Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'

Soziales Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'

lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'
geschrieben von lalelu
In früheren Generationen waren es die "Älteren", die Ansehen genossen und deren Rat Wertschätzung erfuhr. Das hat sich gründlich geändert. Heute beherrscht eine Art Jugendwahn die Medien, die Mode, den Musikgeschmack, das Denken, die Sprache usw. "In" ist, wer schön, schlank, faltenfrei, sportlich, cool usw. ist.

Weil man dazu gehören möchte, fühlt sich auch mancher ältere Mensch bemüßigt, sich dem Zeitgeist anzupassen und versucht auf Teufel komm raus, durch entsprechende Kleidung, durch betont lässiges Auftreten und durch "moderne" Ansichten jugendlich zu wirken.

Das ist nach meiner Meinung völlig kontraproduktiv, wirkt nicht selten lächerlich und trägt höchstens zur Diskriminierung bei. Wir haben schon vor vielen Jahren respektlos gelästert: "Von hinten wie süße 17 und von vorne wie ein Museum!"

Ich bin der festen Überzeugung, dass ältere Menschen am ehesten anerkannt werden, wenn sie sich nicht krampfhaft bemühen, ihr Alter zu verleugnen, um jung zu wirken. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Das soll nicht heißen, dass man hinter der Ofenbank sitzen, in Sack und Asche herumlaufen und keinerlei Wert mehr auf sein Aussehen legen soll. Ganz im Gegenteil – aber nicht übertrieben auf jugendlich getrimmt!

Anteil nehmen, sich interessieren, mitdenken, mitgestalten muss die Devise sein, aber von der Warte aus, auf der wir uns befinden und nicht von der Plattform der Jugend aus. Eine solche Zusammenarbeit ist fruchtbar und führt zur Anerkennung, nicht die Anbiederung um jeden Preis, erst recht nicht das Gegeneinander der Generationen!

Eines haben wir der Jugend in jedem Fall voraus: unsere Lebenserfahrung. Wir glauben nicht mehr, der Dreh- und Angelpunkt der Welt zu sein und wir wissen auch, dass die Welt nicht einstürzt, wenn etwas anders kommt, als wir es wollten. Die meisten von uns haben in ihrem Leben mehr als einmal erlebt, dass wir mal oben waren – und mal unten, und dass sich die Welt dennoch weiter gedreht hat. Wenn wir es schaffen, aus diesem Wissen Gelassenheit abzuleiten, sollte es uns eigentlich nicht so wichtig sein, ob man uns "Senioren", "jugendliche Alte" oder sonstwie nennt. Der Name ist nicht das Entscheidende, sondern das, was sich dahinter verbirgt.

Okay! Ich bin eine Seniorin, aber eine, die ihre Tage nicht im Schaukelstuhl verbringt, sondern eine, die versucht, mit wachem Geist und klarem Verstand am Leben teilzunehmen und nicht passiv das Leben an sich vorüberziehen lässt. Ich hoffe, dass das noch lange so bleibt!

Lalelu

adam
adam
Mitglied

Re: Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 08.08.2010, 17:39:51
Wer das Bild der Senioren in der Gesellschaft verbessern will, darf nicht damit anfangen, den Begriff des "Seniors" zu verleugnen! Gerade hinter den Kunstbegriffen, die oft für 50plus-Seiten verwendet werden, verbirgt sich im Grunde genommen nur die Angst vor dem Alter und damit letztlich eine verkappte Diskriminierung der älteren Generation.
geschrieben von karl


Der zitierten These kann ich im ersten Teil zustimmen und möchte den Zweiten ergänzen zu: "...hinter Kunstbegriffen.....verbirgt sich die Angst vor dem Altern und damit eine verkappte Selbstdiskriminierung der älteren Generation."

Die Behauptung, daß seit Monaten eine offene Diskriminierung der älteren Generation laufe, halte ich für unverkappten Unfug. Diejenigen, die für eine derartige Kampagne verantwortlich wären, entstammen zum großen Teil selbst dieser Generation. Am Jugendwahn ist die ältere Generation viel selber schuld, weil einige denken, sie verlören einen Teil des Lebens, ohne einen anderen zu erhalten. Jünger wird nun mal niemand. Außerdem gibt es keinen Grund, die ältere Generation zu diskriminieren, da sie jede Menge Geld für den Konsum in den Taschen hat und einen gewaltigen Beitrag zur Entlastung des Staates über die "Rente ab 67" schultert.

Mich stören auch der Slogan "In Würde altern", weil er suggeriert, daß die Regel ein unwürdiges Altern sei. Die Macht, unwürdiges Altern abzuschaffen, hat die ältere Generation selber in Händen. Sie muß sich für eine staatliche Mindestrente einsetzen, deren Finanzierung durch Deckelung einer Höchstrente und der Abschaffung des Gleichheitprinzips für die Rente erreicht wird. Dies bedeutet, die prozentuale Rentenerhöhung in eine nominelle umzuwandeln.

Senioren müssen mehr Selbstbewußtsein zeigen und Gleichaltrige dazu anhalten, es auch zu tun. Da die Gesellschaft im Durchschnitt älter wird, kommen verantwortungsvolle Aufgaben auf die ältere Generation zu, z.B in Erziehung und Ausbildung der Kinder. Auch in der Rückbesinnung auf eine größere, mehrere Generationen umfassende Familie, sehe ich eine Aufgabe. Hier kann der Allgemeinheit eine große, auch finanzielle Last abgenommen werden.

Die Nachkriegsgeneration, die jetzt vor dem Rentenalter steht, hat in den 1960ern und 70ern eine Umgestaltung der Gesellschaft zum Besseren geschafft. Diese Generation ist wie geboren dazu, im Alter als Senioren ihre Erfahrungen einzubringen und noch einmal einen "Ruck" in der Gesellschaft zu erreichen und das mit dem Selbstbewußsein, das sie sich verdient hat. Natürlich muß der Seniorentreff der Seniorentreff bleiben.

--

adam
arno
arno
Mitglied

Re: Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'
geschrieben von arno
als Antwort auf adam vom 08.08.2010, 19:29:57
Hallo, adam,

Die Behauptung, daß seit Monaten eine offene Diskriminierung der älteren Generation laufe, halte ich für unverkappten Unfug.
geschrieben von adam


hier und
hier und
hier und
hier und
hier und
und hier
und hier
usw., usw.,.


Adam, es gibt im Internet seitenweise weiteren unverkappten Unfang!

Viele Grüße
Arno

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JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'
geschrieben von JuergenS
Diese Diskussion hat es vor 10, vor 15 Jahren auch schon gegeben.
50 plus, 60plus, 70plus 60plusminus, wären auch möglich, aber im Sprachgebrauch untauglich.

Dasselbe könnte man für junge Frau oder junger Mann sagen, wo beginnt es, wo endet es.

Tatsache ist, dass in den erwähnten 10 oder 15 Jahren immer mehr Ältere im späteren Leben angekommen sind(Demografie), wir sind also mehr geworden.

Senior im Englischen hat ohnehin einen guten Klang, weil er mit Erfahrung in Einklang ist.

Senior ist ein längst feststehender Begriff.

Ich sehe keine Notwendigkeit einer erneuten Diskussion.

Übrigens hat die Modernisierung des Begriffs Altersheim in Altenheim auch nichts geändert.

adam
adam
Mitglied

Re: Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'
geschrieben von adam
als Antwort auf arno vom 08.08.2010, 20:11:27
@arno,

lerne erstmal Überschriften zu deuten und journalistischen Eifer zu relativieren, außerdem ist kein Beitrag wertfrei. Das eigene Denkvermögen sollte auch mit einfließen.

Interessenkonflikte zwischen den Generationen gab es schon immer, aber das zu einem Krieg, Aufstand oder nur Streit, zwischen zwei Parteien in der Gesellschaft hoch zu stilisieren, ist falsch.

--

adam

Re: Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 08.08.2010, 19:29:57
Adam,

um ein solches Selbstbewußtsein zu haben, muss auch ein entsprechendes Leben gelebt worden sein.

Wer - ob Mann oder Frau - nie danach gestrebt hat, im Leben neue Erfahrungen zu machen, wird dies im Alter nicht so ohne weiteres beginnen. Neue Erfahrungen können anstrengend sein, und wer nur auf Sicherheit bedacht ist, wird sie wohl meiden.

Und ich kann nicht von mir/uns automatisch darauf schließen, dass die meisten älteren Menschen ebenso beweglich sind.
Ich erlebe hier viel Beweglichkeit, die erhalten bleiben kann, auch wenn die Beine nicht mehr ganz so wollen.

Aber ist das die große Masse? Das wage ich zu bezweifeln.

Und was den Jugendlichkeitswahn angeht, so groß empfinde ich den in meinem Umfeld nicht.
Aber auch das ist nicht repräsentativ, es liegt vielleicht an der besonderen Atmosphäre meiner Heimatstadt, in der vieles in Bewegung ist, wie es in einer Universitätsstadt nun einmal ist, angefangen vom kulturellen Angebot.

Ich weiß durch meine Arbeit, dass viele Senioren sich ehrenamtlich engagieren, das reicht vom Vorlesen im Blindenheim bis hin zum Spazierengehen mit Krabbelgruppen, Suppenküchen etc.
Sinnfindung ist immer noch bei vielen gefragt, gerade dann, wenn Kinder aus dem Haus gegangen sind, Trennungen lebensbedingt erfolgten. Dann ist Neuorientierung gefragt.

Aber ab wann bin ich Seniorin?
Muss ich mir das von einem von außen festgelegten Lebensalter diktieren lassen?

Die Bezeichnung Seniorentreff für dieses Forum finde ich aus einem ganz bestimmten Grund wichtig.
Es zeigt mir auf, dass sich hier Menschen begegnen, auch mit Nick (denn hinter jedem Nick steht ein Mensch!), die eine bestimmte Wegstrecke bereits gelebt und damit bestimmte Erfahrungen gesammelt haben.

Die entweder, so wie ich, vor einem absehbaren Ende einer Berufstätigkeit stehen oder bereits in der Rente/Pension sind.
Und so setzt sich der Begriff für mich auf der emotionalen Ebene zusammen, nämlich aus "Senioren" und aus "Treff".
Wobei für mich "Treff" der wichtigere Anteil ist.

Denn ich mag auch die jüngeren Menschen in diesem Forum und finde, sie bringen oftmals frischen Wind herein, gerade dann, wenn es um die Bereiche junger Menschen geht, von denen viele ältere Menschen bereits weit entfernt sind, dadurch natürlich auch andere Bedürfnisse haben.

Meli

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adam
adam
Mitglied

Re: Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.08.2010, 20:44:46

Von mir kein Widerspruch meli. Packen wir unsere Beiträge, als gegenseitig ergänzend, zusammen? Ich bin mir auch bewußt und sicher, daß noch andere Ergänzungen dazu passen. Es ist ein weites Thema.

--

adam
Re: Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 08.08.2010, 21:00:39
Adam,

Das zusammenzupacken ist ein sehr guter Vorschlag! Machen wir.

LG Meli

Re: Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.08.2010, 21:06:19

"zwischen 60 und 65 erreicht man die schallgrenze.

dann muss man sich entscheiden, fröhlich alt zu werden oder mit dem schicksal zu hadern."



das sagte die mittlerweile 81-jährige annemarie dose und schritt mit 66 jahren zur "selbstrettung"

und gründete in hamburg die TAFEL.


also fängt mit 66 jahren tatsächlich das leben an?


eko
eko
Mitglied

Re: Diskussion über den Begriff 'Seniorentreff'
geschrieben von eko
Eines der Dreh- und Angelpunkte ist meiner Meinung nach das Thema des Selbstbewusstseins.

Meiner Generation (Jahrgang 1931) hat man noch beigebracht, sich zurück zu halten, bescheiden zu sein, nicht auffallen wollen und ähnlichen Schmonzes. Da hieß es noch:"Vor einem grauen Haupt sollst Du Dich verneigen".

Alle diese Dinge haben dazu geführt, dass eben jene Generation große Probleme damit hat, sich durchzusetzen. Da bleibt man lieber still und zieht sich zurück. Dies gilt vor allen Dingen für die Frauen, die noch sehr zur Zurückhaltung erzogen wurden.

Das spüren aber diejenigen, die die Alten beherrschen wollen und treten umso drängender auf und verunsichern nur noch mehr.

All das abzulegen und sich zu dem Standpunkt durchzudringen: "Ich bin ich", ist sehr schwer und bedarf großer Übung.

Der "Jugendwahn", der immer mal wieder angesprochen wird, rührt meiner Ansicht daher, dass diejenigen Senioren, die dem nacheifern, es nicht gelernt haben und nicht "drauf" haben, selbstsicher gegen jene aufzutreten, die einen in die Altenecke abdrängen wollen. Anstatt selbstsicher zu sagen: "Jawoll, das bin ich, ein älterer Mensch und da lasse ich nichts drauf kommen", gehen manche lieber den anderen Weg und bemühen sich durch Kleidung und Aussehen, möglichst jünger auszusehen. Manchmal wirkts nur noch lächerlich.

Ja, im Alter muss man sich Themen zuwenden, die viele Menschen garzu gern vollkommen ausblenden, nämlich das Thema Sterben und Tod. Das wird einfach ausgeblendet. Über so etwas spricht "man" nicht!

Unsere Generation muss - auch wenns schwer fällt - lernen, dass das Alter keine Schande und kein Nachteil ist. Wir müssen lernen, zu unserem Alter zu stehen. Daran kommt niemand vorbei, auch die jetzt JUngen werden einmal "alt" sein.


Zum Begriff "Senior" habe ich keine Ängste, irgendwie empfinde ich es als Auszeichnung, aber ich räume ein, dass ich es schon ein bisschen komisch finde, denn so alt bin ich doch noch gar nicht.


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