Internationale Politik Krise 2.0

Mitglied_bed8151
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Re: Krise 2.0
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.05.2010, 17:48:32
Fortschritt. Schöne neue Welt. Offensichtlich unreformierbar, aber gottseidank nicht unkaputtbar.

--
Wolfgang

[...]

Aber Investoren denken über solche Dinge kaum je nach. Sie glauben, die Welt und den Menschen längst zu kennen, ungeduldig, gierig, undiszipliniert, realitätsblind, wie er ist. Heute beschränken sie sich darauf, seine Schwächen mit naturwissenschaftlichen Methoden, mit Chaostheorie, mit raffinierten Wahrscheinlichkeitsrechnungen auszubeuten. Sie haben ein neues System erschaffen, nach dem Casino- und dem Turbokapitalismus sind die Zeiten des Technokapitalismus angebrochen, in dem es persönliche Verantwortung endgültig nicht mehr geben soll.

Jeder kann für sich behaupten, völlig rational zu handeln, jeder kann sich selbst nur noch als Rädchen in einem Getriebe betrachten, dessen Abläufe von Computern überwacht werden. Die Maschinen haben den Markt übernommen. Es klingt wie Science-Fiction, aber es ist der Alltag der Wall Street, im Frankfurter Westend, in Canary Wharf. Am Ende entscheiden Computer darüber, ob Griechenland weitermachen darf wie bisher. Und Computer werden entscheiden darüber, dass der Bankrott jetzt ist.

In diesem System ist kein Mensch mehr haftbar, niemand ist mehr schuld daran, dass die Welt seit zwei Jahrzehnten eine Staatskrise nach der anderen erlebt. Niemand kann mehr etwas dafür, wenn asiatische, südamerikanische, osteuropäische Länder krachen. Die Zahlen sagen, es müsse so sein. Die Computer errechnen die Krise. Und die Menschen folgen ihren Analysen. Die Zahlen sagen, jetzt ist Griechenland an der Reihe, so wie gestern Mexiko, Russland, Japan, Argentinien, Thailand, Island an der Reihe waren. Morgen? Spanien wahrscheinlich. Und übermorgen ganz Europa. Wer es heute schon wüsste, wer die Maschinen hätte, die es wissen, könnte sehr, sehr reich werden.

aus... Die Logik des Bankrotts (von Ullrich Fichtner), DER SPIEGEL 19/2010
arno
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Re: Krise 2.0
geschrieben von arno
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.05.2010, 09:05:09
Hallo, wolfgang,

mal eine persönliche Frage:
"Bist Du ein Mitglied der Johovas Zeugen?"

Die reden und sehnen den Weltuntergang herbei,
nur um mit ihrer Religion Recht zu behalten.

Fürchterlich! In all Deinen Beiträgen fehlt
ein Lösungsansatz!
Der Untergang ist niemals eine Lösung!

Viele Grüße
arno


Mitglied_bed8151
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Re: Krise 2.0
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 10.05.2010, 09:32:57
@Arno... Für Lösungen bist Du doch zuständig. Mit Deiner überragenden Intelligenz, Deiner erstklassigen Bildung, Deinem politischen Weitblick, Deiner geschliffenen Sprache bist Du wie geschaffen für die Rettung der Welt. Du machst das schon. Da braucht es keinen anderen. Nach wie vor gilt: An Arnos Wesen wird die Welt genesen. gg

--
Wolfgang

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hugo
hugo
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Re: Krise 2.0
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.05.2010, 09:58:03
hm wolfgang,,findest Du das fair?

Damit stellst Du Dich in eine Reihe mit Leuten die schlicht und einfach beleidigen wollen, verletzen, kränken, schmähen,,,

solange ich hier mitlese, stellt arno vorrangig neue Themen, verbunden mit Fragen ein und Du stellst zumeist in Frage und kommentierst, was Andere hier einstellen.

leider nicht immer sachlich,,leider auch persönlich werdend,,,Deine "überragende" Intelligenz, welche es ermöglicht, das Du feststellen konntest, das arno usw,,usf,,
hat es Dir wohl nicht geflüstert, das Hochmut vor dem Fall kommt,,?



ps; nun hab ich immer noch nicht aus kompetentem Munde vernommen wohin all diese Milliarden € wandern, welche in Europa und ab heute -weltweit zu Paketen geschnürt-zur Tilgung von Staatsschulden eingesetzt werden.

Da muss es doch nun Konten geben auf welche diese vielen Euros abgelegt werden -und mit Sicherheit sind das nicht die des griechischen Staates sondern vermutlich jene von erfolgreichen Spekulanten,,

wenns nach mir ginge bekämen die nix.

hugo
carlos1
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Re: Krise 2.0
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.05.2010, 17:55:25
"Die Krise 2.0 ist, so sehe ich es, viel mehr als eine Finanzkrise. Es ist eine Weltwirtschaftskrise. Ich kann ihr viel abgewinnen." wolfgang


Im Grunde handelt es sich bei solchen Äußerungen weniger um wirtschaftliches oder ökonomsches Problem sondern um ein medizinisch-psychologisches, sicher auch religiös-moralisches. Die Freude am Weltuntergang, am Weltenbrand an der Götterdämmerung hat schon häufig, emotional labile Naturen fasziniert und spielte in der deutschen Geschichte eine Rolle. Wagners theatralische Musik von Rienzi bis zur Götterdämmerung faszinierte Hitler und der Weltenbrand fand in Propagandainszenierungen vor allem bei Nacht mit Fackelumzügen, gigantischen Feuerwerken und gewaltigen Feuern (eine Vorwegnahme des durch die Nazis verursachten Weltenbrandes) ihren Ausdruck. Die Nacht als Bühne war wichtig. In der Nacht ist der Mensch emotional empfänglicher für Außeneindrücke, der Wunsch nach rationalen Argumenten kommt weniger auf. Hier im Forum herrscht aber keine Nacht. Insofern ist der ST die falsche Bühne für die Verkündung des Weltuntergangs.

Die Feststellung, dass unser Wohlstand auf der Armut anderer Volker aufbaut war als Erkenntnis vor einem halben Jahrhundert auf jeden Fall richtiger als heute. Heute sind Länder wie Indien, Brasilien und China auf dem besten Wege sich wirtschaftlich zu emanzipieren , der gehobene Konsum spielt für Hunderte von Mio Menschen in diesen Ländern eine immer wichtigere Rolle. Von den so genannten Tigerstaaten spricht heute niemand mehr als "Entwicklungsländern". Von der Subprimekrise sind die westeurop. Industriestaaten und Nordamerika vor allem betroffen. Von Weltwirtschaftskrise kann im Fall Brasiliens, Chinas, Indiens mit hohen Wachstumsraten nicht geredet werden. Grund: Diese Staaten haben an dem Subprime-Unfug nicht teilgenommen, wie viele andere auch. Für mich ist der Wunsch eine Weltwirtschaftskrise herbei zu suggerieren und den Untergang des Bösen in Gestalt des Kapitalismus herbei zu sehnen, damit endlich die wahre, reine Lichtgestalt eines neuen von allen Übeln erlösenden besseren Systems die Menschheit befreit, als Wunsch verständlich. Dieses manichäische Weltbild geht auf religiöse Wurzeln zurück. Lösungsansätze sind nicht zu erkennen. arno hat das erkannt.

c.



arno
arno
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Re: Krise 2.0
geschrieben von arno
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.05.2010, 09:58:03
Hallo, wolfgang,

die EU hat bereits viel unternommen, damit Deine Prognosen nicht erfüllt werden.

EU-Maßnahmen:

1) Defizitsünder werden auf einen Sparkurs gezwungen.
2) Marktteilnehmer werden an den Kosten der Krise beteiligt
3) Der Markt für Derivate ( SWAPS) wird beschnitten.
4) Der Einfluß der Ratingagenturen wird auch reduziert.
5) EZB kauft Staatsanleihen auf.
6) Eine Stabilisierungsabgabe ist geplant
7) Eine Transaktionssteuer ist angedacht.
8) Ein 750 Milliarden-Euro-Paket ist eingerichtet:

440 Milliarden € gesicherte Kredite v. allen 27 Ländern
60 Milliarden € direktes Darlehn von der Brüsseler Komission
250 Milliarden € vom IWF

Ich hoffe, daß Deine immer negativen Prognosen
sich damit erledigt haben!

Viele Grüße
arno

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carlos1
carlos1
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Re: Krise 2.0
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 09.05.2010, 20:54:24
"Die Spekulanten sind nur wie Bakterien, die die innere Schwäche des Immunsystems (des Euros) ausnützen." Karl


Karl , ich sehe das genauso. Wie kommen wir - damit sind alle überschuldeten Staaten gemeint - aus der Schuldenkrise oder Schuldenfalle heraus? Was kann getan werden? Welche Vorschläge sind brauchbar.

Im konkreten Fall Griechenland, wo sich Europa (und der IMF) bereits zur Hilfe verpflichtet haben, sind nur strikte Haushaltsauflagen nötig, sollen die Gelder nicht in ein Fass ohne Boden fließen. Auch eine Kontrolle durch Eurostat oder andere erst zu schaffende Institutionen sind erforderlich.

Eine europäische Stabilitätsverpflichtung könnte helfen die Finanzdisziplin in der EU zu stärken. Eine europ. Verpflichtung könnte z. B. mehrere Elemente enthalten:

1. Eine Schuldenbremse für EU-Staaten, wie in Dtld vor kurzem im Grundgesetz vorgesehen. Nur wirkungsvoller müsste sie sein. EU-Staaten – nicht Eurozonenstaaten - deshalb, weil Nicht-Eurostaaten teilhaben an der Brüsseler Haushaltspolitik und ebenfalls über Fördertöpfe Gelder empfangen.

2. Eine Lösung des Schuldenproblems über höhere Inflation (würde Schulden entwerten!) muss unter allen Umständen verhindert werden. Die EZB könnte über die Geldpolitik solche Staaten aktiv unter Druck setzen, indem sie sich weigert deren Anleihen zur Refinanzierung der Banken entgegen zu nehmen.

3. Indexierung des Einkommenssteuertarifs (Anpassung an die Preissteigerungen). Der Fiskus profitiert von der steigenden Inflation und würde wenig Anreiz zur sparsamen Haushaltsgestaltung finden. Ohne diese Indexierung stiege nämlich mit der Inflation auch der Steuersatz, den ein Arbeitnehmer auf sein in realer Rechnung konstantes Einkommen zahlen muss. Der Staat soll also mittels der Inflation sein Steueraufkommen nicht erhöhen dürfen. Inflation bedeutet Enteignung der Sparer.

4. In Staaten mit einer laschen Finanzpolitik und einem hohen Zinsniveau (Südeuropa) fiel mit der Währungsunion der Zinssatz für Darlehen. Es wird nicht kontrolliert, wie bisher dieser Vorteil genutzt wurde. Sinnvoll wäre ein Fonds, der Gelder, die durch niedrigeres Zinsniveau im Budget eingespart wurden für Investitionszwecke aufnimmt. Damit müsste allerdings das Budget stärker überwacht werden.

5. Staaten mit ausufernder Verschuldung und Wettbewerbsschwäche müssten automatisch ein Anpassungsprogramm des IWF durchlaufen, um an die Maastricht-Kriterien herangeführt zu werden.

6. Die Kapitalmärkte müssten durch Einbeziehung der Gläubiger gestärkt werden. Die EZB muss mehr Sicherheiten von den Banken erhalten und die Geldpolitik restriktiver handhaben. Gläubiger müssten einen Teil der Umschuldungslast tragen. Die Umschuldung (Schuldenerlass) würde z. B. durch eine Herabstufung des Wertes der griechischen Staatsanleihen erfolgen. Das ist der so genannte „Haircut“, der in der Presse verschiedentlich genannt wurde. Es könnten Werte zwischen 20 und 30% sein. Die Banken erhielten dann nur zwischen 90 und 70% ihres Kapitals zurück.

Jährlich oder halbjährlich könnte die EU-Kommission bei Krisenländern einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Auf dieser Basis würde dann ein "Haircut" für entsprechende Anleihen festgelegt, der im Falle einer Inanspruchnahme der EU-Hilfe angewandt würde. Dies wäre eine Signal für Finanzinvestoren sich verantwortungsbewusst zu verhalten. Keine Kredite auf Deubel komm raus, wird irgenwie schon gut gehen.

All das wird nicht ausreichen. Der Verschuldung ist langfristig am besten durch Strukturreformen beizukommen, die die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Wenn die Währungsunion auf Dauer stabil sein soll, darf die ökonomische Leistungskraft der einzelnen Staaten keine zu starken Unterschiede aufweisen, da ein Ausgleich durch Wechselkursschwankungen nicht möglich ist. Das war von Anfang an bekannt und gehörte zu den erklärten Zielen der Währungsunion. Besonders Griechenland weist in der Wettbewerbsfähigkeit Defizite auf. Im diesjährigen Weltbank Ranking bei den Rahmenbedingungen für Investoren erreichte Griechenland Platz 109 von 183 Staaten. Das istfür Gr ein weiter Weg, er ist aber mit Erfolg beschreitbar mit ausländischer Hilfe, wenn diese sinnvoll genutzt wird. Er bedeutet Neu-Ausrichtung der Politik Athens, Produkt- und Arbeitsmarktliberalisierung, Beachtung lohnpolitischer Verteilungsspielräume und wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen. Beachtet werden muss, dass restriktives Sparmaßnahmen die KOnjunktur abwürgt. Ein Land kann auch kaputt gespart werden, die Luft zum Atmen muss bleiben. Ein Mittelweg muss gefunden werden. Die Bereitschaft der Griechen eine Durtstrecke zu durchlaufen ist Voraussetzung für einen solchen Weg. Was bleibt aber anderes übrig?

Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ist wichtig für die EU als Ganzes. In der Lissabon-Strategie war das Ziel festgeschrieben zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ aufzusteigen. Blickt man auf die Wirtschaftsleistung der vergangenen 10 Jahre ist das Ziel verfehlt worden. Das BIP pro Einwohner der EU erreichte 2009 nur 64% des Niveaus der USA. Das Ziel war in Anbetracht der Ost-Erweiterung der EU aber auch sehr hoch gegriffen.

Arno hat bereits eine Reihe von Daten eingestellt als Möglichkeit der politischen Gestaltung der Hilfsmaßnahmen. Die Eingrenzung und Kontrolle von derivativen Finanzprodukten und überbordender Spekulation (Credit default swaps u.a.) ist dringend erforderlich. arno hat es erwähnt.

Ich bin etwas ausführlicher auf einzelne Maßnahmen eingegangen.

Viele Grüße
c.

arno
arno
Mitglied

Re: Krise 2.0
geschrieben von arno
als Antwort auf carlos1 vom 10.05.2010, 15:24:32
Hallo, carlos 1,

Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ist wichtig für die EU als Ganzes.


Das ist nur eine Seite der Medaille.

Innerhalb der EU-Wirtschaftsgemeinschaft steigert z. B. die Bundesrepublik die Wettbewerbsfähigkeit, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, durch Lohndumping
in allen Bereichen (Zeitarbeit, usw.) und würgt damit
die Wirtschaftsleistung der ärmeren EU-Länder ab!

Da muß wirklich nachgebessert werden, wenn die EU bestehen bleiben will!

Viele Grüße
arno
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Krise 2.0
geschrieben von carlos1
als Antwort auf arno vom 10.05.2010, 15:41:40
"Innerhalb der EU-Wirtschaftsgemeinschaft steigert z. B. die Bundesrepublik die Wettbewerbsfähigkeit, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, durch Lohndumping in allen Bereichen (Zeitarbeit, usw.) und würgt damit die Wirtschaftsleistung der ärmeren EU-Länder ab!" arno


Dort wo wir momentan wettbewerbsstark sind, werden hohe und höchste Löhne bezahlt. Das Niedrighalten der Löhne - Lohndumping - im die Lohnstückkosten zu senken, mindert auf Dauer die Wettbewerbsfähigkeit. Qualität ist nicht mit Lohndumping zu erzielen.

Den ärmeren Länder ist nur geholfen, wenn sie wettbewerbsfähiger werden und nicht wenn die fortgeschrittenen wettbewerbsfähigen Länder der Eurozone weniger wettbewerbsfähig werden. Unser Exprot lebt von der Qualität der Erzeugnisse und der Dienstleistungen.

c.
trux
trux
Mitglied

Re: Krise 2.0
geschrieben von trux
als Antwort auf carlos1 vom 10.05.2010, 17:13:58
Wenn alle Waren, die auf Kredit gekauft wurden, rosarot eingefärbt wären, Autos, Häuser, Computer, Fernseher, Schwimmhallen, usw. dann würde es in Deutschland rosarot aussehen. Wir Bürger sind es auch, die Schulden machen, wir sind eine erste Fehlerquelle. Und wer ist schuld?

Untersucht doch mal das Bildungssystem. Wie sind unsere Kinder doch süß, sagen wir mal bis zum 6. Lebensjahr, dann etwa beginnt das Theater, das Drängeln um bessere Positionen, das Gefühl des Versagens.

Wir sollten uns mit dem Aufwachsen der Kinder immer wieder neu beschäftigen. Vielleicht wäre es hilfreich das Wort Erziehung durch das Wort Betreuung zu ersetzen, das wäre ein erster Schritt. Jeder Mensch ist für irgendwas begabt, was herauszufinden und zu fördern wäre.

Trux

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