mancher hat es nicht ausgehalten............


... so ein Schulfreund von mir, den man zur NVA eingezogen hatte.
Als ich nach 7 Jahren wieder in die DDR einreisen durfte, da war er noch dabei und holte mich mit der ganzen ehemaligen Schul-Truppe vom Bahnhof ab.
Dann war er eingezogen zur Grenztruppe, der NVA und man sah ihn nicht mehr. Irgendwann kam er auf Urlaub nach Hause und sprach mit niemanden mehr.
Ich kenne es ab hier nur aus Erzählungen, auch von seiner Mutter.
Er kam nach Hause und saß nur in seinem Zimmer rum, hatte an nichts Interesse, auch nicht an seinen Freunden, sodaß der Zustand ernsthaft wurde.
Die Tage des Urlaubs wurden kürzer und er schrieb und schrieb, was seine Mutter erst später entdeckte. Ansonsten war er stumm.
Seine ältere Schwester versuchte mit den Freunden Kontakt herzustellen und ihn zu überrumpeln. Doch alles half nichts.
Sie wurden schroff abgewiesen, er wollte nicht mehr, schon gar keinen Kontakt zur Außenwelt.
Er blieb stumm.......................
Und an seinem letzten Urlaubstag ging er in den Garten der Pfarrei und erhängte sich am Apfelbaum.........................
Einen Tag vor Dienstantritt an der Grenze, er konnte nicht.
Aus seinen Tagebüchern, die man später fand, ging hervor, daß er an der Grenze einen Flüchtling erschossen hatte, einen erschießen mußte, da seine Vorgesetzten hinter ihm standen mit schußbereiten Gewehr.
Über diese Geschichte wurde der Mantel des Schweigens gedeckt und zwar bis zur Wende, obwohl wir sie mehr oder weniger kannten, man kann es nicht glauben, doch es ist wahr.
Seine Schwester hat alle Briefe und Texte gesammelt, doch preisgeben will sie es bis heute nicht.
Eine traurige Geschichte, doch ich kann sie verstehn.
Ein Andenken schützen - denn sie waren sich sehr nah.

Gruß
Finchen





Anzeige

Kommentare (7)

christl1953 Es ist so ein trauriges Kapitel DDR Geschichte -und wie immer tragen die wahren Schuldigen die weiße Weste. Es wird alles unter den Teppich gekehrt,daß es nicht nur die jungen Menschen waren,die erschossen wurden als sie über die Grenze wollten,sondern auch
diese jungen Menschen die selbst zum Opfer dieses mörderischen Regimes wurden,indem sie Befehlen gehorchen mußten,die gegen ihr Gewissen waren.Wo sind deren Namen in den Stasi Akten ?Die- der Ideologie geopferten jungen Menschen?
Es ist so lange her und auch sie verdienen es, nicht vergessen zu werden.
christl1953 Und wieder sind es diejenigen,die solches Schlimme von den jungen Menschen erzwungen haben.
Wo sind die Schuldigen ? Bestimmt wieder irgendwo im Staatsdienst oder lassen sich eine fette Rente für Ihre unseligen Befehle auszahlen,ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Es ist doch immer dasselbe -die Großen läßt man laufen und die Kleinen werden dafür bestraft.
nixe44 Liebe Moni-finchen,
ein ähnlich gelagerter Fall ist meiner Schwester passiert.
Ihr einziges Kind, ein Sohn, begang in der Neujahrsnacht 1988 auf Arbeit(Post-Nachrichtendienst) Suizid.
Im Oktober/November 1988 hatte er seinen Dienst bei der NVA in Berlin beendet.
Auch er, so wird vermutet, muß traumatisiert gewesen sein.
Nur hinterliess er leider keinen Abschiedsbrief, deshalb kann man nur Vermutungen anstellen.
Es grüßt die traurige
Monika
anjeli hatte er denn die Wahl gehabt.
Nein, er musste den Schiessbefehl ausführen.

Ob ihm mit einer Therapie hätte geholfen werden können, ist fraglich.
Ich denke mal nein, denn soviele Selbstmörder sind in Behandlung und der Selbstmord wird nicht verhindert.

Ich glaube, wenn ein Mensch das Leben nicht mehr lebenswert findet, dann wird er sich
immer wieder versuchen, bis er endlich Erfolg hat.

Ich hoffe nur, dass sich die Angehörigen sich keine Schuld zuweisen, denn sie haben keine Schuld.
Nur der Verstand und das Herz mit Gefühl sprechen mitunter eine ganz andere Sprache.
Dann sind Selbstzweifeln, Hilflosigkeit und Schuldgefühle zusätzlich zu der Trauer zu
bewältigen.

Wenn ich daran denke, wieviele Menschen der STASI zum Opfer gefallen sind, dann denke ich immer wieder, in welch einem guten System ich doch aufgewachsen bin.

anjeli
Traute Ach ist das entsetzlich und doch ist es üblich, dass die jungen Söhne,
unsere Kinder, los ziehen müssen, damit die Obrigkeiten ihre Interessen
durchsetzen.
Sie tragen auch noch die Schuld derjenigen, die ihre abartigen Theorien
durchsetzen und über Leiche gehen.
So werden ganze Völker zu Feindschaft gehetzt und gehen auf einander los.
Wann findet das ein Ende? Jetzt kann sich ein junger Mensch aussuchen
ob er den Militärdienst leistet.
Aber es geschieht weiterhin überall auf der Welt und die Falschen
werden zu Schuldigen gemacht.
Dein armer Schulkamerad ist daran zerbrochen und die Befehlsgeber/Erzwinger, haben nun von diesem Staat ihre fette Rente. Die Mutter Deines Schulkameraden,ist auch auf der Strecke geblieben, die stört es nicht.
Wollen wir ihm ein paar nachdenkliche Zeilen widmen, für ein entgangenes/entrissenes Leben.
Mit nachdenklichen Grüßen,
Traute
tilli Diese Geschichte ist sehr tragisch.Die Mutter des jungen Menschen, wie sie leiden mußte. Jede Mutter kann es sich vorstellen.
Ja, die Zeit der DDR.Dieser Regim, ja das war nicht leicht.Gut, das die jungen Menschen die heute geboren werden, solche Mauern nicht mehr erleben werden.
Solche Erinnerungen, dürfen nicht sterben, denn sie sind ein Mahnmal für die heutige Welt.
Danke für dein Blog und grüße Tilli
EHEMALIGESMITGLIED63 wenn aus Täter Opfer werden ...


danke Finchen für diese Geschichte ,ich denke gerade wir

müssen uns immer wieder damit auseinander setzten.

LG Begine

Anzeige