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Lebenshilfe Roboter lernen verstehen

floravonbistram
floravonbistram
Mitglied

Re: Roboter lernen verstehen
geschrieben von floravonbistram
als Antwort auf Karl vom 06.06.2008, 08:28:40
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floravonbistram

So ein Roboter wird nicht mehr kosten, als die Unterbringung im Pflegeheim oder Pflege zu Hause vom Pflegedienst.
Vorteil wäre, dass man diese Helfer nach den eigenen Bedürfnissen programmieren kann, was weder mit Pflegedienst noch im Heim praktikabel ist
Karl
Karl
Administrator

Re: Roboter lernen verstehen
geschrieben von Karl
als Antwort auf floravonbistram vom 08.06.2008, 21:20:27
Programmieren klingt schwierig. Am Anfang mag es teilweise sogar noch schwierig sein, aber der Durchbruch wird dann kommen, wenn du dich mit einem Roboter über deine Wünsche auf Deutsch verständigen kannst und er nachfragt, wenn er etwas nicht ganz verstanden hat.

Programmieren heißt erziehen, zumindest dann, wenn es keine einfache Dressur mehr ist.
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karl
eleonore
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Mitglied

Re: Roboter lernen verstehen
geschrieben von eleonore
als Antwort auf Karl vom 08.06.2008, 23:34:47
@karl,

mir machen solche entwicklungen ein wenig angst.
um effektiv arbeitende roboter zu erschaffen, müssen die auf lernen programmiert sein.

was, wenn diese lernprozess irgendwann umschlägt???

sicher, in kino kann man enschlägige filme sehen, z.B. *I' Robot*, und sowas kann wirklich angst machen, wenn jemand schwache nerven hat.


--
eleonore

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floravonbistram
floravonbistram
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Re: Roboter lernen verstehen
geschrieben von floravonbistram
als Antwort auf Karl vom 08.06.2008, 23:34:47

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floravonbistram

Na ich weiß nicht...erziehen wird man einen Roboter nicht. Da es eine computerähnliche Maschinerie ist, muss man da wohl programmieren, sonst wäscht er mir als Frau Teile, die ich nicht habe (z. B.) grins
floravonbistram
floravonbistram
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Re: Roboter lernen verstehen
geschrieben von floravonbistram
als Antwort auf Karl vom 06.06.2008, 08:22:48

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floravonbistram

Wenn man die Filme von russischen Kliniken gesehen hat, wo Menschen von Robotern an den Augen operiert werden, dann kann man mit allem rechnen.
diogenes
diogenes
Mitglied

Re: Roboter lernen verstehen
geschrieben von diogenes
als Antwort auf floravonbistram vom 09.06.2008, 08:20:54
es ist in der Tat wesentlich, den Unterschied zwischen 'Programmieren' und 'Erziehen' nicht zu verwischen.

Programmieren heißt, ein bestimmtes System, einen Roboter oder auch ein virtuelles Programm, das auf einem Rechner läuft, auf alle möglichen Ereignisse vorzubereiten, die prinzipiell während der Laufzeit auftreten können. Welche Ereignisse eintreten können, hängt von Programm selber ab und weiteren Informationen, die durch angeschlossene Geräte, zB. Tastatur oder Sensoren zugeführt werden. Das System erhält einen Pool von Informationen, nach denen es diese auftretenden Zustände nach bestimmten Regeln identifizieren kann, einen weiteren Pool mit Anweisungen, um auf diese verschiedenen Zustände differenziert zu reagieren. Je umfangreicher diese Pools und Regelwerke werden, umso komplexer und angepaßter agiert das System. Bereits an anderer Stelle hatte ich auf Weizenbaums ELIZA, in der Wikipedia zu finden, hingewiesen. Tritt jedoch ein nicht vorhergesehenes Ereignis ein, dann bleibt das System hilflos hängen, wir kennen dies sehr gut: der Rechner stürzt ab. Dies freilich läßt die Programmierer nicht ruhen - solche Ausfälle sollen zu vermeiden werden, indem das System damit ausgestattet werden soll, in diesen Fällen ohne unmittelbare Einwirkung eines Programmierers die genannten Pools und auch das Regelwerk zu erweitern. Eine Ähnlichkeit zu unserem menschlichen Funktionieren ist dabei nicht zufällig: ohne eine über einhundert Jahre alte umfangreiche wissenschaftliche Erforschung von tierischem und menschlichem Verhalten (Wahrnehmung, Lernen, Kognition, Handeln, Konfliktbewältigung, sozialer Interaktion ...), wären diese technischen Entwicklungen in der Form überhaupt nicht möglich.

Karl verfolgt nun sehr engagiert diese technischen Fortschritte und schließt daraus, daß es wohl nur eine Zeitfrage ist, bis alle möglichen menschlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten von programmierten Systemen simuliert und sogar übertroffen werden. Ich habe bereits vor wenigen Wochen dagegen Bedenken formuliert - um sie inhaltlich darzustellen, müßte ich zahlreiche Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung zuvor vorstellen. Erkenntnistheoretisch interessierte Leser beruhigt vielleicht allein der Hinweis, daß dieser Schluß streng logisch letztlich nicht möglich ist. Wenn wir uns aber pragmatisch darauf verständigen, daß in der Entwicklung dieser Automaten auch eben eine gewisse Autonomie erreicht wird und Grenzen bisher nicht abzusehen sind, diese Entwicklung jedoch als eine eigenständige angesehen werden muß, dann bin ich mit Karl nicht uneins. Warum mir der Unterschied wichtig ist, erwähne ich abschließend. Hier die persönliche Bemerkung: ich verfolge ebenso gespannt, wie gut die Kerls auf dem Mars zurecht kommen und ob wir demnächst Erkenntnisse in der erhofften Richtung bekommen, und ich drücke ihnen die Daumen, daß sie ihren Ofen noch in Gang bekommen.

Erziehung indes bezeichnet etwas völlig anderes: wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist es biologisch bereits komplett damit ausgestattet, Erfahrungen zu machen - einigen Forschungen legen nahe, daß dieses Phänomen bereits pränatal, also vor der Geburt zu beobachten ist. Man spricht dabei allgemein von Lernen, und einige theoretischen Modelle (zB. das klassische und das operante oder instrumentelle Konditionieren, Wikipedia -> Pawlow, Skinner ) beschreiben, daß wir dabei schon mal durchaus auf ein einzelnes Ereignis (man sagt dann Reiz oder Stimulus) eine bestimmte Verhaltensweise (Reaktion) erwerben, wenn dieses Ereignis zusammen mit anderen, für uns bedeutsamen Umständen zusammen auftritt. Beispiel: das Baby kommt einer Zimmertüre zu nahe, die dann ein Luftzug bewegt und es verspürt einen Schmerz, der das Kind zu einem reflexhaften Zurückweichen veranlaßt. Zukünftig wird das Kind nicht mehr erst beim Schmerz zurückweichen, sondern bereits, wenn es eine sich bewegende Türe wahrnimmt. Eine Ähnlichkeit zu den 'lernenden' Automaten ist offensichtlich, und ich habe beschrieben, daß sie auch nicht zufällig ist. Nun kommt jedoch ein wesentlicher Unterschied: die entwichlungspsychologischen und psychotherapeutischen Forschungsergebnisse deuten darauf hin, daß bereits ein Baby von Anfang an auch sehr komplexe, allgemeine Erfahrungsmuster lernt, die sprachlich bisweilen schwer zu benennen sind (einige kennen vielleicht aus psychoanalytischen Ansätzen Bezeichnungen wie Grund- oder Urvertrauen, neuere Konzepte sind wissenschaftlich besser fundiert, leider schwieriger zu beschreiben). Erziehung, soll sie nicht zur reinen Programmierung verkommen, bedeutet nun eben, bei einem heranwachsenden Individuum diese Fähigkeit zu solchen komplexen Mustern zu berücksichtigen (dazu gehört auch Förderung von Neugier, Umgang mit schwierigen Situationen und Konflikten, Bewältigung hochkomplexer Probleme ...)!

Es ist leider nicht ganz leicht, diese Gedanken in der Kürze einigermaßen verständlich zur Sprache zu bringen. Viele kennen aber das Phänomen der Pubertät: biologische und psychische Veränderungen bei einem Heranwachsenden verursachen eine Reihe von Verunsicherungen, Konflikten und Notwendigkeiten, das Verhalten den neuen Umständen anzupassen. Es reicht dabei eben nicht aus, nur ein angemessenes Verhalten auf die geradezu sprichwörtlichen Ereignisse, wie unaufgeräumtes Zimmer, freche Bemerkungen, Alkohol und Nikotin, in geeigneter Weise zu 'programmieren', hier ist etwas nötig, was bisher noch als 'Verständnis' bekannt ist. Wir sollten es nicht aus den Augen verlieren.

Einen interessanten Spiegelartikel hierzu fand ich gestern Abend: siehe Pubertätsproblematik

Ich würde mich freuen, wenn ich mit meinen kurzen Anmerkungen einige von Euch anregen könnte, das eine oder andere noch etwas besser zu beschreiben, mir sitzt leider schon wieder die Uhr hart im Genick.

Warum mache ich mir dann die Mühe? - Nun, es gibt die technische Entwicklung, die Karl fasziniert, und mich auch - und sie wird menschliche Lebensumstände weiterhin verbessern. Wir brauchen ihr nicht grundsätzlich sorgen- oder angstvoll entgegensehen: es werden Automaten gebaut und keine Aliens. Jede Technologie birgt Risiken - diese sind technisch, gesellschaftlich und politisch zu regeln, einen Rest Hoffnung brauchen wir freilich immer, daß mal keine größere Katastrophe zwischendurch auftaucht - wir sind auch anderen Gefahren gegenüber niemals völlig geschützt.

Diese technologische Entwicklung hat die Besonderheit, daß menschliche Merkmale und Fertigkeiten nachgebildet werden, wie eingangs erwähnt. Es kommt dadurch ein erster Rückkoppelungseffekt zustande: indem wir einzelne menschliche Merkmale zunehmend besser simulieren können, verstehen wir diese zunächst auch besser und das ist wünschenswert und interessant.
Ein kleiner Dämon steckt in einem weiteren Rückkoppelungseffekt: wenn wir das Kind mit dem Bade ausschütten und unser 'Selbst-Verständnis' dahingehend ummodeln lassen, daß wir uns nur noch als programmierbare Systeme begreifen, dann sehe ich darin ernste Gefahren - nebenbei würde dabei auch vieles andere aus unserem kulturgeschichtlichen Erbe auf der Müllkippe landen. Werden dabei Begriffe wie Programmieren und Erziehen nicht mehr ausreichen unterschieden, so wir's mir etwas unwohl -

ich hoffe, ich formulierte nicht zu konfus und grüß Euch herzlich



--
diogenes

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siegfried46
siegfried46
Mitglied

Re: Roboter lernen verstehen
geschrieben von siegfried46
als Antwort auf diogenes vom 09.06.2008, 11:54:43
Man kann sich darauf verständigen, dass bestimmte Begriffe nur für Menschen und andere nur für Maschinen, bzw. Roboter oder Computer angewendet werden, z.B.:
*erziehen bezieht sich auf Menschen
*programmieren bezieht sich auf Maschinen, Roboter, Computer

*lehren, unterrichten, etwas beibringen bei Menschen
*programmieren für Maschinen, Roboter, Computer

*lernen für Menschen und Roboter und Computer

*Gedächtnis, Erinnerung für Menschen
*Speicherkapazität, Datenspeicher für Roboter und Computer

*Gehirn für Menschen
*Festplatte, Datenspeicher für Roboter und Computer

Meiner Meinung handelt es sich dabei um unterschiedliche Bezeichnungen für mehr oder weniger gleiche Vorgänge. Wobei Computer und Roboter in vielen Bereichen zuverlässiger als Menschen sind.
Ausserdem gibt es bei künstlicher Intelligenz keine Pubertäts-Problematik und keinen Altersstarrsinn oder -schwachsinn.
Karl
Karl
Administrator

Re: Roboter lernen verstehen
geschrieben von Karl
als Antwort auf diogenes vom 09.06.2008, 11:54:43
Hallo diogenes,


zunächst herzlichen Dank! Du formulierst nicht konfus und ich denke, ich verstehe deinen Punkt. Gib mir Zeit, ich denke darüber nach und versuche eine Antwort später.
--
karl
senhora
senhora
Mitglied

Re: Roboter lernen verstehen
geschrieben von senhora
als Antwort auf diogenes vom 09.06.2008, 11:54:43
In den Computersystemen werden heute schon oft für den jeweiligen Zweck Nutzer- und Geräteprofile erstellt. Inzwischen finden menschliche Erregungszustände anhand von Mimik und Augenbewegungen Eingang in die Programmierung der Profile.

In der neueren Forschung ist man dabei, andere sichtbare und unsichtbare menschliche Reaktionen, wie Körperhaltung, Stimme, Atemfrequenz, Blutdruck usw. in Form eines emotionalen Computersystems zu entwickeln.
Erregungszustände sollen so erkannt und Emotionen per Computer simuliert werden.

Diese Entwicklung verursacht bei mir noch einiges Kopfzerbrechen und stößt ein wenig an die Grenzen meines Vorstellungsvermögens.
Eine emotionale Interaktion zwischen Mensch und Computersystem?

senhora
diogenes
diogenes
Mitglied

Re: Roboter lernen verstehen
geschrieben von diogenes
als Antwort auf senhora vom 10.06.2008, 09:12:19
grüß Dich, senhora,

Deine Antwort freut mich ganz besonders - Du bringst einige interessante und wesentliche Aspekte herein.
Sobald ich eine zeitliche Nische finde, greife ich sie auf.
Zunächst herzlichen Dank!
--
diogenes

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