Forum Kunst und Literatur Literatur _Ich war Kind C_ von Christopher Spry

Literatur _Ich war Kind C_ von Christopher Spry

Re: _Ich war Kind C_ von Christopher Spry
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 12.11.2009, 22:45:10
Ich finde es gut, dass es solche Bücher gibt und auch,

@Isabelle, dass Du es hier vorstellst.

Durch meinen Beruf komme ich mit Biografien in Berührung, die ausgesprochen schwer zu verdauen sind und ich bewundere die Kollegen, die auf der Ebene mit Kindern arbeiten.
Wer immer im "normalen" Rahmen gelebt hat, kann sich diese Grausamkeiten kaum vorstellen, weil sie außerhalb des eigenen Erfahrungsbereiches liegen.

Ich konnte immer nur mit Erwachsenen auf dieser Ebene arbeiten, vielleicht weil mir meine eigenen Kinder und später meine Enkelkinder zu nah sind.

Diese Menschenleben sind nachhaltig zerstört worden - niemand kann den Betroffenen diese Lebenszeit zurückgeben, einschließlich einer guten Gesundheit.
Es gibt über gute Therapeuten die Möglichkeit der Erleichterung, aber verändern kann man diese Zeit nicht.
Ein fröhliches Lachen wird Jahrzente dauern. Die Angst wird ständiger Begleiter sein.
Da ich über meinen Beruf diesbezüglich belastet bin, lese ich solche Literatur nicht, denn ich benötige die Zeit außerhalb des Berufes, um wieder Kraft zu tanken.
Und das ein solches Buch zu lesen Kraft kostet, steht außer Zweifel.
Aber nur, wenn die Problematik flächenweit wirklich gesehen und begriffen wird besteht die Möglichkeit, solchen Auswüchsen Einhalt zu gebieten.
Wie wichtig die Aufmerksamkeit von Nachbarn, Verwandten und Freunden ist, hat die Vergangenheit oft genug gezeigt.
--
meli
sissismam
sissismam
Mitglied

Re: _Ich war Kind C_ von Christopher Spry
geschrieben von sissismam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.11.2009, 19:18:55
ich finde deine worte sehr eindrucksvoll und beeindruckend.
du hast recht, man ist es manchmal satt, über das elend zu hören, zu lesen und sich tagelang gedanken zu machen, obwohl man nicht ändern kann.

aber stimmt das so? passiert nicht so viel, gerade weil zuviele wegsehen oder einfach nur desinteresssiert sind?

ich weiss, dass ich dieses buch nicht lesen würde/könnte.
lg


--
sissismam
isabelle
isabelle
Mitglied

Re: _Ich war Kind C_ von Christopher Spry
geschrieben von isabelle
als Antwort auf sissismam vom 13.11.2009, 15:01:28
hallo
ich hab es mir sehr überlegt ehe ich den Beitrag ein stellte. Nicht für jeden ist das lesbar. Das soll jedem überlassen bleiben. Ich denke aber, dass es interessierte Leser gibt. Ich beabsichtige auch damit (gestehe es ein) für dieses Buch zu werben, da die Betroffenen bestimmt am Verkauf beteiligt sind. So wird ihnen ermöglicht gute Therapeuten zu konsultieren.

Auch um wach zu rütteln. In Deutschland gibt es auch viele Kindesmisshandlungen. Wir sollen und müssen wach werden. Nicht Augen und Ohren verschließen. Auch unsere Jugendämter machen Fehler, sehr große sogar.

Leider ist das Thema ja hier scheinbar abgehakt. Ich werde weiter in meinem Bekanntenkreis werben. Ich kann nicht anders. Vielleicht ist es weil ich selbst Mutter und Oma bin? vielleicht auch nur mein Helfersyndrom? Nennt es wie ihr wollt.

Ich will wach rütteln. Haltet die Augen offen! sowas darf es hier nicht geben.
isabelle

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Mitglied_b12f0f2
Mitglied_b12f0f2
Mitglied

Re: _Ich war Kind C_ von Christopher Spry
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf isabelle vom 13.11.2009, 23:35:00

Nein,lesen werde ich dieses Buch ganz sicher nicht!

Ich bin überzeut,daß es für den betroffenen Autor ein erlösender Zwang sein mußte,seine grauenvollen Erlebnisse nieder zu schreiben.

Es ist für mich unsagbar belastend,fast täglich von Kindesmißhandlungen
--sogar von den eigenen Eltern-- hören oder lesen zu müssen!

Ich habe mich stets rechtzeitig eingesetzt,wenn mir bekannt wurde,daß Kinder in irgendeiner Weise gequält wurden!

Ich will nicht in allen Einzelheiten nachlesen,welche unmenschlichen erlebten Leiden beschrieben werden!
Das wäre eine ungeheure Belastung für mich,
besonders,weil ich ja im Nachhinein nicht helfen kann!


Ich hatte 3 eigene und insgesamt 10 Pflegekinder und habe alle gleich liebevoll erzogen und behandelt!

Dieses Buch zu lesen,empfinde ich so ähnlich,als wenn bei schweren Unfällen die Gaffer sensationslüstern zuschauen!

Gudrun
sissismam
sissismam
Mitglied

Re: _Ich war Kind C_ von Christopher Spry
geschrieben von sissismam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.11.2009, 09:07:55
ich muss sagen, ich empfinde das ähnlich.
mir kommt auch oft der gedanke, dass vielleicht einige erst durch genaueste schilderungen auf solche gedanken gebracht werden.

zum thema wegsehen möchte kurz etwas erzählen
es ist 15 oder mehr jahre her (das es mir noch gegenwärtig ist, zeigt wie sehr es mich beschäftigt hat), da bin ich mit der bahn gefahren und mir gegenüber sass eine junge frau, mit (mein eindruck!) einem geliebten ca.1-2 jahre alten sohn und einer ungeliebten, lässtigen ca.5-6 jahre alten tochter.
der junge griff nach den zöpfen des mädchens, sie tat seine hände weg und die mutter maulte das kind an, sie solle den jungen in ruhe lassen.
dann griff der junge nach der brille des mädchens, sie liess es geschehen und nun maulte (man könnte auch keifte schreiben) die mutter, sie solle gefälligst auf ihre brille aufpassen.

das mädchen reagierte kaum, also war sie es wohl gewohnt, an allem schuld zu sein. ich habe selten so traurige kinderaugen gesehen.

hättet ihr was getan/gesagt? meine überlegung war, dass wenn ich was sage, das kind es nur hinterher ausbaden muss.
wie gesagt, es ist mir lange nachgelaufen, ob ich nicht doch was hätte sagen sollen.
lg
was mir jetzt noch einfällt.
isabelle, willst du damit sagen,dass diese misshandelten ihre therapie auch noch selber bezahlen müssen?
lg
--
sissismam
isabelle
isabelle
Mitglied

Re: _Ich war Kind C_ von Christopher Spry
geschrieben von isabelle
als Antwort auf sissismam vom 14.11.2009, 11:55:28
Ich weiß das leider nicht. Mit den Gegebenheiten im englischen Gesundheitssystem kenne ich mich nicht aus. Aber ich denke, falls sie teure Medikamente, teure Ärzte usw. haben müssen, können sie jeden Pfennig gebrauchen. Durch seine Behinderung ist Christopher ja auch eingeschränkt, wodurch er auch beruflich bestimmt ein Handycap hat.Geld wird von allen benötigt. Sie sollen wenigstens in Zukunft sich ein besseres Leben leisten können.
Wie gesagt, das ist meine Einstellung und meine Meinung.

Bestimmt denken einige anders da rüber, ich bin so und kann mich nicht ändern.
Danke wieder für deinen Eintrag.

--
isabelle

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enigma
enigma
Mitglied

Re: _Ich war Kind C_ von Christopher Spry
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.11.2009, 09:07:55
Guten Tag Gudrun,

die Erziehungsarbeit, die Du, wie Du es beschreibst, jahrelang geleistet hast, ehrt Dich, der letzte Satz in Deinem Beitrag nicht, jedenfalls ist das meine Meinung.

Ganz im Gegenteil empfinde ich es fast als Anmaßung, wenn Du Dich über mögliche Motive von Menschen auslässt, die dieses Buch lesen möchten.
“Dieses Buch zu lesen, empfinde ich so ähnlich,als wenn bei schweren Unfällen die Gaffer sensationslüstern zuschauen!“


Ich kann gut akzeptieren, dass Menschen dieses Buch nicht lesen können, weil es für sie zu schmerzlich ist, über das Elend, in dem junge Menschen jahrelang leben mussten, zu lesen, denn dadurch muss es der Leser ja tatsächlich irgendwie mit ertragen.

Aber ich erwarte gleichermaßen auch Akzeptanz, wenn es Menschen z.B. wie Isabelle gibt, die diese Geschehnisse an sich heran oder - besser gesagt - in sich hineinkommen lassen, um, wie sie selbst sagt, durch ihre „Werbung“ für das Buch den Betroffenen einen Teil der Einnahmen aus dem Buchverkauf zukommen zu lassen, zum andern aber auch, um eine noch höhere Sensibilität für dieses Thema zu entwickeln und die Wahrnehmung zu schärfen, falls so etwas sich in der eigenen Umgebung ereignen sollte.

Wie würdest Du es denn beurteilen, wenn jemand Bücher liest oder sich sogar Filme über Kriege ansieht, einschließlich der Opfer, die da verstümmelt oder getötet werden?
Ist das auch eine Art von Voyeurismus für Dich?
Oder doch vielleicht auch eine Methode, dieses Grauen auf sich einwirken zu lassen, um mit aller Kraft, die man selbst hat, dagegen anzugehen?

Persönlich stehe ich auf dem Standpunkt, dass ich es ertragen kann zu lesen, was andere ertragen mussten zu (er)leben , akzeptiere aber auch, dass es Menschen gibt, die das für sich anders sehen.

Aber meine Sicht der Dinge und die Ankündigung, das Buch lesen zu wollen, möchte ich ebenso respektiert wissen und nicht als „sensationslüsterne Gafferei „ beurteilt und für mein Empfinden auch verunglimpft lesen.

Gruß an alle, besonders an Isabelle.


--
enigma
Mitglied_b12f0f2
Mitglied_b12f0f2
Mitglied

Re: _Ich war Kind C_ von Christopher Spry
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 14.11.2009, 12:56:42
enigma

ich habe meine persönliche,sachlich formulierte Aussage gemacht über meine Überlegungen zur gestellten Diskussion ,die nicht beurteilt werden sollte!

Auch von dir nicht!

Ich habe den 3 Weltkrieg noch in aller Grausamkeit erlebt.......

das als Antwort bezgl. Kriegsfilme oder-bücher!

(die ich auch nicht lesen würde)

Allein die Vorstellungen sind für mich grausam genug!

Mein Vater ritt vor einem Munitionszug her als Offizier an die Front,bekam Beschuß-
er hat kein Soldatengrab-

ich habe im Kugelhagel von Jabo-Fliegern über meinem jüngeren Bruder schützend gelegen in einem kleinen Wäldchen-

habe als 14-Jährige im brennenden Siegen geholfen,wurde dabei von einer glühenden Metallwand am Kopf verletzt-

statt morgens ins Gymnasium zu gehen,wurden wir gleich in den Bunker geschickt...........

Es belastet mich unsagbar,daß in aller Welt immer wieder Kriege geführt werden,

ich kann so sehr die Leiden der Menschen nachempfinden,von denen berichtet wird in den Medien,es erschüttert mich so sehr,

aber ich muß wirklich nicht 'augenscheinlich' davon Kenntnis nehmen.!

Gudrun



enigma
enigma
Mitglied

Re: _Ich war Kind C_ von Christopher Spry
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.11.2009, 09:47:00
Hallo Gudrun,

das alles habe ich doch nicht in Zweifel gezogen.
Es geht mir doch nicht darum, Deine Gefühle zu verletzen oder Erlebtes zu verharmlosen.
Dass Du einiges erlebt hast und darunter gelitten, wie viele andere auch in einem Senioren-Forum, daran besteht doch überhaupt kein Zweifel. Das kann ich auch voll nachvollziehen.
Durch den Krieg sind auch in meiner Familie Verluste zu beklagen gewesen.

Mein Beitrag ging doch ausschließlich um die Beurteilung und darin enthaltene Kritik, die Du über die Mentalität der potentiellen Leser des Buches abgegeben hast als “sensationslüsterne Gaffer usw.” Ich dachte, das wäre deutlich gewesen. Und ich finde es immer noch deutlich. Darauf bist Du allerdings mit keinem Wort eingegangen.

Aber gut, wenn Du das nicht so sehen kannst, lassen wir jetzt einfach alles so stehen.

Gruß

--
enigma
Mitglied_b12f0f2
Mitglied_b12f0f2
Mitglied

Re: _Ich war Kind C_ von Christopher Spry
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 15.11.2009, 10:10:00
Mein Beitrag ging doch ausschließlich um die Beurteilung und darin enthaltene Kritik, die Du über die Mentalität der potentiellen Leser des Buches abgegeben hast als “sensationslüsterne Gaffer usw.”

enigma

was soll das?

Ich habe absolut keine Wertung der möglichen Leser von Schilderungen dieser grauenvollen Erlebnisse etc.abgegeben,
sondern lediglich zum Ausdruck gebracht,daß:

ich es so empfinde!

Und dazu stehe ich!

(Dieses Buch zu lesen,empfinde ich so ähnlich,als wenn bei schweren Unfällen die Gaffer sensationslüstern zuschauen!)
Das waren meine Worte.

Ich bleibe bei meiner Meinung,daß so unfaßbar grausige Geschehnisse nicht
unbedingt in allen Einzelheiten veröffentlicht werden sollten!

Täglich werden Kindesmißhandlungen bekannt gemacht und erschüttern mich zutiefst!

Täglich werden Menschen durch brutale Ereignisse wie Krieg oder Haß verletzt,verstümmelt oder getötet.

Meine Meinung:

anstatt das als Gesprächsthema zu wählen,oder schaudernd
aber im gemütlichen Sessel sitzend(!)
auch davon zu lesen......
sollten man besser überlegen,was zu tun ist,um derartigen Brutalitäten,Gefühlsroheiten bzw.Lust zu quälen oder töten
den Nährboden zu entziehen!

Gudrun




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