Plaudereien Schrullen und Originale
Wir Mittelstands-Schwaben haben (was vielleicht nicht allgemein bekannt ist ) einen Hang zur "Höheren Kultur", den wir auch ganz gerne zeigen. Und wir haben die, manchmal unglückliche, Gewohnheit, an fast alles die Verniedlichungsform -le anzuhängen (bekanntestes Beispiel: Spätzle).
Ich hörte vor Jahren eine Anekdote von der SWF-Moderatorin Siggi Harreis, die erzählte, dass ihre Nachbarin ihre Kinder etwas hochgestochen benannt habe und nun öfter zu hören war: "Kleopatrale, Parzivale, Essa komma!"
Einige Monate später zog ich um in einen Stuttgarter Vorort. Könnt ihr euch mein helles Entzücken vorstellen, als ich am ersten Sonntagmittag in neuer Umgebung den Ruf vernahm: "Aglaiale, komm, mir wellet zur Oma"...
Ich hörte vor Jahren eine Anekdote von der SWF-Moderatorin Siggi Harreis, die erzählte, dass ihre Nachbarin ihre Kinder etwas hochgestochen benannt habe und nun öfter zu hören war: "Kleopatrale, Parzivale, Essa komma!"
Einige Monate später zog ich um in einen Stuttgarter Vorort. Könnt ihr euch mein helles Entzücken vorstellen, als ich am ersten Sonntagmittag in neuer Umgebung den Ruf vernahm: "Aglaiale, komm, mir wellet zur Oma"...
Kennt Ihr noch (Dr.) Carl Wolff und seine "Unzulänglichkeiten"?
Hier einige Kostproben, die leider nur noch in Antiquariaten zu finden sind:
Der Rahmen
Der Bilderrahmen sitzt nach alter Sitte
rings um das Bild. Das Bild sitzt in der Mitte.
Das Bild als solches sagt uns vielerlei.
Der Rahmen ist nur äußerlich dabei.
Zeigt auch das Bild die sonnigsten Gefilde,
der Rahmen leider, der ist nie im Bilde.
Die Rose
Meiner Liebsten heftete ich lose
an den Gürtel eine dunkelrote Rose.
Noch bevor die Sonne sank,
wurde meine Liebste krank.
Diagnose:
Gürtelrose.
Nägel
Nägel sitzen meistens an der Wand.
Andre Nägel sitzen an der Hand.
Daß der Hammer sie nicht unterscheidet,
ist, woran der Fingernagel leidet.
Der Feuermelder
Der Feuermelder, weil man ihn so nennt,
soll immer melden, wann und wo es brennt.
Im steten Vollbewußtsein dieser Pflicht
kränkt ihn das eine: Meistens brennt es nicht.
Und doch, da glüht der Tabak, hier ein Herz.
Genau genommen, brennt es allerwärts.
Das merkt er alles aus Intelligenz
und möchte dauernd schrein: Hallo. Hier brennt’s!
Das darf er nicht. Vorher muß er sich fragen:
Ist meine Scheibe denn auch eingeschlagen?
Er tut mir leid. Man kriegt das Leben satt,
wenn man so selten was zu melden hat.
Der Tausendfüßler
Ein Frosch, der auf vier Beinen hüpft,
hüpft dadurch, daß er diese lüpft.
Sechs Beine hat der Hundefloh;
mit diesen macht er’s ebenso
und kann, weil er zwei mehr besitzt,
bewirken, daß er höher flitzt.
Ich möchte, um Rekord zu hüpfen,
in einen Tausendfüßler schlüpfen
und plötzlich alle Füße lüpfen.
Die Anschlagsäule
Eine Anschlagsäule steht vor meinem Haus,
die sieht wie immer etwas ängstlich aus.
Gestern sah ich, daß sie heimlich zitterte,
weil sie einen neuen Anschlag witterte.
Hier einige Kostproben, die leider nur noch in Antiquariaten zu finden sind:
Der Rahmen
Der Bilderrahmen sitzt nach alter Sitte
rings um das Bild. Das Bild sitzt in der Mitte.
Das Bild als solches sagt uns vielerlei.
Der Rahmen ist nur äußerlich dabei.
Zeigt auch das Bild die sonnigsten Gefilde,
der Rahmen leider, der ist nie im Bilde.
Die Rose
Meiner Liebsten heftete ich lose
an den Gürtel eine dunkelrote Rose.
Noch bevor die Sonne sank,
wurde meine Liebste krank.
Diagnose:
Gürtelrose.
Nägel
Nägel sitzen meistens an der Wand.
Andre Nägel sitzen an der Hand.
Daß der Hammer sie nicht unterscheidet,
ist, woran der Fingernagel leidet.
Der Feuermelder
Der Feuermelder, weil man ihn so nennt,
soll immer melden, wann und wo es brennt.
Im steten Vollbewußtsein dieser Pflicht
kränkt ihn das eine: Meistens brennt es nicht.
Und doch, da glüht der Tabak, hier ein Herz.
Genau genommen, brennt es allerwärts.
Das merkt er alles aus Intelligenz
und möchte dauernd schrein: Hallo. Hier brennt’s!
Das darf er nicht. Vorher muß er sich fragen:
Ist meine Scheibe denn auch eingeschlagen?
Er tut mir leid. Man kriegt das Leben satt,
wenn man so selten was zu melden hat.
Der Tausendfüßler
Ein Frosch, der auf vier Beinen hüpft,
hüpft dadurch, daß er diese lüpft.
Sechs Beine hat der Hundefloh;
mit diesen macht er’s ebenso
und kann, weil er zwei mehr besitzt,
bewirken, daß er höher flitzt.
Ich möchte, um Rekord zu hüpfen,
in einen Tausendfüßler schlüpfen
und plötzlich alle Füße lüpfen.
Die Anschlagsäule
Eine Anschlagsäule steht vor meinem Haus,
die sieht wie immer etwas ängstlich aus.
Gestern sah ich, daß sie heimlich zitterte,
weil sie einen neuen Anschlag witterte.
Re: Schrullen und Originale
Danke dir, Roland!
Wieso hast du mir Karl Wolff bis jetzt verheimlicht?
Miriam (dir nochmals verzeihend)
Wieso hast du mir Karl Wolff bis jetzt verheimlicht?
Miriam (dir nochmals verzeihend)
[...]Carl Wolff und seine "Unzulänglichkeiten [...] die leider nur noch in Antiquariaten zu finden sind:
zumindest als Hörbuch sind die "Unzulänglichkeiten" noch zu bekommen, von dem
Herrn Bunge
Mir geht es wie Heide, und ich schließe mich ihrer großen Bitte an euch alle an:
weiter schreiben, schreiben....
DANKE sagt
KarinIlona
weiter schreiben, schreiben....
DANKE sagt
KarinIlona
Die Onkelbrigade
Meine Mutter hat 6 Geschwister, fünf davon sind männlichen Geschlechts. Als Einzelpersonen sind meine Onkel sehr verträglich, im Rudel sind sie fürchterlich...
Der älteste feierte mal einen runden Geburtstag – er hatte viele Gäste geladen, das Haus wurde voll. So zog sich die Brüderbande bald in einen kleinen rustikal eingerichteten Partyraum im Keller zurück. Dort entdeckten sie einen wunderbaren Knochenschinken.
Der Seniorbruder gab strenge Anweisungen: „Ihr könnt alles leersaufen, aber vom Schinken lasst ihr eure Griffel!“ und ging, sich um die anderen Gäste zu kümmern. Ein schwerer Fehler natürlich. Zwar hatte er vermeintlich alle zum Schneiden geeigneten Werkzeuge weggeräumt – an der Wand jedoch hingen Dekorationsstücke, unter anderem Sichel und Wetzstein...
Vom Schinken blieb nur der Knochen übrig.
Meine Mutter hat 6 Geschwister, fünf davon sind männlichen Geschlechts. Als Einzelpersonen sind meine Onkel sehr verträglich, im Rudel sind sie fürchterlich...
Der älteste feierte mal einen runden Geburtstag – er hatte viele Gäste geladen, das Haus wurde voll. So zog sich die Brüderbande bald in einen kleinen rustikal eingerichteten Partyraum im Keller zurück. Dort entdeckten sie einen wunderbaren Knochenschinken.
Der Seniorbruder gab strenge Anweisungen: „Ihr könnt alles leersaufen, aber vom Schinken lasst ihr eure Griffel!“ und ging, sich um die anderen Gäste zu kümmern. Ein schwerer Fehler natürlich. Zwar hatte er vermeintlich alle zum Schneiden geeigneten Werkzeuge weggeräumt – an der Wand jedoch hingen Dekorationsstücke, unter anderem Sichel und Wetzstein...
Vom Schinken blieb nur der Knochen übrig.
Re: Schrullen und Originale
Lache Blaustrumpf:
so eine "Onkelbande" muß erst einmal verkraftet
werden, wie mögen die bloß als Halbstarke
gewesen sein?
Hier wieder eine kleine Anekdote aus der Familie:
Starenkasten
Mein Berliner Cousin Bernd, der jüngste Bruder
meiner doppelt getauften Cousine (Sie erinnern sich?),
kam mich gleich nach der Wende besuchen.
Eine Stadtrundfahrt stand auf dem Programn,
Bernd zeigte an allem großes Interesse und
plötzlich meinte er zu mir "Ihr habt aber viele
Starenkästen in der Stadt.
Starenkästen in der Stadt? Ich war überrascht,
mir war das noch überhaupt nicht aufgefallen,
peinlich, peinlich, darauf mußte ich etwas erwidern.
Na ja weißt Du, die Bremer sind halt Vogelliebhaber,
die sorgen für ihre Stare .....
worauf er mich seinerseits verblüfft ansah.
Irgendwann kam dann heraus, daß er die grünen
von der Polizei installierten Kästen meinte, mit
denen Geschwindigkeitsüberschreitungen "geblitzt"
wurden. Unser Gelächter klingt mir noch heute in den Ohren.
Medea.
so eine "Onkelbande" muß erst einmal verkraftet
werden, wie mögen die bloß als Halbstarke
gewesen sein?
Hier wieder eine kleine Anekdote aus der Familie:
Starenkasten
Mein Berliner Cousin Bernd, der jüngste Bruder
meiner doppelt getauften Cousine (Sie erinnern sich?),
kam mich gleich nach der Wende besuchen.
Eine Stadtrundfahrt stand auf dem Programn,
Bernd zeigte an allem großes Interesse und
plötzlich meinte er zu mir "Ihr habt aber viele
Starenkästen in der Stadt.
Starenkästen in der Stadt? Ich war überrascht,
mir war das noch überhaupt nicht aufgefallen,
peinlich, peinlich, darauf mußte ich etwas erwidern.
Na ja weißt Du, die Bremer sind halt Vogelliebhaber,
die sorgen für ihre Stare .....
worauf er mich seinerseits verblüfft ansah.
Irgendwann kam dann heraus, daß er die grünen
von der Polizei installierten Kästen meinte, mit
denen Geschwindigkeitsüberschreitungen "geblitzt"
wurden. Unser Gelächter klingt mir noch heute in den Ohren.
Medea.
Diese Geschichte kenne ich nur aus Erzählungen von meiner Mutter und ihren Geschwistern.
Meine Großeltern besaßen in einer Kleinstadt am Bodensee ein wunderschönes großes Stadthaus. Die Beiden hatten sieben Kinder. Klar, dass da immer was los war.
Eines Tages bügelte meine Oma in ihrer großen Küche fröhlich vor sich hin, als plötzlich von der Decke Blut auf ihr Gebügeltes tropfte. Sofort war ihr klar, dass über ihr auf dem Speicher etwas Fürchterliches geschehen sein musste. Sie rief ziemlich hysterisch nach meinem Opa. Der schlich sich, mit einem Teppichklopfer bewaffnet, nach oben.
Was er da sah, das schlug dem Fass sprichwörtlich den Boden aus. Da saßen doch ganz ausgelassen fröhlich sein Ältester, damals ca. 8 Jahre alt, und sein Freund in einem Zuber voller roter Flüssigkeit, die sich längst auch schon auf dem Fußboden verteilte und wohl auch das "Blut" auf Omas Bügelwäsche erklärte.
Schnell war klar, was das für eine Flüssigkeit war. Es war feinster Rotwein. Die beiden Buben hatten am Zapfhahn des Rotweinfasses herumgespielt, natürlich das Getränk ausgiebig probiert und bekamen dann den Hahn nicht mehr zu. Aber sie wussten sich zu helfen. Die Zwei schoben den Zuber unter den Zapfhahn und als die Wanne voll war, zogen sie sich aus und plantschen darin mit viel Freude wie wild herum.
Mein Opa schnappte sich die Beiden und trieb sie mit dem Teppichklopfer pudelnackt nach unten, vorbei an den schadenfroh grinsenden Geschwistern.
Myrja
Meine Großeltern besaßen in einer Kleinstadt am Bodensee ein wunderschönes großes Stadthaus. Die Beiden hatten sieben Kinder. Klar, dass da immer was los war.
Eines Tages bügelte meine Oma in ihrer großen Küche fröhlich vor sich hin, als plötzlich von der Decke Blut auf ihr Gebügeltes tropfte. Sofort war ihr klar, dass über ihr auf dem Speicher etwas Fürchterliches geschehen sein musste. Sie rief ziemlich hysterisch nach meinem Opa. Der schlich sich, mit einem Teppichklopfer bewaffnet, nach oben.
Was er da sah, das schlug dem Fass sprichwörtlich den Boden aus. Da saßen doch ganz ausgelassen fröhlich sein Ältester, damals ca. 8 Jahre alt, und sein Freund in einem Zuber voller roter Flüssigkeit, die sich längst auch schon auf dem Fußboden verteilte und wohl auch das "Blut" auf Omas Bügelwäsche erklärte.
Schnell war klar, was das für eine Flüssigkeit war. Es war feinster Rotwein. Die beiden Buben hatten am Zapfhahn des Rotweinfasses herumgespielt, natürlich das Getränk ausgiebig probiert und bekamen dann den Hahn nicht mehr zu. Aber sie wussten sich zu helfen. Die Zwei schoben den Zuber unter den Zapfhahn und als die Wanne voll war, zogen sie sich aus und plantschen darin mit viel Freude wie wild herum.
Mein Opa schnappte sich die Beiden und trieb sie mit dem Teppichklopfer pudelnackt nach unten, vorbei an den schadenfroh grinsenden Geschwistern.
Myrja
so eine "Onkelbande" muß erst einmal verkraftet
werden, wie mögen die bloß als Halbstarke
gewesen sein?
Gerüchten zufolge (damals gab es mich natürlich noch gar nicht) die Schrecken der Nachbarschaft und der Schwarm (die Schwärme?) aller jungen Mädchen. Hübsch waren die Burschen nämlich auch noch...
Einer beherrschte einen netten Trick, den ich als Teenie dann oft versucht und nie geschafft habe: Zigarette auf den Handrücken legen, draufschlagen (auf den Handrücken) und die hochfliegende Zigarette dann mit dem Mund auffangen - wir Kinder haben ihn dafür natürlich verehrt wie einen Halbgott...
@ myrja: schöne Geschichte, ich kann mir auch lebhaft vorstellen, wie das Haus - und die Buben - gerochen haben, bis sich der Weindunst verflüchtigte.
Onkel Franz, das Unikum,
wenn Tante Hilde und Onkel Franz mit meiner Cousine Monika zu Besuch kamen war
immer Stimmung angesagt. Keiner konnte so gut Späße machen wie Onkel Franz. Der „einarmige Geiger“ ist mir noch gut in Erinnerung.
Er trug ein Jackett, den linken Arm im Ärmel, damit hielt er Geige und Geigenbogen.
Der rechte Ärmel hing lose herunter.
Heute weiß ich wo sein rechter Arm war
Als Kind schaute ich verschämt auf seinen Hosenschlitz, wenn er dann mit dem Zeigefinger der rechten Hand den Bogen hielt.
Einen Betrunkenen mimte er so naturgetreu, dass einem übel werden konnte. Das Licht
war aus und nur die Geräusche waren zu hören.
Mit dem Taschentuch zauberte er Mäuse und Hasen. Wir haben im dunklen Wohnzimmer Gegenstände unterm Tisch weitergereicht und mussten erraten was es ist. Da fühlte sich sogar eine glitschige Seife oder ein nasser Schwamm eklig an.
Es war nie langweilig, immer hatte er neue Späße auf Lager.
Mittlerweile ist er schon 85, halbseitig gelähmt, aber immer noch zum Blödeln aufgelegt. Was uns als Kinder faszinierte, ist heute oft anstrengend.
Man kommt nicht dazu den Kaffeetisch zu decken, weil Onkel Franz unsere ganze Aufmerksamkeit fordert und am Arm festhält um die neuesten Dönekes loszuwerden.
Trotzdem ist es schön, dass es ihn noch gibt.
LG Carola
wenn Tante Hilde und Onkel Franz mit meiner Cousine Monika zu Besuch kamen war
immer Stimmung angesagt. Keiner konnte so gut Späße machen wie Onkel Franz. Der „einarmige Geiger“ ist mir noch gut in Erinnerung.
Er trug ein Jackett, den linken Arm im Ärmel, damit hielt er Geige und Geigenbogen.
Der rechte Ärmel hing lose herunter.
Heute weiß ich wo sein rechter Arm war
Als Kind schaute ich verschämt auf seinen Hosenschlitz, wenn er dann mit dem Zeigefinger der rechten Hand den Bogen hielt.
Einen Betrunkenen mimte er so naturgetreu, dass einem übel werden konnte. Das Licht
war aus und nur die Geräusche waren zu hören.
Mit dem Taschentuch zauberte er Mäuse und Hasen. Wir haben im dunklen Wohnzimmer Gegenstände unterm Tisch weitergereicht und mussten erraten was es ist. Da fühlte sich sogar eine glitschige Seife oder ein nasser Schwamm eklig an.
Es war nie langweilig, immer hatte er neue Späße auf Lager.
Mittlerweile ist er schon 85, halbseitig gelähmt, aber immer noch zum Blödeln aufgelegt. Was uns als Kinder faszinierte, ist heute oft anstrengend.
Man kommt nicht dazu den Kaffeetisch zu decken, weil Onkel Franz unsere ganze Aufmerksamkeit fordert und am Arm festhält um die neuesten Dönekes loszuwerden.
Trotzdem ist es schön, dass es ihn noch gibt.
LG Carola