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Aktuelle Themen Tag der deutschen Einheit

justus39
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Re: Tag der deutschen Einheit
geschrieben von justus39
als Antwort auf silhouette vom 03.10.2012, 23:19:11

Was mich in der anschließenden Doku-Sendung am meisten beeindruckt hat, war die Schilderung der Atmosphäre bei der zweiten Premiere des Fidelio in der Semperoper am selben Tag. Fazit: Man braucht keine modernen Firlefanz-Inszenierungen, man kann der Realität von heute mit wenigen Mitteln sehr nahe kommen.

Das DDR- Publikum hatte ein sehr feines Gespür für versteckte oder angedeutete Hinweise auf aktuelle Probleme.
Diese mussten immer so gestaltet sein, dass sie an den Kulturfunktionären vorbeigingen aber vom Publikum erkannt wurden.
Bei Klassikern lies sich so etwas sehr gut machen.
justus39
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Re: Tag der deutschen Einheit
geschrieben von justus39
als Antwort auf silhouette vom 03.10.2012, 23:46:14
Ja ja, der Mittler zwischen Strauß und Honecker, er soll aber sehr krank sein.

Die geschmacklos protzigen Russenmillionäre hat man in Zermatt auch schon ausgegrenzt.
silhouette
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Re: Tag der deutschen Einheit
geschrieben von silhouette
als Antwort auf justus39 vom 03.10.2012, 23:54:50

Das DDR- Publikum hatte ein sehr feines Gespür für versteckte oder angedeutete Hinweise auf aktuelle Probleme.
Diese mussten immer so gestaltet sein, dass sie an den Kulturfunktionären vorbeigingen aber vom Publikum erkannt wurden.
Bei Klassikern lies sich so etwas sehr gut machen.

Und sie mussten sehr intelligent und versiert sein, um sich durchzuwurschteln - siehe die Wühlmäuse in Berlin, das war große Klasse.

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silhouette
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Re: Tag der deutschen Einheit
geschrieben von silhouette
als Antwort auf justus39 vom 03.10.2012, 23:59:57

Die geschmacklos protzigen Russenmillionäre hat man in Zermatt auch schon ausgegrenzt.

Der Schalck ist halt ein alter Mann und muss feststellen, dass man sich Gesundheit nicht für alle beiseite geschafften Millionen kaufen kann...

Also meine Freundin verkauft in Zermatt Klunker bei Bucherer, da scheint das noch gut zu gehen.
Ansonsten würde ich den Russen das gönnen. Denn mit großen Gelagen an den teuersten Hotelbars mit ihren mitgebrachten, für die Zeit in Zermatt gemieteten Ludmillas und mit anschließender Verwüstung des Inventars ist keinem Hotelier gedient, der in der Eurokrise ums Überleben kämpft. Ich habe jedenfalls voriges Jahr schon auf 2000 Meter kein Russisch mehr gehört. Leider auch nur selten Deutsch oder Französisch, die deutsche und französische Mittelklasse, das ehemals gern gesehene "gute" Wanderpublikum im Herbst, kann sich die Inflation in der Schweizer Gastronomiepreisen, kombiniert mit dem Eurokurs und der nicht mehr so dollen Renteneinkünfte im Vergleich zu den früheren Angestellteneinkünften einfach nicht mehr leisten. Mit anderen Worten, da oben herrscht ziemlich tote Hose.

Die Fürsten bei der vorletzten Jahrhundertwende, die nach Deutschland, z.B. Baden-Baden kamen, hatten überdurchschnittlich viel Kultur und Bildung mitgebracht, das war eine ganz andere Welt, die die deutschen Provinzler bereichert hat, nicht in erster Linie mit ihrer Kohle, die sie auch hatten. Aber die gesamte Bildungsschicht wurde mit hergeschleppt, inklusive die großen Dichter und Musiker.
ehemaligesMitglied41
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Re: Tag der deutschen Einheit
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf silhouette vom 04.10.2012, 00:34:09
Die Deutsche Einheit war für mich ein besonders gravierender Lebensabschnitt.

Von heute auf Morgen befand ich mich in einer völlig anderen Welt, die mir zunächst einmal sehr, sehr viel Angst vermittelte.

Die Angst um den Arbeitsplatz und somit der Verlust der der Existenzsicherheit war so groß, dass alle anderen Dinge nicht wahrgenommen wurden.

Es hat schon ein paar Jahre gedauert, bis ich in der neuen Welt angekommen bin.

Angekommen bedeutet für mich, dass ich mein Selbstvertrauen wieder gefunden habe.
Ich muss mich nicht mehr rechtfertigen und ich muss mich auch nicht dafür schämen, dass ich 56 Jahre in der DDR gelebt habe.

Egal, wo ich auf der Welt lebe, ich muss mich mit den Gegebenheiten engagieren.
Natürlich habe ich auch den Wunsch gehabt freier zu leben, doch ich habe mich auch nicht eingeengt gefühlt.

Ich finde es nicht in Ordnung, wenn noch immer die ehemaligen DDR Bürger überwiegend mit der Stasi in Verbindung gebracht werden.

Die wenigsten DDR Bürger haben für den Verein Informationen geliefert und es stimmt auch nicht grundsätzlich, wenn behauptet wird, dass man seine Meinung nicht äußern durfte.

Ich hätte mir sehr gewünscht, dass man mich einfach mal fragt:

„… wie war es denn eigentlich in der DDR…?“

Sehr viel existiert auch heute noch eine vorgefasste Meinung, die von den Politikern und den Medien unterstützt wird.

Und ich finde es unreif und zugleich beleidigend, wenn dann sofort die Antwort kommt:

„..du willst wohl die Mauer wieder…?“

Ich will das System nicht beschönigen, aber ich lasse mir auch nicht die Hälfte meines Lebens in Abrede stellen.

Ich zähle mich zu den Gewinnern der Einheit, denn ich kenne beide Systeme und ich kenne die Vorzüge und die Nachteile.

..ein..


hugo
hugo
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Re: Tag der deutschen Einheit
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 04.10.2012, 01:28:13
Sehr viel existiert auch heute noch eine vorgefasste Meinung, die von den Politikern und den Medien unterstützt wird.
geschrieben von einlächeln,,


hallo einlächeln,,was anderes konnte man doch gar nicht erwarten.Es war schon immer so, das der Gewinner der Geschichte auch die Geschichte neu- und zwar ausschließlich aus seiner Sicht- schreibt und alle, alle Untertanen haben diese genau so und nicht anders wider zu geben.

Gestern war mal wieder solch Tag, an dem sich das Fehlen einer Meinungsvielfalt, wegen der allgemeinen Meinungsgleichschaltung (konnte man in allen Dokus, Nachrichten, Kommentaren, Filmen etc.beobachten) Niveausenkend -weil, die Vergangenheit nur einseitig und deshalb lückenhaft darstellend- bemerkbar machte.

Nun kann man nicht erwarten, das sich auch andere Stimmen -besonders aus jener Ecke wo man die bösen heutigen Kritiker, also, aus der Gruppe der damaligen "Bösen" zwangszugeordnet hat zum Thema melden oder gar outen.

,,es scheint sie gar nicht zu geben, wo sind die geblieben?
,,naja und aus Mangel an echten vorzeigbaren sich selbst enttarnenden Bösewichten wird jede auch noch so minimal und scheinbar kritische Stimme,,,eben schnell mal als solcher erkannt und entsprechend "gewürdigt"

Heutzutage müssen sogar die damaligen Widerständler, die Leute vom Neuen Forum usw, -die eigentlich die Triebfedern der Wendeaktivitäten waren und die sich eine andere DDR und zwar mit anderem Gesicht,,wünschten und daraufhin arbeiteten,,
damit rechnen bedauert, belächelt und für blöd hinstellen lassen,,,
ergo bleiben viele stumm

Die Siegprämie haben sich andere -z.T an der Wende völlig Unbeteiligte, Außenstehende, oder gar ehemalige Bösewichte- unter die Nägel gerissen.

Deinen letzten Gedanken kann ich voll unterstützen, darin erkenne ich mich wie in einem Spiegelbild wider,

"Ich zähle mich zu den Gewinnern der Einheit, denn ich kenne beide Systeme und ich kenne die Vorzüge und die Nachteile."
geschrieben von einlächeln


und nachdem ich durch diesen Nazikrieg die Heimat im Osten und große Teile der Familie verlor,,war es eben -zufällig- die DDR und nicht die BRD in der ich eine neue Heimat fand und in der sich mein gesamtes Vorwendeleben einschließlich aller darin enthaltenen glücklichen Zeiten und Momente (und die waren nicht mal wenige) abspielte.

hugo, dem solche Beiträge schon mal als völlige Entgleisung, als gewaltige, bösartige, unverbesserliche BRD Kritik ausgelegt und er selber in extreme Systemnähe gedrängt wurde. Frei nach dem Motto: wie kannst Du nur,,,Nestbeschmutzer, Ewiggestriger, SED-Nostalgiker, Mauerschütze,,

ps: und natürlich wünsch ich Dir für Deinen heutigen, ganz besonderen, weil privaten Feiertag, alles erdenkliche Gute.

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Re: Tag der deutschen Einheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf clara vom 03.10.2012, 23:42:21
"Mut erforderte die Inszenierung zu dem Zeitpunkt nicht mehr, alles war gelaufen."


Im Nachhinein lässt sich das heute so sagen.
Zum damaligen Zeitpunkt war allerdings noch lange nicht "alles gelaufen" und es gehörte eine gehörige Menge Mut dazu, diese Inszenierung an der richtigen Stelle so auf die Mauer und Demonstrationen zu beziehen.
Vielleicht hat es ja auch bei Modrow den Nachdenkprozess angeregt.
Re: Tag der deutschen Einheit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 04.10.2012, 04:31:18
"Niveausenkend -weil, die Vergangenheit nur einseitig und deshalb lückenhaft darstellend"
geschrieben von hugo


Ja - Hugo du hast Recht mit deiner Bemerkung!
Das, was sich in einem totalitären Regime so unterhalb der offiziell dargestellten Oberfläche abspielt, kann man später nur lückenhaft darstellen, denn die Wirklichkeit ist viel schlimmer, menschenverachtender und Jahre danach kaum noch vorstellbar und vermittelbar.

Da gibt es allerdings Möglichkeiten, die man nutzen sollte, um eben nicht stehenzubleiben auf der Stufe der lückenhaften Darstellung, die z.B. ein 3-stündiger Film liefern kann.
Es gibt hunderttausende Seiten freigegebene Original-Stasi-Akten, die man studieren kann - auch gezielt nach Themen ( z.B. Psychologische Zersetzungsmaßnahmen (Operative Psychologie...), Missbrauch der Medizin und Psychiatrie durch die Stasi)...
Da solltest du mal rangehen, um dein Wissensniveau zu diesem Thema anzuheben.

Ein Regime, dass seine Bürger mit Mauern umgeben muss, damit sie nicht davonlaufen und mit Nazimethoden bespitzeln und drangsalieren muss, um sie dem totalitären System anzupassen und jede Meinungsfreiheit gesetzlich als "Staatsfeindliche Hetze - § 106" einordnen muss, um als Regime zu überleben - wird immer nur an diesen schwarzen Seiten beurteilt werden.

Da kannst du dich noch so sehr bemühen, diese Vergangenheit vergessen lassen zu wollen und mit billigen Brötchen oder billigen Mieten zu aufzupeppen - die schwarzen Seiten bleiben unvergessen.
justus39
justus39
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Re: Tag der deutschen Einheit
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.10.2012, 09:09:31
Gratuliere Klaus,
Dir ist es sehr gut gelungen, dass zu bestätigen, was ein-laecheln-fuer-dich und hugo geschrieben haben.
Ich habe beide sehr gut verstanden.

justus
Achras
Achras
Mitglied

Re: deutsche Einheit
geschrieben von Achras
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 04.10.2012, 01:28:13
Ich muss mich nicht mehr rechtfertigen und ich muss mich auch nicht dafür schämen, dass ich 56 Jahre in der DDR gelebt habe.
geschrieben von ein_laecheln_fuer_dich
Das ist erstaunlich - vor allem, wenn man bedenkt, dass die DDR kurz nach ihrer 40-Jahr-Feier aufgehört hatte zu existieren.

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