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Internationale Politik Die neue Allianz : USA - Türkei

carlos1
carlos1
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 01.08.2015, 23:39:52
"Die Kurden bestehen nicht nur aus dem einem kleinen radikalen Teil der PKK, sie sind ein 30-Millionen-Volk ohne Raum." Luchs35Die[/indent]

Richtigstellung: Die Kurden sind ein Volk von 24 Mio Köpfen und stellen keine Ansprüche auf fremdes Gebiet. Es wäre ohnehin sinnlos. Vielmehr streben sie Autonomie auf anderen Staatsgebieten an. Der verwendete Begriff "30-Miliionen-Volk ohne Raum" suggeriert einen Machtanspruch auf Landnahme, der auch dem Friedensprozess ab 2013 widerspricht. Anscheinend soll er doch nicht beendet sein, obwohl als beendet erklärt. Das Vertrauen ist aber verloren gegangen.

Der Begriff [i]"Volk ohne Raum"
ist sehr unglücklich gewählt. Dazu Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Volk_ohne_Raum

"Der Ausdruck Volk ohne Raum war ein Schlagwort in der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus. Den Begriff prägte der völkische Schriftsteller Hans Grimm mit seinem 1926 erschienenen Roman Volk ohne Raum.

Mit dem Schlagwort wurde suggeriert, dass Not, Elend, Hunger und Armut auf die Überbevölkerung Deutschlands zurückzuführen seien und man deswegen im „Kampf ums Dasein“ neues Land (oft Lebensraum oder Lebensraum im Osten genannt) erobern müsse. Eng verbunden damit war die Behauptung, die Erde sei aufgeteilt und es sei ungerecht, dass ein so großes Volk wie das deutsche so wenig Land besitze. ......
Die Nationalsozialisten übernahmen das Schlagwort „Volk ohne Raum“, um den deutschen Eroberungskrieg im Osten zu begründen bzw. zu legitimieren (es sollte ein Feldzug werden wie der Polenfeldzug und der Frankreichfeldzug; tatsächlich wurde es ein fast vier Jahre währender Krieg).

Schon das Parteiprogramm der NSDAP vom 24. Februar 1920 enthielt unter Punkt 3 die Forderung: „Wir fordern Land und Boden (Kolonien) zur Ernährung unseres Volkes und Ansiedlung unseres Bevölkerungsüberschusses.“ Entsprechende Stellen finden sich auch in "Mein Kampf."

Anfang 1936 umriss Reichsbauernführer Walther Darré vor regionalen Mitarbeitern (Fachberatern) des Reichsnährstandes recht konkret die deutschen Eroberungspläne:

"Der natürliche Siedlungsraum des deutschen Volkes ist das Gebiet östlich unserer Reichsgrenze bis zum Ural, im Süden begrenzt durch Kaukasus, Kaspisches Meer, Schwarzes Meer und die Wasserscheide, welche das Mittelmeerbecken von der Ostsee und der Nordsee trennt.In diesem Raum werden wir siedeln, nach dem Gesetz, daß das fähigere Volk immer das Recht hat, die Scholle eines unfähigeren Volkes zu erobern und zu besitzen.[...] Ein solches politisches Ziel muß auf den deutschen Bauernhöfen von Mund zu Mund weitergereicht werden, muß auf unseren Bauernschulen eine selbstverständliche Grundlage des Unterrichts sein. Dann wird auch eines Tages das Volk demjenigen Staatsmann folgen, der die sich ihm bietenden Möglichkeiten ergreift, um unserem Volke ohne Raum den Raum nach dem Osten zu öffnen."

Dabei plante man die Ausrottung der Intelligenz in den eroberten Gebieten und die Versklavung der übriggebliebenen Bevölkerung. Dieses Ziel wurde religiös, sozialdarwinistisch und rassistisch begründet." Zitiert aus Wikipedia (s. Link oben)

Bezeichnend ist, wie leichtfertig solche Begriffe aus der Mottenkiste des Hitlerismus ohne Bedenken übernommen werden und gleichzeitig eine Amoral jeder Machtpolitik angeprangert wird, die aber vonnöten wäre, um die Türkei zu Zugeständnissen in der humanen Lösung Kurdenfrage zu zwingen. Eine Damenriege in diesem Thread fremdelt mit der Idee, dass die Macht der USA nicht ausreicht, um Erdogan zu einer anderen Politik zu nötigen, weil sie nicht wissen will, wie Machtstrukturen indirekt funktionieren. Eine US-Einflussnahme im innenpolitischen Bereich der Bündnispartner sind sehr begrenzt. Die Interessenlage der Akteure in der Nahostregion ist dazu äußerst komplex. Seit einem Jahr wollen die USA einen Flugplatz Incirlik bei Adana für Flüge gege nden IS nutzen, wogegen sich Erdog. sperrt. Das ist die tatsächliche Lage. Jetzt erst mit seiner Wende erlaubt es Erdogan. Erdogan wird gewählt von der Mehrheit der Türken. Gegen diese Erkenntnis stellt man sich und ergeht sich in Schuldzuweisungen an die falsche Adresse.

Adam sagt es richtig: Die Kurden haben Interessen. Aber auch Erdogan hat Interessen.

Alle Staaten und Volksgruppen in der Nah-/Mittelostregion haben Interessen. Auch Russland hat dort Interessen und Erdogan hat Interessen auf der Krim, wo die Türkei von jeher Schutzherr der Krimtataren war. Erdog. hat diese Interessen allerdings in letzter Zeit nicht wahrgenommen, weil seine außenpolit. Intentionen in Richtung Kaukasus (Aserbeidschan) Innerasien (Turkmenistan, Kasachstan, Tadschikistan) gehen, wo Turkvölker (Pan-Turanismus) leben. Dadurch wird er für Russland interessant (was den Kurden nichts nützt) aber ebenso für die USA. Die Türkei sieht sich mehr und mehr als asiatische Großmacht. Es ist ein globales Spiel um die Macht/Dominanz in Eurasien. Die Kurden sind dabei nur quantité négligeable.
luchs35
luchs35
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von luchs35
als Antwort auf carlos1 vom 02.08.2015, 18:04:06
Nun mach es aber halblang, Carlos. Deine lange Argumentation bezieht sich überwiegend auf ein unangemessenes Wort, und schon haben wir die Nazis in der Debatte um die die Ansprüche oder Wünsche der Kurden.
Du kennst mich lange genug, um zu wissen, dass ich mit Sicherheit keinen Zusammenhang herstellen wollte. Was sollte das also?

Luchs
Mitglied_81b4260
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 02.08.2015, 18:44:53
Was das ganze soll,fragst du.

It's simple sophistic.

 Es ist ein globales Spiel um die Macht/Dominanz in Eurasien. Die Kurden sind dabei nur quantité négligeable.
geschrieben von carlos


Hier stimme ich dir uneingeschränkt zu.
Wobei ich glaube,dass Erdogans Taktik durchaus im Interesse der USA/NATO liegt.
Die zarten an Erdogan gerichteten Ermahnungen für ein maßvolles Vorgehen sollen doch vor allem einlullend für eine Öffentlichkeit sein, die nicht (mehr) bereit ist Menschen immer wieder und nochmals als vernachlässigbare Größe im tödlichen Pokerspiel um Macht und Einfluß anzusehen.

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luchs35
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.08.2015, 09:52:50
Hallo Mart, der Link lässt sich leider nicht öffnen schade, hätte mich interessiert.

Luchs
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 03.08.2015, 13:24:26
Hier versuche ich es nochmals.

Bei uns gehört Macchiavelli in den Standardlehrplan der Wirtschafts- und der Politikwissenschaften .
adam
adam
Mitglied

Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.08.2015, 13:32:45
Danke für den Link mart. Er ist interessant für jemanden, der wie ich, nicht so firm ist in Philosophie.

Am Beispiel des Bürgerkrieges in Syrien/Irak und der vielen Beteiligten frage ich mich, ob die Moral im Hinblick auf die vielen Interessen, die alle ihre eigene Moral beinhalten, nicht auf der Strecke bleiben muß, auf der Suche nach einer gemeinsamen Basis?

Aber nicht nur der Politik kann Amoral vorgeworfen werden, sondern auch ihren Kritikern. Hier im Thread las ich einen Beitrag, der die türkisch/kurdische Politik der USA dazu benützt, sich an seine Auslegung bezüglich der USA an der Syrienkrise, des Irakkrieges und des Krieges in Afghanistan (2001- heute) zu erinnern und anhand dessen "überdenken" will, ob die Vorbereitung und Durchführung des 2. Weltkrieges (1939-1945) so abgelaufen sein kann, wie es die Geschichtsbücher behaupten.

Hier wird ein Staat, nein eine Nation, für zeitlos erklärt, um sie in der Geschichte nach Belieben verschieben zu können und sie ebenso nach Belieben für alles verantwortlich machen zu können. Es fehlt nur noch ein kleiner, begrifflicher Schritt zum "ewigen Amerikaner". Was aus derartigem Denken in der näheren Vergangenheit gewachsen ist, wissen wir. Und um einem "so war das nicht gemeint" zuvor zu kommen: Das hätten damalige Denk"künstler" vor der Katastrophe auch behauptet. Moral? Ethik? Keine Spur.

--

adam

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dutchweepee
dutchweepee
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf luchs35 vom 03.08.2015, 13:24:26
@Luchsie
Ich hab "Der Fürst" gelesen und im Regal - soll ichs Dir mal schicken? So pervers es klingt, es scheint das Drehbuch zur aktuellen Politik zu sein.
luchs35
luchs35
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von luchs35
als Antwort auf dutchweepee vom 03.08.2015, 14:18:03
Danke, Dutchie, ist nicht nötig. Ich müsste nur aufs Leiterchen steigen und den von mir leider sehr vernachlässigten Machiavelli ("Der Fürst") aus dem obersten Regal fischen.

Danke Mart, jetzt hat der Link geklappt, das Warten war es wert.

Luchs
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf luchs35 vom 03.08.2015, 16:24:03
Steig einfach auf meine Schulter luchsie und fische Dir das Buch aus dem Regal.

:)
sittingbull
sittingbull
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Re: Die neue Allianz : USA - Türkei
geschrieben von sittingbull
als Antwort auf luchs35 vom 30.07.2015, 09:25:29
Carlos, man kann alles relativieren und zurechtrücken, wie es der eigenen Meinung gerade passt.


und wie praktisch ist es , in diesem zusammenhang aus dem nähkästchen
plaudern zu können :

Vor kurzem traf ich unseren kurdischen Bekannten im
Garten ...


wer will da noch gegen anstinken ?

sitting bull

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