Internationale Politik Offene Worte von Gauck

hafel
hafel
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Offene Worte von Gauck
geschrieben von hafel

Wieder einmal hat Gauck den richtigen Ton getroffen. Bei seinem Besuch in Israel spricht Gauck von der besonderen, durch die Geschichte vorgegebenen, Verantwortung Deutschlands für den jüdischen Staat. So sorgte sich Gauck um die iranische Bedrohung und die unabsehbaren Folgen des arabischen Frühlings.

Aber Gauck tritt auch als freundschaftlicher Mahner auf. Ziemlich unverblümt fordert er die israelische Regierung auf, sich stärker als bisher für einen unabhängigen und vor allem lebensfähigen Palästinenserstaat einzusetzen.

Damit hat der deutsche Präsident vorgemacht, dass sich Solidarität mit Israel und Kritik an der aktuellen israelischen Politik nicht ausschließen, sondern dass sich im Gegenteil gerade Freunde ehrlich begegnen können und sollten.

Daran hat es zuletzt von deutscher Seite gemangelt. Die Bundesregierung hat die Palästinenserpolitik der Regierung Netanjahu und den israelischen Siedlungsbau auch dort gedeckt, wo ein offenes Wort der Missbilligung angemessen gewesen wäre.

Mit mehr Aufrichtigkeit sollten wir uns begegnen. Gauck hat gestern dafür ein gutes Fundament gegossen.

Hafel
Re: Offene Worte von Gauck
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 30.05.2012, 10:11:35
"Damit hat der deutsche Präsident vorgemacht, dass sich Solidarität mit Israel und Kritik an der aktuellen israelischen Politik nicht ausschließen, sondern dass sich im Gegenteil gerade Freunde ehrlich begegnen können und sollten."


Ich stimme dir voll zu.
Er hat sich damit ziemlich deutlich der nach wie vor besonderen geschichtlichen Verantwortung Deutschlands gestellt und gleichzeitig genauso deutlich auf die Verantwortung Israels zur Erhaltung des Friedens in dieser Region hingewiesen.
Was er in nicht öffentlichen Gesprächen mit israel. Politikern sagte, wissen wir nicht - es ist aber anzunehmen, dass er dabei auch Kritik an Iaraels Umgang mit Palästinensen übte.
adam
adam
Mitglied

Re: Offene Worte von Gauck
geschrieben von adam
als Antwort auf hafel vom 30.05.2012, 10:11:35

Gauck ist der erste Bundespräsident, vor dem ich den Hut ziehen möchte. Er spricht nicht in Floskeln, ist erkennbar nicht von der Bundesregierung gegängelt, sondern vertritt das, was die Mehrheit der deutschen Bürger denkt und findet dabei auch kritische Worte zum Siedlungsbau. Besonders bemerkenswert ist sein Abrücken von der Staatsräsonformel Angela Merkels.
Hält Merkels "Räson"-Aussage für gewagt

Mit seinem Abrücken von Angela Merkels Formel vom Existenzrecht Israels als Teil der "deutschen Staatsräson" begibt sich Gauck indes auf rutschiges Parkett. "Bestimmend" für die deutsche Politik seien die Sicherheit und das Existenzrecht Israels, relativiert er Merkels Definition von vor vier Jahren.

Auf Nachfrage erläutert Gauck dies unter Verweis auf die in der deutschen Öffentlichkeit unbeliebten Auslandseinsätze der Bundeswehr, namentlich führt er Afghanistan an. "Ich will nicht in Kriegsszenarien denken", sagt der Bundespräsident mit Blick auf einen denkbaren Krieg Israels etwa mit dem Iran. Das "Staatsräson"-Wort könne die Bundeskanzlerin noch in "enorme Schwierigkeiten" bringen, sagt Gauck.

Es ist eher ungewöhnlich, dass sich der erste Mann im Staate so über den Regierungschef äußert. Gauck will deutlich machen, dass er Merkels Grundaussage zwar ernst nimmt, aber für gewagt hält. In seinen Augen ist längst nicht alles, was moralisch richtig ist, politisch zu gestalten.
geschrieben von welt-online de


Welt-0nline.de...Gauck rückt von Merkels Staatsräson-Formel ab

Stern.de ...Israel plant keinen Präventivschlag gegen Iran

tagesschau.de ...Bundespräsident Gauck in Israel "Enger verbunden als je zuvor"

--

adam


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Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Offene Worte von Gauck
geschrieben von ehemaliges Mitglied
gauck macht einen guten job. mehr war aus dem schuldkultigen deutschland nicht zu erwarten. er hat seinen israelischen gesprächspartnern gehörig den kopf gewaschen. aus dem diplomatischen übersetzt sagte er: wenn ihr es weiter so treibt, wie ihr es bisher getrieben habt, ist es bald aus mit israel. außerdem, ganz bemerkenswert: auf merkels gerede solltet ihr nicht bauen.

--
Wolfgang
Re: Offene Worte von Gauck
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.05.2012, 12:32:20

Warst Du nicht gegen Gauck, Wolfgang.
Oder irre ich mich?

MargArit
justus39
justus39
Mitglied

Re: Offene Worte von Gauck
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.05.2012, 14:11:07

Warst Du nicht gegen Gauck, Wolfgang.
Oder irre ich mich?

MargArit
geschrieben von margarit


Auch ich war mit Gauck nicht einverstanden und hätte ihn auch nicht gewählt, aber seine klare Aussage gerade zu dieser komplizierten Situation, wo sich jeder unserer Politiker vor einer konkreten Meinung drückt, ringt mir doch Achtung ab.

Es ist mir auch viel lieber, wenn ich meine Meinung über Herrn Gauck revidieren muss als dass ich mit meiner Befürchtung Recht behalten hätte.

justus

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Re: Offene Worte von Gauck
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 30.05.2012, 15:51:53
Auch ich freue mich, wenn eine meiner Befürchtungen nicht wahr wird.

Du, Justus, findest auch meistens den richtigen Ton,
ich erinnere mich aber auch an Gezeter gegen Gauck.

Da dies sein erster Auftritt war, wollen wir die kommenden abwarten,
hoffentlich "Ende gut, alles gut" ...

Margarit

silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Offene Worte von Gauck
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.05.2012, 16:38:43
Dies ist nicht sein erster Auslandsauftritt, der ein bisschen schwierig war. In den Niederlanden, am "Befreiungstag" konnte er schon mal üben und ist bei der Bevölkerung sehr gut "angekommen".

Ich freue mich, dass er sich als die von mir (bevor hier das Gezeter losging, da bin ich nämlich ausgestiegen) vermutete Idealbesetzung für diesen Job erweist. Ähnlich souverän und locker zugleich ist Theodor Heuss im Ausland aufgetreten, als alles noch viel schwieriger war, so kurz nach dem Krieg, und er seine Worte noch in allen Ländern genau so wägen musste wie Gauck in Israel.

Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Offene Worte von Gauck
geschrieben von ehemaliges Mitglied
die ultras der deutschen politik sitzen bekanntlich in den redaktionsstuben. dort hat der erste, berthold kohler, herausgegeber seiner zeitung, einen bengalo gezündet. - zitat: "Gauck hat für einen Moment den Schleier gelüftet - um danach die Kanzlerin und Israel mit der beunruhigenden Erklärung zu beruhigen, er habe nur 'das Gleiche' wie die Kanzlerin ausdrücken wollen.". - quelle des zitats... linktipp - was für den ultra beunruhigend ist, das ist für mich beruhigend. gut, dass gauck da ist, sage ich. damit ist wenigstens einer in amt und würden, welcher der irren in berlin öffentlich widerspricht. - weiter so, herr gauck, die mehrheit der deutschen sieht das so wie sie!

--
Wolfgang
Edita
Edita
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Re: Offene Worte von Gauck
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.05.2012, 21:25:33

Das hätten wir alles schon 2 Jahre früher haben können, wenn die Kanzlerin nicht auf den spätpubertierenden Charming - Boy bestanden hätte.
Wenn ich die Auftritte vergleiche......... da liegen Welten dazwischen, für mich jedenfalls.

Edita

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