Internationale Politik Kinderarmut in Deutschland?

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Kinderarmut in Deutschland?
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.07.2020, 15:45:17

Hallo, Heidrun,

ich meinte das nicht so sehr als akute Hilfe bei familiären Problemen durch das Jugendamt, sondern: FALLS es eine Art Grundsicherung für Kinder gäbe, müsste irgendeine Kontrolle stattfinden. Das dürfte nicht einfach so ein Zuschuss zum Familieneinkommen sein, sondern primär den Kindern zugute kommen. Wie und durch wen eine solche Kontrolle oder Begleitung geschehen könnte, müsste alles noch besprochen und dann auch gesetzlich oder per Verordnung fixiert werden. Das war ja nur eine (gute) Idee von Olga, die ich spontan aufgegriffen habe, noch völlig undurchdacht.

Lieben Gruss

DW

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Kinderarmut in Deutschland?
geschrieben von schorsch

So lange sich die Amtsträger*innen der verantwortlichen Ämter als unterstützende Helfer*innen sehen und nicht "Jetzt habe ich kraft meines Amtes endlich die Gelegenheit, Macht auszuüben", wird diese Hilfe meistens gerne angenommen. 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Kinderarmut in Deutschland?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Der-Waldler vom 23.07.2020, 22:03:16

Ich gehöre auch 100%ig zu den Menschen, die der festen Meinung sind, für unsere Kinder soll uns nichts zu teuer und aufwendig sein, um ihnen zu helfen und ihnen einen guten Start in das Leben zu ermöglichen, das dann in bestimmen Fällen hoffentlich anders verläuft als es inden Familien ist, wo sie oft aufwachsen müssen.

Nicht vergessen sollten wir auch, dass immens viele Kinder in unserem Land innerhalb der familiären Kreise missbraucht und misshandelt werden; die Kinder haben nicht nur keine Schuld, sie haben auch keine Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren.
Deshalb ist es auch unser aller Aufgabe, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und bei vermuteten Missständen z.B. Polizei und Jugendamt einzuschalten.
Man schimpft ja oft auf Jugendämter, aber nach meiner Meinung machen die einen extrem schwierigen Job und können auch nur agieren, wenn sie von den Vorfällen erfahren. Und FAmilien, wo man das nicht möchte, werden Mittel und Wege finden, um sie fernzuhalten.
Das Prinzip, das bei uns immer noch vorherrscht, "Kinder gehörten in ihre Ur-Familie" halte ich schon lange für sehr falsch. Stellt sich so eine Familie als unfähig dar, Kinder zu erziehen und vergreift sich evtl. sogar an denen, müssen die Kinder raus. Jedes Heim und jede Pflegefamilie ist besser für so ein Kind als unfähige Eltern, deren grösste Sorge dann ist, dass sie dadurch kein Kindergeld mehr bekommen,bzw.der H 4Satz reduziert wird.
Mich hat z.B. die "Arche" auch in dieser Corona-Zeit wieder sehr überzeugt. Obwohl auch diese ihre aktive Hilfe an den Kindern (z.B. Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, Spielestunden usw.) nicht mehr durchführen konnten, fanden sie Mittel und Wege, um mit den Kindern im Kontakt zu bleiben.
Ich habe mir mal in Berlin "die Arche" angesehen und war sehr beeindruckt, wie gerne die Kinder dorthin gehen. Es war Winter und ich sah ein kleines Mädchen mit dünnen Schuhen und Klamotten, alles etwas verschmutzt. Man erzählte mir, die Eltern, die zu Hause sind, bleiben morgens im Bett und die Kinder müssen selbst schauen, wie sie wach werden und in die Schule kommen (wo sie dann oft erstmals etwas zu essen bekommen).
Jetzt gibt es bei uns noch solche Organisationen, auch staatlichen Hilfen usw.
ABer wie sieht das in anderen Ländern aus? Oft denke ich derzeit an Idlib, wo viele Kinder an der türkischen Grenze unversorgt ausharren müssen; ebenso in den Flüchtlingsländern auf den griechischen Inseln.
Oder vermutlich auch in den USA, wo die Kinder der Eltern, die keinerlei staatliche Hilfe erhalten, nun wieder mal die besonders Leidtragenden sind.
Man könnte verzweifeln,wenn man dies alles miterlebt - mir geht es wenigstens so,weil ich mich natürlich ohnmächtig empfinde und auch nicht weiss, was ich als Person dagegen machen kann.
In Bayern wird hier viel getan (hauptsächlich finanziell). Wenn da ein Kind in einem bestimmten Alter ist, erhalten die Eltern so viele Zuschüsse, dass sie mittlerweile auf ca 500.-- Euro monatlich kommen. Ich unterhielt mich mit einer jungen Frau, die davon auch profitiert, dann aber natürlich sofort sagt: warum soll ich da noch arbeiten? DA bekomme ich lieber sofort noch weitere Kinder... Olga


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wandersmann
wandersmann
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RE: Kinderarmut in Deutschland?
geschrieben von wandersmann

Es gab mal ein Land auf deutschem Boden, in dem war Kinderarmut unbekannt.
"Für unsere Kinder ist das beste gerade gut genug" lautete der Maßstab zu DDR-Zeiten.

 

olga64
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RE: Kinderarmut in Deutschland?
geschrieben von olga64
als Antwort auf wandersmann vom 24.07.2020, 17:14:56

DAnn ist es noch erstaunlicher ,dass so viele Familien mit ihren Kindern dieses Paradies verlassen haben und zwar oft unter Einsatz ihres Lebens, in Kofferräumen von Autos oder durch Tunnels usw. usw.
Können Sie sich und uns das erklären oder sind es nur ERfindungen der Lügenpresse? Olga

RE: Kinderarmut in Deutschland?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf wandersmann vom 24.07.2020, 17:14:56

Aber wehe, ihre Eltern parierten nicht oder erdreisteten sich gar, einen Ausreiseantrag zu stellen, noch schlimmer: zu fliehen und erwischt zu werden.
Dann wurden ihnen die Kinder weggenommen und in Heime gesperrt. Sie wurden sogar von Regimetreuen adoptiert, damit aus ihnen gute Staatsbürger der Diktatur werden konnten.
Alles nach dem Motto: "Für unsere Kinder ist das beste gerade gut genug"!
 


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olga64
olga64
Mitglied

RE: Kinderarmut in Deutschland?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.07.2020, 17:21:30

Es kann sicher auch ein TEil von Kinderarmut sein, in Unfreiheit aufzuwachsen oder später nicht studieren zu dürfen, weil die Eltern Kirchen angehörten, bzw. dem Bürgertum und nicht konform mit dem Regime gingen, also in deren Sinne unzuverlässig waren.
. Ein gutes Beispiel ist ja immer Gregor Gysi,der auf seine unnachahmliche Art oft erzählt, er hätte vorher Melker lernen müssen, bevor er sein Jurastudium in Angriff nehmen konnte.
Bis heute wird ja die Legende gepflegt, in der DDR hat es keine Arbeitslosigkeit gegeben. DAs mag sogar theoretisch stimmen, weil es sich dieses Land sicher nicht hätte leisten können, staatliche Unterstützung für diejenigen zu gewähren, die aus dem "System der Arbeit" ausgeschieden waren.
Aber näher werde ich mich zu diesem Punkt nicht mehr einlassen, weil sonst der Wunsch des uns allen bekannten Autors nach Provokation und nostalgischer Betrachtung dieses längst untergegangenen Landes wieder erfüllt wäre. Olga

Edita
Edita
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RE: Kinderarmut in Deutschland?
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.07.2020, 17:21:30

Es reichte als Staatsfeind zu gelten, und als Staatsfeind war man schon verschrien wenn die Lebensweise dem SED-Regime nicht passte, oder man als arbeitsscheu denunziert wurde, manche von diesen ehemaligen Staatsfeinden suchen bis heute nach ihren Kindern.

Edita

RE: Kinderarmut in Deutschland?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Der-Waldler vom 24.07.2020, 16:02:23
ich meinte das nicht so sehr als akute Hilfe bei familiären Problemen durch das Jugendamt, sondern: FALLS es eine Art Grundsicherung für Kinder gäbe, müsste irgendeine Kontrolle stattfinden. Das dürfte nicht einfach so ein Zuschuss zum Familieneinkommen sein, sondern primär den Kindern zugute kommen. Wie und durch wen eine solche Kontrolle oder Begleitung geschehen könnte, müsste alles noch besprochen und dann auch gesetzlich oder per Verordnung fixiert werden.
Das wäre auf jeden Fall eine gute Sache, aber in manchen Regionen ist das Jugendamt jetzt schon überfordert, weil es unterbesetzt ist. Ich hatte da mal eine interessante Sendung gesehen. Da wurden Beispiele gebracht das gerade in Großstädten wie Berlin, die "Fälle" garnicht abgearbeitet werden können.
LG Heidrun
olga64
olga64
Mitglied

RE: Kinderarmut in Deutschland?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.07.2020, 17:55:26

Die Jugendämter und ihre MitarbeiterInnen sind auch stark verunsichert. WEil ja bei allen eklatanten Fällen, wo es um Kindesmissbrauch und -misshandlung geht, letztendlich ihnen die Schuld zugeschrieben wird.
ABer wenn es oft nicht mal Eltern schaffen, sich um ihre eigenen Kinder zu kümmern, wieso verlangt dann oft die Gesellschaft, dass es das Jugendamt mit den Sachbearbeitern, Sozialpädagogen usw. schaffen müsste?
Es gibt ja immer mehr solcher Fälle und auch hier gilt natürlich ,dass nicht hinter jedem Kind ein Jugendamtsmitarbeiter stehen und agieren kann.
Und je schlechter man diese Organisation in der Öffentlichkeit darstellt, desto weniger Menschen sind daran interessiert, dort zu arbeiten, auch wenn sie es könnten oder wollten.
Das ist ähnlich wie bei Altenpflegern; auch dieser Beruf wird medial auch von den eigenen MitarbeiterInnen als so negativ dargestellt, dass immer weniger ihn ergreifen wollen.
Es ist, wie in so vielen Bereichen, diese enorme Anspruchshaltung Betroffener , alles an andere zu delegieren, was in der eigenen Verpflichtung und Verantwortung liegt. Olga


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