Fee der Sonnigen Halbinsel


 Fee der Sonnigen Halbinsel

Kapitel 1

«Guten Morgen! Steh auf Elisha, sonst verspätest du dich!» flüsterte jemand leise ins Ohr des schlafenden Mädchens.
Das war ein Sonnenstrahl. Er schlüpfte durch die Spalte zwischen den Vorhängen und kitzelte spielerisch die Nase des Feenmädchens. Es öffnete die Augen und schaute zum Fenster. Frischer Wind bewegte leichte Vorhänge aus glänzendem Spinngewebe, durch das geöffnete Fenster klangen die Morgenlieder der Vögel und das Zirpen der Grashüpfer.Elisha streckte sich, drehte sich um, breitete ihre Regenbogenflügel aus, bewegte sie — und wurde ganz wach. Da roch sie den Duft der frischgebackenen Pfannkuchen mit Walderdbeeren. Sie schmeckten Elisha sehr, besonders mit Blumennektar. Aber Mama backte sie nicht oft, nur an den Feiertagen. Und dann erinnerte sich das Feenmädchen: heute ist kein gewöhnlicher Tag, heute beginnen die Ferien!
Elisha flatterte schnell aus dem Bett und flog zum Fenster. Sie zog die Vorhänge auseinander, schaute hinaus und lächelte dem sonnigen Sommermorgen zu.
«Guten Morgen Sonne, guten Morgen Himmel und Wolken, guten Morgen Vögel, guten Morgen euch allen!»
Dann bemerkte sie eine Biene, die sich im dünnen Geflecht des Vorhangs verfangen hatte, befreite sie vorsichtig und ließ sie fliegen: «Flieg Bienchen und grüße alle Verwandten und Freunde!»
Elisha machte schnell das Bett, wusch sich und flog von ihrem Zimmer unter dem Dach nach unten, in die Küche. Dort wartete ihre Mutter schon auf sie mit dem leckeren Frühstück.
«Guten Morgen Mutti!» Elisha umarmte und küsste sie zärtlich. «Und wo ist Vati?»
«Guten Morgen Elisha. Er ist heute früh in den Fernen Wald geflogen. Dort braucht man seine Hilfe: die Blumen auf der Lichtung vertrocknen und das Gras wächst schlecht. Die Menschen haben Angst, in den Wald zu gehen. Irgendwas stimmt nicht…»
«Oh, ist das gefährlich? Ist er allein geflogen?» Angst um ihren Vater packte Elisha.
«Keine Sorge, Töchterchen, mit ihm ist ein Team von Elfen-Rettern geflogen. Wir wissen heute Abend, was passiert ist. Und jetzt iss und mach dich schnell fertig, um nicht zu spät zu deinem Fest zu kommen. Ich habe dir ein Kleid vorbereitet.»
«Ein Kleid?» Elisha verzog ihr Näschen. «Ich will kein Kleid… Es ist unbequem im Kleid zu fliegen. Darf ich Jeans anziehen?»
«Welche Jeans? Heute ist ein Feiertag, alle kommen fein angezogen und du in Jeans? Auf keinen Fall! Wenn du nach dem Fest nach Hause kommst, kannst du dich umziehen. Du darfst dann anziehen, was du willst ob Jeans, ob Shorts oder Leggins.»
Elisha trug nicht gern Kleider und Röcke. Fliegen, Laufen und Spielen war in Hosen bequemer. Am meisten gefiel es ihr, Jeans-Shorts über Leggins zu tragen. Jeans waren auch nicht schlecht, besonders mit einem schönen T-Shirt. Aber heute, nichts zu machen, musste sie ein Kleid anziehen… Und Elisha schleppte sich ins Wohnzimmer, wo Mutti die Kleidung für sie vorbereitet hatte.
Als Elisha das Kleid auf dem Sofa sah, beruhigte sie sich. Ihre Lieblingsfarbe war Blau und seine verschiedenen Schattierungen — Aquamarin, Himmelblau, Türkis, Meerfarbe und all die Anderen. Dieses Kleid gefiel ihr, weil es aus den zarten Blütenblättern von Vergissmeinnicht genäht war. Und die Schuhe waren auch von zartblauer Farbe.Die kleine Fee kämmte ihre lockigen, goldbraunen Haare, zog Kleid und Schuhe an und setzte ihr Lieblingshütchen aus einer Glockenblume auf, ohne das sie nicht nach draußen ging. Das Mädchen im Spiegel gefiel Elisha.
«Mutti, und was machst du heute?»
«Ich arbeite im Garten und sammle Blütenblätter von Himbeeren und Erdbeeren und dann koche ich den Nektar, denn in meinem Laden ist er schon alle.»
«Darf ich nach der Schule mit den Freunden zum Meer gehen?»
«Natürlich darfst du. Aber zum Mittagessen sollst du zu Hause sein. Viel Glück, Töchterchen!»
,,Ich hab dich lieb, Mama.» Elisha küsste ihre Mutter und flog aus dem Haus.
Vor dem Haus wartete bereits Tim auf sie, Elishas bester Freund, ein ernsthafter und fleißiger Zwergenjunge. Er half seiner lebhaften und unbändigen Freundin immer, die oft in schwierige Situationen geriet. Heute war er auch festlich gekleidet in einen smaragdfarbigen Anzug und eine Kappe mit goldenem Glöckchen.
Der Zwerg schaute mit einem Lächeln auf seine Freundin. Er mochte ihre großen blauen Augen, manchmal schlau und manchmal nachdenklich, kleines Näschen und redefreudigen Mund, Grübchen auf den Wangen, wenn die Fee lächelte, und vor allem  ein kleines Muttermal in Form eines Tröpfchens auf der linken Wange, in der Nähe des Ohres.
«Grüß dich, Tim!» Elisha drehte ein paar Runden um ihren Freund und landete neben ihm. «Nun, noch ein Tag  und wir haben den ganzen Sommer frei!»
«Kaum zu glauben! Und jetzt laufen wir, sonst kommen wir zu spät!»
Hand in Hand liefen sie fröhlich zur letzten Stunde in diesem Schuljahr in die Schule.

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