Es war noch vor dem Kriege. Wenn so an Ultimo der Samstag kam, dann war das Abendbrot immer etwas ganz Besonderes – muß es wohl gewesen sein, so ich mich doch noch nach verflossenen siebzig Jahren so genau daran erinnern kann.

Was bekamen wir so unter der Woche abends zu futtern, es war gut und reichlich, außer an Vaters und Großvaters Hasenbröter kann ich mich nicht sonderlich dran erinnern. Aber diese Samstage – wir sagten noch „Sonnabende“ – waren fast wie ein Festtag. Da brachte der Großvater aus der Markthalle frische Kieler Sprotten oder einen Bückling mit. Mutter hatte Wiener oder eine schöne dicke Fleischwurst besorgt, diese heißgemacht und dazu einen Kartoffelsalat.
So ein richtig schöner Wochenabschluß.
Nun, es ging noch weiter: am Sonntag gab es entweder ein Kaninchen (Stallhasen) oder einige der etwa einen Monat alten, ausgesuchten Hähnchen aus der Eltern eigenen, kleinen Brutstation. Das war dann immer ein Beknabbern der Knochen. Der Vater erläuterte dabei die Biologie, den Knochenaufbau, schürfte tiefer in seinem »Unterricht«, begann von der Zellteilung, vom Blut und und und zu deklamieren.

Wenn Eintopfsonntag war, so für's WHW (NS-Winterhilfswerk), dann lag es in Mutters Können, eine Gemüsesuppe zu fabrizieren, alles frisch gezupft aus dem Garten. Wie lecker schmeckten da die jungen Erbsen und Buschbohnen, die Möhren – alles man gerade abgespült in die Hühnerbrühe zu den Kartoffelstückchen gerührt. Wie toll war die Rote Grütze aus Johannisbeersaft und Grießbrei oder … Sago! Dazu Familiensoße nicht zu knapp.

Eigentlich kannst du dir das Alles ebenso zurechtmachen. Aber das ist nicht dasselbe. Den Geschmack ahnt man eben nur noch.

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Kommentare (6)

opti
In den Nachkriegsjahren sah unser Wochend-Essen sehr oft so aus:

Freitag: Knoblauchsuppe mit Kartoffelbrei. Diese Suppe war nicht so verfeinert u.
legiert wie man sie heute kennt. Da wurde Knoblauch mit Salz verrieben, mit
Wasser aufgefüllt, etwas Butter u. harte Brotrinde dazu u. jeweils mit einem
Löffel Kartoffelbrei gegessen. Oh, wie das schmeckte und drei Tage rochen wir
noch danach.

Samstag: Kartoffelsuppe mit Rohrnudeln

Sonntag: Hasenbraten
Für ca. 20 Stallhasen war ich für das Futter zuständig und somit jeden Tag
mit einem Korb auf Suche danach. Das war damals nicht ganz einfach, da viele
Kinder unserer Umgebung den gleichen Auftrag hatten. So manches Tränchen hab
dann beim Essen vergossen, es waren ja "meine Hasen", die wir verzehrten.

Nach Abschaffung der Stallhasen habe ich nie mehr Hasenbraten gegessen, nicht
einmal falschen, nur noch welche aus Schokolade.

opti




ortwin Tomaten aus eigenem Garten, ob rote oder gelbe, davon hatten wir viele zu ernten auf dem 800m² großen Grundstück in dem Vorort von Berlin. Was hat Mutter mit sovielen Tomaten alles gemacht. Das war schon sowas, was man heute als Ketchup zu kaufen bekommt. Und das Mark mit den Kernen landete in der Jauchekuhle - das Grundstück war noch nicht an die Kanalisation angeschlossen, später, nach der Wende bekam es den Anschluß. Die Jauchekuhle mußte von Zeit zu Zeit (am Besten bei Regen) geleert werden, die Beete bekamen ihre Dusche ab. Und was meinst du, was dann im nächsten Jahr passierte? Überall sprossen kleine Tomatenpflänzchen im ganzen Garten. Die waren kräftiger als die extra gezogenen Stecklinge.

ortwin
koala Wer kennt sie nicht. Waren unsere Gaumen nicht so verwoehnt, oder vielleicht die Geschmacksnerven nicht so strapaziert?
Kartoffelpuffer auf der Ofenplatte nach tillis Art geht heute nicht mehr.
Es verlieren viele Zutaten auch ihren Geschmack von damals. Als bestes Beispiel ist fuer uns die Tomate. In Deutschland wurden von uns nur die eigenen Tomaten aus dem Garten gegessen, da uns die gekauften nicht schmeckten. Wer hat heute noch einen Gemuesegarten und kann sich alles selbst ziehen, so wie Oma und Mama?
Liebe Gruesse Anita
tilli erfreuen sich an deine Geschichten.Das ist halt so.Jeder der einmal bei der Oma gegessen hat,der wird es nicht vergessen.Bei mir waren es die Kartofelpuffer.Heute bäckt man sie schön in einer Pfanne.Sie werden mit Eiern verfeinert und in Öel fein gebacken .Damals, war das Essen knapp,also keine Eier und sie wurden auf der Plate von Ofen gebacken.Es waren keine Elektroherte oder Gasherte da.Einfach auf die eiserne Plate kleine runde Plätzchen mit den Löffel hingelegt.Den Geruch und der Geschmack dieser Kartoffelpuffer war einmalig.
Dann wurden alle mit Butter beschmiert und aufeinander gelegt.Ja,und alle Enkelkinder bekammen soviel sie wollten.
Bis heute denke ich an diese wunderbaren und sehr schmackhaften Kartoffelpuffer.
Wie gerne würde ich sie heute noch essen,leider ist so ein Offen in heutigen modernen Küchen nicht vorstelbar.
Viele Grüße Tilli
samti ich schmunzel ein wenig. Fällt mir doch bei deiner Geschichte ein, dass ich immer und immer versuche, den Geschmack der Kartoffelsuppe von der Oma zu treffen. Sie schmeckt auch bei mir. jedoch nie gleich. Und überhaupt nicht nach Omas Suppe. Da fehlt einfach etwas ? ? ? Schön deine Erzählweise. Helga
henryk ...Auf diese Idee faellt schon unsere Tilli ein.....Du sollst Deine schoene kurze Erzuehlungen ins Buch schreiben....es waere gut auch mit Tilli und anderen STlern zusammen,,,Tili schrieb einmal ,dass das jetzt kein Problem ist.....Diese Erzuehlungen ,sie sind eine Wahrheit von den Zeiten ,die schon vergangen sind...und sie sollen fuer die junge Generation bewahren...Wenn Du Hilfe brauchst ...ich meine,dass Du hier im ST sie bestimmt erhalten kannst...Viele STler weisst gut ,wie das machen man kann ...Henryk

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