Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Erdogan - und seine "Schularbeiten"

Internationale Politik Erdogan - und seine "Schularbeiten"

Medea
Medea
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Erdogan - und seine "Schularbeiten"
geschrieben von Medea
Die Kommission in Brüssel wirft Ankara in ihrem neuen Fortschrittsbericht massive Defizite bei den Grundrechten vor. Brüssel fordert von der Türkei mehr Tempo bei der Annäherung an Europa.
Das jährliche "Zwischenzeugnis" für den Beitrittskandidaten ist nicht so recht zufriedenstellend. Zu viel liegt noch im Argen - besonders mit Blick auf die Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit. Zypern ist Streitdauerbrenner. Frankreich steht dem Beitritt der Türkei skeptisch gegenüber, mal sehen, was die Berliner Koalitionsverhandlungen in dieser Sache ergeben.

Medea
senhora
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Re: Erdogan - und seine
geschrieben von senhora
als Antwort auf Medea vom 17.10.2009, 10:14:38
Vielleicht will die Türkei gar nicht mehr.....

"Türkei sucht nach Alternativen zu Europa, Ankara konzentriert sich ohnehin lieber auf seine Nachbarn im Osten. "

In diesem Falle wären dann alle glücklich, oder?
clara
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Mitglied

Re: Erdogan - und seine
geschrieben von clara
als Antwort auf senhora vom 17.10.2009, 10:58:07
Vielleicht will die Türkei gar nicht mehr.....




mir würde das jedenfalls nichts ausmachen. die türkei hat noch zu viele "hausaufgaben" zu machen, sprich demokratische defizite.
angela merkel macht in dieser frage auch einen "spagat zwischen nein und vielleicht" (sueddeutsche zeitung), indem sie zunächst nur für eine privilegierte partnerschaft ist. was immer das bedeuten soll.

--
clara

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nogly
nogly
Mitglied

Re: Erdogan - und seine
geschrieben von nogly
als Antwort auf Medea vom 17.10.2009, 10:14:38
Schritte für den Beitritt zur EU......
--
nogly
Ich würde es sehr begrüßen wenn die Türkei beitreten
könnte und würde bei Einhaltung der Menschenrechte und einer freien Entfalltung aller Lebensgruppen wie
Religionen und Andersdenkende.
Wenn mann die Geschichte und geographische Lage der
Türkei betrachtet,so kann dieses Land von besonderer
Beteutung sein oder werden.
In der BRD.leben sehr viele türkische Staatsbürger,die
teilweise hier geboren sind.
Es sind Entwicklungsphasen,die das türkische Land mit
Ihren Bürgern durchstehen und dem europäischen Ländern
angleichen müssen!!.
In einer Global denkenden Menschheit ist es um so mehr
wichtig: Miteinander und nicht Gegeneinander!!!!!!.
Hierbei gibt es viele kulturelle und eingeprägte Rituale
zu diskutieren und akzeptieren im Rahmen einer
demokratischen Weltanschauung. / nogly
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Erdogan - und seine
geschrieben von carlos1
als Antwort auf nogly vom 17.10.2009, 19:22:48
"In einer Global denkenden Menschheit ist es um so mehr
wichtig: Miteinander und nicht Gegeneinander!!!!!!.
Hierbei gibt es viele kulturelle und eingeprägte Rituale
zu diskutieren und akzeptieren." nogly


Eine Menschheit, die "global denkt" ist schwer vorstellbar. Global denken bedeutet wohl Aufgabe der eigenen Identität zugunsten eines globalen Einheitsbreis "im Rahmen einer demokratischen Weltanschauung". Dazu wäre eine islamistische Regierungs- und Mehrheitspartei in der Türkei am wenigsten bereit.

Kooperation und Freundschaft gehen zusammen auch ohne Mitgliedschaft in der EU. Wir können die Grenzen Europas nicht bis an den Euphrat und Tigris ausdehnen.

c.
Karl
Karl
Administrator

Was nützt uns mehr?
geschrieben von Karl
als Antwort auf carlos1 vom 17.10.2009, 21:31:27
Wir können die Grenzen Europas nicht bis an den Euphrat und Tigris ausdehnen.

Kann "Europa" eigentlich an geografischen Grenzen festgemacht werden? Ist es noch zeitgemäß in der heutigen Welt Grenzen entlang von Flussläufen zu ziehen, ist es nicht viel wichtiger, was in den Köpfen abgeht?

Ich persönlich sehe die Türkei in einer Brückenfunktion zwischen der westlichen und der islamischen Welt. Strategisch müssen wir uns überlegen, was wäre wenn die Türkei zu einem islamistisch geführten Staat werden würde, was wäre wenn wir die Türkei dauerhaft in "Europa" einbinden könnten?

Keiner von uns kann wirklich in die Zukunft sehen, keiner kann deshalb mit letzter Gewissheit sagen, was für uns und unsere Enkel besser wäre. Ich halte es jedoch für höchst wahrscheinlich, dass eine Türkei, die in "Europa" integriert wäre, wesentlich mehr zum Frieden mit der islamischen Welt beitragen könnte als eine Türkei, die sich radikalisiert und von Europa abwendet.

Ich bin aus obigen Überlegungen für einen Beitritt der Türkei zur EU.
--
karl

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Was nützt uns mehr?
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf Karl vom 18.10.2009, 09:14:45

Keiner von uns kann wirklich in die Zukunft sehen, keiner kann deshalb mit letzter Gewissheit sagen, was für uns und unsere Enkel besser wäre. Ich halte es jedoch für höchst wahrscheinlich, dass eine Türkei, die in "Europa" integriert wäre, wesentlich mehr zum Frieden mit der islamischen Welt beitragen könnte als eine Türkei, die sich radikalisiert und von Europa abwendet.

Ich bin aus obigen Überlegungen für einen Beitritt der Türkei zur EU.
--
karl
geschrieben von karl



Und da keiner von uns in die zukunft sehen kann, wäre es sicher auch möglich, daß eine in die EU aufgenommene Türkei zum offenen einfallstor für die radikale islamisierung Europas genutzt wird.
Ich bin deshalb dafür, daß die Türkei erst die genannten voraussetzungen schafft.
Mit der angestrebten priviligierten partnerschaft ist ja schon eine enge anbindung an Europa erreicht.
gram
Medea
Medea
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Re: Was nützt uns mehr?
geschrieben von Medea
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 18.10.2009, 09:38:37
2005 wurden die Türkei-Gespräche eröffnet, 35 Verhandlungskapitel gibt es, 10 davon sind geöffnet und darüber wird diskutiert. Immer noch sind Ehrenmorde, , erzwungene Ehen und häusliche Gewalt laut dem "Zwischenzeugnis" in einigen Regionen der Türkei verbreitet. Manfred Weber, CSU-Europaparlamentarier, fordert einen Stopp der EU-Aufnahmeverhandlungen in den Koalitionsvertrag zwischen Gelb und Schwarz zu schreiben. Stattdessen sollen Verhandlungen über eine privilegierte Partnerschaft aufgenommen werden.
Ich bin der gleichen Meinung wie Gram und andere - die Türkei als vollwertiges EU-Mitglied eines Tages zu sehen, halte ich für eine der größten Fehlentscheidungen der Europäer.
--
Medea
carlos1
carlos1
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Re: Was nützt uns mehr?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 18.10.2009, 09:14:45
"Ich persönlich sehe die Türkei in einer Brückenfunktion zwischen der westlichen und der islamischen Welt." Karl


Die Theorie von der so genannten Brückenfunktion ist fragwürdig, weil die Vergangenheit die Türkei hier einholen wird. Das Osmanische Reich war Kolonialmacht bis zum Ende des 1. Weltkrieges und hat im Nahen Osten weite Gebiete beherrscht. Das ist in Erinnerung.

Was würden wir (EU) durch einen Beitritt gewinnen, was nicht ohnehin durch die bisher gute Zusammenarbeit und Freundschaft bereits gegeben ist? Müssten wir Krieg befürchten? Abbbruch der Wirtschaftsbeziehungen? Strategisch ist die Türkei von größter Bedeutung. Richtig. Vor allem für die Energieversorgung Europas.

Die Außengrenzen der EU lägen bei einem Beitritt der Türkei an der Grenze zum Iran, also an Euphrat und Tigris. Die Türkei ist ein Staat, dessen panturkistische Bestrebungen (Stützung der Turkvölker Innerasiens) bekannt sind. Wir würden in Konflikte híneingezogen. Europa an der chinesischen Grenze verteidigen?

Die Türkei war der einzige Staat der islamischen Welt, der gegen die Massaker in der chinesischen Provinz Sinkiang unter den muslimischen UIguren scharf protestierte. Das Beispiel Tibet darf in Erinnerung gerufen werden. Die EU wäre zur Stützung der Türkei (mindestens moralisch) verpflichtet im Falle einer Mitgliedschaft. Ein diplomatischer Konflikt mit China wäre vorhersehbar. Das Kurdenproblem sei nur am Rande erwähnt.

Ein Fortschritt ist in der Annäherung an Armenien zu sehen, bei der Außenministerin Clinton sich hervorgetan hat.

Die Türkei ist ein befreundeter und verbündeter Staat. Das soll sie bleiben. Hilfe in jeder Hinsicht für sie. Eine zwingende Notwendigkeit zum Beitritt gibt es aber nicht. Nur eine Nutzenabwägung kann eine Lösung bringen. Was in 10 oder 20 Jahren sein wird, ist jetzt nicht zu sagen. Das Versprechen Gespräche zu Beitrittsverhandlungen vor langer Zeit in Zeiten des Kalten Krieges abgegeben, wurde gegeben unter völlig anderen politischen Voraussetzungen.

Gram weist darauf hin, dass das Wort Brückenfunktion auch anders aufgefasst werden kann. Als Brücke für Islamisten zum Eindringen nach Europa.

c.
adam
adam
Mitglied

Re: Was nützt uns mehr?
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 18.10.2009, 20:53:34
Es bleibt noch darauf hinzuweisen, daß die Türkei ihren Kurs in der Nahostpolitik deutlich geändert hat und innenpolitisch Stimmung gegen Israel gemacht wird. Die Financial Times nennt Erdogan "gemäßigt islamistisch".

Financial Times......Israel und Türkei im Clinch

Da Erdogan schon einmal massiv seine Landsleute in der Bundesrepublik beeinflußt hat, kann man nur hoffen, daß die emotionale, antiisraelische Stimmung nicht nach Europa importiert wird.

Tagesschau. de........Das Ende einer wunderbaren Freundschaft?

Die Möglichkeiten für einen Beitritt der Türkei in die EU scheinen zu schwinden und das liegt nicht an der EU.

--

adam

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