Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"

Religionen-Weltanschauungen Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"

luchs35
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Re: Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Edita vom 25.06.2014, 09:06:22
Schon als Papst Franziskus gewählt wurde, war eigentlich klar, dass mit einem erstmalig gewählten Jesuiten als kath. Oberhaupt ein anderer Wind durch den Vatikan fegen wird.
Tatsächlich beweist dieser Papst einen ausserordentlichen Mut, denn sich bei seinem Besuch in Kalabrien, der Hochburg einer der brutalsten Mafiaclans, die Mafiosi zu entkommunizieren und sie aus der Gemeinschaft auszuschliessen, hat er sich sehr mächtige Feinde geschaffen.

Keiner seiner Vorgänger hat sich je in dieser Weise mit der Mafia angelegt und sie quasi verdammt. Vor allem hat er ja nicht - wie es zuvor gehandhabt wurde, lediglich Mord und Raub mit Exkommunion bestraft, sondern sogar die blosse Mitgliedschaft in einem Mafia-Verband, der auch vor Kindermord nicht zurückschreckt, verurteilt.

Da er auch den Augiastall im Vatikan auszumisten beginnt, dürfte ihm aus den eigenen Reihen kaum "Dank", sondern auch hier Feinde einbringen, und es wäre nicht das erste Mal, dass ein Papst plötzlich an einer "unerkannten" Krankheit das Zeitliche segnet.

Luchs
panda
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Re: Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"
geschrieben von panda
als Antwort auf nerida vom 25.06.2014, 08:40:07

Franziskus redet nicht nur revolutionär, er tut auch einiges, aber einen so großen Dampfer wie die katholische Kirche kann man nicht in wenigen Monaten wenden. Es besteht auch durchaus die Möglichkeit, dass Franziskus das zu seinen Lebzeiten nicht schafft.


selbst als Nichtkatholikin bewundere ich den Elan und das Engagement dieses Papstes.
Als ich dann vor kurzem las, dass er alle Mafiaangehörige exkommunizierte und allen Priestern, die der Mafia nahestehen mit drakonischen Strafen drohte, da ging mir der Gedanke durch den Kopf "wie lange werden sie ihn noch gewähren lassen"?
geschrieben von karl


Aber der Katholik Hitler wurde nicht exkommuniziert...
luchs35
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Re: Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"
geschrieben von luchs35
als Antwort auf panda vom 25.06.2014, 15:45:20
Aber der Katholik Hitler wurde nicht exkommuniziert...
geschrieben von Panda:


Nun, das dürfte selbst Papst Franziskus nicht mehr schaffen
Und der damalige Pius VII. hat es ebenso unterlassen wie seine Nachfolger gegenüber anderen "Regierungsfürsten" mit sehr viel Blut an den Händen. Die Päpste haben sich immer brav aus allem rausgehalten, was ihre Macht hätte beeinträchtigen können.

Luchs

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olga64
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Re: Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 25.06.2014, 09:40:59
Ja, sein SChritt gegen die Mafia ist hervorragend - aber dies geht auch nur ,weil die allgemeine Stimmung gegen die Mafia seit Jahren in Italien anders ist und auch die Omerta, sogar in diesen Kreisen, durchbrochen wurde (grossenteils auch von sehr mutigen Frauen).
Ansonsten hat aber der Papst keine grossen Befugnisse auf dem internationalen Parkett - es wäre primär am wichtigsten, Frauen und Homosexuelle besser in die Kirche einzubinden und auch geschiedene Paare nicht mehr kirchenrechtlich zu sanktionieren.
Ansonsten erinnert mich der "neue Papst", der ja so neu nicht mehr ist, ein wenig an Mr Obama. Beide wecken Hoffnung in den Menschen, beide sind gute Rhetoriker, beide erscheinen überzeugend - aber die Menschheit ist nicht mit übermässiger Geduld gekennzeichnet - irgendwann sollten Taten folgen. Beim Papst intern im Vatikan und der katholischen Kirche - daran glaube ich aber persönlich nicht. Olga
Tina1
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Re: Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"
geschrieben von Tina1
Zitat von Karl
"Franziskus redet nicht nur revolutionär, er tut auch einiges, aber einen so großen Dampfer wie die katholische Kirche kann man nicht in wenigen Monaten wenden. Es besteht auch durchaus die Möglichkeit, dass Franziskus das zu seinen Lebzeiten nicht schafft."

Da bin ich anderer Meinung. Ich glaube er kann bestimmt sehr wohl die vielen Ungereimtheiten die sich im Vatikan abspielen ziemlich schnell ändern. Er ist ja das "Oberhaupt" der kath. Kirche, des Vatikans, der ja in allen anderen religiösen Fragen und Fragen die den Vatikan betreffen auch das Machtwort hat. Dafür wurde er ja gewählt.

Aber er äußert sich kaum über all die Fragen die ja nun schon Jahre im Raum stehen, wie Zölibat, Scheidung, Homosexualität, Frauen als Priester und wenn dann sagt er nichts das er da was ändern will. Das sind aber die Punkte die für viele Christen wichtig sind weil sie ihr christliches Leben einschränken. Es gibt also so viele Probleme zu lösen innerhalb der kath.Kirche/Vatikan, warum fängt man dann mit dem Thema Mafia an? Das verstehe ich nicht.

Also ich bin nach wie vor der Meinung das nur reden ohne Taten keine Änderungen bringen kann. Reden, kluge Vorsätze sind gut, stillen aber keinen Hunger, keine Armut in der Welt.
Wie lange sollen die Menschen die als Christen leben, der Kirche dienen noch warten das ihnen von den mächtigsten der kath. Kirche geholfen wird?
Er könnte doch zb ganz schnell viel von dem großen Reichtum des Vatikans an die Länder die es brauchen würden, die er ja bedauert in seinen Reden was abgeben? Er redet doch sinngemäß davon das er vom Prunk weg will, hin zu einer "armen Kirche", also einer Kirche die kein Geld für sich in Anspruch nimmt, für ihr eigenes Wohl, sondern es für die Armen ausgibt. Also ich rede von richtig großer finanzieller Hilfe nicht von den kleinen Spenden die vielleicht schon gemacht wurden.

Ich beurteile eine Kirche darüber, ob man das lebt was man predigt. Wie man bereit ist auf eigenen Luxus zu verzichten, damit man den Armen helfen kann. Und ich denke das war auch das Grundanliegen von Jesus für das Christentum. Aber der Vatikan lebt das ganze Gegenteil, man lebt in Reichtum. Und das immer noch, auch mit einem neuen Papst.
Tina

clara
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Re: Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"
geschrieben von clara
als Antwort auf Tina1 vom 26.06.2014, 10:18:20


Ich beurteile eine Kirche darüber, ob man das lebt was man predigt. Wie man bereit ist auf eigenen Luxus zu verzichten, damit man den Armen helfen kann. Und ich denke das war auch das Grundanliegen von Jesus für das Christentum. Aber der Vatikan lebt das ganze Gegenteil, man lebt in Reichtum. Und das immer noch, auch mit einem neuen Papst.
Tina

Ja, Tina, und deswegen gebe ich bisher wenig bis nichts auf die Predigten von Franziskus. Zu bedenken ist aber, dass ein Papst im Vatikan sehr abhängig von den dortigen Kardinälen und deren Einstellung ist. Ich glaube nicht, dass ein Papst wirklich uneingeschränkte Macht dort hat. Franziskus hütete sich deshalb auch, wichtige theologische Fragen wie die von Dir angesprochenen anzugehen, geschweige denn die verkündete Vormachtstellung der kath. Kirche anzukratzen.
Wer weiß, vielleicht spielte bei seiner Wahl zum Oberhaupt auch das Privileg der Jesuiten eine Rolle, das diesen Bankengründung und - verwaltung zugestand. Die Jesuiten sind darin gewieft, denn Armut gilt für sie nur als Einzelperson, nicht als Gemeinschaft der "Soldaten Jesu".

Clara

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olga64
olga64
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Re: Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 26.06.2014, 11:55:53
Man sollte auch nie vergessen ,dass dieser Papst fast 80 Jahre alt ist und Neuerungen in der Kirche, die ein sehr langer Prozess sein dürften, in ihrer Auswirkung wohl gar nicht mehr erleben würde. Und der nächste Papst - je nach persönlicher Ausgestaltung - würde dann alles wieder revidieren. Ich als Frau habe die Hoffnung,dass sich irgend etwas an den Strukturen innerhalb der Kirche zu "meinen Gunsten" ändern könnte, längst aufgegeben und dies auch durch Austritt aus diesem "Männerclub" schon vor Jahrzehnten so dokumentiert. Olga
luchs35
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Re: Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"
geschrieben von luchs35
als Antwort auf clara vom 26.06.2014, 11:55:53
Wer weiß, vielleicht spielte bei seiner Wahl zum Oberhaupt auch das Privileg der Jesuiten eine Rolle, das diesen Bankengründung und - verwaltung zugestand. Die Jesuiten sind darin gewieft, denn Armut gilt für sie nur als Einzelperson, nicht als Gemeinschaft der "Soldaten Jesu".
geschrieben von Clara:


Weil Du gerade im Zusammenhang mit Papst Franziskus die Banken ansprichst, Clara, möchte ich zufügen, dass die Mafiosi gegen das, was sich in der heutigen Finanzwelt abspielt, geradezu Waisenknaben sind.
Hier sind die kriminellen Kreise noch deutlich breiter gestreut und keinesfalls nur auf Mafiosibanden beschränkt.

Bedenke nur mal die regelmässig wiederkehrenden Finanzkrisen, die stets auf dieselben unseriösen Anlageinstrumente hinweisen -die seg. Derivate, gegen die nichts unternommen wird und deren Schäden ein Vielfaches von dem ausmachen, was Mafiabanden verursachen - wenn man von den oft begleitenden Morden absieht.
Ein renommiertes japanisches Institut hat ausgerechnet, dass die Finanzkrise 2007/08 einen Schaden von rund 55 Billionen US-Dollar verursacht hat.

Soviel dürften sämliche Mafiabanden seit ihrem Bestehen nicht einmal annähernd erreiicht haben.
Von dieser Finanzkrise haben wir uns bis heute nicht erholt, und solange weder internationale Politik und Justiz nicht massiv dagegen vorgehen, wird sich auch nichts ändern. Inzwischen gibt es ja auch geduldete "Schattenbanken" , die Vermögen in Billionenhöhe verwalten und sich jeder Kontrolle entziehen.

So betrachtet, hat Papst Franziskus mit seinem Verdikt gegen die Mafia zwar nur ein laues Windchen verursacht, aber trotzdem ein Zeichen gesetzt, dass wenigstens in den betroffenen Menschen, die von der Mafia bedrängt werden, die Hoffnung, dass sich vieles zum Positiven wenden könne, geweckt wird.

Luchs
Tina1
Tina1
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Re: Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"
geschrieben von Tina1
als Antwort auf luchs35 vom 26.06.2014, 16:56:50

Weil Du gerade im Zusammenhang mit Papst Franziskus die Banken ansprichst, Clara, möchte ich zufügen, dass die Mafiosi gegen das, was sich in der heutigen Finanzwelt abspielt, geradezu Waisenknaben sind.
Hier sind die kriminellen Kreise noch deutlich breiter gestreut und keinesfalls nur auf Mafiosibanden beschränkt.

Bedenke nur mal die regelmässig wiederkehrenden Finanzkrisen, die stets auf dieselben unseriösen Anlageinstrumente hinweisen -die seg. Derivate, gegen die nichts unternommen wird und deren Schäden ein Vielfaches von dem ausmachen, was Mafiabanden verursachen - wenn man von den oft begleitenden Morden absieht.

Luchs

....und deshalb frage ich mich warum sich der Papst als Thema die Mafiosi nimmt...zumal es für ihn wichtigeres geben sollte was er ansprechen müsste...das was sich im Vatikan abspielt, das was Christen und andere beklagen was sie geändert haben wollen...ist das ein Ablenken von den eigentlichen Themen?
Tina
Joe-w
Joe-w
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Re: Papst Franziskus im Gespräch mit der Zeitung "La Vanguardia"
geschrieben von Joe-w
als Antwort auf Tina1 vom 26.06.2014, 10:18:20
Hallo Tina,

Du schreibst, der Papst tut zu wenig uns spricht Themen nicht an. Dieser Meinung bin ich nicht. Papst Franziskus kann aber nicht innerhalb kürzester Zeit die ganze katholische Kirche umkrempeln.

Hier spricht der das Thema Zölibat an:
http://youtu.be/A-x3_5p9Kq4

Hier spicht er über Homosexualität:
http://youtu.be/Eb5llY2asCU

Er spricht bei immer mehr Gelegenheiten an, dass dieses Wirtschaftssystem zu Kriegen führt, dass "dieses Wirtschaftssystem tötet":
http://youtu.be/J-zEKhWyha8
http://youtu.be/N0WSjYm3Z-4
oder hier:
http://www.youtube.com/playlist?list=PLyM0U85-0j4mZsHmkac2n1UAERZG4SduI

Ich finde nicht, dass er zu wenig tut. Was kann der Papst tun, ausser an die Menschen zu appelieren?

Ich bin NICHT der Meinung, dass er das ganze Vermögen der Kirche verschenken soll. Damit könnte er zwar für einen kurzen Augenblick das Leid in der Welt ein bisschen lindern, aber dann geht es genauso weiter wie bisher.

Warum klagen so viele das große Vermögen der Kirche an, aber niemand klagt die großen Vermögen von Aldi, IKEA-Gründer, Bill Gates, Warren Buffet usw. an????

Das gleiche lese ich auch in der BILD-Zeitung. Kirche ist böse, weil sie so viel Vermögen hat.

Mir ist das Vermögen in Händen der Kirche lieber, als das Vermögen in der Hand von ein paar Superreichen. Die Kirche tut wenigstens Gutes mit ihrem Vermögen.

Hoffentlich lebt Papst Franziskus lange genug um noch viele positive Veränderungen für die Menschen auf den Weg zu bringen. Ich habe Angst um ihn, wenn er jetzt der Mafia und den Superreichen auf die Füsse tritt.

Ich bete für ihn.

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