Diskussion historischer Ereignisse Erinnerungskultur

Mitglied_bed8151
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Re: Erinnerungskultur
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 10.01.2011, 10:10:24
tatsächliche oder vermeintliche kommunisten sind die hexen unserer zeit. selbsternannte inquisitoren gibt es massig. beim SPIEGEL gibt es eine ganze hundertschaft. wehe dem häretiker, den sie gerade ausgeguckt haben. - gottseidank leben wir in einem rechtsstaat. der kann allerdings nur die schlimmsten dinge bannen (z.b. zuchthäuser und psychiatrien und überhaupt konzentrationslager, in denen kommunisten landen würden). gegen hinz + kunz und deren alltägliche unterstellungen und beschimpfungen ist kein kraut gewachsen. sie fühlen sich als die sieger der geschichte (und sind doch nur die stimmen ihrer herren). gesine lötzsch, vorsitzende der partei DIE LINKE, ist deren aktuellstes opfer.

--
Wolfgang
adam
adam
Mitglied

Re: Was hat das noch mit der Erinnerungskultur zutun?
geschrieben von adam
als Antwort auf miriam vom 10.01.2011, 10:43:17
Na ja - und so geht auch dieses Thema den Bach runter.

Miriam


@miriam,

auch das gehört zu den Erinnerungen und muß durchdacht sein: Die DDR als von oben verordneter Bypass um die real existierende Deutsche Geschichte herum. Und Du merkst doch an den Reaktionen einiger, daß sie den Bypass aufrecht erhalten wollen und einigen ist er so genehm, daß sie ihn am liebsten übernehmen möchten.

Ich schreibe nicht über die Gedankenwelt hier, sondern aus dem täglichen Leben. Es ist auch menschlich und verständlich, daß positive Erinnerungen die negativen überlagern und so kommt es zur Geschichtsverfälschung und falschen Reaktionen, z.B über die Zeit des Nationalsozialismus.

- alles was Adolf Nazi gemacht hat, war auch nicht schlecht -
- der Autobahnbau war gut und hat Arbeitsplätze geschaffen -
- unter Adolf Nazi hätte es sowas nicht gegeben -
- Jetzt haben wir den Juden genug gezahlt, irgendwann muß mal Schluß sein -

Das dürften die bekanntesten Reaktionen sein, die falsch sind, Irrtümer weiter geben und falsche Zusammenhänge herstellen. Deshalb meine ich, daß wir nicht einmal dran denken dürfen, irgendwo eine "Stunde Null" einzufügen. Das würde genau solche Irrtümer einfrieren und das Erkennen von Fehlern, die in der Geschichte gemacht wurden, wiederholbar machen.

Wir müssen wissen, daß Antisemitismus keine Erfindung der Nazis war und erforschen, wie Rassismus jeder Art vermieden werden kann, wie aus Patriotismus Nationalismus wird, wie aus einer wehrlosen Weimarer Demokratie eine wehrhafte wird und viele Punkte mehr. Es ist alles Thema von Erinnerung.

--

adam





Mitglied_81b4260
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Re: Was hat das noch mit der Erinnerungskultur zutun?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf miriam vom 10.01.2011, 10:43:17
Es zeigt vor allem die Schwierigkeit einer "Erinnerungskultur", bei der die wesentliche Voraussetzung fehlt:

- Eine weitgehende Übereinstimmung von individuellen Erinnerungen mit den "Erinnerungen" der Tonangebenden und Machtbesitzenden.

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lotte2
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Re: Was hat das noch mit der Erinnerungskultur zutun?
geschrieben von lotte2
als Antwort auf miriam vom 10.01.2011, 10:43:17
Na ja - und so geht auch dieses Thema den Bach runter.

Miriam


"DAS" hat sehr viel mir Erinnerungskultur zu tun, miriam..

"ES"zeigt, wie u.U. Erinnerungen zustande kommen ... nämlich als bereits "Aufbereitetes"


Und als zeitgeschichtliches Thema macht der Disput zwischen Adam und Hugo ebenfalls ganz deutlich. welchen " objektiven Wert " -Was ist objektiv ?- unsere eigenen Einnerungen mit dem augenblicklichen Neuansatz Marx`schen Gedankenguts zu tun hat...


Nein, nein.... ich denke, das Thema geht nicht den Bach runter, der Bach wird tiefer .... im Sinne von Multikausalität...
miriam
miriam
Mitglied

Re: Was hat das noch mit der Erinnerungskultur zutun?
geschrieben von miriam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.01.2011, 12:03:04
Adam und Mart - jetzt erst sehe ist, dass auch Lotte anwesend ist...

dieses Thema ist an und für sich nicht gerade einfach zu behandeln. Auch wenn hier natürlich ein großer Teil sich m.E. mit der Vergangenheit Deutschlands befassen soll, darf man nur in einem gewissen Masse den Genossen Egon Krenz hier thematisieren - wenn wir beim Thema bleiben möchten.

Adam - der Begriff Stunde Null bedeutet nichts anderes, als das Ende des Krieges und die Möglichkeit eines Neubeginns. Wie sollte dieser überhaupt ermöglicht werden, ohne eine Stunde Null?

Natürlich hatte ich ein, wenn auch vages Konzept, für dieses Thema.
So wie aber einige (sehr sehr wenige!), dieses Thema behandeln möchten, ist mir ein Übergang zur Frage des kollektiven Gedächtnisses, fast nicht mehr möglich.
Wenn wir aber hier nicht auch darüber diskutieren, dann bewegen wir uns immer weiter weg vom Thema der Erinnerungskultur - so zu sagen hin zum Genossen Krenz.

Diese kleine Erklärung, um Euch begreiflich zu machen, warum ich persönlich - sine ira et studio -das Thema nicht weiter führe.

Miriam

Liebe Lotte - über deinen Beitrag möchte ich noch nachdenken.
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Was hat das noch mit der Erinnerungskultur zutun?
geschrieben von eleonore
als Antwort auf miriam vom 10.01.2011, 13:05:23
es wäre schade, wenn dieses thema in orcus verschwinden würde.

miriam, hat nich jede von uns auch eine persönliche *stunde null*?

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clara
clara
Mitglied

Re: Was hat das noch mit der Erinnerungskultur zutun?
geschrieben von clara
als Antwort auf miriam vom 10.01.2011, 13:05:23
- der Begriff Stunde Null bedeutet nichts anderes, als das Ende des Krieges und die Möglichkeit eines Neubeginns. Wie sollte dieser überhaupt ermöglicht werden, ohne eine Stunde Null?


Eine andere Möglichkeit kann ich mir auch nicht denken. Der Neubeginn bedeutet ja nicht, dass alles Geschehene vergessen werden soll, das gerade nicht. Er schließt aber auch nicht aus, dass eine Versöhnung statt finden kann, Versöhnung mit nachgeborenen Menschen und mit der Geschichte.
Ich denke dabei an die beiden für Deutsche bedeutendsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts, die rechte und die linke Diktatur.

Miriam, Du erwähnst weiter vorne den Musikforscher und Publizisten Gottfried Wagner. Ich habe sein Buch "Wer mit dem Wolf heult" gelesen, in dem er schonungslos mit dem Verhalten der Familie Wagner unter den Nazis abrechnet und aufdeckt. Ich denke, dass dieses Buch hauptsächlich dazu beigetragen hat, dass Gottfried Wagner vom restlichen Wagner-Clan so zu sagen zur persona non grata erklärt wurde, d. h. er ist für die Familie nicht mehr existent. Weder erfuhr er rechtzeitig vom Tod seines Vaters noch kennt er die genaue Grabstätte.

Dies nur, um zu zeigen, wie schwierig die Sache mit der Erinnerungskultur ist.

Clara
sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: Was hat das noch mit der Erinnerungskultur zutun?
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf clara vom 10.01.2011, 13:46:01
Ich empfinde das Wort “ Erinnerungskultur “
für nicht angebracht. Es umschleiert, verfälscht.

Es handelt sich um Geschehen, die in der Vergangenheit
stattfanden, und deren Folgen weit in die Zukunft reichen.
Eine Kette von Interessen, Ereignissen.

Jede politische Historie ist ein menschlicher Skandal und keine Erinnerungskultur.

Gleich, um welches Land es sich handelt.
Eine Stunde Null wird es nicht geben, weil eins ins andere greift.

Jede Geschichte, hat eine Vor – und Nachgeschichte und es ist nicht abzusehen, dass sich daran etwas ändert.

Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, müsste weltweit, ein neuer,
verantwortungsbewusster Menschentyp entstehen.

Vielleicht zwingt uns die Natur und die Vernunft eines Tages dazu. Vielleicht wird es niemals geschehen und der Lebens - und Überlebenskampf geht so weiter.

Es gab einzelne Menschen, die ihre Freiheit und sogar ihr Leben gaben, um eine gerechtere, bessere Welt zu schaffen.
Es gibt sie sicher auch heute noch.

Sie konnten etwas bewegen, doch ich befürchte, die Welt wird nicht auf sie hören.

Sarahkatja
lotte2
lotte2
Mitglied

Re: Was hat das noch mit der Erinnerungskultur zutun?
geschrieben von lotte2
als Antwort auf sarahkatja vom 13.01.2011, 01:31:01
Ich empfinde das Wort “ Erinnerungskultur “
für nicht angebracht. Es umschleiert, verfälscht.

Es handelt sich um Geschehen, die in der Vergangenheit
stattfanden, und deren Folgen weit in die Zukunft reichen.
Eine Kette von Interessen, Ereignissen.

Jede politische Historie ist ein menschlicher Skandal und keine Erinnerungskultur.

Gleich, um welches Land es sich handelt.
Eine Stunde Null wird es nicht geben, weil eins ins andere greift.

Jede Geschichte, hat eine Vor – und Nachgeschichte und es ist nicht abzusehen, dass sich daran etwas ändert.

Sarahkatja


Diesen Worten ist zuzustimmen, Sarahkatja.. warum allerdings " Skandal" ? Vorkommnis reicht wohl....

aber der Begriff Kultur ist -mMn - nicht mit dem Begriff Historie=Geschichte gleichzusetzen. Das tust Du in meinen Augen.
Erinnerungskultur ist - wieder meiner Meinung nach - der Umgang einzelner (durchaus auch Fachhistoriker/innen) , der Umgang größerer Gruppen oft ideologisch ausgerichteter Mitglieder und letztlich der private Umgang mit historischen Fakten, die unwiderlegbar sind ....


Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Was hat das noch mit der Erinnerungskultur zu tun?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
gestern in arte.tv: Das Schweigen der Quandts. Sven Quandt, einer aus der enkel-generation der Familie Quandt, zeigte sich erstaunt, dass man sich über konzentrationslager und zwangsarbeit echauffieren könne. das habe alles so einen "negativen touch". man müsse aufhören mit dem erinnern. das führe nicht weiter.

--
Wolfgang

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