Zauberhafte Abenteuer auf der Sonnigen Halbinsel


Zauberhafte Abenteuer auf der Sonnigen Halbinsel
Kapitel 4. Der letzte Tag in der Stadt des Regens

Der letzte Tag des Aufenthalts von Elisha in der Stadt des Regens und der Steinlöwen kam. Sie hat sich bereits von Frau Nadija verabschiedet. Zum Abschied umarmte sie die Schriftstellerin  und versprach ihr Briefe zu schreiben und in den Herbstferien für ein paar Tage zu Besuch zu kommen.
Elisha saß auf dem Turm des Rathauses. Es war windig und kühl hier. Um nicht zu fallen, hielt sich das Fee-Mädchen  an der Turmspitze fest. In der alten Stadt ging die Sonne hinter dem Horizont unter und färbte den blauen Himmel, die Dächer der Häuser, die Straßen und die Bäume in den Parks in warme rosa Farbtöne. Hier oben war der Wind durchdringend und kalt. Die kleine Fee hüllte sich dichter in ihren magischen Regenmantel, den ihr ihre Patin, die Fee Rosalinde,  am siebten Geburtstag geschenkt hatte.
Elisha hat sich in diese Stadt verliebt.  Eine Stadt, in der gute, fleißige Menschen leben. Wo  das Lachen der Kinder, die Geräusche der Straßenbahnen und das Klingeln der Uhr auf dem Rathaus ertönen, dessen Luft nach Kaffee und Schokolade riecht… Eine Stadt, die sie nicht vergessen wird.
«Es ist Zeit, nach Hause zu kommen!»  Elisha warf  noch einmal einen Blick auf das herrliche Panorama der Stadt und flatterte über dem Rathaus auf. Sie flog über den Marktplatz und sah  die alten Häuser, vier Brunnen mit Skulpturen, Straßenbahnen, elegante Menschen in gestickten Hemden und hellen Sommerkleidern.
Schließlich ging es in Richtung Park, wo sich unter dem Dach der Laube ein Zimmer der Feen-Praktikantinnen befand.  Elisha flog über eine große gusseiserne Vase auf einem Blumenbeet, das sie jeden Tag bewässerte. Dann  der Hauptallee entlang, vorbei am Spielplatz bis zum Pavillon mit der für die Menschen unauffälligen Wohnung der Feen. Elisha nahm den Rucksack mit ihren Sachen und beschloss schließlich, den Park und die umliegenden Häuser von der Höhe aus zu bewundern. Sie flatterte nach oben auf und flog langsam über den Park, dann über das alte Haus.
Als sie an den geöffneten Fenstern vorbeiflog, hörte sie  unverständliche Geräusche, Schreie, Schüsse. Der Lärm drang aus der weit aufgerissenen Balkontür. Eine leichte Brise wehte die dünnen Vorhänge und lud zum Eintreten ein. Fee, die sehr neugierig war, entschied sich für einen Moment in den Raum zu schauen und herauszufinden, was das für seltsame Geräusche waren. Elisha schob den Vorhang zur Seite. Leise flog sie in den Raum, schlug rasch mit den Flügeln und schwebte  unbemerkt in der Ecke. Am Tisch mit dem Computer saß ein kleiner Junge. Ohne auf irgendetwas zu achten, drückte er heftig auf die Tasten und war völlig in sein Spiel eingetaucht. Seltsame Geräusche, die Elisha von der Straße hörte, kamen aus dem Computer; da explodierte etwas, schoss, jemand schrie. Es ertönten seltsame Laute, Musik, Stimmen von Tieren.
Die Tür zum Zimmer öffnete sich, und ein Junge trat ein — groß, sportlich, stark. Er ließ den Rucksack zu Boden fallen, ging zu seinem jüngeren Bruder und schlug ihm auf die Schulter.
«Hör auf, Joel! Jetzt  werde ich spielen. Mach Platz, schnell! Während ich im Training war, hast du genug gespielt. Jetzt bin ich dran! «
«Warte, Ben! Lass mich spielen! Ich habe nicht viel übrig. Nun, bitte…»
«Nein! Ich hab gesagt, steh auf! Na gut…. Ich mach mir belegtes Brot, denn ich bin hungrig. Und du bist schneller fertig.» Ben verließ den Raum, und Elisha, müde, in der Luft so lange zu hängen, flog an den Computer.

Anzeige

Kommentare (5)

Roxanna

Ich freue mich über jedes weitere Kapitel, liebe Natascha. Mals du die Bilder auch selbst oder hast du jemanden, der das für dich übernimmt? Und gibt es dieses Büchlein schon in deutscher Übersetzung? Kann man es kaufen?

Herzliche Grüße zu dir von
Brigitte

Pawluscha

@Roxanna  

Liebe Brigitte, 
das Buch erschien vor etwa zwei Jahren im Verlag in Kiew in ukrainischer Sprache.
Das ist das zweite Buch über die Fee Elisha und ihre Freunde. 
Elisha, Joel und Ben - so heißen meine Enkelkinder, die in Hannover wohnen. 😊
Ich habe sie drei Jahre nicht gesehen...
Die Bilder zum Buch hat die Malerin gemalt.
Ich habe das erste Buch ins Deutsche übersetzt, jetzt übersetze ich dieses Buch. 
Das ist nicht leicht. Besonders jetzt. Der Krieg stört...
Ich habe das dritte Buch geschrieben - "Weihnachten auf der Sonnigen Halbinsel", es war zum Drucken bereit. Aber dann begann der Krieg...
Die Bücher kann man in Ukraine kaufen, in Bücherladen und in Internetgeschäften.
Hoffe, dass sie irgendwann  auch in Deutschland erscheinen.)

Liebe Grüße
Natascha

 

Roxanna

@Pawluscha  

Es ist gut, liebe Natascha, dass du trotz des Krieges deine Arbeit, die dir sicher auch Freude macht, fortsetzt. Das ist wichtig, auch um die vielen sorgenvollen Gedanken, die du sicher hast, mal beiseite tun zu können. Wenn es das Büchlein in Deutschland gibt, werde ich es mir sicher kaufen. Auch in jedem Erwachsenen lebt doch das innere Kind weiter und kann sich über deine schönen Geschichten freuen. Ich spüre jedenfalls beim Lesen Heiterkeit.

Herzliche Grüße von
Brigitte

Pawluscha

@Roxanna  

Vielen Dank, liebe Brigitte.

Hoffen wir auf das Beste. 

Nach dem Kriegsanfang  konnte ich lange nichts machen... Das war so schrecklich und unbegreiflich...

In der letzten Zeit hab ich begonnen, ein bisschen zu arbeiten... Heute aber wurde Kiew wieder bombardiert...

Hoffe und bete...

Roxanna

@Pawluscha  

Ja, liebe Natascha, es ist einfach nur furchtbar. Man findet keine Worte mehr.

Herzliche Grüße
Brigitte


Anzeige