Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Zinsen auf Null. Was bedeutet dies eigentlich?

Aktuelle Themen Zinsen auf Null. Was bedeutet dies eigentlich?

Re: Kurzes off-topic
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 11.03.2016, 21:07:43
Danke Karl. Vielleicht hat Bruny es anders gemeint. Bei mir ist es anders angekommen. Sollte ich es missverstanden haben, so entschuldige ichmnich. Trotzdem muss man nicht so persönlich werden und dann im nachhinein schnell die eigenen Beiträge ändern. Denn zuvor schrieb B. sinngemäss, dass sie auf mich "nicht mehr reagieren" wolle. Ich finde es bedauerlich, dass bestimmte Teilnehmer bei kontroversen Meinungen (die so kontrovers doch gar nicht sind in diesem Fall) oft so persönlich und angriffslustig werden müssen. Leider ist es ja nicht das erste Mal. Das Thema ist viel zu wichtig als das man hier seine Antipathie ggü. anderer TN einfliessen lassen sollte. Deshalb noch einmal an die Adresse von Bruny - wenn ich dich missverstanden habe, dann entschudlige ich mich.
Karl
Karl
Administrator

Draghi ist dabei, die Zukunft zu ruinieren
geschrieben von Karl
Hier noch ein drastischer Kommentar zur Geldpolitik der Zentralbank.

In der Hoffnung der anhaltend niedrigen Inflation entgegenzuwirken, greift EZB-Chef Mario Draghi zu drastischen Maßnahmen. Unter anderem wird der Strafzins für Banken nochmals verschärft und der Leitzins auf null Prozent gesenkt. Geschäftsbanken sollen sich in Zukunft noch preiswerter Geld leihen, doch wo bleibt am Ende eigentlich der Verbraucher? n-tv-Redakteurin Diana Dittmer bezeichnet Draghis Handlung als Verzweiflungsakt. Und auch die deutsche Presselandschaft insgesamt sieht Draghis Entscheidungen äußerst kritisch.
...
Der Münchner Merkur sieht die Zinsabschaffung als Gefahr für die Marktwirtschaft. "Mit der Senkung des Leitzinses auf nullkommanull fällt das Geld im Euroland künftig sozusagen vom Himmel. Immer weiter (über-)dehnt die EZB unter ihrem italienischen Chef das geldpolitische Mandat der Notenbank. Das wird nicht gutgehen. Draghi verwandelt die Eurozone Stück für Stück in ein Schuldnerparadies. Der Zins, der Preis mit der wichtigsten Lenkungsfunktion in der Marktwirtschaft, wird abgeschafft. Seufzer der Erleichterung ausstoßen können vor allem die Finanzminister der klammen Eurostaaten, denen die EZB verbotenerweise die Schuldscheine abkauft.
Quelle
.
geschrieben von ntv


Karl
Re: Draghi ist dabei, die Zukunft zu ruinieren
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 12.03.2016, 09:11:33
Draghis Maßnahmen sind nicht nur drastisch, sondern sie sind schlichtweg vernichtend. Über die äußerst schlechte wirtschaftliche Situation der EU Länder, wie Griechenland, Spanien, Portugal, Frankreich usw. wird kein Wort gesprochen. Im Gegenteil es steht ihnen geborgtes Geld in Hülle und Fülle zur Verfügung. Wo sind die Rating Firmen? Ich habe die Befürchtung, dass wir einem Desaster entgegen rasen. Sieht das keiner, niemand? Oder interessiert es tatsächlich kein Schwein. Oder interessiert es nur mich, weil ich mich hilflos, machtlos und verprellt fühle?
Bruny

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Karl
Karl
Administrator

Re: Draghi ist dabei, die Zukunft zu ruinieren
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.03.2016, 09:30:26
Wieso nur Dich? Mich und andere Diskutanten interessiert es doch auch, ich hätte das Thema sonst nicht eröffnet.

Manche Ökonomen sehen das Endspiel des Kapitalismus, so wie wir ihn kennen, eingeläutet:
Max Otte warnt
‘Alle sind fürs Endspiel positioniert‘


Die ständige Geldzufuhr der Notenbanken wirkt wie eine Droge für die Finanzmärkte. Sie sind abhängig vom billigen Geld aus der Druckerpresse. Doch dieses Spiel, so Otte, könne nicht ewig so weitergehen. Und für das, was passiere, wenn das Kartenhaus in sich zusammenfällt, gebe es „kein Drehbuch“: „Im schlimmsten Fall ist dann Geld nichts mehr wert und die Wirtschaft kommt zum Erliegen. Ebenso könnten die Konflikte in der Welt zu einem größeren Krieg eskalieren“, warnt der Finanzexperte ...

US-Heuschrecken gefährden deutschen Mittelstand

Mit Machtwirtschaft meint Otte in erster Linie die Vormachtstellung der USA, die dem Wormser Professor für Betriebswirtschaftslehre schon länger ein Dorn im Auge ist. Die USA verfolge seiner Ansicht nach eine „konsequente und rücksichtlose Industriepolitik, um ihre eigenen Unternehmen zu fördern.“ Der VW-Skandal sei der beste Beweis (Mehr dazu hier). Doch damit nicht genug. Otte kritisiert, dass die divergierende Geldpolitik der Zentralbanken der USA hilft, diese Vormachtstellung weiter auszubauen. Durch die US-Zinswende einerseits und der weiterhin lockeren Geldpolitik der EZB andererseits werde es US-Unternehmen noch leichter fallen, europäische Märkte zu erobern und vor allem europäische Unternehmen zu schlucken. Dabei hätten Private-Equity-Firmen mit dem billigen Geld bereits den halben und europäischen Mittelstand aufgekauft und große Verwüstungen hinterlassen. „Komisch, dass niemand mehr von ‚Heuschrecken‘ spricht“, so Otte in Anspielung auf die 2005 vom damaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering angestoßene Debatte zur Übernahmewelle durch Private-Equity-Investoren. Quelle.
geschrieben von wallstreet-online.de (29.12.2015)

Nur mit Sachwerten werden sich Vermögen retten lassen. Geld könnte irgendwann wertlos sein.
Denn: „Wenn es wirklich kracht, kommt man nicht so ohne weiteres an sein Geld (…).“ Es bestehe laut Otte sogar die Gefahr, „dass sich unser Geld und unser Papiervermögen in Luft auflöst.“
geschrieben von ebd.

Solche Ereignisse, sollten sie denn eintreten, lassen nichts Gutes für Europa und die Welt erwarten. Für ökonomische Verwerfungen werden wieder Sündenböcke gesucht werden.

Karl
Edita
Edita
Mitglied

Re: Draghi ist dabei, die Zukunft zu ruinieren
geschrieben von Edita
als Antwort auf Karl vom 12.03.2016, 10:19:43

Nur mit Sachwerten werden sich Vermögen retten lassen. Geld könnte irgendwann wertlos sein.
Denn: „Wenn es wirklich kracht, kommt man nicht so ohne weiteres an sein Geld (…).“ Es bestehe laut Otte sogar die Gefahr, „dass sich unser Geld und unser Papiervermögen in Luft auflöst.“
geschrieben von karl

Solche Ereignisse, sollten sie denn eintreten, lassen nichts Gutes für Europa und die Welt erwarten. Für ökonomische Verwerfungen werden wieder Sündenböcke gesucht werden.
Karl
geschrieben von ebd.


Sachwerte......ja - so lange man sie auch ohne die Null- oder Niedrigzinspolitik bezahlen oder halten kann! Viele Leute lassen sich jetzt aufgrund obiger Politik dazu verleiten, sich noch schnell Immobilien, wenigstens aber mindestens eine, zuzulegen, das hat jetzt schon dazu geführt, daß sich eine Immobilienblase mit immens überhöhten Preisen gebildet hat, und die Gefahr, daß diese Blase platzt, wird jeden Tag größer!

Edita
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Draghi ist dabei, die Zukunft zu ruinieren
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.03.2016, 09:30:26
"Über die äußerst schlechte wirtschaftliche Situation der EU Länder, wie Griechenland, Spanien, Portugal, Frankreich usw. wird kein Wort gesprochen. Im Gegenteil es steht ihnen geborgtes Geld in Hülle und Fülle zur Verfügung. Wo sind die Rating Firmen? Ich habe die Befürchtung, dass wir einem Desaster entgegen rasen.

Die Gefahr der Blasenbildung an Immmobilienmärkten steigt, wenn weiter das QE (quantitative easing) von Draghi wie bisher weitergeführt wird. Wer davon spricht, dass es die kleinen Leute trifft, die Menschen, die für ihre Altersversorung sparen müssen, die Sparer allgemein, darf nicht vergessen, dass die Maßnahmen der EZB vielen auch Nutzen bringen. Einmal dem Staat. Nicht nur dem deutschen Staat, sondern vor allem den südeurop. Peripheriestaaten. Der italienische Staat z. B hat durch das billige Geld einen Vorteil von umgerechnet 300 Mrd EUR im Jahr. Warum also sollte dieser Staat sich um Reformen bemühen, die die Wirtschaft effizienter werden lassen? Die italienischen Zeitungen preisen Draghi für sein Vorgehen. Schäuble? Der dt. Staat gewinnt auch, ca 30 MRd EUR im Jahr.

Der EZB ist strikt untersagt Staaten zu finanzieren, aber die lockere Geldpolitik ist doch nur die Folge (oder notwendige Konsequenz) eines totalen Versagens der Staaten in Fragen der Reformen. Es gibt alte Lehrbuchweisheiten von Ökonomieprofessoren, die da lauten, dass das Notenbankgeld niemals seinen Wert behalten wird, wenn Politiker ihre Finger darauf legen können. Was Draghi tut ist praktisch und faktisch Staatsfinmanzierung durch die Notenbank, gedacht aber als letzter Ausweg aus einer Krise. Aber die Staaten und ihre Politiker bekommen das Geld, das sie benötigen, um es zu verteilen und sich an der Macht zu halten und das Publikum jammert und wählt diese Politiker. Statt geringerer Schuldenaufnahme, steigt die Verschuldung in vielen Staaten.

Italieniosche Zeitungen sind wie gesagt voll des Lobes über Draghi. Ist ihnen das zu verdenken? Sind wir in Dtld besser? Es gibt 13 Bundesländer, die wenig tun, um ihre Wirtschaftstruktur zu verbessern. Warum sollten sie sich anstrengen? Sie bekommen das Geld über den Finanzausgleich ohnehin.

Es gibt Gewinner und Verlierer dieser Art von Politik. Der Staat gewinnt. Es gibt einen Run aufd Sachwerte (Immobilien, Aktien).

Richtig ist: Die Mieten sind derzeit in betimmten Regionen so hoch, dass sich ein Immobilienkauf lohnt. Wer 1500.-EUR Miete für eine ET zahlt, kann sich eine gute Wohnung kaufen, mit weniger als der Miete abzahlen und in weniger als zehn Jahren mit der Tilgung (durch Sondertiglung) fertig sein. Nicht ein Porzent Tilgung also, sondern 9,5% plus Möglichekeiten zur Sondertilgung. Die Kaufpreise für Immobilien steigen rasant in bestimmten Regionen.

Die Schere zwischen Arm und Reich geht dabei aber immer weiter auseinander. Das kann man ein Desaster nennen. Die Politk des leichten Geldes schädigt Sparer und fördert die Blasenbildung an den Märkten. Es hilft nichts, wenn Statistiker nachweisen können, dass es viele leerstehende Wohnungen gibt, draußen in der Pampa.

Das Thema gehört in die Rubrik Wirtschaft.

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Re: Draghi ist dabei, die Zukunft zu ruinieren
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 12.03.2016, 10:19:43
Karl, es interessiert mich, Dich und DiskutantInnen, aber WIR können nichts bewirken. Es interessiert Niemand der an dem Ganzen was ändern könnte. Warum sollte es auch interessieren, solange kurzfristig eben noch alle Mitmischenden den Reibach machen. Das große Heulen kommt, wenn eine der Blasen angestochen wird.
Ich war soeben beim einkaufen, im Vergleich zu genau einem Monat habe ich im gleichen Ort 5 Schilder an leeren Geschäften gesehen: zu vermieten und 3 an großen Gebäudekomplexen: zu verkaufen.
Im Gegensatz dazu ist ein 1 Euro Lädchen entstanden.
Ein paar Kilometer weiter, an der Küstenstraße das gleiche Bild. Jeder 3. Laden ist geschlossen, zu vermieten oder zu verkaufen. Wenn etwas Neues entsteht ist es ein China Laden, der die ersten 2 Jahre keine Steuern zahlen muss. Tolle Arbeit leisten die Politiker
Aber sich wundern über die Politikverdrossenheit des potentiellen Wählers .
Bruny
Karl
Karl
Administrator

Re: Draghi ist dabei, die Zukunft zu ruinieren
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.03.2016, 12:57:36
Liebe bruny,

wobei ich bezweifeln würde, dass die Politiker noch die Macht haben, die wirtschaftliche Entwicklung tatsächlich zu kontrollieren. Ist nicht Draghi viel mächtiger als Merkel? Politiker können noch manche Rahmenbedingungen festlegen, aber die Probleme liegen so tief im System, dass es nicht genügt, auf die Politiker zu schimpfen.

Nur, wie kann ein Systemwechsel stattfinden und vor allem: was tritt an die Stelle des Alten?

Wenn man kein Ideologe ist, erkennt man, wie schwierig die Lösungen sein werden.

Karl
pippa
pippa
Mitglied

Re: Draghi ist dabei, die Zukunft zu ruinieren
geschrieben von pippa
als Antwort auf carlos1 vom 12.03.2016, 11:05:26
Richtig ist: Die Mieten sind derzeit in betimmten Regionen so hoch, dass sich ein Immobilienkauf lohnt. Wer 1500.-EUR Miete für eine ET zahlt, kann sich eine gute Wohnung kaufen, mit weniger als der Miete abzahlen und in weniger als zehn Jahren mit der Tilgung (durch Sondertiglung) fertig sein. Nicht ein Porzent Tilgung also, sondern 9,5% plus Möglichekeiten zur Sondertilgung. Die Kaufpreise für Immobilien steigen rasant in bestimmten Regionen.
geschrieben von carlos

Viele Immobilien sind im Besitz von Banken, und die haben momentan keinerlei Interesse, diese zu verkaufen, jedenfalls erlebe ich dies zur Zeit.
Pippa
Re: Draghi ist dabei, die Zukunft zu ruinieren
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 12.03.2016, 14:32:02
Hallo Karl, ich bin durchaus mit Dir einer Meinung. Der einzelne Politiker kann nichts mehr machen. Es wurde ein System geduldet, dass einen einzelnen Mann über das Wohl oder Wehe von ganz Europa entscheiden lässt und das ist meines Erachtens falsch. Aber auch falsch war von allen etablierten Politikern, dass sie aus der Finanzkrise nichts gelernt haben. Wenn ich daran denke, dass unser duales Ausbildungssytem, auf welches Deutschland zu recht immer sehr stolz war, nach Spanien exportiert werden sollte. Aber bei dem sollte ist es geblieben. Lieber wurde Rajoy und Co. zum todsparen verteufelt, als ihm zu sagen, pass auf wir helfen dir aber du musst die Hilfe annehmen. Zwischenzeitlich sind wir leider so weit, dass unser duales Ausbildungssystem selbst in Scherben liegt, weil jeder noch so untalentierte Schüler mit hunderten Nachhilfestunden zum Abitur geprügelt wird und danach in ein hoffnungsloses Studium. Und die Wirtschaft schreit nach Auszubildenden. Paradox oder? Ich will mich hier nicht weiter darüber auslassen, was m.E. alles falsch läuft, weil ich sonst Gefahr laufe an den Marterpfahl gestellt zu werden , und ich habe mich schließlich nicht umsonst aus den Politikthreads zurückgezogen.
Im Moment sehe ich nur leider keinen Ausweg aus diesem System, außer ein neues System zu etablieren. Dazu wiederum fehlen mir Menschen mit Visionen.
Bruny

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