen abgeholt und zum Hotel gebracht. Der Kollege war Gefangener in Buchenwald mit seiner Nummer am Arm. Du kannst also davon ausgehen, daß ich den Holocaust einordnen kann. Ich hätte auch schreiben können, ob es politisch korrekt ist, Stalin zum Jahrestag seiner Diktatur zu gratulieren.

Ich denke mal das er so auch nicht verstanden wissen wollte. Die Nazizeit war abartig Menschenverachtend.
Die Mullahs verachten nur jeden der nicht ihren Glauben hat. Und ganz schlimm sind sie wenn man ihren Glauben ablehnt.

.....Ich hätte auch schreiben können, ob es politisch korrekt ist, Stalin zum Jahrestag seiner Diktatur zu gratulieren......

Nunja, zum Geburtstag wurde dem Genossen Stalin hier im Forum schon gratuliert

.....Ich hätte auch schreiben können, ob es politisch korrekt ist, Stalin zum Jahrestag seiner Diktatur zu gratulieren......
Nunja, zum Geburtstag wurde dem Genossen Stalin hier im Forum schon gratuliert

Da fällt mir -etwas ot- eine Episode aus meiner MoskauZeit ein:
Carter zu Besuch in Moskau, beim Abschied gefragt ob er denn auch dem Lenin im Mausoleum am Schönen Platz die Ehre erwiesen hätte.
Jalkar.
Und hast Du etwa in der langen Schlange zwei Stunden gewartet?
Nö, ich hab den Wachposten 10 $ gegeben.
Und die haben Dich vorgelassen?
Nein, die haben mir den Lenin aufs Hotelzimmer gebracht.
Mahlzeit©
 

 

Ich bin sehr dafür u das habe ich auch oft geschrieben, dass man auch mit Diktatoren reden muss, reden ist immer besser als sich mit Waffen begegnen.

Mit dem Wissen, über das was im Iran an Menschenrechtsverletzungen Jahrzehnte passiert ist u passiert u. nach dem ich mir diese Reportage angeschaut habe, die das alles noch mal deutlich zeigt, kann man nicht mehr verstehen, das Steinmeier einem solchen Regime, solchen Religionsführern für ihre jahrzehntelange Politik gratulieren kann.

Das hat in meinen Augen nichts mehr mit Diplomatie zu tun. Das ist ein Schlag ins Gesicht derer, die ermordet wurden, derer die in Haft sitzen u gefoltert werden, derer die nach Deutschland geflohen sind, vorallem viele Frauen. Wenn man sich die Reportage anschaut, ich hoffe es schauen sich viele der Diskutanten sie an, dann ist man danach fix u fertig. Mit welchen Grausamkeiten, mit welcher Brutalität das Regime, die Religionsführer gegen Kritiker, gegen das eigene Volk vorgegangen sind u vorgehen. Viele der Demonstranten wurden erschossen u viele sind für immer in Kerkern verschwunden, wo sie gefoltert wurden. Die Mütter wissen nicht, wo ihre Söhne sind, ob sie überhaupt noch leben. Es gab Massaker an Studenten, nur weil sie für Freiheit auf die Straße gegangen sind. Frauen werden massiv u brutal unterdrückt.

In dem Video sieht man Originalaufnahmen von Demonstrationen u. wie sie brutal niedergeschlagen wurden. Es kommen viele Zeitzeugen zu Wort. Man ist erschüttert über das, was man sieht und hört. Was werden all die Kritiker, die Verfolgten, die Studenten,die Frauen die sich gegen das Regime wenden, über so eine Aktion von Steinmeier denken?

Da macht der Satz von Steinmeier : "Anlässlich dieses für die islamische Republik Iran so wichtigen Feiertages möchte ich Sie dazu ermutigen, auch die kritischen Stimmen in Ihrem Land anzuhören und mit ihnen einen offenen Dialog zu ihren Anliegen und Sorgen zu führen.“
nichts besser......

Zitat aus dem Link::

"Zu der Menschenrechtslage im Iran habe kaum etwas in dem Telegramm gestanden. Steinmeier habe lediglich die Regierung in Teheran aufgefordert, „auch die kritischen Stimmen in Ihrem Land anzuhören“. Die Finanzierung von Terrororganisationen wie Hamas und Hisbollah durch den Iran sei in dem Schreiben nicht erwähnt worden."

Man kann diplomatisch mit dem Staat kooperieren, aber dieses Glückwunsch-Telegramm hätte man sein lassen sollen, meine Meinung. Außerdem kann er nicht in Namen aller Menschen von Deutschland sprechen. Die Iraner, die vor diesem islamischen brutalen Regime nach Deutschland geflohen sind, die viel schlimmes erlebt haben, die werden schwer enttäuscht sein von Steinmeier, in ihren Namen kann er schon mal garnicht sprechen.

Zusammen gefasst:
Zitat

"Human Rights Watch zeigte sich schockiert über Steinmeiers Glückwünsche. „Bei aller Sympathie für Kooperation auf unterschiedlichen Ebenen – das geht viel zu weit“, sagte der Deutschland-Direktor der Menschenrechtsorganisation, Wenzel Michalski, der "Bild"-Zeitung. Der Jahrestag markiere ein großes Unrecht, „die ganze Bandbreite der Menschenrechte wird von diesem Regime mit Füßen getreten“."

Diese Aussage ist das, was ich denke u rüberbringen wollte u ihr stimme ich voll zu.
Meine Meinung, die niemand teilen muss.
Tina

https://www.tagesspiegel.de/politik/iran-steinmeier-schickte-glueckwuensche-zum-jahrestag-der-islamischen-revolution/24022434.html

Ein Telegramm aus dem Bundespräsidialamt sorgt für Kritik. Darin übermittelte Steinmeier Glückwünsche an den Iran "auch im Namen meiner Landsleute".

.....Ich hätte auch schreiben können, ob es politisch korrekt ist, Stalin zum Jahrestag seiner Diktatur zu gratulieren......

Nunja, zum Geburtstag wurde dem Genossen Stalin hier im Forum schon gratuliert

@julchentx,


und was sagst Du nun dazu, dass Trump den nordkoreanischen Diktatur toll findet und ihn als Freund bezeichnet?


Karl

Ich bin sehr dafür u das habe ich auch oft geschrieben, dass man auch mit Diktatoren reden muss, reden ist immer besser als sich mit Waffen begegnen.
 

Das hat auch einen Grund - "wer redet hat ziemliche Probleme mit Pfeil und Bogen zu zielen" (altes Chinesisches Sprichwort)

Was den Walter anbelangt - ich war sehr überrascht von einem gewissen Joshka Fischer. Seinerzeit einst erster Minister mit Turnschuhen. Als Außenminister mit Anzug und Schlips hat er Deutschland vertreten und nicht die GRÜNEN. Und vom Walter erwarte ich das schlichtweg auch.