Internationale Politik Iran - ein gespaltenes Land
"ich denke, das wir hier im Westen in den letzten Tagen sehr euphorisch waren, mitsamt unserer Berichterstattung." hugo
Es wird nicht klar, wen du mit "Wir" meinst- Ich konnte keine Euphorie in den Medien entdecken. Die Tatsache, dass Gegenkandidaten an der Wahl teilnahmen, ist nicht ungewöhnlich. Wie frühere Wahlen wurden auch diese stark beachtet, vor allem auch deshalb, weil der eine der Matadore, Achmad. wirtschaftlich nicht sehr erfolgreich war (Inflation, Versorgungsmängel. Korruption) und als außenpolitischer Hardliner sich hervortat. Die Wahlen wurden insoweit als eine Art Lackmustest für den Iran angesehen für eventuelle Veränderrungen im Politikstil, nicht im Inhalt. Mussavi ist konservativer Islamist. Eine andere Richtung war von ihm nie zu erwarten. Um es nochmals zus sagen, Mussavi war in den kritischen 80er Jahren (Krieg mit Irak) Ministerpräsident des Landes.
Über die realen Machtverhältnisse dürften keine Illusionen bestehen. Alle polizeilichen, militärischen, geheimdienstlichen Machtmittel befinden sich in der Hand des Regimes. Die enge Verflechtung von bewaffneter Macht und Regierung, 50% der Kommandanten der Pasdaran sind Kabinettsmitglieder, ist bezeichnend. Eine solch enge Verflechtung von militärischer und politischer Macht (die wirtschaftliche kommt hinzu -Ölindustrie) nennt man gewöhnlich Militarismus. Bedenken müssen alle, die sich auf die Macht dr Bajonette stützen, dass man sie nutzen darf, aber auf Dauer nicht darauf sitzen kann.
Wenn du den kurzen Wahlkampf beobachet hättest, wäre dir sicher aufgefallen, dass sich der Unwille sehr deutlich gegen die außenpolitische Isolierung und die innenpolitische Polarisierung durch den seitherigen Präsidenten gerichtet hat.
"ist ja auch nichts Ungewöhnliches, das wir zwei zu unterschiedlichen Wahrnehmungen kommen,,und so kommen wir eben auch zu verschiedenen Standpunkten,,auch das ist nicht ungewöhnlich und schon gar nicht ein Grund den hugo als nicht mehr so recht normal anzusehen. (das wiederum find ich nicht normal)*g*" hugo
Du machst wie viele Zeitgenossen keine Ausnahme und leidest auch unter Wahrnehmungsschwäche. Du siehst die Dinge zwar, aber ordnest alles in alte Schablonen ein. Alle Denkmuster und Denkschablonen haben aber eine immer kürzere Halbwertzeit. Neuer Wein in alten Schläuchen. Nichts ist so beständig wie der Wandel. Nicht wäre falscher als sich immerzu auf der Siegerstraße zu sehen.
c
"Da stellt sich die Frage: Wie weit reicht der Einfluß des iranischen Klerus noch? Durch wen wird er gestützt und warum wird der Klerus, z.B. Ayatollah Khamenei gestützt? Auch im Iran genügen dafür religiöse Gründe bestimmt nicht. Dahinter stehen konkrete, weltliche Interessen." adam
Der Einfluss des Klerus reicht sehr weit. Eine Systemkrise ist nicht sichtbar, solange alle Machtmittel in der Hand des Regimes sind. Eine Legitimationskrise des Klerus vor allem ist es aber schon, vcor allem in den Augen jener Iraner, die sich nicht gerne bevormunden lassen, die gegen Korruption und Machtballung in der Hand eines Einzelnen sind. Stabilität im Innern ist nicht alles. Legitimität gewinnt ein Regime aber auch aus den Beziehungen zum Ausland, aus dem Ansehen, dass die Aktionen im Ausland gewinnen. Die Einhaltung bestehedner Verträge und Zusicherungen, Glaubwürdigkeit gehören dazu. Mit dem Eintreten für die Sache der Palästinenser und die Hsbllah im Libanon hatte der Iran bisher Gewinne verbuchen können. Die Hsbllah hat jetzt eine Wahlniederlage einstecken müssen, nachdem der Versuch einer gewaltsamen Machtübernahme im letzten Jahr scheiterte. Eine Niederlage auch Syriens, der bisherigen Schutzmacht antiwestlicher Kräfte im Libanon. Die Wahlen und die Auszählung gingen ohne Radau über die Bühne. Wahlen ohne Wahlbetrug sind im Nahen Osten also möglich.
Es wird über den Tränengasschwaden in Teherans Straßen übersehen, dass sich die Optionen israelischer Politik gegenünber den Palästinensern eher vermindert haben. Die USA stehen nicht mehr bedingungslos ein für Israel. Die Siedlungspolitik steht auf dem Prüfstand. Der Iran hat in den Augen der Weltöffentlichkeit ein anderes Gesicht gewonnen. Kleine Schritte, klar. Nicht weltbewegend bis jetzt.
c
Re: Iran - ein gespaltenes Land
@ carlos:
Ich finde Deine Beiträge hochinteressant, zumal sie frei von Polemiken sind.
Bitte mach weiter so, ich lese sie gerne. Sie sind ein wohltuendes Gegengewicht gegen polemische Beiträge (h...)
(
--
eko
Ich finde Deine Beiträge hochinteressant, zumal sie frei von Polemiken sind.
Bitte mach weiter so, ich lese sie gerne. Sie sind ein wohltuendes Gegengewicht gegen polemische Beiträge (h...)
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eko
Auch für mich sind die Beiträge von carlos1 sehr interessant und sie befinden sich in friedlicher Eintracht neben Abdus Beiträgen in einem Ordner auf meiner Festplatte.
--
hl
--
hl
Re: Iran - ein gespaltenes Land (etwas o.t.)
Na ich denke zwischen den Beiträgen von Calos und abdu liegen Welten, wenn nicht Galaxien. Unterschiedlicher kann ein Beitrag nicht mehr sein.
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hafel
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hafel
Re: Iran - ein gespaltenes Land (etwas o.t.)
heute in der TAZ ein Interview mit dem iranischen filmregisseur Makhmalbaf.
Die zukunft wird blutig sein ist seine aussage.
Sollte von allen hier mal gelesen werden.
Vor allem von Abdu und seinen " Koranschülern", die von westlichem umsturzversuch faseln.
Leider hab ich das verlinken wieder vergessen, vielleicht kann ein kundiger das tun.
Vielen Dank.
--
gram
Die zukunft wird blutig sein ist seine aussage.
Sollte von allen hier mal gelesen werden.
Vor allem von Abdu und seinen " Koranschülern", die von westlichem umsturzversuch faseln.
Leider hab ich das verlinken wieder vergessen, vielleicht kann ein kundiger das tun.
Vielen Dank.
--
gram
Re: Iran - ein gespaltenes Land
Gegen auseinandertriftende Meinungen ist nichts einzuwenden, solange sie frei von Polemik und vor allem dem persönlichen Hickhack bleiben, wie man im parallel laufenden Iran-Thread verfolgen kann.
Darum schätze ich die Diskussion mit Menschen, egal Männer oder Frauen, die es schaffen das Thema wenigstens im Auge zu behalten, ohne mit nutzlosen Angriffen auf Andersmeinende zu reagieren.
Deshalb ein besonderes Dankeschön an Carlos, den ich als Diskussionspartner sehr schätze, aber auch an andere, die ebenso polemikfrei und trotzdem "mit Pfeffer" ihre vielleicht gegenteilige Meinung vertreten. Nur so kann man sein eigenes Bild von den Geschehnissen korregieren oder festigen.
Das war nur ein kleiner Zwischenruf. Das Thema jedoch war der Iran und sein klerikaler Hintergrund, der gleichzeitig auch sein politischer Weg ist.
luchs35
Darum schätze ich die Diskussion mit Menschen, egal Männer oder Frauen, die es schaffen das Thema wenigstens im Auge zu behalten, ohne mit nutzlosen Angriffen auf Andersmeinende zu reagieren.
Deshalb ein besonderes Dankeschön an Carlos, den ich als Diskussionspartner sehr schätze, aber auch an andere, die ebenso polemikfrei und trotzdem "mit Pfeffer" ihre vielleicht gegenteilige Meinung vertreten. Nur so kann man sein eigenes Bild von den Geschehnissen korregieren oder festigen.
Das war nur ein kleiner Zwischenruf. Das Thema jedoch war der Iran und sein klerikaler Hintergrund, der gleichzeitig auch sein politischer Weg ist.
luchs35
Re: Iran - ein gespaltenes Land
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Du siehst die Dinge zwar, aber ordnest alles in alte Schablonen ein. Alle Denkmuster und Denkschablonen haben aber eine immer kürzere Halbwertzeit."
Das musst du Hugo nicht übel nehmen.
Hugos Schablonen bestehen aus ganz einfachem "Material".
Auf der einen Seite - die imperialistischen USA mit ihren "Lakaien" in den westeuropäischen Staaten( an der Spitze die imperialistische BRD ).
UND auf der anderen Seite - die um ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpfenden Staaten, die sich auf ihre Fahnen geschrieben haben, zu den oben genannten Staaten(Regierungen) in Konfrontation zu stehen.
Man muss nun nur diese Schablone auf die unterschiedlichen Krisengebiete legen und hat sofort auf alle Fragen die richtigen Antworten.
Das heißt auf Iran bezogen eben folgendes.
Die Medien berichten zu euphorisch und natürlich, künstlich aufgebaut, Demonstrantenzahlen werden aufgebauscht, Horrorgeschichten erzählt, ...
Denkschablonen, die in totalitären Systemen aufgebaut wurden, können sehr "hartnäckig" sein.
--
klaus
Hallo gram,
hier das von Dir erwähnte Interview aus der taz mit dem Regisseur Mohsen Makhmalbaf
--
adam
hier das von Dir erwähnte Interview aus der taz mit dem Regisseur Mohsen Makhmalbaf
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adam
Danke Adam und vielleicht kann mir mal jemand ne PN senden mit der schrittfolge wie ein link gesetzt werden kann.
Aber bitte für mich idiotensicher, so in der folge schritt1=
schritt2=
u.s.w.
--
gram
Aber bitte für mich idiotensicher, so in der folge schritt1=
schritt2=
u.s.w.
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gram