Plaudereien "Pflichtkinder"

yuna
yuna
Mitglied

Re: "Pflichtkinder"
geschrieben von yuna
als Antwort auf liz vom 13.02.2012, 10:52:11
Liz, ich glaube wir haben die gleiche Doku gesehen, wenn es auch bei mir schon etwas länger her ist.
Ähnliche Dokus gibt es auch aus China und Indien.

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In all diesen Ländern (speziell in Japan und China) herrscht diese Leistungsgesellschaft, von der sie in Europa (noch) träumen.

In Japan und China beispielsweise ist alles auf eine top Ausbildung ausgerichtet. Es geht eben nicht darum, mit seinen Kindern anzugeben. Es geht darum ihnen alle Türen für die Zukunft offen zu halten. Die Kinder müssen überdurchschnittlich gut sein, um später ihren Beruf frei wählen zu können oder wenigstens aus der Armut der Familie herauszukommen (China).
Deshalb werden sie bereits im Alter von 2-3 Jahren unterrichtet.
Sie alle streben einen höheren Schulabschluss an, im besten Falle studieren sie dann.
Ein gutes Beispiel für richtigen Drill sind die chinesischen Zirkuskinder. Da fließen auch Tränen bei den Kleinen. Aber es ist oft ihre einzige Chance, aus der Armut herauszukommen. Deshalb schicken die Eltern ihre Kinder auf solche Schulen.
Und, auch wenn die Kinder dort übermäßig hart trainieren, bekommen sie trotzdem alles, was sie brauchen. Sie erhalten eine sehr gesunde Ernährung, sie erhalten eine gute schulische Ausbildung und sie erlernen Disziplin.
Kinder und Disziplin passt erst mal nicht zusammen, man denkt sofort an ein unfreies Kind, das seine Kindheit nicht richtig ausleben kann.
Aber wessen Schuld ist das?
Die Schuld der Eltern, die ihre Kinder so bald wie möglich daran gewöhnen wollen, was später auf sie zukommt, damit sie dann keine Schwierigkeiten mehr haben sich zurechtzufinden, oder ist es die Schuld einer ausgeprägten Leistungsgesellschaft, die disziplinierte, hoch ausgebildete Menschen nicht nur erwartet sondern voraussetzt?

Es wird mit Sicherheit noch schlimmer werden, bis die ersten zusammenbrechen.
In Japan gibt es seit vielen Jahren eine Krankheit, die nicht selten bei Jugendlichen, oft spätestens mit dem 20. Lebensjahr auftreten - bei uns ist die Krankheit als "Burnout" bekannt. In Japan läuft sie aber etwas anders ab: Irgendwann brechen die Jugendlichen unter dem Leistungsdruck zusammen (da ist es egal, ob sie schon früh gedrillt wurden oder ihre Kindheit hatten und deshalb später völlig überfordert waren im Vergleich), sie verlassen dann einfach nicht mehr ihr Zimmer.
Über Monate hocken sie da drin und kommen einfach nicht mehr raus.
Die nächste Stufe (manchmal schon ab Ende 20) ist dann Karoshi - die überarbeiteten Menschen fallen einfach tot um. Der Leistungsdruck ist zu hoch, weil der Durchschnitt der erbrachten Leistung schon ein extrem hohes Niveau hat und dieses sehr hohe Niveau wird somit als selbstverständlich angesehen. Wer es nicht erreicht, hält sich automatisch für einen Versager. Schließlich schaffen es alle anderen doch auch.
Viele dieser Menschen, die nicht mal diese durchschnittliche Leistung erbringen können auf Dauer, stürzen in tiefe Depressionen und begehen dann oft Suizid.

Ansätze davon gibt es in Deutschland inzwischen auch schon. Man sagt, jeder Dritte in Deutschland, ist schon mal an einer ernsten Depression erkrankt.
Insgesamt gibt es 4 Millionen Menschen aktuell, die an schweren Depressionen leiden und deshalb behandelt werden.
Depressionen ergeben sich oft daraus, dass sich der Mensch überflüssig fühlt. Er wird nicht gebraucht, weil er keine Leistung bringen kann. Alle kommen voran nur man selbst nicht. Warum können es andere, warum kann man es selbst nicht?
Ein anderer Weg ist, dass man an sich selbst übermäßig hohe Anforderungen stellt und sie einfach nicht erfüllen kann - das kann man zumindest als Elternteil im Vorfeld verhindern, indem man als Mutter/Vater dem Kind früh die nötige Beachtung schenkt, damit es später nicht das Gefühl hat sich immer noch übermäßig beweisen zu müssen - mehr, als es das eigentlich müsste.

Der nächste Schritt, wenn sich jemand mit Depressionen nicht behandeln lässt oder sich auch nur irgendwie Hilfe sucht, ist dann der Suizid.

Was also tun?
Das Kind früh daran gewöhnen, hohe Leistungen zu bringen, damit es das nicht mehr als solchen Druck empfindet, oder das Kind Kind sein lassen und später mit den Folgeerscheinungen kämpfen müssen, wenn das Kind schon so gefestigt ist, dass man es nicht mehr "umgewöhnen" kann?

Nur eine andere Sichtweise des Problems.
Möchte nicht sagen, dass es nicht auch Eltern gibt, die ihre Kinder zu Vorzeigepüppchen dressieren wie einen Hund und als Accessoire bei sich haben - die gibt es ohne Zweifel auch.
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: "Pflichtkinder"
geschrieben von eleonore
als Antwort auf Grenzlandfrau vom 13.02.2012, 12:45:33
Ja, ja früher war alles besser und früher haben sich diejenigen, die heute meinen, über die jüngren Leute lästern zu dürfen, sich aufgeregt, wenn die Alten ihre Meinung sagten.

Ich finde es ziemlich überzogen, was hier abgeht, und über die Beweggründe von Leuten, Kinder in die Welt zu setzen nicht nur zu spekulieren, sondern auch noch zu urteilen, muss wohl einer wahnsinnigen Langeweile entspringen.

Liebe Rentner, freut euch der Karriereeltern, sie sind die Gutverdiener, die HEUTE eure Rente bezahlen!



ich hab mit kein wort erwähnt, dass früher alles besser war.
mir geht lediglich darum, ob man kinder ihr kindsein wegnehmen darf.
was bitte hat das mit langeweile zu tun?
die verlierer sind doch die kinder, oder?
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: "Pflichtkinder"
geschrieben von rolf †
als Antwort auf Grenzlandfrau vom 13.02.2012, 12:45:33
[...]
Liebe Rentner, freut euch der Karriereeltern, sie sind die Gutverdiener, die HEUTE eure Rente bezahlen!

Ich glaube kaum, daß die Karriereeltern meine Rente zahlen.
Als Gutverdienende dürften sie wohl kaum Mitglieder der GRV sein.

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Re: "Pflichtkinder"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eleonore vom 13.02.2012, 13:39:13

es ist doch immer so:

entweder sind die eltern "überbesorgt" -

oder die kinder laufen einfach so nebenher

das mittlere ist richtig - aber fällt nicht so auf.

ich denke, daß es davon auch eine menge gibt

überbehütetsein und verhätschelung und damit verbundene frühförderung bzw.- forderung
finde ich auch extrem die kindheit einengend
myrja
myrja
Mitglied

Re: "Pflichtkinder"
geschrieben von myrja
als Antwort auf yuna vom 13.02.2012, 12:48:59

..........
Und, auch wenn die Kinder dort übermäßig hart trainieren, bekommen sie trotzdem alles, was sie brauchen. Sie erhalten eine sehr gesunde Ernährung, sie erhalten eine gute schulische Ausbildung und sie erlernen Disziplin.
..........
geschrieben von yuna

Fettdruck von Myrja

Ist das wirklich alles was Kinder brauchen? Arme Kinder!!!

Gottseidank ist die Mehrzahl der Eltern da anderer Meinung und geben ihren Kindern dazu auch genügend Liebe, Freiheit sich zu entfalten und Geborgenheit.

Eine gesunde Mischung von allem wäre wohl das Richtige. Selbstverständlich darf man eine gesicherte Zukunft der Kinder nicht aus den Augen verlieren, aber alles bitteschön in Maßen, sonst stiehlt man den Kindern einen wichtigen Teil ihres Lebens.

Myrja
yuna
yuna
Mitglied

Re: "Pflichtkinder"
geschrieben von yuna
als Antwort auf myrja vom 13.02.2012, 13:50:50
Hm, mir ging es darum aufzuzeigen, dass man sich dort auch um die Kinder kümmert und sie nicht nur quält, was gerade bei chinesischen Zirkuskindern im Westen das allgemeine Klischee ist.
Wenn die Kinder Sorgen haben, besprechen sie auch diese mit ihnen.
Nur der Alltag ist halt ausgeplant, für's Kindsein gibt es zwar Zeit, aber nicht viel.
Die Gründe habe ich ja beschrieben.

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olga64
olga64
Mitglied

Re: "Pflichtkinder"
geschrieben von olga64
als Antwort auf rolf † vom 13.02.2012, 13:43:41


Ich glaube kaum, daß die Karriereeltern meine Rente zahlen.
Als Gutverdienende dürften sie wohl kaum Mitglieder der GRV sein.


Wenn diese "Karriereeltern" keine Vorstände oder Geschäftsführer sind (und das sind die meisten ja nicht), zahlen sie sehr wohl die Rente im Umlageverfahren der aktuellen Rentner. Und dies bis zum Höchstbeitrag ihrer Bezüge, der aktuell bei monatlich 5.500.-- Euro liegt.
Einen generellen Ausstieg aus der gesetzlichen Rentenversicherung gibt es nicht mehr. Wer nicht einzahlt, sind z.B. 400.-- Euro Jobber, H 4-Empfänger und sog. Selbsständige, die in einem 1-Mann-Unternehmen später staatliche Transferleistungen benötigen, wenn es um ihre Rente geht, da sie grossenteils die Vorsorge hierfür der Allgemeinheit überlassen. Olga
Grenzlandfrau
Grenzlandfrau
Mitglied

Re: "Pflichtkinder"
geschrieben von Grenzlandfrau
als Antwort auf olga64 vom 13.02.2012, 16:56:09
Doch, es muss Langeweile sein, die antreibt, sich über Sachverhalte Gedanken zu machen, zu spekulieren, die offensichtlich nicht zu durchschauen sind.
Wenn hier jemand von "Karriereeltern" redet, wie es in dieser Form geschieht, muss ich davon ausgehen, dass diese Redner keine Ahnung haben, was "Karriereeltern" überhaupt sind, was sie tun, wie sie leben.
Ich finde es unglaublich, wie hier vermutete und verurteilt wird. Wer nicht arbeiten geht und sich staatlicherseits alimentieren lässt, soll keine Kinder kriegen ("die kümmern sich ja auch nicht richtig"), wer arbeiten geht, soll auch keine kriegen, wer leistungsbezogen denkt und handelt, kann gar kein Kind lieben. Den Kindern wird die Kindheit genommen.
Ich fasse es einfach nicht, dass hier nun von "Pflichtkindern" gesprochen wird.

Diejenigen, die als nicht erwerbstätige Vollzeitehefrauen und -Mütter ihr Leben verbracht und ihren Kindern die angeblich tolle Kindheit ermöglicht haben, sind gerade diejenigen, die heute von den Karriereeltern finanziert werden, denn eigene Rente werden sie ja kaum erwirtschaftet haben.
Wir sollten alle froh und dankbar sein über jeden, der Steuern und Beiträge zahlt.

Re: "Pflichtkinder"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Grenzlandfrau vom 13.02.2012, 22:11:08
Was mich viel mehr stört, sind diese Verallgemeinerungen. Woher will ich wissen, aus welchen Beweggründen Leute Kinder bekommen? Wer gibt mir das Recht, darüber zu urteilen, dass oder warum sie sie bekommen haben? Sind die Beweggründe wirklich bei allen die gleichen, nämlich Kinder als „Pflichtkinder“ (ein schrecklicher Ausdruck) zu produzieren? Gibt es da keine Unterschiede?
Und was ist besser? Kinder, die vernachlässigt werden, oder Kinder, die vielleicht sogar ein bisschen zu viel gefördert werden?
Woher weiß ich, wann die Vernachlässigung und wann das Zu-viel-Fördern beginnt? Wo ist der Anfang, und wo sind die Grenzen? Fragen über Fragen.

Und zum Schluss: Ist es nicht traurig, dass Kinder in den Diskussionen der potentiellen oder auch realen Großeltern vorwiegend als Finanzierungsmodell behandelt werden? Ich hoffe doch, dass es noch Eltern (und auch Großeltern) gibt, die Kinder als Wert an sich sehen und nicht nur als „Pflichtkinder“ oder als pragmatischen Wert ihrer Rentenerwirtschaftung bzw. Ihres Rentenerhalts.

Und, Mart, bevor Missverständnisse aufkommen: Nein, ich schreibe das nicht, um „wiederum einmal Frust abzulassen“. Das könnte man dann einigen anderen Beiträgen hier viel eher unterstellen, meine ich. Tu ich aber nicht, ich nehme mir nur die Freiheit, einiges in Frage zu stellen, mit Unterstellungen lasse ich lieber andere arbeiten.
sonja47
sonja47
Mitglied

Re: "Pflichtkinder"
geschrieben von sonja47
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.02.2012, 12:25:23
@mart1

die Post von eleonore finde ich absolut nicht abwertend, eleonore schreibt
sehr sachlich!

Kinder von sehr jungen Eltern werden auch in meiner Umgebung am Zürichsee
sehr viel freier erzogen sprich: sie dürfen selber Neues für sie intressant findendes endtecken!

Wobei ich bei Eltern so ca. ab 35 eine Ängstlichkeit und sehr wohl ein
überbehüten wahrnehme!

Was ich immer als schlimm empfinde ist: zum Sport sollen die Kinder in der Freizeit gehen, z.B. zum Fussballplatz hätten sie von hier aus 10 Min. zu
gehen, doch nein Mamma fährt sie hin und holt sie auch wieder mit dem Auto zurück, Kollegialität entsteht doch durchaus auch beim freien Lauf zum Sport, hier wird den Kindern was sehr wichtiges unterschlagen!

(n.B. ich beziehe das erwähnte auf unsere Wohngemeinde mit gut 4000 Einwohner)

Sonja

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