Abschied

.Das Leben hat zu allen Zeiten,
wie jeder weiß, auch Schattenseiten.
Zu seinen Leiden und Problemen
gehört dabei das Abschiednehmen.
Denn manchmal tut es furchtbar weh
vom Herzen bis zum großen Zeh.
….Ein jeder Mensch kommt irgendwann
ganz unbedarft im Leben an
und wurde nicht einmal befragt,
ob dieser Zustand ihm behagt,
wenn er durch den Geburtskanal
zu seiner und der Mutter Qual
sich dorthin einen Weg gebahnt,
wovon er vorher gar nichts ahnt.
….Kaum glückt es ihm, sich an die schönen
und trüben Dinge zu gewöhnen,
kaum ist er eines Tages klug
und hoffentlich auch alt genug,
auf jeden Fall erheblich älter,
da stirbt und muss von dieser Welt er.
….Der Embryo im Uterus
verschwindet, weil er will und muss,
und gründet damit letzten Ends
sich eine neue Existenz.
Aus Reiselust, zum Studium,
beruflich, und wer weiß, warum,
damit das Leben uns gelingt,
Veränderung und Freude bringt,
bewegen wir uns, Gott sei Dank;
wer stets im Bett bleibt, der ist krank.
….Nicht nur von Menschen trennt man sich,
lässt sie womöglich gar im Stich,
auch von Tapeten, Kleidern, Uhren,
von Brillen, Zähnen und Frisuren
trennt man sich früher oder später
teils wehmütig, teils mit Gezeter;
von Lebensmustern, die beengen;
von Wünschen, die ins Abseits drängen;
Erfahrungen und Werturteilen,
die schädigen, anstatt zu heilen;
von Illusionen und Idolen,
dem Zwang, sich stets zu wiederholen;
vom Drang, sich selber zu verletzen
und sich nicht richtig einzuschätzen.
….Es gilt für jeden, der da lebt
und an Vorhandenem so klebt,
oft wider Willen und Verstehen:
Wer kommt, der muss auch wieder gehen.
Kaum hat er mühsam oder leicht
ein ganz bestimmtes Ziel erreicht,
lockt irgendwo ein neues Ziel,
und weiter geht das alte Spiel:
Abschied von allem, was man kennt,
kurzfristig oder permanent.
….Auch wenn man noch so gerne bliebe,
da hilft nicht Hass, da hilft nicht Liebe.
Bejahung oder Widerstreben,
der Abschiedsschmerz gehört zum Leben.
….Hast du es schwer, Abschied zu nehmen? Oder treibt dich die Neugier, andere Orte aufzusuchen, das Unbekannte zu erforschen, nie wieder zurückzukehren?


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Kommentare (14)

Roxanna

Abschied und Loslassen kann ein sehr anstrengender Prozess sein. Befreit man sich dadurch von etwas, folgt die Erleichterung. Wenn man gezwungen ist, durch welche Umstände auch immer, etwas Liebgewonnenes zu verabschieden, schmerzt es. Ein Schmerz, der sich vielleicht irgendwann wieder beruhigt, aber doch auch schon manchmal wieder auftauchen kann durch ein Antriggern von außen. Besonders schwer ist auch der Abschied für Zurückbleibende. Da sehe ich das Bild eines abfahrendes Zuges und einen Menschen, der nachwinkt. Nie weiß man auch bei einem Abschied, ob es nicht vielleicht einer wird für immer.

Roger Whittacker hat ein Liedchen dazu gesungen

 


Die meisten Abschiede in meinem Leben mochte ich nicht.

Lieben Gruß
Brigitte

silesio

@Roxanna
Überhaupt kein Zweifel, ein Abschied, womöglich viele Abschiede zugleich oder hintereinander, kann erbärmlich schwer sein und zu Lähmung oder Angstattacken oder sonstwas führen.
Aber letztlich ist es immer auch ein Befreiung
 

Jutta

Lieber Silesio,

Ein wunderbares, langes Gedicht zum Thema "Time to say goodbye". Wenn ich diese Titel-Worte ausspreche, spüre ich den Schmerz, den der Abschied von Menschen, die es bis in mein Herzen schafften, verursacht. Und es ist noch gar nicht lange her!
Ganz am Schluss sprichst Du noch ein Thema an und zwar die Neugier auf andere und unbekannte Orte ohne Rückkehr - das wäre mein Ding, wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, wobei ich zwar sehr viel unterwegs war, jedoch immer mit Rückkehr.
Hab vielen Dank für Dein "Abschieds"Gedicht - es liess meine Gedanken unterwegs sein!
Herzliche Grüsse von
Jutta

silesio

@Jutta
Das ist das Schöne fur uns Senioren: Wir können mit der Phantasie  Abschied nehmen, aber je nach Wunsch wieder zurückkehren

Tulpenbluete13

Lieber Christoph

dein Gedicht ist einfach eine Wucht......Dir f#llt einfach zu jedem Thema was ein...sprudelnd..nachdenklich..fröhlich..traurig..allumfassend..einfach toll.....
Und Du hast mich wieder inspiriert.....:

Kein Abschied ohne Neubeginn
das Leben bekommt so einen Sinn
mal ist er groß- mal ist er klein
mal tut er weh- weil trügt der Schein
steigst du wie Phoenix aus der Asche
ganz positiv ist diese Masche
immer wieder steht ein Abschied dir ins Haus
dann geh ganz einfach..mach dir nichts draus.

Dankeschön für das EinstellenDeines "Abschied"-Gedichtes. Aber Du gehst noch nicht fort....
Wir sind ganz egoistitrsch und wollen noch mehr von dir lesen....

Herzlichen Gruß
Angelika

indeed

@Tulpenbluete13  

Ich liebe deine Spontanität, liebe Angelika. Wirklich schön.
Alles Liebe zum Wochenende und sei gegrüßt von

Ingrid

silesio

@indeed  
Dem Vogel Phoenix möchte ich gleichen. Auch wenn er verbrennt, wird er wieder auferstehen

Tulpenbluete13

@silesio  

Genauso ist es.....Ich bin schon des lfteren aus der Asche "erstanden" und hatte mir nicht nur die Flügel verbrannt.....lach

Es grüßt
Angelika
 

Tulpenbluete13

@indeed  

Dankeschön liebe Ingrid

Die Spontanität kommt nicht immer an...aber manchmal schon wie jetzt lach..
und jetzt schlafe ich immer erst mal (über größere Probleme)
Bevor ich dazu kam musste ich früher ganz schön Lehrgeld bezahlen...lach..

Auch Dir -auch Euch- ein schönes Wochenende

lieben Gruß
Angelika

silesio

@Tulpenbluete13
Lehrgeld wirst du wohl auch in Zukunft zahlen müssen. Aber was wiegt das schon im Vergleich zu den vielen Geschenken, die auf dich warten? 

indeed

Guten Morgen, Silesio,

umfangreich und gut hast du das Abschiednehmen beschrieben in deinem langen Gedicht. Nur eines vermisse ich doch, nämlich das Abschiednehmen von Tieren, die auch unsere Begleiter in vielen Fällen waren und sind.
Sich von Äußerlichkeiten zu verabschieden ist nicht so schwierig, meine ich, aber alles was in den Herzen wohnt, ist schon nicht einfach, um es mal gelinde sagen zu dürfen.

Selber war ich nahe daran (glaubte ich zumindest und hatte guten Grund dafür) und wir fuhren in die winterlichen Berge. Es war eisig kalt, im Sonnenschein glitzernde Berge und Täler und Wälder und ich dankte Gott für die Pracht, die ich erfahren durfte. 

Nein, Angst hatte ich nicht.

Das war vor 21 Jahren und ich lebe immer noch vergnügt.

LG indeed



 

silesio

@indeed  
Das wollte ich eben ausdrücken: Abschied hat zwei Seiten.
Müssen und wollen!

indeed

@silesio  

Das ist auch gut aus deinem Gedicht zu lesen. Mein Zusatz war aus ganz persönlicher Perspektive zu werten.

Ich wollte nur ergänzen, nichts weiter. 

Du hast Recht, Abschied hat zwei Seiten. So kondolierte ich einst einer alten Dame und sie sagte mir unumwunden, das bräuchte ich nicht, er gab mir die Hölle und ich bin froh, dass ich hoffentlich noch ein freies Restleben habe. 

Nun, alles hat zumindest seine zwei Seiten. Da pflichte ich dir voll und ganz bei.

Komme gut ins Wochenende und genieße es so gut du kannst.

Liebe Grüße
indeed
 

silesio

@indeed  
Da Wetter soll schaurig und gewittrig werden, aber dafür steht und eine Krönung bevor


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