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Aktuelle Themen Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"

clara
clara
Mitglied

Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"
geschrieben von clara
Gerade erhielt das Computerspiel "Crysis" die Auszeichnung "bestes deutsches Computerspiel". Es ist ein so genannter Ego-Shooter, ein Baller (Killer)spiel.
Dass dieses Spiel wie für die Preisverleihung vorgeschrieben, pädagogisch wertvoll sein soll, ist ja wohl ein Witz. Es ist eher Gewalt verherrlichend und nicht umsonst erst ab 18 Jahren frei gegeben. Trotzdem werden es sicher viele Kinder und Jugendliche sehen.
Als Begründung für den Preis wurde genannt, das Spiel sei technisch hoch stehend und ökonomisch (!) weltweit erfolgreich. Das Preisgeld beträgt 50 000 Euro, die der Staat bezahlt.

Die Preisverleihung ist schon zum Politikum geworden. Die CDU/CSU - Bundestagsfraktion kritisiert die Entscheidung der Jury, während die Grünen meinen, Computerspiele jeder Art gehörten inzwischen zum Kulturgut.

Ich bin der Meinung, solche Spiele sollten keine Auszeichnungen bekommen, auch wenn sie tolle Animationen u.ä. zeigen.

Auf dieser Seite sind Ausschnitte aus "Crysis" zu sehen:

http://www.golem.de/news/computerspielpreis-cdu-csu-kritisieren-nominierung-des-killerspiels-crysis-2-1204-91398.html

Clara
Karl
Karl
Administrator

Re: Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"
geschrieben von Karl
als Antwort auf clara vom 27.04.2012, 22:21:28
Das kommt ja passend zu " 10 Jahre Erfurt". Aber es passt auch zu den Kriegsmaterial verherrlichenden Sendungen auf N24 und zur Kriegspolitik der Regierung. Man muss die Jungen ja ausbilden.

Karl


yuna
yuna
Mitglied

Re: Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"
geschrieben von yuna
als Antwort auf Karl vom 27.04.2012, 22:48:29
Ganz ehrlich?
Ich denke das ist Blödsinn.
Dieser "Killerspiel"-Quatsch ist doch bloß das Arschloch im Wandschrank der Regierung (wie Pispers sagen würde), was ab und an rausgezerrt wird, damit die Bevölkerung was zu meckern hat und die Regierung weiter machen kann mit dem nächsten Punkt auf der Tagesordnung.
Ego-Shooter zu verbieten, ändert nichts, aber auch rein gar nichts, an dem Druck, unter dem die meisten Jugendlichen stehen und der wohl viel eher der Auslöser für Amokläufe sein dürfte.
Das weiß auch die Regierung.
Einer der Amokläufer aus den letzten Jahren hatte eine eigene Website und ein eigenes Blog - ich meine vom BKA wäre alles, was er damals im Internet geäußert hatte, gelöscht worden - mit einer Ausnahme: Sein Blog. Da haben sie nur die Startseite gelöscht, wer aber die Adresse kannte, konnte das Blog weiterhin direkt aufrufen und wer es gelesen hat weiß, dass der Junge nicht der schießwütige Irre ohne Gewissen war, der gerne Krieg spielte und sich seine Anregungen aus Killerspielen holte, wie die Medien es verbreiteten. Der Junge hat über Jahre öffentlich um Hilfe geschrien, hat fast bis ins kleinste Detail beschrieben, wie sehr er in seiner Familie, in seiner Klasse und eigentlich überall, wo er sich aufhalten "musste" gelitten hat. Er wurde ganz übel gemobbt, wurde nahezu immer und überall missverstanden und fand irgendwann tatsächlich nur noch seinen einzigen Trost in Waffen. Das steht aber nicht in direktem Zusammenhang mit Ego-Shootern.
Man sollte dazu wissen, diese Spiele wären auch dann noch sehr erfolgreich, wenn da keine Menschen rumliefen, sondern vllt. nur Augen (Orb) wie in Quake III Arena und man kein Blut sehen würde und die Waffen reine Fantasie-Waffen wären.
Es geht nur darum, schnell zu reagieren.

Wenn diese Spiele noch Taktik erfordern, macht es noch mehr Spaß, weil man seinen Kopf anstrengen muss - man lernt taktisch zu denken, schnell zu reagieren, kreative Lösungsfindung.

Es gibt einige First-Person-Shooter, in denen man keinen Tropfen Blut sieht - ein Beispiel wäre No one lives forever (deutsche Version) - die dennoch enorm erfolgreich waren - NOLF erschien sogar noch mal als Game of the year Edition, die ebenfalls wegging wie geschnitten Brot.

Oft sind Shooter auch mit einer tollen Story verbunden, wo es nicht um bloßes Rumgeballer geht - aber Menschen, die davon keine Ahnung haben, machen da keine Unterschiede, es sind alles Killerspiele, und wer sie spielt, aus dem kann nichts wirklich werden.

Resident Evil ist in den späteren Versionen auch ein Shooter Game - hier müssen Zombies beseitigt werden bzw quasi tote Menschen, die von Parasiten kontrolliert werden. Die sind also schon tot.

The Elder Scrolls z.B. würde man wohl nicht als Killerspiel bezeichnen, jedoch werden auch da Gegner getötet, teilweise sogar als Auftrag. Man beseitigt also keine Feinde, um sich selbst zu schützen, sondern man muss mitunter Unschuldige töten um eine Quest abzuschließen.

Es gibt soooo viele Jugendliche und auch Mid-30er, 40er oder noch älter, die diese Spiele spielen - ich zähle ebenfalls dazu, auch mein Mann.
Und ich darf wohl behaupten keiner von uns plant in nächster Zeit Amok zu laufen. Und wir zocken solche Spiele seit Jahren - denn genauso lange gibt es sie - und nicht erst seit Erfurt.

Wer sich von "Killerspielen" verleiten lässt, lässt sich auch von Kriegsfilmen verleiten und letztendlich auch von den Nachrichten.

Das eigentliche Problem ist unsere Gesellschaft und der Druck unter dem sie steht und unter dem sie entsprechend handelt. Da muss was passieren. Diese Spiele sind eins der letzten Ventile, die Jugendliche noch haben, um sich abzureagieren/zu entspannen. Wenn ihnen das auch noch genommen wird, kann ich mir an einer Hand ausrechnen, wie es weitergeht.
Aber klar - es ist natürlich einfacher, Verbote auszusprechen - eins nach dem anderen, als sich mit den wirklichen Ursachen auseinanderzusetzen.

Es nervt nur noch.

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dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf clara vom 27.04.2012, 22:21:28
@clara

Wie oft hast Du das Spiel genutzt, dass Du das so "sachverständig" einschätzen kannst?

p.s.: Katzenscheiße stinkt! ...ergo: erwürgt alle Katzen!
Karl
Karl
Administrator

Re: Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"
geschrieben von Karl
als Antwort auf yuna vom 27.04.2012, 23:29:17
Es nervt nur noch.
geschrieben von yuna
Stimmt. Ich kann diese wortreichen Verteidigungen der Ballerspiele, in denen Gewalt und Mord als Problemlösestrategien gelernt werden, nicht mehr lesen.

Natürlich wird ein stabiler junger Mann dadurch nicht zum Amokläufer und selbstverständlich gibt es immer auch andere Gründe für solche Ausraster. Allerdings wird es instabile Charaktere immer geben und diese lösen dann ihre Probleme so, wie sie es gelernt haben. Ich glaube übrigens, das gilt auch für eine Gesellschaft. Ich klage nicht nur die Einzelnen und nicht nur die Egoshooter Spiele an, sondern ganz bewusst auch die dazugehörigen, von der Rüstungsindustrie bezahlten Dokumentationen über " tolles" Kriegsgerät auf einigen unserer Propagandasendern wie N24.

Säugetiere spielen, um Verhaltensweisen für den Ernstfall zu erlernen. Wie naiv muss man sein, um zu glauben, dass diese Ballerspiele unser Denken nicht verändern?

Karl
senhora
senhora
Mitglied

Re: Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"
geschrieben von senhora
Mich würde interessieren, was sich in den Köpfen der Menschen abspielt, wenn sie spielerisch reihenweise Menschen töten.
Breivik hat ebenfalls mit solch einem Spiel „trainiert“ und seine menschliche Emotionen erfolgreich ausgeschaltet, wie er selbst sagt.
Wenn der Krieg das Verhalten der Soldaten verändert, warum sollte eine exzessives Morden am PC dies nicht möglich machen?
Diese Spiele haben das Potential zur Verrohung.

Senhora

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lupus
lupus
Mitglied

Re: Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"
geschrieben von lupus
als Antwort auf yuna vom 27.04.2012, 23:29:17
Was für eine wortreich geschickte Verteidigung einer perversen Sache!

Verharmlosung,Ablenkung auf andere Schuldige, Begründung einer Notwendigkeit

Das könnte man auch für z.B. faschistische Jugendgruppen verwenden

lupus
Edita
Edita
Mitglied

Re: Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"
geschrieben von Edita
als Antwort auf senhora vom 28.04.2012, 08:36:10
Es muß jetzt bald 20 Jahre her sein, daß in England zwei 10-jâhrige Jungen ein Kleinkind entführten, und bestialisch bis zum Tode quälten, und dann auf Zuggleise legten ! Eine, nur eine Aussage dieser kindlichen Mörder war,
" sie wollten mal wissen, wie totmachen im richtigen Leben ist ", ich werde diesen Satz mein Leben lang nicht vergessen. Diese Kindermörder kamen aus äußerst problematischen Familien, das unkontrollierte Fernsehen und damals auch schon Computerspiele, sind bestimmt nicht die alleinigen Verursacher, aber sie sind m.M. n. mit ein Grund, daß diese beiden kleinen Monsterkinder überhaupt auf diese Gedanken gekommen sind !

Edita
lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"
geschrieben von lalelu
als Antwort auf dutchweepee vom 28.04.2012, 02:11:25
@clara

Wie oft hast Du das Spiel genutzt, dass Du das so "sachverständig" einschätzen kannst?

p.s.: Katzenscheiße stinkt! ...ergo: erwürgt alle Katzen!


@dutchweepee: wenn sich im ST nur noch diejenigen äußern dürften, die eine persönliche Erfahrung mit dem Diskussionsthema gemacht haben, müsste man das Forum wahrscheinlich schließen.

Ich selbst spiele überhaupt nicht am PC, erlaube mir aber dennoch, eine grundsätzliche Meinung zu diesem Thema zu haben. Ich liege dabei mit Clara und allen, die Gewaltverherrlichung ablehnen, auf einer Linie.

Was ist an solchen Spielen "pädagogisch wertvoll"? Mir fällt dazu noch nicht mal ein einziges Pro ein.

Lalelu
yuna
yuna
Mitglied

Re: Ballerspiel ist "Bestes deutsches Computerspiel"
geschrieben von yuna
als Antwort auf senhora vom 28.04.2012, 08:36:10
@senhora:
Mich würde interessieren, was sich in den Köpfen der Menschen abspielt, wenn sie spielerisch reihenweise Menschen töten.[...]

Da ich solche Spiele spiele sei dir gesagt:
1. Es gibt mindestens genauso viele Spiele (wenn nicht mehr) dieser Art, da werden keine Menschen getötet, da sind es z.B. Aliens (siehe Halo, Mass Effect oder Dead Space), in anderen hat man es hauptsächlich mit bereits toten zu tun, also Zombies - siehe Resident Evil, in wieder anderen Spielen gibt es auch die Möglichkeit, die Gegner nur zu betäuben bzw lediglich k.o. zu hauen (auch, wenn das natürlich trotzdem Gewalt ist). In No one lives forever, Hitman und Splinter Cell dürfen keine Zivilisten getötet werden, sonst ist das Spiel vorbei.
Ego-Shooter gehen oft schleichend in sogenannte "Schleichspiele" über. Schleichspiele funktionieren im Grunde ähnlich, man muss Gegner ausschalten und kann dies notfalls auch mit Schusswaffen, aber das Ziel ist es, sich in Gebäude rein und rauszuschleichen und dabei möglichst wenige Gegner zu töten. Einige dieser Spiele sind so aufgebaut, dass man theoretisch keinen einzigen Gegner töten müsste.

2. Direkt zu deiner Frage:
Um mal das zu beschreiben, was in meinem Kopf oder dem meines Mannes dabei vorgeht - gar nichts.
Damit meine ich nicht, dass wir kaltblütig wären, ganz im Gegenteil. Deshalb gar nichts, weil wir keinen Bezug dazu haben, dass es sich um "echte Menschen" handeln würde, denn das ist nicht so. Es sind keine echten Menschen, selbst, wenn sie so aussehen sollten. Wir würden die Spiele auch dann spielen, wenn das alles blaue Dreiecke wären.
Das Aussehen der Gegner ist völlig egal, es sind nur Pixel.
Die meisten Spiele jedoch, zocken wir wegen der Story. Viele Spiele sind heute von der Story so ausgereift, dass es eher so ist, als würde man einen Film gucken, nur dass man die Handlung selbst voranbringt.

3. Es gibt Spiele, die haben ihren Schwerpunkt auf dem Töten an sich. Da geht es nur darum, möglichst viele (auch Unschuldige) Menschen zu töten und das auf so brutale Weise wie möglich. Da wird dann auch sehr blutig dargestellt, was die Handlung für Auswirkungen auf den Gegner hat. Diese Spiele, gehören meiner Ansicht nach tatsächlich hinter den Vorhang bzw. gleich verboten, denn hier liegt der Fokus eben ganz woanders. Da gibt es auch nicht wirklich eine Story, da geht es eben tatsächlich rein ums Töten und diese Spiele zocken auch wir nicht.
Das sind aber, soweit ich weiß idR. auch keine (reinen) First-person-shooter.

Ich denke die meisten Shooter haben sich aus der Idee heraus entwickelt, wie man schon ganz früher mit einem Raumschiff Gegner abgeschossen hat, siehe Space Invaders.

Ich würde sagen, nahezu alle Spiele die nicht gerade Racer, Lernspiele oder "Pony-Spiele" für Kinder sind basieren auf dem Konzept, Gegner zu beseitigen. Das war schon bei Super Mario so, das war schon bei Zelda so und das wird auch in Zukunft so sein.
Wenn, dann müsste es doch wohl um die Grund-Idee gehen, gegen das Böse zu kämpfen (denn genau das tut man ja in diesen Spielen idR, es geht fast immer darum die Welt zu retten oder zumindest das Land oder in Marios und Links Fall, die Prinzessin) - wie viele Menschen sind dann Anfang der 90er Amok gelaufen? Spiele dieser Art waren da über Computer, NES und später SNES bereits auf dem Markt und wurden gespielt. Liegt es an der verbesserten Grafik? Das war das einzige, was die Spiele von damals von heutigen Spielen unterscheidet.

@lupus: Bleib mal auf dem Teppich.

@Karl: Es gab Versuchsreihen in der Vergangenheit (hauptsächlich auch wegen Erfurt), wie stark das Zocken von Ego-Shootern die Persönlichkeit beeinflusst und in welche Richtung - Ergebnisse waren kurz gesagt immer, dass diese Spiele eben keinen Einfluss darauf haben, ob die Hemmschwelle Menschen auch in der Realität zu töten dadurch sinken würde. Sie tut es faktisch nicht. Die Spieler sind sich bewusst, dass es nur Pixel sind, nur deshalb schießen sie auch. Wäre es Fleisch und Blut, würden sie das nicht tun. Man nimmt die Pixel einfach nicht als Menschen wahr. Es ist immer auch wie eine Art Glaswand zwischen sich und der Figur, die man steuert.

Aber es macht nur Sinn darüber zu diskutieren, wenn der Diskussionsgegner weiß, wovon er spricht. Der eine Lehrer damals, der so einen Amoklauf miterlebt hat, hat sich die Mühe gemacht und sich umfassend mit dem Thema beschäftigt, und sich auch selbst mal solche Spiele angesehen und zugeschaut, wie einige seiner Schüler diese Spiele gespielt haben und kam selbst zu dem Schluss, dass die Aufregung deshalb absurd ist.

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