Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Iren haben den Vertrag von Lissabon abgelehnt

Internationale Politik Iren haben den Vertrag von Lissabon abgelehnt

luchs35
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Re: Kein Sieg der Demokratie
geschrieben von luchs35
als Antwort auf angelottchen vom 14.06.2008, 21:01:41
Angel, das kannst du glatt vergessen. Oder was denkst du, was dann aus der EU gworden wäre? Sie wäre nicht existent oder zumindest nicht lebensfähig. Das wurde schon im Vorfeld abgebogen, als das erste Murren auftauchte.

Und wären nicht diese vielen unverständlichen Entscheidungen gewesen, hätte auch die Schweiz sich kaum so gegen den Beitritt gestemmt. Und der Widerstand wird immer heftiger, obwohl viele Nachteile in Kauf genommen werden müssen.

luchsi35
hafel
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Re: Kein Sieg der Demokratie
geschrieben von hafel
als Antwort auf angelottchen vom 14.06.2008, 21:01:41
Ich weiß nicht, ob Dein Vorschlag, den EU_Vertrag über das Volk abstimmen zu lassen, eine gute Idee ist. Wie wir am Beispiel Irland gesehen haben, ist das mit einem schlichten JA und NEIN nicht zu beantworten. Nach Deinem Vorschlag würde es dann kein gemeinsames Europa geben. Wäre das von Dir SO gewollt????
Europa ist m.E. sehr wichtig, um im Zuge der Globalisierung zu Amerika und Asien ein gemeinsames wirtschaftliches Gegengewicht zu bilden.
Mir persönlich wäre notfalls ein Europa ohne Irland lieber als gar keins.
--
hafel
luchs35
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Re: Kein Sieg der Demokratie
geschrieben von luchs35
als Antwort auf hafel vom 14.06.2008, 22:48:33
Die EU ist bestimmt nicht das Ei des Kolumbus. Was hat sie den Europäern bis jetzt gebracht? Hier wird hektisch etwas zusammengebastelt, was das Gefüge in den einzelnen Ländern eher anfällig gegen aussen macht. Der Globalisierung, die eher dem Raubtierkapitalismus Vorschub leistet (siehe die jüngste Affäre Nokia ), hat auch ein vereintes Europa wenig entgegenzusetzen- die Unsicherheit der Menschen wird eher noch zunehmen durch die Wertezerstörung in ihrem Ursprung. Nicht umsonst würden manche Länder gerne wieder aus der EU aussteigen, (andere wollen schon gar nicht hinein), vor allem jene,die mit Verzicht und harter Arbeit etwas aufgebaut haben und jetzt Gefahr laufen ,alles zu verlieren.

Die Idee eines vereinten Europas an sich ist nicht schlecht, aber was diese Politiker ohne Weitsicht zusammenbasteln, ist teilweise schon erschreckend.
--
luchsi35

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eko
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Re: Kein Sieg der Demokratie
geschrieben von eko
als Antwort auf luchs35 vom 14.06.2008, 23:26:34
Zitat:
"Die EU ist bestimmt nicht das Ei des Kolumbus. Was hat sie den Europäern bis jetzt gebracht? Hier wird hektisch etwas zusammengebastelt, was das Gefüge in den einzelnen Ländern eher anfällig gegen aussen macht."--

Aber hallo, da bin ich anderer Meinung! Man darf natürlich nicht darauf sehen, wenn die Brüsseler Sesselpupser eine Verordnung über die Länge von Salatgurken herausbringen. Und es ist auch nicht einfach, Politiker aus 27 Ländern in ein und dieselbe Richtung zu bringen. Da stehen sich manches Mal die nationalen Interessen diametral gegenüber.

Aber das allein macht Europa nicht aus. Wenn manche Ölländer nur noch in Euro abrechnen wollen, weil ihnen der US-Dollar zu schwach ist, dann ist dies ein Indiz für die Stärke Europas. Und wir brauchen ein starkes Europa. Allen Unkenrufen zum Trotz werden die Europäer sich in den kommenden Jahren warm anziehen müssen, wollen sie gegen die immer stärker werdenden Wirtschaftsräume Asien und Amerika bestehen. Da ist nationaler Eigensinn und Egoismus fehl am Platze. Und Denkzettelwahlen bringen dabei gar nichts. Deshalb sind auch Volksentscheide fehl am Platz.

Es ist zu hoffen, dass aus solchen Pleiten wie in Irland die verantwortlichen Politiker lernen, ihre Hausaufgaben zu machen, was bedeutet, dass man der Bevölkerung, für die man verantwortlich ist, klar und deutlich sagt, um was es geht und nicht abgehoben etwas beschließt, das niemand versteht und deshalb auch nicht mitträgt.
eko
hafel
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Re: Kein Sieg der Demokratie
geschrieben von hafel
als Antwort auf luchs35 vom 14.06.2008, 23:26:34
Na, das sehe ich etwas differenzierter. Nehmen wir das Beispiel Deutschland und die EU:
Deutschland überweist Jahr für Jahr von allen EU-Mitgliedsstaaten den
höchsten Betrag in die Brüsseler EU-Kassen.... über 22 Milliarden Euro. Verrechnet mit den aus Brüssel erhaltene Geldern von rund 14 Milliarden Euro ergibt sich eine Differenz von rund 7,7 Milliarden Euro, die Deutschland mehr gezahlt als empfangen hat
und so zur Finanzierung der EU beitrug. Damit führt Deutschland bezogen
auf die Wirtschaftskraft 0,36 Prozent des Bruttonationaleinkommens
nach Brüssel ab und liegt hinter den Niederlanden an zweiter Stelle der
Nettozahler.

Aber welchen Gesamtnutzen zieht Deutschland aus seiner EU-Mitgliedschaft?
Die EU-Länder sind der größte Abnehmer deutscher Exporte
Die EU ist mit Abstand der wichtigste Ausfuhrmarkt der deutschen
Wirtschaft. Als klassische Exportnation profitiert Deutschland deutlich
stärker von den Vorteilen des EU-Binnenmarkts und der Einführung der
Gemeinschaftswährung als weniger außenhandelsorientierte Nationen.
So konnte die deutsche Volkswirtschaft in den letzten fünf Jahren ihre
Exporte in die Länder der EU deutlich erhöhen
In elf Länder der Eurozone führt Deutschland gegenwärtig rund 44
Prozent aller Exporte aus. Zehn der 15 wichtigsten Handelspartner
Deutschlands sind Mitglieder der EU. Diese Entwicklung ist
maßgeblich der europäischen Integration und der Gemeinschaftswährung
zu verdanken. Mit der Osterweiterung am 1. Mai 2004 hat sich zudem
ein weiterer großer Absatzmarkt aufgetan. Von daher ist in diesem
Jahr noch einmal mit einer Steigerung der Exporte in die Länder der EU
zu rechnen.

Also, ich denke: unter dem Bruchstrich sind wir mit der EU ganz gut gefahren.

--
hafel
luchs35
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Re: Kein Sieg der Demokratie
geschrieben von luchs35
als Antwort auf hafel vom 15.06.2008, 01:10:44
Ja, die Zahlen sind mir durchaus bekannt. Nur frage ich mich, wer profitiert denn von diesen glänzenden Vorzeigedaten?

Deutschland : Zweitletzter in Sachen Bildung, Kinder-und Altersarmut in Höchstform, Arbeitslosenzahlen, die geschönt werden bis zum Gehtnichtmehr ,Firmen, die hemmungslos die Leute auf die Strasse setzen oder die Arbeitskraft solange ausnützen, bis ihnen ein anderes Land mit Subventionsverlockungen und billigen Arbeitskräften mehr bietet, Wertarbeitsland Deutschland- heute eine Lachnummer, denn die deutschen Firmen in China oder sonstwo in Billigländern lassen durch sogenanntes Aufwerten der Produkte hier nur noch den Stempel "made in germany" fertigen. Das ist eine Negativseite, die bei allen EU-Bemühungen gerne beiseite gedrängt wird.

Europa ist anfällig, das schöne geplante Kartenhaus kann sehr schnell zusammenfallen. Nicht durch das Nein einzelner Länder, sondern die Unfähigkeit der Politiker.

Wer würde sich nicht ein vereintes Europa, ein Miteinander der Länder wünschen??? Aber solange Politiker nur rumschustern, ohne auch auf ihr zu vertretendes Volk zu schauen, bleibt gesundes Misstrauen und Wachsamkeit eine Option. Zuerst sollten mal die Hausaufgaben gemacht werden, bevor es den Beifall gibt.

Damit es kein Missverständnis gibt: Ich bin für ein vereintes Europa, aber schliesse die Augen nicht davor, dass es nicht nur schöne Zahlen gibt.

--
luchsi35

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hugo
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Mitglied

Re: Kein Sieg der Demokratie
geschrieben von hugo
als Antwort auf luchs35 vom 15.06.2008, 09:08:28
luchsi, ich denke das die positiven Beispiele für Deutschland, die von hafel hier aufgeführt wurden, uns nicht hindern, trotzdem in einigen Punkten sehr mies und bedürftig auszusehen -so wie Du schreibst vom Bildungswesen der Armut usw,,

das hat jedoch nichts mit der EU zu tun sondern liegt an uns selber,,
Wenn z.B die Finnen besser dastehen im Bildungswesen, dann behaupten die ja auch nicht das Europa daran Schuld sei oder es ein europäisches Verdienst wäre,,

also ich hab mich schon sehr daran gewöhnt das ich ruck zuck nach Stettin reinfahren kann, so als ob es Berlin wäre, das ich mit nur einer einzigen Währung im Portemonaie, in vielen Ländern anstandslos bezahlen kann,,,,und wenn wir nun noch alle die gleichen Vorschriften hätten, Verkehrsregelungen, Maßeinheiten (Längen, Flächen, Volumen, Gewichte, Zeit usw,,) ich hätte nichts dagegen,,sogar bei einer englischen Versicherung könnte ich mich wohl fühlen so wie ich mich in einem holländischem Opel sicher fühle,,*g*--
hugo
Re: Kein Sieg der Demokratie
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 15.06.2008, 09:08:28
@luchsi35,
wie schwierig es ist, ein Land so zu regieren, dass alle zufrieden sind, ist sicher auch dir bekannt. Oft gibt es ja schon innerhalb einer Familie Schwierigkeiten, allen Meinungen und Erwartungen gerecht zu werden.
Einen gültigen Vertrag für die Mehrzahl der so unterschiedlichen europäischen Staaten zu machen, halte ich für sehr kompliziert und eigentlich kaum machbar. Wenn dann noch Einstimmigkeit in allen Fragen gefordert wird, müssen zwangsläufig Probleme auftreten, die dann noch deutlicher werden, wenn die Mehrzahl der Menschen den Inhalt der Verträge überhaupt nicht kennt.

Wer aber soll diesen Inhalt der Verträge publik machen, sie verständlich übermitteln?
Müssten das nicht die Medien sein?
Sind nicht die "Macher" der Verträge auf die Medien angewiesen?

Sind es aber nicht aber gerade die Medien und hier besonders die Printmedien, die mehr auf dem Negativen herumreiten und Positives verstehen zu verschweigen?
Du- als Journalistin- bist doch das beste Beispiel. Ich finde in deinen Beiträgen hier im Forum eine Anhäufung von negativen Beispielen, die oft mit der EU nichts zu tun haben und nicht die Spur einer der vielen Vorteile die uns die EU gebracht hat.
Hier wäre mehr Ausgeglichenheit angebracht.

Ich persönlich glaube, bei allen Schwierigkeiten, die es gibt- oder besser, die es zwangsläufig geben muss, dass die EU mehr Positives als Negatives gebracht hat.

--
klaus
hafel
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Re: Kein Sieg der Demokratie
geschrieben von hafel
als Antwort auf hugo vom 15.06.2008, 09:53:38
Luchsi + Hugo, ihr hättet mich falsch verstanden, würdet ihr meinen, dass ich die EU über den Klee lobe. Natürlich sehe ich auch die administrativen Lähmungen. Da wir derzeit alle im Fußballfiber sind, will ich es aber mal mit den Worten von Sepp Herberger ausdrücken: "Ich kann nur mit den Leuten spielen, die ich zur Verfügung habe".

Das mag auf den ersten Blick eine blöde Rechtfertigung sein. ich frage mich aber, ob Deutschland OHNE EU weniger Kinderarmut, Arbeitslosigkeit und und und hätte? Wohl kaum. Diese misslichen Tatsachen hätten wir auch ohne EU. Ich sehe das so wie Hugo, dass diese, unsere Probleme alleine UNSERE sind.

Vielleicht bin ich ein "europäischer Träumer", aber ich glaube an die Zukunft Europas. Viele Dinge, die wir heute im Miteinander der Staaten so einfach hinnehmen, sind nicht selbstverständlich.

Auch wenn wir heute "EU-Neuzugängen" etwas unter die Arme greifen, so wird auch hier die Zeit kommen, wo wir davon auch unseren Vorteil haben.

Es gibt noch viel zu tun, packen wir es an.
--
hafel
angelottchen
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Mitglied

Re: Kein Sieg der Demokratie
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf hafel vom 15.06.2008, 01:10:44
jaja, und endlich gibts auch inDeutschland an den Strassenkreuzungen Fensterputzer, die kein Mensch braucht und ein paar Kartoffelsorten weniger. Es lebe die EU
--
angelottchen

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