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Literatur Künstler-Gedenken

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 10.02.2020, 17:11:54

@Sirona
@Charlie
@Jil
🌟

Lasker-Schüler, Else-neu.jpg
Clematis


 

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.02.2020, 07:57:19

Und sie könnte sich neben der Schönheit der Bäume
mit einer vitaminreichen Ebereschenmarmelade
noch etwas Gutes tun.

Also falls sie Zeit und Lust dazu gehabt hätte.
Ansonsten freuen sich natürlich die Vögel.

Mir gefallen sie auch, die Vogelbeerbäume,
lange Zeit hatte ich einen vor dem Küchenfenster,
jetzt im Rentnerdomizil hat das gewechselt
auf Ahorn und Kastanien.

Dezemberrose

CharlotteSusanne
CharlotteSusanne
Mitglied

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von CharlotteSusanne
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.02.2020, 08:12:00

THOMAS ALVA  EDISON

11.2.1847    -    18.10.1931

Sprüche-Zitate-2.jpg

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LG     C.S.

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RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf CharlotteSusanne vom 11.02.2020, 14:09:54
Andreas-Salome, Lou.JPG

Rainer Maria Rilke
an
An Lou Andreas-Salomé

Schloß Duino bei Nabresina
am 20. Jauar 1912

Erschrick nicht, Lou, dass ich schon wieder da bin: es wird nur ein kleiner Besuch, wenn er Dir nicht passt, leg mich weg bis morgen, übermorgen- wann Du willst.

Die Fügung ließ mich heute morgen gleichzeitig Deinen Brief und den inliegenden Geb­sattel's auf meinem Schreitisch finden. Ich bitte Dich, lies ihn; hier schnell die paar Daten, die ihn Dir verständlich machen werden.

Du begreifst, dass der Gedanke, eine Analyse durchzumachen, mir ab und zu aufsteigt; zwar ist mir, was ich von Freud's Schriften kenne, unsympathisch und stellenweise haar­sträubend; aber die Sache selbst, die mit ihm durchgeht, hat ihre echten und starken Sei­ten und ich kann mir denken, dass Gebsattel sich ihrer mit Vorsicht und Einfluss bedient.
Was mich nun betrifft, so schrieb ich Dir schon, dass ich, gefühlsmäßig, dieses Aufge­räumtwerden eher scheue und mir, bei meiner Natur, kaum etws Gutes zu erwarten könn­te. Etwas wie eine desinfizierte Seele kommt dabei heraus, ein Unding, ein Lebendiges, rot korrigiert, wie die Seite in einem Schulheft. Und doch: liebe Lou, so wie's mit mir steht, hab ich kaum das Recht, eine Hülfe, die nun einmal da ist und sich bereithält, auf Gefühle hin zu verdächtigen. Ich wusste ungefähr, dass Gebsattel sich bereit fände, die ganze Aus­grabungan mir zu leisten, aber ich hatte ihn eigentlich nie gefragt, ob ihm, soweit er mich kennt, (und wir waren in einer gewissen Zeit, in Paris sehr eingehend beisammen und in einer für mich trüben und mühsamen Zeit) die Anwendung der Analyse bei mir am Platz schiene. der Brief, den ich ihm nun am 15. d.M. schickte, enthielt diese Frage und zugleich einige meiner Bedenken. Das Beiliegende ist seine Antwort. Mir scheint, er irrt in man­chem; immerhin ist es Zeit, seiner Bereitschaft gegenüber, diesen Ausweg jetzt wirklich zu bedenken. Bestehn bleibt die Tatsache, dass ich mir rein körperlich recht unerträglich bin, gewisse schlechte Gewohnheiten, durch die man früher immer wieder durchgriff wie durch schlechte Luft, verdichten sich mehr und mehr, und ich kann mir denken, dass sie mich eines Tages einschließen wie Wände.
Die Überempfindlkichkeit z. B. der Muskeln ist so groß, dass etwas Gymnastik oder eine irgendwie übertriebene Haltung (etwa beim Rasieren) gleich Schwellungen, Beschwerden u.s.w. zur Folge hat, Erscheinungen, an die sich dann wieder, also ob sie nur gewartet hät­ten, Ängste, Auslegungen, Quälereien aller Art anschließen: ich schäme mich einzuge­stehn, wie sehr mich oft wochenlang dieser verhängnisvolle Cirkel umtanzt, in dem ein Elend dem andern jeden Gefallen tut.

Du weisst vielleicht, liebe Lou, dass Gebsattel seit dem Frühling etwa meine Frau in Be­handlung hat -; bei ihr steht die Sache anders, ihre Arbeit hat ihr nie geholfen, während die meine in gewissem Sinn von Anfang an eine Art Selbstbehandlung war; allerdings in dem­selben Maaße, als sie sich entwickelte und etwas Selbständiges wurde, verliert sie immer mehr das Therapeutische und Rücksichtsvolle und stellt Forderungen; eine Seele, die dar­auf angewiesen ist, sich in den immensen Übertreibungen der Kunst zu harmonisieren müsste auf einen Körper rechnen dürfen, der ihr nichts nachäfft und präziese ist und sich nirgends übertreibt. Mein Körperliches läuft Gefahr, die Karrikatur meiner Geistigkeit zu werden.

Liebe Lou, wenns Dir nicht zu viel wird, hilf mir mit ein paar Worten überlegen. (Ich würde unter Umständen nach München gehen, dort an der Universität einiges treiben und gleich­zeitig die Analyse versuchen.) Auf Deinen Brief antwort ich bald, dank Dir, Du siehst wie's auf und ab geht mit mir und hin und her: was tun?

Rainer

aus:
Mitten im Lesen schreib ich Dir
Bibliohek Suhrkap

Hier beschreibt Rilke seinen schmerzhaften Zustand als Mensch.
Wir sollten öfter zur Kenntnis nehmen, dass unsere GROSSEN, die wir oft im menschlichen kritisieren, in ihrer Existenz einfach Menschen waren.
In Zeiten ihres Schreibens waren sie begnadet und oft selber erstaunt über die Quelle, die aus ihnen brach.

Clematis

 
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.02.2020, 08:15:48

Deine Schlussbemerkung, liebe @Clematis, gefällt mir sehr,
da stimme ich Dir vollkommen zu.

Auch Rilke hatte in meinen Augen eine richtige Erkenntnis,
"Mein Körperliches läuft Gefahr, die Karrikatur meiner Geistigkeit zu werden."
Wir können Körper und Geist nicht trennen.

Auch sehr gefällt mir Lou Salomés Aussage mit dem Kreidestrich.  👍
Habe es selber schon so erlebt. 😃

Gruß Rose

Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.02.2020, 08:15:48
Vor ein paar Tagen, liebe Clematis habe ich einen Spielfilm über Lou Andreas-Salome auf Arte angeschaut. Man kann ihn noch bis heute in der Mediathek ansehen.

Hier "Wir sollten öfter zur Kenntnis nehmen, dass unsere GROSSEN, die wir oft im menschlichen kritisieren, in ihrer Existenz einfach Menschen waren.
In Zeiten ihres Schreibens waren sie begnadet und oft selber erstaunt über die Quelle, die aus ihnen brach."
kann ich dir nur zustimmen. Vielleicht aber haben sie auch Großes vollbracht, weil sie oft schmerzhafte innere Prozesse und deshalb sehr viel Tiefgang hatten. Ich denke da auch an Hermann Hesse.

LG
Roxanna

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RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
"Wir sollten öfter zur Kenntnis nehmen, dass unsere GROSSEN, die wir oft im menschlichen kritisieren, in ihrer Existenz einfach Menschen waren."

gilt meiner Meinung nach auch für Wissenschaftler
wie zum Beispiel Albert Einstein.
Alle sogenannte "Große" sind eben auch Menschen,
und alle nicht so "Große" auch. :-)

Rose
RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.02.2020, 09:00:52

Deshalb immer wieder meine Empfehlung:
lest die Briefe - hier offenbart sich ein Mensch in seinem
ganzen Sein.

Es ist mir auch wichig, dass solche Freundschaften - entgegen unserer
heutigen, sexbezogenen Zeit - sich gegenseitig stützten, beratend
waren und liebevolle Unterstützung boten.

In neuen Filme, ob über Paula, Effi Briest, Lou, usw. wird stets das
Sexuelle betont. DAS ist den Filmemachern wichtig, weil sie in die
tiefe Freundschaften selber gar nicht mehr eintauchen können.

Die "Effi Briest" von Fassbinder kam neulich auch, gut erfasst in
der ganzen Breite und ohne Bums-Szene! Schön!
Und ich hab eine neuere Effi in DVD gekauft und es ärgert mich so,
denn es ist Fontane herabgesetzt, wenn sie "dabei" Freiheit lispelt
und er ihr "ja, das ist Freiheit" ins Öhrchen bläst.

Clematis


.

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.02.2020, 09:14:09

Ich denke, die Filme machen es auch wegen der Quote,
sex sells,
ansonsten stimme ich schon wieder zu. 😃

Rose

RE: Anekdoten und Aphorismen - Witziges und Be-Denkliches
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Roxanna vom 12.02.2020, 08:40:00

Hier "Wir sollten öfter zur Kenntnis nehmen, dass unsere GROSSEN, die wir oft im menschlichen kritisieren, in ihrer Existenz einfach Menschen waren.
In Zeiten ihres Schreibens waren sie begnadet und oft selber erstaunt über die Quelle, die aus ihnen brach."
kann ich dir nur zustimmen. Vielleicht aber haben sie auch Großes vollbracht, weil sie oft schmerzhafte innere Prozesse und deshalb sehr viel Tiefgang hatten. Ich denke da auch an Hermann Hesse.


zitiert nach Roxanna
(etwas knifflig, weil sie erst mich zitiert hat)

Liebe @Roxanna, genau so ist es, denn:
dieser Brief an Lou schrieb Rilke in Duino.
Er hatte eine lange Schreibpause, die Quelle war verstopft,
doch dort beim Spaziergang an der brausenden Klippe "hörte" er:
"Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel
Ordnungen?"

So beginnt die erste Elegie und es ging weiter und weiter...

Noch eine Ehrfurcht - das Ehepaar Franziska Walser und Edgar Selge
sprachen 2010 diese 10 Duineser Elegien in der Schwabenlandhalle
in Fellbach!
Sie sprachen abwechselnd, der andere saß auf der Bühne
mit dem aufgeschlagenen Buch zum Einflüstern, denn sie
sprachen alle auswendig!

Respekt!

Clematis


Duino von Sirona.jpg
Duino -  Foto Sirona - Du erlaubst? Dankeschön!

Ich quill grad mal über vor Freude.
Hätte gerne ein Buch empfohlen, @Karl, ich hoffe, dass so was gestattet ist.

Monika Czernin
Duino, Rilke
und die Duineser Elegien
DTV

Auch wenn die Elegien zu lesen evtl. Aufmerksamkeit fordern und  keinen Spaß machen,
es lohnt sich.
Die Fürstin von Thun und Taxis, Rilkes Gönnerin, stellte ihm Schloß Duino zur Verfügung.

Es sind wunderbare Fotos drin, sowohl von der Umgebung, als auch vom Inneren des Schlosses.
Geschichtliches von der adligen Familie, von Rilke, von der Gegend und vom Schloss.

Clematis




 

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