Internationale Politik Welche Verantwortung hat Deutschland gegenüber Israel als jüdischen Staat?

Hallo,

der Thementitel wird oft von Politikern formuliert, wenn Sie
Israel besuchen (müssen). (Siehe unten)
Ich verstehe nicht, warum Deutschland
freiwillig für den souveränen Staat Israel Verantwortung
übernimmt?
Handelt es sich dabei um inhaltslose Floskeln?


Viele Grüße
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arno

'Der Kult mit der Schuld' (H. Nawratil) hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte wie Mehltau über Deutschland gelegt. Hierzulande ist es Staatsraison, Israel für etwas ganz Besonderes zu halten, für etwas, was über dem irdischen Recht steht. Das ist sozusagen ein Prosemitismus, der auf alles losgeht, was zum Antisemitismus erklärt wird (und das ist eine ganze Menge, z.B. jegliche Kritik am kriegerischen Gebaren von Israels Mächtigen).

So bleibt es unseren Außenministern nicht erspart, dass sie nach Israel pilgern (müssen), um dort zu bereuen, und sich in den Sand zu werfen, und ewige Schuld und Sühne zu geloben. Ein Ritual ist das, ein teures übrigens.

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Wolfgang

Deutschland sollte endlich die Schuldgefühle nach 60. Jahren abbauen, finde es unerhört was sich Israel erlaubt im Moment mit ihrem Siedlungsbau!--
lars

lars deine Antwort dazu gefällt mir sehr gut, weil ich es auch so empfinde, als sogenannte Lektion für den deutschen Staatsbürger.
Ich bin dafür, sich aufzuraffen, und dem Thema mutig sich stellen. Ich meine damit diese Generation, die sich mit solchen Schuldzuweisungen immer wieder, bzw immer noch ins Bockshorn jagen läßt auf der emotionalen Ebene.
Da müßte doch die Fragestellung an mich selbst ausreichen: also, habe ich die Judenvergasung veranlasst, ja oder nein. Habe ich daran mitgearbeitet, ja oder nein.
Eines Tages dämmert es dann doch bei immer mehr deutschen Menschen,dass sie gehirngewaschen wurden, weil hineingezogen in Grausamkeiten, die sie nicht verursacht haben, sondern eiskalt geplant wurden, um eben wie geschehen auf Jahrzehnte erpressen zu können.
Hat die Masse des Volkes dies begriffen, dann steht ihr auch ein Aussenminister vom Wesen her zu, der zwar nach Israel fährt, dort ungeniert seine Hose runter läßt und seinen Allerwertesten herzeigt. Das wäre fairerweise der Level, um auf weitere Forderungen zu antworten.
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lissi

Wie hier jede/r oder fast jede/r inzwischen wissen dürfte, stehe ich äußerst kritisch der israelischen Politik und der Unterdrückung der Palästinenser gegenüber, aber deine Antwort, Lissi, ist das Allerletzte und grob gesagt Sch.. . Wenn man nur in der Lage ist, so einen hinterletzten, primitiven Mist zu schreiben, sollte man es lieber ganz lassen.
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marina

Ja eben Wolfgang,
und unsere Generation hat doch damit garnichts
mehr zu tun. Für was sollen wir büßen????
Was können wir, Nachkömmlinge dafür, was früher
passiert ist???
Schon nach 50 Jahren mußte ein für allemal,
Schluß sein mit den Zahlungen.
Weiß nicht warum mir dabei die RKK in den Sinn kommt?

Aber so kann man Deutschland halt erpressen,
so sieht es in meinen Augen aus. So bekommt man immer wieder sehr viel Geld, ohne dafür was zu tun, herrlich.

Muß mir mal Jemanden ausgucken, mit WEM ich das machen
kann?

Die Deutsche Regierung ist zu weich, nur dem eigenen
Volk gegenüber nicht, da wird um jeden Cent gestritten.
Ob bei Harz IV oder bei anderen Unterstützungen.
Sollte nur ein Beispiel sein.

Lieben Gruß zum Wochenanfang, Astrid

Eines Tages dämmert es dann doch bei immer mehr deutschen Menschen,dass sie gehirngewaschen wurden, weil hineingezogen in Grausamkeiten, die sie nicht verursacht haben,...

"Gehirngewaschen"...eine sonderbare Bezeichnung für eine Tatsache, die nie vergessen werden darf, weil sie eine ganz wichtige Epoche in der deutschen Geschichte darstellt. Als solche wird sie in Geschichtsbüchern erscheinen, solange deutsche Geschichte überhaupt existiert.

Natürlich ist die Generation der Verursacher größtenteils ausgestorben, genau so natürlich, dass folgende Generationen keine Schuld oder Verantwortung an diesem Wahnsinn haben. Dies berechtigt jedoch nicht zum Verdrängen und der es-reicht-jetzt-mal- Mentalität.

In einem anderen Thread wurde verschiedentlich die Meinung geäußert, man solle die Situation der Juden im Hitlerdeutschland nicht mit dem heutigen Staat Israel vermengen - dem schließe ich mich an, immer eingedenk dessen, dass es den Staat Israel ohne Hitlerdeutschland wahrscheinlich nicht geben würde.

Wie viel durch Geldleistungen wieder gut zu machen ist, ob überhaupt, wage ich nicht, zu beurteilen. Ich glaube aber, dass mit den nächsten ein, zwei Generationen ein einigermaßen "normales" Verhältnis zu Israel entstehen kann, wie zu anderen Staaten auch.
Aber auch schon heute sollte es erlaubt sein, berechtigte Kritik zu üben, ohne als antisemitisch zu gelten.

Übrigens waren viele jüdische Mitbürger auch "deutsche Menschen".

Clara

Astrid, wie Sie in Ihrem Profil angeben, sind Sie 1947 geboren. Es besteht also die Wahrscheinlich - auch wenn Sie dies sicher abstreiten werden - dass Ihre Eltern und Grosseltern massgeblich an den Greueltaten der Nazis beteiligt waren und sei es nur,dass sie zugesehen haben (und hinterher natürlich von nichts wussten).
Es besteht in Deutschland die gefährliche Tendenz, diese Greueltaten der Naziherrschaft umkehren zu wollen und Deutsche als Opfer darzustellen für zwei Weltkriege, die diese im vergangenen Jahrhundert anzettelt und Millionen von Menschen, die sie umbrachten, bzw. für industrielle Tötungsfabriken sorgten (= Konzentrationslager).
Menschen, die sich selbst auf Basis "Gnade der späten Geburt" davon freisprechen wollen, tendieren auch gerne dazu, das Vertriebenenproblem, das ebenso lange Zeit nicht mehr besteht, zu ihren Gunsten zumzudeuten (siehe aktuelle Diskussion um diese Vertriebenentante, die durch den Vorsitz dieses Vereines ihre persönlichen Machtgelüste befriedigt sehen möchte).
Merke: das Freisprechen von Schuld sollte man immer den Opfern überlassen - und so lange solche noch leben, bzw. deren Nachkommen unter diesen Grausamkeiten zu leiden haben, kann dies nicht geschehen. Überlegen Sie nur mal ganz kurz, wie Sie als Deutsche reagieren würden, wenn alles umgekehrt gewesen wäre: wenn z.B. Juden weltweit versucht hätten (oder versuchen würden), Deutsche systematisch auszurotten. Würden Sie dann auch nach einiger Zeit erwarten,dass dies erledigt ist?
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olga64

Da kann ich nur zustimmen.

Sicher war ich an der Judenvernichtung nicht beteiligt, weil ich erst 1943 geboren wurde. Aber meine Eltern und Großeltern haben zu dieser Zeit gelebt und - wenn sie nicht aktiv daran beteiligt waren, so haben sie doch zugeschaut.

Das heißt aber nicht, dass ich das was Israel heute den Palästinensern antut richtig finde, weiß aber, dass es ohne diesen Holocaust dieses Problem nicht geben würde.


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ursula_j

Daß das Existenzrecht Israels bis heute zur deutschen Staatsräson gehört, sollte nicht verwundern. Man stelle sich nur vor, es wäre nicht mehr so oder nicht so gewesen. Nach dem Holocaust wäre die Vergangenheitsbewältigung dem neuen deutschen Staat unendlich schwerer gefallen, wenn sie nicht gar unmöglich gewesen wäre.

Und überhaupt: Was ist so schlimm daran, die Existenz eines anderen Staates zu akzeptieren und zu unterstützen? Das tun wir z.B. mit allen Natopartnern und erwarten im Gegenzug die gleiche Garantie. Hinzu kommt, daß derjenige, der garantiert, im Rahmen von Kritik auch mitbestimmen kann.
Daß die Politiker der Bundesrepublik dabei nicht immer eine glückliche Hand hatten, ändert nichts an der Aussage zum Existenzrecht Israels. Allerdings sehe ich in der Unfähigkeit der Politik, konstruktive, berechtigte Kritik zu formulieren, auch einen Grund, daß Antisemitismus in unserer Gesellschaft wieder eine größere Rolle spielt.

Und hier im Thread: Warum der Aufschrei über Antisemitismus? Warum kritisiert niemand die Aussagen des Generalsekretärs des Zentralrats der Juden in Deutschland?

Herr Kramer möge sich doch bitte zurückhalten mit Aussagen über den bevorstehenden Staatsbesuches unseres Außenministers in Israel. Sein Kommentar ist nicht nur eine unzulässige Einmischung in die Politik der Bundesrepublik, sondern enthält auch noch unterschwellige Drohungen. Das darf nicht sein.

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adam