Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt es an!

Aktuelle Themen Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt es an!

Gerdd
Gerdd
Mitglied

Re: Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt...
geschrieben von Gerdd
als Antwort auf Gerdd vom 18.03.2016, 01:11:57
Ich befürchte, wir Menschen würden für sie - die intelligenteren Computer mit kompletten Konnektomen - allmählich langweilig und nur deswegen hatte ich davon gesprochen, daß wir vielleicht nicht mehr gebraucht würden.


Ein einfaches Beispiel:

Ein Schachcomputer, der bereits heute Menschen "besiegt", der aber z.B. auf Weiterentwicklung programmiert ist und der die Auswahl des nächsten Spielpartners treffen könnte, würde bestimmt nicht einen "Menschen" auswählen, sondern einen stärkeren weiteren Schachcomputer.
Denn er hat gelernt, nur mit stärkeren "Partnern" entwickle ich mich weiter.

Hier und eigentlich immer sind die Ziele, die Karl bereits als wichtig dargestellt hat, die wir vorgeben und diskutieren sollten, unsere Herausforderung und die würden unseren Optimismus begründen und/oder stärken.

Wie behalten wir und vergrößern wir Menschlichkeit - bei aller technischer Weiterentwicklung?

Gerdd
Gerdd
Gerdd
Mitglied

Re: Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt...
geschrieben von Gerdd
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.03.2016, 19:53:57
Mein bisheriges Fazit aus diesem thread ist relativ einfach: wer so viele vermeintliche Fehlentwicklungen in Gesellschaft und Technik ausmacht, der täte vielleicht gut daran, einfach mal zu überlegen, ob er nicht einfach stehengeblieben ist und die Zukunft verpennt hat.
geschrieben von det

det,
ich weiß, daß ich paradox denke, lach!
(Selbstbezüglichkeit!)

Da tröstet mich ein (paradoxes) Gedicht des Schweizer Schriftstellers Kurt Marti:

"Wo kämen wir hin, //wenn alle sagten, //wo kämen wir hin, //und niemand ginge, //um einmal zu schauen, //wohin man käme, //wenn man ginge."

Gerdd
lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt...
geschrieben von lalelu
als Antwort auf carlos1 vom 17.03.2016, 21:18:07
Lalelu, was du schreibst ist doch akzeptabel. Kein Grund zu Irritationen. Weltuntergang hin oder her. Du äußerst Bedenken und führst Beobachtungen an, die mit Weltuntergangsstimmung und Trübsal nichts zu tun haben, sondern beachtet werden müssen. Wer über die Zukunft spricht darf auch pessimistisch sein. Ich bevorzuge die optimistische Variante. Wenn wir alle immer der gleiche Meinung wären, würde es sehr langweilig werden. 


@ Carlos: deine Ausführungen habe ich mit Interesse gelesen. Aber da sowohl Det als auch du mich offensichtlich für ziemlich pessimistisch halten, komme ich zu dem Schluss, dass ich mich falsch ausgedrückt habe. Ich schätze mich selbst nämlich nicht per se als pessimistisch ein, finde jedoch, dass es nicht schaden kann, Dinge aus so vielen Perspektiven wie möglich zu betrachten. Das bedeutet je nach Einzelfall, dass ich zu einem optimistischen Ergebnis komme - oder zu einem pessimistischen.

Technologische Entwicklungen werden unsere Zukunft bestimmen und unser Leben. Damit müssen wir uns abfinden. Unsere Forderungen die Entwicklung des technischen Fortschritts zu steuern ist m. E. aber sinnlos, weil wir Wissenschaft und Technologie brauchen. Ohne sie wäre eine Menschheit, die sich in ihrer Zahl auf die 8 MRD zu bewegt nicht mehr zu retten. 


In dieser Beziehung gebe ich dir absolut recht. Meine Bedenken kommen überhaupt nicht daher, dass ich technikfeindlich bin. Eigentlich ist sogar das Gegenteil der Fall. Natürlich bin ich froh, dass ich nicht mehr mit der Pferdekutsche fahren oder die Wäsche mir der Hand waschen muss, dass ich ein Auto sowie Waschmaschine, Kühlschrank, Spülmaschine, Staubsauger, Telefon, Computer usw. habe, Dinge, die ganz selbstverständlich zum Alltag gehören, und die unsere Urgroßeltern mit offenem Mund bestaunen würden. Die Entwicklung dieser Geräte wäre ohne technischen Fortschritt nicht möglich gewesen. Ich möchte nicht zurück in die Steinzeit, auch nicht ins Mittelalter und noch nicht einmal 100 Jahre zurück.

Meine Befürchtungen in diesem Thread betreffen auch nicht weiteren Fortschritt, der unser Leben erleichtert. Den wünsche ich mir selbst und der rapide wachsenden Menschheit. Ein autonomes Auto in Serienreife wäre beispielsweise sehr hilfreich, wenn ich eines Tages nicht mehr selbst fahren kann. Maschinen, die aus ihren Fehlern lernen und sie nicht wiederholen, wären mir willkommen.

Hier geht es aber um eine bisher noch nicht genau definierte Superintelligenz, die mir Bauchgrimmen bereitet. Falls diese Superintelligenz in falsche Hände käme und man damit das große Geld verdienen könnte, sehe ich die Gefahr, dass damit das Ende jeder Moral eingeläutet würde.

Eine besonders große Rolle spielt sie ja schon jetzt nicht mehr. Es geht schon heute in erster Linie um Macht und Profit. Despotische Machthaber fragen nicht nach dem Wohlbefinden der Menschen, für die sie verantwortlich sind. Man zahlt Milliarden für immer ausgefeiltere Waffensysteme, und die Waffenlobby kassiert. Ob die Menschen verhungern oder im Krieg umkommen, interessiert weder die eine noch die andere Seite. Hauptsache ist, dass Rubel, Dollar und Euro rollen. Ich denke, diese Sicht ist nicht pessimistisch, sondern realistisch. Was könnte man mit diesem Geld anfangen, wenn man es zum Wohle der Menschheit einsetzen würde?!

Woher soll ich bloß den Optimismus nehmen, dass sich alles verbessert, wenn eine Superintelligenz alle Entwicklungen in den Schatten stellt, auf die wir heute noch stolz sind? Solange Menschen diese Superintelligenz steuern, sehe ich keinen Grund, meinen diesbezüglichen Pessimismus/Realitätssinn abzulegen. Ich befürchte eher, dass es erst recht zu Auseinandersetzungen käme, wenn ein „Lager“ sie früher entwickelt hätte als das andere.

Eine autonome Superintelligenz, die dazu noch moralisch agiert, wäre eine Chance – aber ob ich glauben soll, dass es diese eines Tages geben wird?? Zumindest habe ich meine Zweifel.

Eine Einteilung der Diskussionsteilnehmer in Optimisten und Pessimisten wäre m. E. angemessen. Dabei könnte ein gemäßigter Optimismus /Pessimismus die Skala abrunden. Stephen Hawking der englische Astrophysiker ist eine Pessimist, was die Zukunft der Menschheit insgesamt betrifft. Er listet die Gefahren auf, die die Existenz der Menschheit bedrohen und meint, schon nach hundert Jahren könnte es einen Kollaps der Zivilisation geben. Gefahren sieht er in einem möglichen Atomkrieg, in einem unkontrollierbaren auch langfristig irreversiblem Klimawandel, der Übervölkerung und dem Zusammenbruch von immer mehr Staaten udn last but not least dem Artensterben.
geschrieben von Carlos


Ich hatte vor einiger Zeit ein längeres Interview mit ihm gesehen und fand es gut, dass er die Zukunft nicht in schillernden Farben malte, sondern mögliche Gefahren ansprach. Wer nämlich denkt, alles würde sowieso gut, ist sicher weniger um Verbesserung bemüht als diejenigen, die auch Schattenseiten erkennen.

Noch ein Wort zur Jugend von heute. Es stimmt: früher konnte man mit einem Volksschulabschluss noch eine berufliche Karriere machen. Du hast das Beispiel des Jubilars gebracht, der es bis ins obere Management der Firma Stihl gebracht hat. Hier im Städtchen gab es bis vor kurzem einen Bankdirektor einer mittelständischen Bank, der ebenfalls auf keiner weiterführenden Schule war. Das ist heute wohl nicht mehr möglich. Zwar kann man auf einen Hauptschulabschluss aufbauen und weitere Schulen besuchen, aber ohne Abitur kommt man heutzutage wohl nicht mehr ins Management (denke ich jedenfalls).

Du hast vom Manko gesprochen, dass junge Leute heute oft kein Gefühl für die Bedeutung der Mechanik haben. Auf diesem Gebiet kenne ich mich nicht besonders gut aus, aber ich kenne ein anderes Manko, mit dem mein Mann als Lehrer oft konfrontiert wurde: es fällt vielen Schülern schwer, selbstständig Informationen zu sammeln und sie auszuwerten. Sie schreiben für ein Referat beispielsweise im Internet einen Text ab, verstehen jedoch oft gar nicht, um was es richtig geht. Damit werden die Vorteile der Technik ins Gegenteil verkehrt. Obwohl die Möglichkeiten, sich Wissen anzueignen, enorm gestiegen sind, können die Schüler sie nicht unbedingt zu ihrem Vorteil nutzen. Ich weiß, das ist kein Fehler der Technik, aber eine Begleiterscheinung.

Du fändest es ebenso wie Gerdd „cool“ Einstein als Gesprächspartner im Haus zu haben, um mit ihm entspannt nach Feierabend plaudern zu können? Ein phantastischer Gedanke …. für mich aber nur, wenn er nicht den ganzen Abend lang versuchen würde, mir seine physikalischen Erkenntnisse und seine Relativitätstheorie im Detail zu erklären. Dann wäre es mit meiner Entspannung nicht besonders weit her.

@ Det: Meine Antwort an Carlos beantwortet gleichzeitig vieles von dem, was du geschrieben hast, aber auf einiges möchte ich noch eingehen, z.B.: auf folgenden Abschnitt:

Wirklich lustig fand ich ein Zitat, das ein Bekannter vor geraumer Zeit ausgegraben hatte. Ein Grieche lamentierte über die Jugend, was sie alles nicht mehr könne und über "die Zeiten", die sich nur verschlechterten. Das Lustige an diesem Zitat war das Alter von ca. 2500 Jahren. Auch der tat schon so, als stünde der Untergang der Kultur unmittelbar bevor. 
geschrieben von Det


Damit meinst du sicher das Zitat von Sokrates: Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

Es ist richtig, dass die Älteren schon immer das Benehmen der Jugend getadelt haben, weil die jungen Leute ganz natürlich ihre Grenzen austesten und damit natürlich auch Entwicklungen vorantreiben, die Ältere vielleicht nicht mehr in Angriff nehmen (wollen). Forscherdrang finde ich sogar sehr gut. Schon meine Mutter hatte bis ins hohe Alter immer ein Bonmot auf der Zunge: "Stillstand ist Rückgang". Das trifft ganz sicher für körperliche und geistige Fitness zu - aber auch auf technische Entwicklung, wenn andere vorwärts gehen und man selbst stehen bleibt.

Darum ging es mir aber gar nicht, sondern darum, dass Kinder von heute leider wirklich öfter als früher körperlich nicht richtig fit sind, weil sie weniger draußen herum toben als wir es noch getan haben. Die Sportlehrer singen ein Klagelied darüber. Wie sollen Kinder, die bestenfalls zwei Wochenstunden am Schulsport teilnehmen und ansonsten überwiegend in geschlossenen Räumen sind, körperliche Fitness erlangen?

 
An deiner Liste fiel halt auf, das sie nicht zwischen positiv und negativ abwog, sondern nur angebliche Fehlentwicklungen aufführte. Das ist für mich rückwärtsgewandtes Denken.
geschrieben von Det


An dieser Stelle protestiere ich. Ich habe lediglich an Hand von Beispielen darauf hingewiesen, dass Positives ins Gegenteil umschlagen kann, wenn es missbraucht wird. Hier ein paar Passagen aus diesem Thread:

Computergesteuerte Operationen und Maschinen ermöglichen manche Eingriffe, die ohne künstliche Intelligenz nicht möglich wären. Gleichzeitig wird diese Technik missbraucht, indem man Organe verpflanzt, die durch Organhandel gewonnen wurden. 

Künstliche Befruchtung gehört zum Alltag, Leihmutterschaft ist ebenfalls nicht mehr ungewöhnlich. Beides mag man ja noch als willkommene Hilfe für Ehepaare akzeptieren, wenn sie auf natürlichem Weg kein Baby bekommen können. 

Ich fürchte, dass aber auch der nächste Schritt zur „schönen neuen Welt“ irgendwann zur Normalität gehören könnte. Dann werden Embryonen gar nicht mehr in einer menschlichen Mutter, sondern in einer Brutmaschine heranwachsen und schon vor ihrer Geburt darauf untersucht, ob sie den Anforderungen der Eltern genügen. Wenn nicht …. Das Designerbaby lässt grüßen. 

Vorgeburtliche Diagnostik kann helfen, Krankheiten des Kindes zu erkennen und zu heilen – es kann aber auch dazu führen, dass das kranke Baby gar nicht geboren wird. Zwei Seiten derselben Medaille. 

Wenn man künstliche Befruchtung als echte Hilfe für kinderlose Ehepaare akzeptiert (worüber man unterschiedlicher Meinung sein kann), so wird diese Methode aber ganz sicher pervertiert, wenn man Sechzigjährige zu Müttern macht. Trotzdem geschieht es. 

Anderes Thema: Der Einsatz von Maschinen, um Kranke über eine kritische Phase hinweg am Leben zu erhalten oder um eine nicht ausreichende Körperfunktion zu unterstützen, wie bei der Dialyse. Es ist toll, was die Medizin hier vollbringt. Ohne Herz-Lungen-Maschine würden viele Menschen heute nicht mehr leben. Sie gehört sicher zu den Meilensteinen in der OP – Technik, und es werden noch mehr großartige technische Möglichkeiten folgen. 

Wenn man aber über viele Jahre hinweg die Lebensfunktionen eines Menschen mit Maschinen aufrecht erhält, ohne dass dieser Mensch wirklich „lebt“ ist das in meinen Augen furchtbar. 


Ich hoffe, dass ich jetzt meine grundsätzliche Einstellung besser verdeutlichen konnte. Noch einmal unmissverständlich: Ich finde, dass intelligente technische Entwicklung uns ungeahnte positive Möglichkeiten eröffnet – sehe allerdings auch die Schattenseiten, wenn diese intelligente Technik nicht zum Wohl der Menschheit eingesetzt wird, sondern zu deren Schaden.

Entschuldigung - es ist arg lang geworden.

Lalelu

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Karl
Karl
Administrator

Re: Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt...
geschrieben von Karl
als Antwort auf lalelu vom 18.03.2016, 08:39:24
Ich bedanke mich wirklich herzlich bei allen Diskutanten in diesem Thread. Beim Lesen heute morgen hat mich regelrecht ein Glücksgefühl überströmt, weil die bisherige Diskussion m. E. beweist, dass Diskussions-Highlights im Seniorentreff eben noch immer möglich sind und keinesfalls nur in der "guten alten Zeit" möglich waren

Ich möchte einige zentrale Gedanken noch einmal herausstellen:

1. Deine Aussage Gerdd
Ein MEHR Intelligenz von Computern als Intelligenz von Menschen bedeutet nicht einfach ein mehr. Ein MEHR bedeutet immer ein ANDERS!
würde ich gerne im Zusammenhang mit folgendem Statement diskutieren:
aber ich frage mich, ob ich das Leben noch lebenswert finden würde, wenn eines Tages Computerintelligenz den gesamten Alltag beherrscht, besonders dann, wenn Moral und Empathie dabei auf der Strecke bleiben.
Moral und Empathie haben sich in der Evolution als Überlebensstrategien herausgebildet. Es ist von Vorteil, sich in sein Gegenüber hineinversetzen zu können (Empathie), denn dann können dessen Züge (Handlungen) vorhergesagt werden. Moral bedeutet auch den Wert des anderen anzuerkennen und ist deshalb Voraussetzung für verträgliches Sozialverhalten, für soziales Zusammenleben, für Gesellschaften ganz allgemein. "Auf die Zielsetzung kommt es an" ist Teil der Threadüberschrift. Die elementarste Zielsetzung aller lebenden Systeme ist "Überleben". Die entscheidende Frage deshalb wird es sein, welches "Überleben" eine Superintelligenz als Zielsetzung einprogrammiert bekommen hat oder sich selber setzt:a) Das eigene Überleben?
b) Das Überleben einer Firma, z. B. Googles?
c) Das Überleben eines Staates?
d) Das Überleben der Menschheit?
e) Das Überleben des gesamten Ökosystems (zu dem Menschen und Maschinen gehören!)?[/indent]Ich möchte hinzufügen, ich persönlich bin überfragt, wenn jemand wissen möchte, wie eine dieser Lösungen gezielt angesteuert werden könnte. Allerdings bin ich insofern Optimist, als auch eine Superintelligenz oder vielleicht gerade eine solche erkennen würde, dass sie selbst in Isolation nicht überleben könnte und sie deshalb von selbst das Überleben des Gesamtsystems in den Mittelpunkt des Handelns stellen würde.

2. Wird es im Zeitalter der Vernetzung und des Internets der Dinge nicht notgedrungen (nur!) eine Super-Superintelligenz geben? Sobald eine Superintelligenz Zugriff auf das Internet hat, wächst damit explosionsartig ihr Wissen und ihre Macht. Sie könnte - um nur ein Beispiel zu nennen - Nachrichten besser und koordinierter manipulieren als das je ein Mensch zuvor gekonnt hätte - oder an der Börse erfolgreich spekulieren, erfolgreicher als jedes System zuvor. Eine solche Superintelligenz verbunden mit dem Internet wäre im mathematischen Sinne eine Singularität (ähnliche Gedanken hat Ray Kurzweil in [i] Leben im 21. Jahrhundert - Was bleibt vom Menschen?
geäußert.)

3. @ carlos1 danke auch für deine Ausführungen. Du sprichst den wichtigen Punkt des Bewusstseins an.
Beim besten Willen kann ich bei den Klötzchen legenden Robos noch keine übermenschliche Intelligenz erkennen. Werden Roboter irgendwann Bewusstsein entwickeln? Ich meine eher nein. Woran könnten wir erkennen, wenn er Bewusstsein entwickelte wie ein Mensch. Mit Bewusstsein meine ich die Fähigkeit eigene Gedanken zu haben und diese an sich selbst beobachten und beschreiben und zeigen zu können, ohne dass sie einprogrammiert wären.
Nun, m. E. hat AlphaGo bewiesen, dass ein Computer Gedanken haben kann, die kein Programmierer je explizit einprogrammiert hat. Bei der Frage, ob Computer "Bewusstsein" entwickeln können, muss natürlich die Frage beantwortet werden, was Bewusstsein eigentlich ist und wie es zustande kommt. Für mich, der ich davon ausgehe, dass unser Gehirn unser Bewusstsein generiert und dass es in unserem Kopf nicht spukt, sondern mit rechten Dingen zugeht, d. h. entsprechend den Naturgesetzen, und der ich gleichzeitig überzeugt bin, dass sich unsere Gehirne im Laufe der Evolution über Millionen von Jahren entwickelt haben, ist es zwingend, davon auszugehen, dass die Art der Informationsverarbeitung in unserem Gehirn das Bewusstsein hervorbringt. Da gleichzeitig das Substrat, auf dem die Informationsverarbeitung abläuft, für das Ergebnis derselben, keine Rolle spielt, gehe ich davon aus, dass auch Gehirne aus Silikon Bewusstsein erlangen können. Carlos1, Du schreibst selbst, auf Hofstadter Bezug nehmend "Dieser Einstein hätte Bewusstsein, denn voraussetzungsgemäß ist nach der Auffassung des Funktionalismus die Hardware nicht für die kognitiven und mentalen Funktionen entscheidend."

4. Ich fand auch die Diskussion mit det über Optimismus bzw. Pessimismus bei dem Überdenken der gegenwärtigen Technologieentwicklung sehr interessant. Mein Standpunkt seit langem ist, Diskussionen über die Zukunft nicht mit Denkverboten und Tabus (bzw. mit Unmöglichkeitspostulaten) abzublocken, sondern offen zu diskutieren, denn es würde uns als Menschen gut anstehen, die kulturelle Evolution bewusst zu begleiten und, wenn es denn zum Überleben des Gesamtsystems nötig sein sollte, den Staffelstab bewusst und mit Stolz weiterzugeben.

Karl

P.S.: Wir sind nicht die Krone, sondern ein Zwischenglied der Evolution.
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt...
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Gerdd vom 18.03.2016, 02:18:07
"Ein Schachcomputer, der bereits heute Menschen "besiegt", der aber z.B. auf Weiterentwicklung programmiert ist und der die Auswahl des nächsten Spielpartners treffen könnte, würde bestimmt nicht einen "Menschen" auswählen, sondern einen stärkeren weiteren Schachcomputer.
Denn er hat gelernt, nur mit stärkeren "Partnern" entwickle ich mich weiter.

Hier und eigentlich immer sind die Ziele, die Karl bereits als wichtig dargestellt hat, die wir vorgeben und diskutieren sollten...." Gerdd


Lieber Gerdd,
warum die Ziele herausstellen, wenn wir nicht genau festgelegt haben, worin der Unterschied zwischen biologisch-chemischen Systemen und elektronischen Rechnern besteht? Ihre Arbeitsweise müssten wir kennen verstehen, wenn wir ihre Zielsetzungen im Auge haben.

Ohne Kenntnis der Arbeitsmodi der Systeme können wir ihre Leistung nicht abschätzen und können sie nicht herstellen.

Wir gehen auch hier im ST stillschweigend von den Voraussetzungen des Funktionalismus aus, der - vereinfacht gesagt - feststellt, dass Denken ein Rechnen ist (wurde schon von Thomas Hobbes gesagt). Eine weitere Voraussetzung ist, dass wir unterstellen, dass eine intelligente Rechenmaschine in vollem und wörtlichem Sinne Verstand besitzen kann/wird. Wenn ein intelligents Programm auf welcher hardware auch immer läuft, kann die Maschine Bewusstsein entwickeln.

Von daher trifft deine Annahme nur unter der Voraussetzung zu, dass ein Schachcomputer sich einen stärkeren Gegner suchen würde, wenn er so programmiert wäre. Die Forderung der KI aber geht doch dahin, dass die intelligente Maschine diese Aussage und Wahl des besseren Gegners (einer ebenbürtigen Maschine) aus eigenem Antrieb wollen muss, aus Einsicht eben.

Hofstadter spricht mit wenig Hochachtung in einem Interview 2014) von dem Schachcomputer, der Kasparow besiegte. Die Leistung sei keine echte dem menschlichen Denken (Kasparows) entsprechende, sondern nur eine rein technisch durch Rechenleistung (Prozessorlesitung) bedingte. Einsichten und strategische Entscheidungen besäße der Superccopmuter "Deep Blue" nicht. Derartige Rechenlesitungen besäßen Rechner heute nur in sehr geringem Ausmaß.

Hofstdter Interview
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-126717981.html

"SPIEGEL: In den deutschen Feuilletons gibt es eine heftige Debatte über das Verhältnis Mensch und Computer, die Stimmung ist düster, Menschen scheinen sich immer mehr vor Google und Apple zu fürchten. Sie aber bleiben optimistisch und glauben, der Mensch sei auf lange Sicht den Rechnern überlegen?

Hofstadter: Ich bin ein durch und durch materiell denkender Mensch, der überzeugt davon ist, dass die Welt von den Gesetzen der Physik regiert wird und dass auch das Gehirn nichts Mystisches ist. Folglich ist es theoretisch sicher möglich, das Gehirn auf hinreichend schnellen und großen Computern zu simulieren. Aber zu sagen, dass dies bald gelingen wird, ist etwas ganz anderes. Ich bin überzeugt davon, dass die Leute derzeit in die völlig falsche Richtung marschieren. Google, Apple und Co. sind große Unternehmen, die von Profitdenken getrieben sind. Und um Profite zu machen, reicht es, Programme zu schreiben, die aussehen, als ob sie etwas verstünden, obwohl sie überhaupt nichts verstehen.

SPIEGEL: Wenn wir zum Beispiel den IBM-Computer "Watson" betrachten, der 2011 im US-Fernsehquiz "Jeopardy" menschliche Champions besiegt hat ...

Hofstadter: Ja, das ist ein sehr gutes Beispiel. Ich bin damals zusammen mit David Ferrucci, einem der Entwickler von Watson, zu einer Radioshow eingeladen worden. Ich kann mich noch gut entsinnen, wie fassungslos ich war, als er allen Ernstes behauptete, Watson habe all die Bücher, mit denen er gefüttert wurde, "gelesen". Genauso gut hätte Ferrucci behaupten können, ein Fleischwolf esse Fleisch. Die Leute so an der Nase herumzuführen ist unaufrichtig und kontraproduktiv.

SPIEGEL: Was muss geschehen, damit aus dem Verarbeiten von Text wirkliches Lesen wird?

Hofstadter: Genau davon handelt die Forschung, die ich hier in Bloomington seit Jahrzehnten betreibe. Wobei unser Ziel nicht darin besteht, Computer intelligent zu machen. Das wäre viel zu schwierig. Wir wollen die fundamentalen Prinzipien des Denkens verstehen.



SPIEGEL: Aber die IT-Industrie interessiert sich nicht dafür?

Hofstadter: Mit den meisten Leuten dort ist eine Verständigung unmöglich. Ihre Ziele unterscheiden sich so radikal von den meinen, dass es ist, als kämen wir von verschiedenen Planeten.

SPIEGEL: In Deutschland läuft mit Erfolg der Kinofilm "Her". Ein Mann verliebt sich darin in die weibliche Stimme eines Betriebssystems, weil diese Stimme ihm suggeriert, er habe es mit einer echten Frau zu tun. Wie weit ist es Ihnen bereits gelungen, auf Ihren Computern echtes Verständnis und echte Einsichten zu programmieren?

Hofstadter: Erlauben Sie mir zunächst noch ein Beispiel: Der Schachcomputer "Deep Blue", ein Vorgänger von "Watson", ist 1997 gegen den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow angetreten. Das System ging als Sieger aus der Partie hervor, weil es mit brachialer Rechenkraft Abermillionen Stellungen pro Sekunde im Voraus berechnete. Mit der Art, mit der Kasparow Schach spielt, hat das allerdings überhaupt nichts zu tun. Nun stellen Sie sich dagegen einen Computer vor, der Analogien herstellt, genau wie Kasparow es tut: Er sieht eine Gefahr auf dem rechten Flügel, er erkennt einen Bauern als Schwachpunkt seiner Stellung, er denkt darüber nach, wie er das Brett kontrollieren kann. Bisher gibt es keinen Computer, der so etwas könnte, und einen solchen zu bauen ist viel schwieriger, als immer noch schnellere Prozessoren und noch größere Speicher zu bauen. Nun aber Ihre Frage: Haben wir Programme geschrieben, die Einsichten haben? Nun, ich würde sagen: in sehr, sehr eingeschränkter Form schon.


Es ist also viel leichter Rechenprozessoren mit mit immer größeren Rechenleistung zu konstruieren als urteilsfähige Computer zu bauen, die Einsichten gewinnen und diese Einsichten operationalisieren können. Es wird in absehbarer Zeit wohl autonome Krftfahrzeuge geben, aber keinen Rechner, der uns den besten Weg aus der Klimakatstrophe weisen wird. Es wird auch in absehbarer Zeit keinen superintelligenten Rechner geben, der für jede Krebsrerkrankung die Ursachen und die richtige Heilbehandlung erforschen kann.

Kriegführung und Zerstörung allerdings sind dagegen sehr viel weniger komplex. Das Ziel Menschen zu töten ist leichter zu verwirklichen als ihnen nachhaltig zu helfen.
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt...
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 18.03.2016, 10:55:46
Hat eigentlich hier noch keiner gemerkt, dass der Schorsch gar kein realer Mensch ist, sondern ein frühzeitlicher Supercomputer, der eifrig bemüht ist, sich so auszudrücken, dass ihm niemand auf die Schliche komme?!

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carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt...
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 18.03.2016, 10:55:46
Lieber Karl,

beim Schreiben und Absenden habe ich deinen Beitrag zu spät gelesen.
Auf jeden Fall darf es keine Denkverbote geben in Bezug auf die Zukunft.

Viel Grüße
c
Karl
Karl
Administrator

Re: Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt...
geschrieben von Karl
als Antwort auf schorsch vom 18.03.2016, 11:37:54
Lieber schorsch,

was wäre der ST ohne Deinen Humor Du machst Dein " Imitationgame" sehr gut!

Karl
Gerdd
Gerdd
Mitglied

Re: Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt...
geschrieben von Gerdd
@ Karl

„Wir sind nicht die Krone, sondern ein Zwischenglied der Evolution.“
Schmidt-Salomon: „Wir sind die Neandertaler der Zukunft“

„Die elementarste Zielsetzung aller lebenden Systeme ist "Überleben". Die entscheidende Frage deshalb wird es sein, welches "Überleben" eine Superintelligenz als Zielsetzung einprogrammiert bekommen hat oder sich selber setzt: ...“
e) Das Überleben des gesamten Ökosystems (zu dem Menschen und Maschinen gehören!)?

Die Antwort „e“gefällt mir am besten!

„Für mich, der ich davon ausgehe, dass unser Gehirn unser Bewusstsein generiert und dass es in unserem Kopf nicht spukt, sondern mit rechten Dingen zugeht, d. h. entsprechend den Naturgesetzen, und der ich gleichzeitig überzeugt bin, dass sich unsere Gehirne im Laufe der Evolution über Millionen von Jahren entwickelt haben, ist es zwingend, davon auszugehen, dass die Art der Informationsverarbeitung in unserem Gehirn das Bewusstsein hervorbringt. „
JA! Zusatzfrage: Bin ich ICH oder WIR?

@ Lalelu

„...es fällt vielen Schülern schwer, selbstständig Informationen zu sammeln und sie auszuwerten.“
Zustimmung, die Betonung würde ich auf selbständig legen und auch „auswerten“ überläßt man oft anderen (das trifft nicht nur auf Schüler zu, sondern zunehmend auf Mitmenschen mittleren Alters – beobachte ich)

„wenn er (Einstein) nicht den ganzen Abend lang versuchen würde, mir seine physikalischen Erkenntnisse und seine Relativitätstheorie im Detail zu erklären. Dann wäre es mit meiner Entspannung nicht besonders weit her.“
Deswegen wäre mir zunächst meine Oma lieber, lach...

@ carlos1

„...wenn wir nicht genau festgelegt haben, worin der Unterschied zwischen biologisch-chemischen Systemen und elektronischen Rechnern besteht? „
Wird biologisch-chemisch und elektronisch nicht bereits gemeinsam bei den Synapsen verwendet?

hzl Gerdd
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Was bedeutet die Trennung der Intelligenz von Emotion und Empathie? Auf die Zielsetzung kommt...
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Karl vom 18.03.2016, 10:55:46
Vor allem ist dieses Thema sehr lehrreich.

Danke.

Phil.

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