Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales 431 Jahre Haft - was soll der Blödsinn?

Soziales 431 Jahre Haft - was soll der Blödsinn?

julchentx
julchentx
Mitglied

Re: 431 Jahre Haft - was soll der Blödsinn?
geschrieben von julchentx
als Antwort auf ingo vom 05.06.2011, 19:12:50
Soo anders ist das nicht Ingo.

Auch hier ist ein Angeklagter "innocent until proven guilty" = Unschuldig bis Schuld nachgewiesen wird.

In einem andern thread wurde etwas gesagt dass dies in US nicht der Fall waere. Das ist falsch.

Der Unterschied besteht wohl teilweise (wie ich das im andern Thread verstanden habe) darin, dass die Anklage in US
nicht zu Gunsten des Angeklagten recherchieren muss.

Das ist Sache der Verteidigung.

Aber, in US muss die Staatsanwaltschaft ALLES offenbaren (dem Verteidigungsteam) was sie aufdecken, waehrend das Verteidigungsteam der Anklage NICHTS mitteilen muss...sei das auf Unschuld oder auch Schuld hinweissend.
Meiner Meinung nach ein klares Plus fuer den Angeklagten. Verteidigung weiss alles und kann gegenwirken.
Anklage kann ueberraschend mit etwas ueber den Kopf gehauen kriegen waehrend der Verhandlung und kann erst
dann gegenwirken - wenn das ueberhaupt noch moeglich ist.

Die Last des Nachweises von Schuld liegt einzig und alleine bei der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung muss
lediglich dafuer sorgen dass sie "Zweifel" and der Schuld in den Geschworenen (Schoeffen in DE???) generieren kann.
Wenn von 12 Geschworenen, auch nur eine/r Zweifel hat und den Angeklagten aus Gewissensgruenden nicht schuldig
finden kann wird der ganze Prozess Null und NIchtig und muss wiederholt werden. Auch schon drei oder viermal
wenn sein muss und jeder neue Prozess macht die Chancen fuer den Angeklagten besser, da Zeugen sich nicht mehr erinnern, papiere verloren gehen etc etc....
Dann kommt noch Double Jeopardy in Betracht. Siehe OJ Simpson. Er wurde freigesprochen. D.h. er kann niemals
wieder fuer den Mord an seiner Frau und ihrem Bekannten belangt werden. Selbst wenn er morgen ein interview
gibt und in detail erklaert was passiert ist. Auch wieder ein ganz klarer Vorteil fuer den Angeklagten.

Die Geschworenen werden willkuerlich aus dem telefonbuch
gewaehlt (heute wohl durch computer)..muessen vorsprechen und dienen - nur fuer diese eine Verhandlung. Nicht
auf Monate oder Jahre fuer alle moeglichen Prozesse.

Persoenlich finde ich das wesentlich fairer dem Angeklagten
gegenueber, da jahrelang auf einer Bank sitzen und sich einen Prozess anch dem andern reinziehen muessen
koennte viele Geschworene/Schoeffen ein bisschen abhaerten oder besser des-illusionieren den Angeklagten
gegenueber. Denn seien wir doch mal ehrlich miteinander: fast alle Angeklagten beteuern ihre Unschuld, die wenigsten
sind es aber.

Ich habe selber etliche mal vorsprechen muessen (bin jetzt 31 jahre hier) wurde aber nicht gewaehlt als Geschworene.
Aber ich habe Zeit in Gerichtsgebaueden verbracht als Dolmetscher - auf beiden Seiten. Anklage sowie Verteidigung.

HIER ist ein Angeklagter ganz klar im Vorteil. Wobei ich nicht behaupten will dass unser System fehlerlos ist.
Keins ist das - nirgendwo auf der Welt.



schorsch
schorsch
Mitglied

Re: 431 Jahre Haft - was soll der Blödsinn?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf loretta vom 04.06.2011, 19:12:27
Die einzig mögliche Alternative wäre vermutlich die Todesstrafe. Da diese aber nicht möglich ist, werden eben die Strafen für die einzelnen Schandtaten summiert.

Wäre es denn richtiger, dass z.B. ein Mörder, der 20 Menschen umgebracht hat, nur 1 X Lebenslänglich bekommt, genau wie jener, der "nur" 1 Menschen tötete?
olga64
olga64
Mitglied

Re: 431 Jahre Haft - was soll der Blödsinn?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ingo vom 05.06.2011, 19:12:50
[quote=ingo*]Loretta; mit Verlaub: Du hast das amerikansiches Rechtssystem noch nicht verstanden. Es ist vielfach anders, als unseres. Damit müssen wir leben, weil wir es nicht ändern können. Die nächste Überraschung wirst Du beim Prozess gegen Strauss-Kahn erleben. Ich habe mich auch so manches Mal über amerikanische Urteile geärgert, habe das aber inzwischen aufgegeben, weil sinnlos.[/quote]

Als ärgern über amerikanische Urteile würde ich mich nur, wenn ich persönlich davon betroffen wäre. Da dies sehr unwahrscheinlich ist, lebe ich in der auch von Deutschland geforderten Toleranz "andere Länder, andere Sitten".
Eine Parallele in kapitalistisch orientierten Strukturen (und das sind ja die meisten Länder weltweit, ob mit oder ohne Demokratie) ist lediglich da zu finden, wenn es um die Güte der Anwälte geht. DAs Urteil für den Beklagten wird immer moderater ausgehen, wenn er mehr Geld in seinen Anwalt investieren kann - dies wird uns auch die Story DSK aufzeigen. Olga

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