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Internationale Politik Die neue Allianz : USA - Türkei

olga64
olga64
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von olga64
als Antwort auf dutchweepee vom 30.07.2015, 18:14:47
Es ist perfide was olga hier herbeiredet. Die Kurden haben sich von den USA einspannen lassen, um die blutige Drecksarbeit im Bodenkampf gegen den IS und gegen Assad zu übernehmen. Nun werden sie verraten und verkauft und sind laut olga sogar selber schuld.

Vielleicht haben es die Kurden ja sogar verdient bombardiert zu werden, da sie keinen einheitlichen Staat bewohnen.?


Wer und wo sind denn "die Kurden"? Haben sich wirklich alle Kurden
"von den USA einspannen lassen"?
Ich weiss, ich weiss Dutch - es erfordert mehr Zeit und Sorgfältigkeit, sich umfassend zu informieren. Diese Zeit fehlt dann, um verschwörungstheoretische Gerüchte und Aussagen - auf linker Basis - in die virtuelle Welt zu verbreiten. Aber es stimmt - ein Grossteil der FAns ist ähnlich gestrickt und fährt doch eher auf schlichte,verständliche Aussagen ab. Olga
luchs35
luchs35
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von luchs35
Warum können sich angesichts der Lage entlang der türkischen Grenze nur wenige vorstellen, dass es die Kurden schaffen könnten, sich zumindest ein Stück gemeinsamer Autonomie zu erkämpfen, das in einiger Zukunft auch zum eigenen Staat wird? Das könnte ja auch etwas Ruhe in dieses unruhige Gebiet bringen, wo jeder mit jedem spinnefeind ist. Immerhin haben die syrischen Kurden YPK mit ihrem tadellos funktionierendem, syrischem Autonomiegebiet gezeigt, dass sie absolut fähig sind, ein Staatsgebiet im besten Sinn mit Behörden, Schulen, Rente, Militär etc. aufzubauen. Assad ließ das zu.

Nur noch ein vergleichsweise kleiner Schritt von 100 km , und die Kurden haben sich ein zusammenhängendes Stück Land von 800 km entlang der türkischen Grenze und verschiedener Zugehörigkeit erkämpft, indem sie es dem IS entrissen und diesen zurückgetrieben haben. Die Menschen, die damals vor dem den wirklichen Terroristen IS geflüchtet sind, stehen heute als Flüchtlinge vor unserer Tür.

Und was die Zerstrittenheit der Kurden betrifft: Waren es nicht die irakische PKK, die YPK und die Peschmerga, die gemeinsam rund 50 000 bedrohte Menschen vor dem IS gerettet haben, indem sie ohne Hilfe von Türkei, USA oder Nato die Eingeschlossenen vom Sindschargebirge heruntergeholt haben? Ebenso klappte es u.a. mit der Befreiung von Kobane.

Allein die Kurden haben mit ihren Bodenkämpfern längst aus einigen Gebieten den IS zurückgedrängt, noch bevor die USA mit einzelnen Schlägen der Luftwaffe halfen. Und Luftangriffe allein bringen überhaupt nichts!
Nebenbei: die USA haben sich bemüht in Syrien eine schlagkräftige Armee aufzubauen mit sogenannten „gemässigten“ Syrern . Von rund 6000 Kandidaten blieben am Ende der Ausbildung noch 54, die dann samt ihrem syrisch-turkmenischen Ausbilder und Leiter des amerikanischen Ausbildungsprogrammes von der Nusra-Front „entführt“ wurden.

Mir scheint, wir vergessen doch sehr schnell, was uns noch vor Monaten begeistert oder erleichtert hat und schauen jetzt genauso zu, wie diese tapferen Kurden verheizt und verraten werden.
Zudem werden sie von Erdogan einfach mal alle in einem Topf geworfen und als „Terroristen“ bezeichnet – allerdings nur von der Türkei, EU und USA als „Terroristische Vereinigung“ verboten. Warum wohl? Die Berichterstattung ist auch dementsprechend.

Und da soll ich mich nicht „echauffieren“, Carlos? Mit einem hast Du allerdings Recht: von Moral kann hier nicht gesprochen werden.

Luchs
freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von freddy-2015
Kurden gab es schon vor über 4000 Jahren - die Kurden sind eines der ältesten Kulturvölker der Erde.

Alle anderen kamen ????

Alle anderen nahmen ihnen etwas weg, was ihnen (den Fremden) garnicht gehörte. Bei den Indianern war es ja ähnlich, also weg.

Wer gegen die Kurden ist, handelt unmenschlich und wer sich die Karte anschaut auf dem dieses Volk seit Jahrtausenden siedelt, wird sehr schnell begreifen um was es wirklich geht.

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Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 31.07.2015, 20:13:11
"Echauffieren" über Unmoral ist doch eine der wenigen urmenschlichen Reaktionen,die UNS geblieben ist. Soll auch das nun abgewertet werden, indem die macchiavellische Moral nicht nur in der Wirtschaft sondern auch in der Politik die Maxime der Beurteilung zu werden hat. It's simple, it's politic...sei nicht so emotional!

Nun, folgende Erklärung für Erdogan Handeln ist viel,viel simpler und wahrscheinlich zutreffend, aber in unseren Medien noch nicht aufgetaucht.
Erdogan kämpft doch seit Jahren gegen Korruptionsvorwürfe, die immer niedergeschlagen wurden (ich berichtete vor Jahren davon) Diesmal scheint es aber tatsächlich brenzlig für ihn zu werden.
...und das Wiederaufleben der "Kurdenfrage", die sehr gezielt provoziert wurde, dürfte ein durchaus probates Mittel für Erdogan zu sein sich wieder herauszuwinden. It's simple, It's money.

Der Preis dafür wird auch für uns vorhersehbar gefährlich sein.
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.08.2015, 08:36:04
Vielen Dank, liebe Mart, für das Einstellen dieses ausgezeichneten Artikels von Michael Peter Lingens.
Einen Korruptionshintergrund habe ich im Zusammenhang mit dem Verhalten Erdogans noch gar nicht bedacht, obwohl der Verdacht ja schon lange Zeit im Raume steht. Aber der Drang nach Neuwahlen bekommt dadurch noch eine neue Perspektive.
In unseren Medien taucht ohnedies verdächtig wenig als Hintergrund-Information auf, vor allem jetzt, wo es im Interesse von Türkei, USA und Nato liegt, von den Angriffen auf die Kurdenstellungen im Grenzgebiet der Türkei abzulenken.
Meine Empathie für das Volk der Kurden werde ich sicher nicht unterdrücken und mich gegebenenfalls auch weiterhin „echauffieren“, und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin.
Luchs
Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 01.08.2015, 10:14:06
@ Mart - danke für diesen absolut lesenswerten Artikel. Als Laie frage ich mich ja immer, was soll bezweckt werden, geht es nur um Macht oder vielleicht auch um "heimlichen Dreck am Stecken" denn hinter allem steht bei mir immer das große WARUM und WIESO. Der von Dir eingestellte Artikel trägt viel dazu bei, mir das Naheliegende näher zu bringen, denn an gigantische Korruption habe ich, vordergründig, nicht gedacht.

@ Luchsi, nein sicherlich sollst Du nicht aufhören Dich zu "echauffieren", und auch weiterhin die Beweggründe von Erdogan zu hinterfragen. Was ich von ihm halte habe ich ja oft genug zum Ausdruck gebracht. Aber auch von dem mehr als kurzsichtigen Obama, der mir vorkommt als ob er ein Spiel spielen würde bei dem es keine Verlierer gibt. Und ja, ich bin ebenfalls Deiner Meinung, dass längst ein Kurdenstaat offiziell hätte errichtet werden können, wenn die Mächtigen der Welt dies gewollt hätten. Aber es gibt offensichtlich Menschen die in den Augen anderer nichts, aber auch gar nichts wert sind.
Ich finde schon dass wir das Recht dazu haben, vielleicht sogar die Pflicht uns zu "echauffieren", auch wenn es den Kurden nichts bringt, zumindest brauche ich mir nicht vorwerfen zu lassen, meinen Mund gehalten zu haben. Das überlasse ich dann gerne anderen.
Bruny

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adam
adam
Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von adam
als Antwort auf luchs35 vom 01.08.2015, 10:14:06
Meine Empathie für das Volk der Kurden werde ich sicher nicht unterdrücken und mich gegebenenfalls auch weiterhin „echauffieren“, und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin.


Luchs,

die Hinweise auf die Amoral des Krieges waren eine Feststellung und hatten nicht einmal die Tendenz, Amoral durch den Krieg zu rechtfertigen. Natürlich lehne ich wie Du dieses Töten samt der zutage tretenden Amoral ab. In diesem Zusammenhang schrieb ich ja auch von der Diskrepanz zwischen europäischem politischem Denken und den politischen Zielen der Kurden.

Allerdings möchte ich im Zusammenhang mit dem Recht auf Echauffieren ganz freundlich und ohne jegliche Animositäten (das weißt Du ja selber) darum bitten, auch nicht mit Begriffen wie "Tapferkeit" zu argumentieren. Auch das suggeriert eine Moral des Krieges und das Töten durch Krieg kann meines Ersachtens auch für die Kurden nicht moralisch sein, denn sie gehen mit der Waffe in der Hand knallhart für knallharte Interessen vor, denn sie bemühen sich weder in ihren Regionen in der Türkei, noch in Syrien oder gar Iran um ihre derzeitige Heimat, sondern besetzen reiche Ölvorkommen des zerfallenden Irak und da liegt der Hase im Pfeffer. Weder die Türkei (auch ohne Erdogan), noch die jetzige Regierung des Irak, sowenig wie der Iran und auch Saudi-Arabien, werden das zu Kriegs- oder Friedenszeiten akzeptieren. Erneuter Krieg und Terror wären vorprogrammiert.

Daß es Erdogan mit der Eskalation des Bürgerkrieges im Irak um innenpolitische Interessen geht, kristallisiert sich immer zwingenden heraus. Die von mart hinzugefügten Korruptionsvorwürfe erhärten die Vermutung und jeder kann beobachten, wie Erdogan in der Türkei gegen seine politischen Gegner vorgeht, um für seine AKP die parlamentarische Mehrheit zurück zu gewinnen. Er versucht einen letzten Anschein von Demokratie zu wahren, der in seinem Denken längst nicht mehr vorhanden ist, bzw nie vorhanden war.

Noch ein paar Worte zur Politik der USA, zu Obama und in Beziehung zur Türkei:

Als Obama verkündete, unter seiner Führung würde es keine Alleingänge der USA mehr geben, sondern nur nach Absprache mit den Verbündeten, waren alle begeistert, besonders in Europa. Damit hat Obama Schiffbruch erlitten, denn mit den europäischen Papiertigern und Großschwätzern kann die Ordnung der Welt nicht erhalten oder gar gestaltet werden. Auch der erste Versuch Guantanamo zu schließen, scheiterte mit an der mangelnden Mitarbeit der "Verbündeten". Nach wie vor stehen die USA allein da und nun muß sich Obama Führungsschwäche vorwerfen lassen, denn die USA sind durch ihre Passivität mitverantwortlich dafür, daß sich das Problem IS so auswachsen konnte und auch die Ukrainekrise hätte aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so stattgefunden.

Aber läßt sich Obama wirklich von Erdogan, der mit dem IS zusammenarbeitet, vorführen, indem es die USA ihm erlauben müssen, die Kurden zu bambardieren? Eigentlich entspricht der Islamist Erdogan, mit der Türkei, die dieser verwirklichen will, dem Feindbild der USA. Zudem ist er ein unzuverlässiger Partner der Nato, wenn er überhaupt noch als Partner wahrgenommen werden kann. Durch sein Vorgehen gegen die Kurden will Erdogan seinem Ziel, einem islamistischen Staat, innenpolitisch näher kommen, aber er geht ein hohes Risiko. Etwa die Hälfte der Türken hat Erdogan nicht gewählt und sie wollen seinen islamistischen Staat nicht. Kommt es in der Türkei zu Unruhen, greifen gar die Kämpfe des benachbarten Bürgerkrieges auf die Türkei über, kann es Erdogan treffen, wenn jetzt auch noch die Korruptionsvorwürfe wieder aktuell werden. Sollte Erdogan entmachtet werden, käme die Türkei wieder auf demokratischen Kurs, würde sich der demokratischen Welt wieder annähern und das wäre im Sinn der USA und Europas. Somit wäre die "Erlaubnis" der USA die Kurden zu bekämpfen, ein Mittel, Erdogan los zu werden.

Und zu den Kurden noch eine Bemerkung: Sicher war der Bürgerkrieg in Syrien und im Irak auch Inhalt der Gespräche beim Abkommen mit dem Iran und auch der Kreml sass mit am Tisch. Was dort "unter" dem Tisch verhandelt und vereinbart wurde, wissen wir nicht, aber es könnte mit ausschlaggebend sein, was die Kurden anbelangt.

--

adam
luchs35
luchs35
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 01.08.2015, 13:45:36
Adam,
Die Tapferkeit , Menschen aus einer nahezu aussichtslosen und bedrohlichen Lage herauszuholen, und Kriegsmoral stehen für mich auf zwei völlig verschiedenen Posten, aber das ist Ansichtssache und unwichtig in diesem Zusammenhang. Eine gewisse Moral haben aber sowohl PKK wie Peschmerga mit ihrer Aktion „Sindschargebirge“ sehr wohl bewiesen, denn hier ging es nicht einfach um Kurden in Not, sondern um Christen, Jesiden, Irakern etc. , die hier dem IS ausgeliefert waren.

Sonst gehe ich überwiegend mit deinem Post dacore. Nur zu deiner Sicht betreffs Ölquellen noch eine Anmerkung :
Soviel mir bekannt ist, besitzen die Kurden in ihrem autonomen Bereich um Kirkuk die einzige Ölquelle, deshalb seinerzeit ja auch der Angriff durch den Irak – inklusive Giftgaseinsatz und anderer Kriegsverbrechen.
Die jetzt umkämpften Öl- und Gasquellen lieferten dem IS die nötigen Geldmittel für ihre Angriffe. In Syrien haben die „schwarzen Gotteskrieger“ mit Al Omar und Al Schaer die beiden größten Ölfelder unter ihre Kontrolle gebracht, deren Förderung sie zum Drittel des Weltmarktpreises an irakische Mafia-Clans losschlagen konnten.

Und wieder sind es die kurdischen Bodentruppen, die sie zurückgedrängt haben. Deshalb kann man (noch) nicht von Besitz sprechen, allerdings weckt es die Ängste der Türkei, die zum einen selbst an diesem Öl interessiert ist und zum andern heimlicher Abnehmer und Profiteur des IS war.
Nun haben die Kurden allerdings auch den Zugangsweg zur Türkei blockiert, was weder dem IS noch der Türkei gefallen dürfte. Immerhin fallen dem IS nun hochwichtige Einnahmequellen weg – ebenso der Türkei und anderen Profiteuren, die das Öl zu Dumpingpreisen verhökerten.

Auch das sollte man in dieser Auseinandersetzung mit einbeziehen.
Nebenbei ist es in den Nachrichtensendungen erstaunlich ruhig geworden angesichts ziviler Todesopfer durch die türkischen Luftangriffe auf Dörfer im Nordirak. Und nebenbei verloren dabei auch über 300 kurdische Kämpfer ihr Leben.
Luchs
Mitglied_81b4260
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Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 01.08.2015, 16:46:15
Ich glaube,es ist ein Fehler, auf die von Erdogan angebotene Schiene einzusteigen...
böse Kurden etc.,Öl,eigener Staat etc.
Für mich ist das alles ein Paradebeispiel an unmoralischter Machtpolitik.
adam
adam
Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.08.2015, 22:24:25
mart,

ich steige auf keine Schiene Erdogans ein, sondern beobachte, was passiert. Ich habe auch die Kurden nicht als böse bezeichnet, sondern geschrieben, daß sie Interessen verfolgen.

Erdogan kommentiere ich hier schon seit Jahren als machtbesessenen Islamisten und politischen Januskopf. Deshalb hoffe ich auch, daß die Türken es schaffen, diesen Mann in der tiefsten Zelle ihres düstersten Gefängnisses dauerhaft wegzusperren.

--

adam

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