Literatur Die Erfindung des Lebens - Ortheil

Hallo Yamina (und Clematis, ich freue mich, dass dich das auch interessiert),

ich habe auch erst gestern das Buch zu Ende gelesen und kann euch sagen: Mannomann, das wird immer spannender,der Begriff "thrillerartig", den ich am Anfang gebraucht habe, hat sich voll bestätigt.
Es ist aber viel mehr als das, McEwan hat sich vorher intensiv mit einer psychischen Krankheit, dem "De-Clérambault-Syndrom", befasst, davon hatte ich auch noch nie etwas gehört, allerdings schon von Erotomanie , das ist das Gleiche. Und obendrein beschreibt er ja auch einen religiösen Wahn und das, was man heute als "Stalking" bezeichnet.

Im Anhang des Buches finden sich ganz ausführliche, wissenschaftliche Beschreibungen dieses Syndroms, und ganz am Schluss des Anhangs kommt noch ein letzter Brief des Stalkers, den du unbedingt lesen musst, denn daraus erschließt sich dann erst richtig, wie es wirklich ausgeht.

Ich hoffe, du bleibst am Ball, es kommt auch noch eine wunderbare Schilderung aus dem Ganovenmilieu von heruntergekommenen Alt-Hippies, eigentlich mit viel Humor beschrieben.
Vorher das Ende nachsehen tue ich nie, das beraubt einen doch der Spannung, aber das Ende ist so, dass man das Buch zufrieden aus der Hand legt (ich jedenfalls), so viel verrate ich schonmal, auch wenn nicht alles nur gut ausgeht.

Und wenn du dich zwischendurch mal erholen willst von diesen wahnhaften Obsessionen, empfehle ich dir gleich noch ein anderes Buch von McEwan: "Der Tagträumer", ein wunderbares Buch mit Geschichten, die gleichermaßen für Erwachsene und Kinder schön sind. Mit überbordender Phantasie und Humor geschrieben, das wäre auch etwas für eure Enkelkinder.
An diesem Buch kann man die Vielseitigkeit dieses Autors erkennen, das ist völlig anders als der "Liebeswahn", man würde kaum darauf kommen, dass es vom gleichen Verfasser ist.
Hier eine kurze Beschreibung, die meinem Eindruck entspricht:Der Tagträumer.
Also, Omas und Opas, kauft es für eure Enkelkinder (ungefähr ab 8, würde ich sagen), und lest es vor allem vorher selbst, denn es ist für Erwachsene fast noch besser als für Kinder.

So, jetzt höre ich aber auf, ich will ja nicht penetrant sein. Außerdem ist das Wetter toll, jetzt geht es hinaus in die Ferne mit Butterbrot und Speck. Und ohne Buch

Schön, marina!
werde mich erst mal beim "Tagträumer" etwas erholen ...
habe gestern aus lauter verzweiflung "Basic cooking" gelesen --- ggg
da kann ich nur sagen: Gott bewahre uns vor stalking und religiösem wahnsinn jeglicher art...

yamina

Marina,
1 click und der "Tagträumer" war auf meinem pc, dem Kindle

lg yamina

Marina,
ja, ein ganz anderer schriftsteller bei diesen Buch
ein guter pianist kann eben auch kinderlieder gut spielen --
gefällt mir sehr, das thema!

gruß yamina

Yamina, ich freue mich über deine Rückmeldungen.
Aber lass den "Liebeswahn" nicht ganz in der Versenkung verschwinden. Der steuert nämlich noch auf einen solchen Wahnsinns-Spannungshöhepunkt zu, es wäre schade, wenn du den verpassen würdest.
Übrigens habe ich jetzt erst die wissenschaftlichen Abhandlungen im Anhang genau gelesen, da gibt es auch Fallbeispiele. Und eins davon schildert diese Geschichte hier, das heißt, der Roman beruht auf einer authentischen Story - mit kleinen Veränderungen.
Das macht die Sache im Nachhinein eigentlich noch interessanter, finde ich. Also wenn du dich erholt hast, kannst du ja das andere vielleicht wieder aufnehmen, auch wenn das Lesen manchmal schwer fällt bei so viel Wahnhaftem.

Gruß Marina

Ich lese schon weiter----

das las ich eben bei google über Tucholsky!! Gripsholm!

" laut Lisa Matthias hätte beim Entstehen des Buches eine beginnende Erotomanie seitens des Autors eine Rolle gespielt--"

hab das nie so gesehen, ( ich sah es als ganz normale verliebtheit) --- und du??

yamina

Ich auch!
Nee, mit der tatsächlichen Erotomanie als Krankheitsbild, wie sie vor allem im Nachtrag von Mc Ewans Buch beschrieben ist, hatte das nun nicht das geringste zu tun. Aber mit manchen Begriffen wird ja bekanntlich Schindluder getrieben. Wenn sie Eingang in die Alltagssprache finden, werden sie oft sehr leichtinnig verwendet.
Von Tucholsky ist ja bekannt, dass er viele Weibergeschichten hatte und sich in dieser Hinsicht nicht nur beliebt gemacht hat. Aber das ist ja nicht unbedingt krankhaft, wie wir alle wissen. Außerdem hat der Mann nicht gestalkt, das hatte er gar nicht nötig.

Das Buch "Die Erfindung des Lebens" von H.-J. Ortheil hab ich gelesen - eine meisterhafte Leseerfahrung, ein sehr persönliches Buch - einfach berührend. Seine Kindheitserlebnisse, die enge Symbiose mit seiner stummen Mutter, dass prägte sein ganzes Leben. Neben der Sprache spielt die Musik eine wesentliche Rolle in seinem Leben.
Ich kann es nur empfehlen.
LG Bärbel

Weil mir Ortheil immer wieder empfohlen wird und wurde, habe ich es mehrfach versucht - ich bekomme aber keinen Zugang zu diesen Büchern; jetzt lasse ich es bleiben. Olga

Sprache u n d Musik, wer beides so meisterhaft beherrscht wie Ortheil, der ist einfach begnadet.
Aufgrund Eurer Empfehlung habe ich mir „Die Erfindung des Lebens“ gekauft und in einem Rutsch durchgelesen. Natürlich bekam ich Appetit auf mehr. So habe ich dann zunächst mal „Die große Liebe“ einverleibt und werde mir sicher so nach und nach alle Romane anschaffen. Inzwischen gibt es sie sicher alle als Taschenbuch.

@Yamina und marina
Tucholskys Gripsholm lass ich mir nicht vermiesen. Ich weiß nicht wie oft ich diese bezaubernde Liebesgeschichte schon gelesen habe (und sicher noch oft lesen werde).
Pippa