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Internationale Politik Die neue Allianz : USA - Türkei

dutchweepee
dutchweepee
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf luchs35 vom 29.07.2015, 14:30:27
Respekt Luchsi! Dem ist nichts hinzuzufügen.
Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 29.07.2015, 14:30:27
Leider Luchs muss ich Dir in allen Bereichen zustimmen. Und ich möchte Deinen Bericht damit ergänzen, dass ich die europäischen Politiker für Handlanger halte. Denn niemand kann davon ausgegangen sein, dass hier die Interessen der Kurden vertreten werden. So naiv darf kein Politiker sein.
Bruny
justus39
justus39
Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von justus39
als Antwort auf luchs35 vom 29.07.2015, 14:30:27
Die Kurden wurden von den USA als Verbündete bezeichnet, weil sie durch ihren Einsatz am Boden erst den USA die Möglichkeit bot, Erfolg durch ihre Luftwaffe im Kampf gegen den IS zu haben und werden im gleichen Atemzug ihren ärgsten Feind, der Türkei, bezw. Erdogan und seiner Mannschaft, zum Abschuss freigegeben. Der erklärt nun ungestraft und ungerügt Kurden und Linke zu Terroristen - und sowohl Washington wie Brüssel reagieren mit seichtem Gelaber.
Nun wissen wir wenigstens , wer vor unserer Haustür zusammen mit dem IS lauert.

Luchs

…und wenn ich dieses hinterhältige Lügen-, Intrigen- und Kriegsspiel vom ersten Irakkrieg über Afghanistan bis Syrien heut noch einmal überdenke, dann kommen mir doch langsam Zweifel, ob die Vorbereitung, Durchführung und das Ende des zweiten Weltkrieges wirklich genau so ablief wie es in den Geschichtsbüchern behauptet wird.

justus

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pippa
pippa
Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von pippa
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.07.2015, 14:53:31
Ich auch, leider und zwar in jedem Punkt.

Wer soll da eigentlich noch an den sog. „guten Willen“ von Politikern glauben, die angeblich nicht immer so können wie sie wollen?

Verlogener kann Politik nun wirklich nicht sein, denn wenn ich das richtig verstanden habe, liefern die Amerikaner den Kurden immer noch Waffen, lassen es aber gleichzeitig zu, dass sie vernichtet werden.

Wollen die Amerikaner dafür sorgen, dass die Türkei sich zurück entwickelt und wieder eine Diktatur wird?
Pippa
Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pippa vom 29.07.2015, 16:27:23
Wenn ich dann lesen muss, dass ranghohe Regierungsvertreter in Washington die eigene und Erdogans verlogene Politik damit begründet: "die PKK habe Anschläge auf türkische Polizisten verübt und sei der Aggressor", dann wird mir umso klarer wer der wahre Aggressor ist.
Auch wenn jetzt wieder die Hamnerkeule kommt von wegen ich sei eine "Amerikahasserin" dann sage ich, lieber lebe ich mit diesem Vorwurf als jemals meine Augen davor zu schließen, wer die Kriegstreiber und Hetzer sind. Denn auch Erdogan kann nur vorgehen wie er vorgeht, wenn er Hilfe bekommt und das tut er, von den USA und Europa.
Cem Özdemir bringt meine Gedanken auf den Punkt.
Bruny
carlos1
carlos1
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von carlos1
als Antwort auf luchs35 vom 28.07.2015, 17:20:30
"Nach den USA hat in diesem Konflikt nun auch die Nato den Rest von Glaubwürdigkeit eingebüsst. Sie zeigen sich als Steigbügelhalter des türkischen Hasardeurs Erdogan, der in seinem absoluten Machtbestreben rücksichtlos gegen eine Ethnie, die Kurden, vorgeht.
Die Kurden bestehen nicht nur aus dem einem kleinen radikalen Teil der PKK, sie sind ein 30-Millionen –Volk ohne Raum." Luchs35


Hallo Luchs,
die USA sind nicht der Steigbügelhalter Erdogans. Erdogan ist in Wahlen mit großer Mehrheit für seine AKP gewählt worden. Sein Aufstieg begann als Oberbürgermeister in Istanbul vor vielen Jahren. In den Augen vieler Türken hat er eine sehr erfolgreiche Politik betrieben, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet. Die Klientel seiner AKP lebt überwiegend auf dem Land und den Kleinstädten. Ein Hasardeur, einer der unberechenbar alles aufs Spiel setzt, war er nicht. Seine Politik ist berechenbar, wenn auch nicht europaweit populär. Er führt jetzt sein Land in einen Zweifrontenkrieg gegen den IS und gegen die Kurden, die zu einem Teil türkische Staatsbürger sind. Erdog. denkt vom Staat her und geht von Staatswegen das Problem an, keineswegs ausschließlich aus ideologischen Gründen.

Die Kurden sind kein Volk ohne Raum (ein gefährlich belasteter Begriff!), wie du schreibst, sondern ein Volk ohne Staat. Kurden leben verteilt auf vier Staaten des Nahen und Mittleren Ostens: Iran, Irak, Syrien und Türkei. Erdogan fürchtet, dass eine Art Sammelbewegung kurdischen Bodens eingeleitet wird und dass aus autonomen Gebieten im Nordirak ein Staat entstehen könnte, dadurch die Kurden in seinem Land zum Anschluss ermutigt würden. Ebenso fürchtet er die innenpolitische Erosion seiner angestrebten unumschränkten Macht, denn die HDP wurde nicht nur von Kurden gewählt, sondern bewusst auch von Türken. Die Razzien richteten sich deshalb auch weniger gegen den IS-Untergrund, sondern überwiegend gegen Kurden. Sehr wohl is mir bekannt, dass der Kampf gegen die kurdische PKK schon in den 70er Jahren begann. Nun ist der eingeleitete Friedensprozess aufgekündigt. Die USA sind alsoschuldig?

Die Widersprüche in der US-Politik/NATO-Politik scheinen deshalb in dieser Diskussion so gravierend zu sein, weil die Verhältnisse im östlichen Mittelmeer und im Mittleren Osten nicht bekannt sind. Griechenland z. B. hat von jeher als NATO-Mitglied gegen die Türkei gerüstert. Die Türkei besetzte 1974 den Nordteil der Insel Zypern, ein Konflikt, der heute in unseren Köpfen nicht präsent ist. Vor einigen Wochen hatten wir unsere griechischen Freunde zu Besuch und dabei war ausdrücklich von der großen Bedrohung durch den NATO-Partner Türkei die Rede. Das sind Dinge, die nich aus den Köpfen hinauszubringen sind. Erbfeindschaften! Stereotype. Das ändert sich am ehesten durch einen Generationenwechsel und eine Politik des langen Atems.

Vor kurzem traf ich unseren kurdischen Bekannten im Garten und ahnte, was er sagen würde. Er kommt aus Suruc, wo der Anschlag gegen die Kurden verübt wurde. Erdogan ist für ihn nicht akzeptabel. Er tritt für Toleranz ein und meinte Erdogan sei ein radikaler Islamist. Das Verhältnis der Türken zu den Kurden ist sehr, sehr problematisch , geprägt durch Unterdrückung und Benachteiligung. Ein Vergleich mit den Armeniern, wie er aber hier erwähnt wurde, scheint mir aber überzogen zu sein. Momentan jedenfalls.

Die Türkei ist seit vielen Jahrzehnten NATO-Mitglied. Die US-Regeirung weiß , wie schwierig die Lage ist, dass sich Bündnisverpflichtungen und staatliche Interessen nicht zur Deckung bringen lassen. Daraus Verlogenheit und Betrug zu folgern ist absurd. Moralische Abgründe sind es schon. Was wäre aber gewonnen, würden die USA mit militärischem und wirtschaftlichem Druck ein Einverständnis erzwingen, das es in diesen Fragen nicht geben kann. Eine noch so geschickte Außenpolitik kann unüberbrückbare Gegensätze nicht in Luft auflösen. Die Folgen eines massiven Drucks würde schlimme Folgen haben.

In die moralische Trompete blasen und entrüstete Töne von sich geben ist das eine, das andere wäre, eine konkrete Lösung vorschlagen, wie vier Staaten bereit sein könnten oder sein müssten, den Kurden Raum für einen Nationalstaat zu geben.

Das NATO-Bündnis besteht aus selbständigen Staaten. Sie stehen im Bündnisfall zusammen, wenn die Souveränität und territoriale Integrität ihrer Staaten verletzt wird. Der Bündnisfall muss einstimmig erklärt werden. Die beiden Kriterien der unantastbaren Souveränität und territorialen Integrität gelten aber auch für alle Staaten. Kein Staat kann gezwungen werden Gebiete abzutreten zur Gründung eines anderen. Verrat, Verlogenheit und Betrug an den Kurden kann man gut brüllen.

Wie also soll die Lösung des Kurdenproblems aussehen? Wer soll die Lösung vorantreiben, mit welchen Mitteln? Dann soll auch noch die Frage mit dem IS gelöst werden, aber so, dass wirklich alle zufrieden, ja glücklich sind. Und alle sollen in Frieden und Wohlstand leben.

Diese Art von Völkerbeglückung kann nicht funktionieren.

Viele Grüße
c.

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sammy
sammy
Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von sammy
als Antwort auf carlos1 vom 29.07.2015, 21:35:41
Er führt jetzt sein Land in einen Zweifrontenkrieg gegen den IS und gegen die Kurden, die zu einem Teil türkische Staatsbürger sind.

....und genau dieser Punkt ist es, den man nur noch mit Unverständnis quitieren kann. Von den "Bündnispartnern" müsste eine klare Stellungnahme und Ablehnung der Bombadierungen der Kurdengebiete erfolgen. Ich sehe keine Notwendigkeit den ehemaligen Freund (Kampf der Bodentruppen gegen den IS), nun zum Feind der Türkei machen zu lassen.

sammy
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von luchs35
als Antwort auf carlos1 vom 29.07.2015, 21:35:41
Carlos, man kann alles relativieren und zurechtrücken, wie es der eigenen Meinung gerade passt. Aber den Kurden wird seit den Zeiten des Osmanischen Reiches ein eigener Staat versprochen.
Und was wir jetzt sehen, ist darauf ausgerichtet, mit Hilfe von USA und Nato die Kurden auszutricksen , zu schwächen und dann der Vernichtung durch den IS preiszugeben.
Tut mir leid, aber dazu kann ich nicht auch noch Erdogan Beifall spenden, damit er auf Kosten der Kurden seine verlorenen 13 Prozent Wählerstimmen zurückholen kann. Er ist ein Hasardeur, denn dieses Spielchen kann verdammt übel ausgehen,und wir werden in Europa recht übel davon „profitieren“ dürfen.
Die weltweite Empörung zu diesem Spiel von Ankara, Washington und Brüssel ist berechtigt.

Aus den Überbleibseln des Osmanischen Reiches errichtete Mustafa Kemal Atatürk einen modernen türkischen Staat. Er bat die kurdischen Stammesführer um Unterstützung und versprach ihnen dafür einen gemeinsamen Staat aller Ethnien im Gebiet des Nationalen Vierecks
Im Vertrag von Sèvres von 1920 versprachen die Siegermächte den Kurden Autonomie. Die Türkei konnte jedoch nach dem Sieg im Türkischen Befreiungskrieg den Vertrag revidieren und so den Vertrag von Lausanne unterzeichnen. Was den Kurden durch die Siegermächte in Sèvres versprochen worden war, wurde in Lausanne ersatzlos gestrichen.
Die Autonome Region Kurdistan entstand im Jahre 1970 nach einem Vertrag zwischen Saddam Hussein und den Führern der kurdischen Parteien unter Molla Mustafa Barzani zunächst als Kurdische Autonome Region und ist heute – insbesondere als Folge der Golfkriege – ein De-facto-Staatsgebilde mit eigener Hauptstadt, eigenem Parlament, eigener Armee, Verwaltung, Währung, Amtssprache, Fahne und Nationalhymne. Aber die Autonome Region Kurdistan wurde wieder nicht als Staat anerkannt. De jure ist die Autonome Region Kurdistan Teil des Irak. Der gegenwärtige kurdische Präsident ist Masud Barzani, der Premierminister heißt Nêçîrvan Barzanî.


Luchs
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf carlos1 vom 29.07.2015, 21:35:41
Kein Staat kann gezwungen werden Gebiete abzutreten zur Gründung eines anderen.
geschrieben von carlos

Du versteckst zwischen ellenlangen Allgemeinplätzen und Selbstverständlichkeiten auch richtige Bolzen die falsch sind oder bist Du der Meinung, dass die Serben mit der Abtrennung des Kosovo durch NATO-Truppen einverstanden waren?

Vielleicht sollte man den Kurden einfach ein UN-Mandat geben, um gegen den IS und für einen eigenen Staat zu kämpfen, anstatt sie mörderisch auszunutzen und zu verraten?
olga64
olga64
Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von olga64
als Antwort auf dutchweepee vom 30.07.2015, 13:02:19
DAs grosse Problem der Kurden, die ja in einigen Ländern leben (Irak, Iran, Syrien, Türkei) ist ja, dass sie untereinander stark verkracht und alles andere als solidarisch sind. So will z.B. der Feudal-Fürst der Kurden im Irak nichts mit der PKK zu tun haben und auch nicht in die Probleme zwischen PKK und Türkei hineingezogen werden.
Das sieht in Syrien wieder anders aus - auch bei den Kurden kocht wohl jeder Stammesfürst gerne sein eigenes, oft vergiftetes Süppchen mit sehr, sehr viel Blut in der Flüssigkeit. Olga

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